Max: Print ist tot – es lebe das Internet

So ketzerisch könnte man die Entscheidung von Hubert Burda Media zusammenfassen. Mit sofortiger Wirkung wurde die Printausgabe eingestellt. In Horizont.de ist dazu kurz und knapp zu lesen:

„Obwohl der Verlag in den vergangenen Jahren erheblich in das hochwertige Lifestyle-Magazin investierte, konnte „Max“ in einem sehr schwierigen Marktumfeld nicht das notwendige Erlösniveau erzielen“, begründete der Verlag die Entscheidung. Die Doppelnummer Januar/Februar wird die letzte Ausgabe sein. Die Auflage lag im 3. Quartal 2007 bei rund 150.000 verkauften Exemplaren.

Die Marke wird aber nicht komplett vom Markt verschwinden, sondern soll im Internet und in Print in Form der „Max-City-Guide-Editionen“ sowie „Max-Spezial-Ausgaben“ für die Werbe- und Kommunikationsbranche weiter bestehen.“

Max.de soll also richten, was Max in Printform nicht mehr leisten konnte. Ein betriebswirtschaftlich nachvollziehbarer Gedankengang, aber wenn wir daran denken, welch glückliche Hand Printmedien in der Contentvermarktung online bislang aufzuweisen hatten, zeigt sich des Pudels Kern. Hier droht ein steiler Absturz in zwei Teilen. Zuerst Print, dann online. Wie ich dazu komme?
Sehen wir uns zuerst einmal die Situation bei Max.de an.

Im Internet steht Max nach IVW wie folgt da: 0,15 Mio unique users produzierten im Oktober 546 Tsd Visits und 5,5 Mio PIs.

Wenn wir uns dann in Erinnerung rufen, das die wesentlichen Einnahmen eines Lifestyle-Magazins mit Werbung erwirtschaftet werden und Werbung im Internet – undankbarer Weise – sehr viel weniger einbringt als bei Print und Printmedien Verkaufserlöse erzielen, sehen wir das die Aufgabe des Printmagazins zwar schnelle Kosteneinsparung mit sich bringt, die Produktion hochwertigen Contents jetzt aber wirtschaftlich vom Internet-Magazin getragen werden müsste, das bei etwa gleicher Kundenzahl jetzt deutlich geringere Erträge leisten kann. Ob diese Rechnung aufgeht und der redaktionelle Standard bei Max.de gehalten werden kann, wenn die Printversion keinen wirtschaftlichen Beitrag zur Contentproduktion leistet, wird sich zeigen. Die Zeichen sehen eher danach aus, das Max.de mit dem Wegfall der Printausgabe „dünner“ werden wird.

Das man sich von Max in Printform trennt und ganz auf das Internet konzentriert, könnte man auch als mutigen Schritt und aktive Zukunftsgestaltung bezeichnen, wenn denn die Verlagshäuser eine glücklichere Hand mit der Vermarktung von Inhalten im Internet aufweisen könnten oder dahinter ein innovatives Konzept für Max.de stehen würde. So sieht das doch zu sehr nach einer betriebswirtschaftlich bedingten Verzweiflungstat aus, die das Ende unseres Heroen nur auf zwei Akte verteilt und Max langsam dahinsiechen lässt.

Wo die Fähigkeit Leser im Printbereich zu halten schwindet, wächst nicht automatisch die Fähigkeit User im Internet zu binden. Im Gegenteil. Das Internet bringt es nun mal – systembedingt – mit sich, das der User dort noch flüchtiger ist als im Printbereich und noch weniger bereit für Content zu bezahlen.
Mit den alten Methoden im neuen Medium das Ruder herum reissen zu wollen, ist eher ein sicheres Ticket in den zweiten finalen Akt von Max als Max.de als ein hoffnungsfroher Ansatz. Es würde mich trotzdem mehr freuen, wenn ich mich irren würde.

Empfehlenswerte Fachbücher: Community Building von Amy Jo Kim

Wie gut ein Fachbuch wirklich ist, zeigt sich gelegentlich auch auf recht skurrile Weise. Community Building von Amy Jo Kim ist in der deutschsprachigen Ausgabe schon seit längerem Vergriffen und wird von Amazon.de auch nicht in gebrauchter Form angeboten. Das heisst, wer sich diese Buch rechtzeitig gesichert hat, gibt es nicht wieder her. Zu dieser egoistischen Spezies zähle ich mich. Ein Blick in die amerikanische Ausgabe von Amazon – amazon.com – zeigt noch einmal erstaunliches. Da werden 5 gebrauchte Exemplare ab US$ 95 angeboten. Das ist nicht schlecht für ein Buch das 2000 als paperback erschien und auch in der gebundenen deutschsprachigen Ausgabe neuwertig sehr viel preisgünstiger erstanden werden konnte.
Wer sein Glück trotzdem versuchen will – das Buch ist zwar für Internetverhältnisse schon steinalt, aber immer noch hilfreich.

Auch bei Amy Jo Kim findet sich der pragmatische amerikanische Ansatz, der sich mehr an der praktischen Umsetzung als an grundlegenden Theorien orientiert.

Als kleine Entscheidungshilfe ob es sich lohnt auf die Suche nach Ausgaben dieses Buches zu gehen, hier eine kurze Übersicht über das Inhaltsverzeichnis:

Neben einer sehr umfassenden Einführung findet der interessierte Leser einen nach meiner Meinung sehr praxisnah und vor allem an der realen Bedeutung orientiert gegliederten Inhalt

  1. Die Zielsetzung (24 Seiten)
  2. Treffpunkte: Menschen zusammenführen (42 Seiten)
  3. Profile: Lernen Sie Ihre Mitglieder kennen (31 Seiten)
  4. Rollen: Vom Neuling zum Senior (34 Seiten)
  5. Führung: Wer ist zuständig (39 Seiten)
  6. Etikette: Verhaltensregeln (28 Seiten)
  7. Events: Meetings. Aufführungen und Wettbewerbe (40 Seiten)
  8. Rituale: Handshakes, Feiertage und Zeremonielles (31 Seiten)
  9. Untergruppen: Clans, Clubs und Komitees (40 Seiten)

Die Beispiele im Buch sind längst Geschichte, was dem Inhalt aber qualitativ nicht abwertet. Es ist in meinen Augen immer noch das praktischste Buch zu den „Strategien für den Aufbau erfolgreicher Web-Communities“ wie auch der Untertitel des Buches lautet.

Der deutsche Verlag – Galileo Business – hat sich aus dem Thema Marketing zurückgezogen, so dass eine Wiederauflage vermutlich nicht so schnell zu erwarten ist. Dies ist sehr zu bedauern, weil empfehlenswerte Fachliteratur zu Aufbau und Management einer Web-Community oder social networks dünn gesät ist.