2007 – Jahr der social networks in Deutschland

de.internet.com zitiert die FAZ und deren Studie von Nielsen Online zum Wachstum der Web 2.0 Unternehmen. Youtube legte international enorm zu.
In Deutschland haben StudiVZ und dessen Ableger SchülerVZ noch einmal kräftig zugelegt. Mister Wong taucht auf Platz 2 der Wachstumsrangreihe auf, während eBay in Deutschland auf sehr hohem Niveau stagniert.

T-Community und was man aus diesem Fehlschlag lernen kann

Das social network T-Community verstarb still und leise. Eine Pressemitteilung sowie der Hinweis auf der Website, das die Community zum Jahresende eingestellt wird und das war es. Den Mitgliedern wird noch der Wechsel in die Fussball-Community fussball.de angeboten. Etwas Schadenfreude mag den einen oder anderen dabei befallen haben. Immerhin fiel da nicht irgendwer auf die Nase sondern eines der größeren Unternehmens Deutschland hat Grenzen aufgezeigt bekommen.

Aber war da nicht die Erkenntnis, das man von Fehlschlägen mehr lernen kann, als von Erfolgen? Und das es klüger ist aus den Fehlschlägen anderer zu lernen, als selbst diese Fehlschläge zu produzieren? Was könnten wir also vom „Fehlschlag T-Community“ wertvolles lernen?

Das führt zur Frage, woran die T-Community letztlich gescheitert ist. Es gab und gibt sicher weniger aktuelle und attraktive Communitysites, die trotzdem noch im Markt aktiv und mehr oder weniger erfolgreich sind. Auch ein Mangel an wichtigen Features kann man nicht als Hauptursache ausmachen.

Turi2 schreibt ganz plastisch dazu „Konzerne können es einfach nicht“.

Der Corporate Media Blog zitiert dazu noch den Telekom-Sprecher, nach dessen Angabe die T-Community insgesamt nur als Test zu verstehen gewesen sei aus dem man jetzt lernen und die nötigen Schlüsse ziehen wolle.

Das Zitat von Oliver Samwer bei Turi2 zeigt einen Grund für die Misere der Telekom. Wenn ein Konzern mit diesen Ressourcen und dem Kundenpotenzial keine Community auf die Beine stellen kann, muss der Grund für das Scheitern auf der Seite der Kunden liegen. Niemand scheint in einer Community der Telekom heimisch werden zu wollen.
Wer dazu den dezenten Hinweis aus dem Hause Telekom addiert, das das alles eh nur ein Test gewesen sei, wird sich möglicherweise darin bestätigt sehen, nicht in der T-Community aktiv gewesen zu sein. Wer seine Kunden nur als Verfügungsmasse versteht, die er mal hierhin mal dorthin rangieren kann, hat vermutlich einige Zeichen der Zeit übersehen. Zumindest sollte man als Unternehmen nicht erwarten als Partner ernst genommen zu werden, wenn man seine Kunden selbst nicht wirklich ernst nimmt. Dort, wo dem Käufer nicht genügend Optionen offen stehen, wird er akzeptieren, was gemeinhin als das geringere Übel bezeichnet wird. Hat er die freie Wahl entscheidet er nach eigenem Gusto. Und da war die T-Community eben nicht die Community der Telekom-Kunden.

Auch wer seine Kunden wirklich schätzt und sich um sie kümmert, wird trotzdem nicht automatisch zum perfekten Gastgeber einer Community. Die Erwartungshaltung an eine Community und das Image und die Erfahrung mit einem Unternehmen oder einer Marke müssen nicht immer kompatibel sein, auch wenn man mit Marke / Unternehmen nur gute Erfahrungen gemacht hat. Ich bezeichne das gern als das Buchhalterphänomen. Stellen Sie sich vor, Sie haben jemanden, der Ihre Buchhaltung perfekt macht. Ein pflegeleichter Mensch, ruhig, gelassen, extrem zuverlässig und penibelst genau. Ein Juwel in seinem Metier. Aber würden Sie diesen Menschen als perfekten Begleiter für eine rauschende Party sehen?
Es reicht eben nicht, die Mittel und das Potenzial zu haben, man benötigt auch noch den einen guten Grund für die Zielgruppe mitzumachen. Und die nötige Akzeptanz als Unternehmen für eben diesen neuen Unternehmenszweck. Und wenn dann noch die Unternehmenskultur passt könnte es Sinn machen, über eine eigene Community nachzudenken. Sofern da noch Luft im Markt ist.

So gesehen kann man den Versuch als Unternehmen eine eigene Community aufzubauen auch als Stunde der Wahrheit sehen. Daran, ob König Kunde sich für Marke / Unternehmen engagiert zeigt sich nicht weniger klar, wie wichtig dem Konsumenten die eine oder andere Marke wirklich ist. Da zeigt sich schonungslos, was der Markt wirklich vom Unternehmen oder der Marke hält.

Die Zahl der großen general interest Communitys wie die Zahl der special interest Communitys ist deutlich begrenzter, als die Zahl derjenigen, die langfristig gesehen dieses Instrument für Neukundengewinnung und Kundenbindung nutzen wollen. Niemand wird zugleich in vielen Communitys aktiv sein. Und nur belebte, hochaktive Communitys sind wirklich interessant. Je später man kommt, desto härter bestraft auch hier der Markt.