Google eCommerce Search – wie Google Geschäftsmodelle aushebeln kann

Google eCommerce Search – mehr als nur ein neues Google Produkt

googlecGoogle bietet großen eCommerce Shops die Möglichkeit an, ihre Produkte über den eCommerce Search finden zu lassen. Auf den ersten Blick ist das ein weiteres der Google Produkte. Auf den zweiten Blick zeigt es welches Potenzial ein Unternehmen hat, das sich an einer zentralen Drehscheibe des Internets nahezu monopolartig etabliert hat. Google selbst ist nicht zuletzt ein Argument für die These „the winner takes it all“ nach der ein Anbieter durchaus das komplette Netz abdecken kann.

Google eCommerce Search – was passiert da?

Auf den ersten Blick: Google bietet eine bessere Suche und einfachere Nutzung für eCommerce Shops. Das ist unbestritten die Kernkompetenz des Unternehmens.

Auf den zweiten Blick: Google positioniert sich in den eCommerce Shops zwischen Shop und Interessenten / Kunden. Das hat strategische Bedeutung.

Die Shopbetreiber werden zunehmend von Google abhängig, je mehr sie auf dessen – unbestrittene – Kompetenz in Sachen einfache Suche setzen. Google stellt sich zwischen Betreiber und Markt. Je weniger eCommerce Shops die eigene Kompetenz auf diesem wichtigen Feld aufbauen desto stärker die Abhängigkeit von Google. Und die ist in diesem Fall nicht ganz ohne. Nach Techcrunch berechnet Google für diesen Dienst jährlich ab $50.000. Ein sicheres Geschäft, das mit der zunehmenden Nutzung noch sicherer wird. Je länger ein Shopbetreiber diese Leistung in Anspruch nehmen wird, desto mehr wird erfahrungsgemäß die eigene Kompetenz und Leistungsfähigkeit zurückgehen und damit die Abhängigkeit von Google steigen.

Für die Nutzer steht eine einfachere, komfortable Suche in möglicherweise vielen Shops an. Das ist erst einmal ein Fortschritt. Zugleich kann man aus dem Interesse und dem Kaufverhalten wertvolle Informationen gewinnen, insbesondere wenn der Nutzer auch Inhaber eines Googleaccounts ist. Google ist in der Lage auf diesem Weg die wichtigsten, weil wirtschaftlich direkt verwertbaren Informationen eines Profils zu sammeln. Wem diese Informationen dann zur Verfügung gestellt, bzw. wie sie genutzt werden, liegt allein in der Hand von Google.

Betrachtet man das aus der Sicht der eCommerce-Betreiber öffnet man indirekt die eigene Datenbank für den Markt.

Ein dritter Blick auf dieses Produkt zeigt weitere strategische Perspektiven auf.

Erinnern Sie sich noch an diesen Satz von Bill Gates?

Banking is neccessary, banks are not.

Ersetzen wir banking durch shopping und wir gewinnen einen neuen Blick auf Googles eCommerce Search. Google vermittelt die gesuchten Produkte. Im Shop des Betreibers, versteht sich. Aber solange nicht absolut wasserdicht gesichert ist, das dieses Wissen – wer interessiert sich für welche Produkte – nicht den jeweiligen Shop verlässt, besteht die reale Gefahr, das Google in absehbarer Zeit darüber entscheiden kann, welches Produkt wem angeboten wird. Googles eCommerce Search wird nicht im Shop sondern bei Google gehostet, wenn ich die Informationen richtig verstanden habe.

Blick vier geht in eine andere Richtung – auch Affiliate Marketing wird leiden.

Sagt Ihnen der Name affiliate marketing etwas? Da werden Websites Dritter genutzt um Produkte zu vermarkten. Welche Bedeutung hat Affiliate Marketing noch, wenn die Produktsuche über Google so viel einfacher ist? Eigentlich ist dieser Weg nur noch für Spontankäufe interessant. Oder für kleine Shops, die sich Google eCommerce Search nicht werden leisten können. Letzteres auch nur solange bis Google die Preise so weit senkt, das jeder seinen Dienst wirtschaftlich nutzen kann.

Fazit

Googles eCommerce Search ist zumindest ein gutes Beispiel dafür, welche Möglichkeiten der Suchmaschinengigant durch entsprechende Produkte hat. Wie er seine Möglichkeiten nutzt und wie weit er dabei geht, liegt allein in seiner Hand. Das ist eine Situation, die  auch bei einem Unternehmen, das sich auf die Fahne geschrieben hat, nicht böse zu sein, schwer erträglich ist.

Wie gefährdet ist eigentlich Ihr Geschäftsmodell durch Google?

Freemium – die falsche Lösung für soziale Netzwerke?

Die Freemium-Diskussion

In der Diskussion über die Einnahmequellen von sozialen Netzen schreibt unter andere auch digital:next darüber ob die sozialen Netzwerke nicht kostenpflichtig werden müssen, um eine stabilere Ertragssituation zu erreichen. Die Freemiumlösung – freie Nutzung mit Premiumleistungen – wird hier ja breit diskutiert.

Digital:next nimmt als Beispiel für diese Methode LinkedIn und Stayfriends, hätte natürlich aber auch Xing dafür nennen können.

Freemium Рals Einnahmequelle eine L̦sung mit eingebauten Schwachstellen

Diese Methode hat allerdings mehr als eine Schwachstelle. Special Interest Networks wie geschäftliche Netzwerke basieren auf einer ganz anderen Leistung als privat genutzte soziale Netzwerke. Gut, Stayfriends ist ein privat genutztes Netzwerk, aber was würde mit deren Geschäftsmodell passieren, wenn man die gleiche Leistung in Facebook kostenlos nutzen könnte?

Die Faustregel „je spezifischer das Thema, desto zahlungsbereiter der Nutzer“ ist auch nicht ganz ohne Einwand zu akzeptieren. Die großen sozialen Netzwerkplattformen wie Facebook enthalten eine Vielzahl von Special Interest Communitys, die komplett kostenlos genutzt werden können und zugleich besser als externe Angebote mit dem sozialen Freundeskreis vernetzt sind.

Schränke ich die Nutzung spürbar ein, damit ein Nutzungsdruck für Premiumleistungen aufgebaut wird, sollte nicht vergessen werden, das die meisten Nutzer von sozialen Plattformen in mehr als einer Plattform aktiv sind und das diese Nutzer durchaus wechselbereit sind. Dazu kommt eine Besonderheit der sozialen Netze. Sobald eine ausreichende Anzahl von Freunden und Bekannten auf einer anderen Plattform aktiv sind, ziehen sie ihr soziales Netzwerk mit.

Für die großen Plattformen macht Freemium daher weniger Sinn als die aktuelle Diskussion dies darstellt. Die Abwägung zwischen Ertragswirkung und Wachstumsbegrenzung durch Akzeptanzverlust fiel bislang nicht ohne Grund zu Gunsten des Wachstums aus. Ob sich das mit dem Ende des Wachstums ändern wird, ist eine andere Frage, die nicht ohne Berücksichtigung der anderen Alternativen beantwortet werden sollte.

Ist Freemium überhaupt der richtige Weg?

Wer über Ertragsquellen für soziale Plattformen nachdenkt, erhält auch hier die besten Anregungen dazu aus dem Markt. Amazon okkupiert Twitter als Marktplatz. Die Nutzung des Kommunikationskanals für die Vermarktung ohne das der Betreiber daran partizipiert ist – leider – beispielhaft. Die Wertschöpfung, die das Internet für die Vermarktung von Produkten und Leistungen bietet, geht nun mal deutlich über die Einblendung von Werbung hinaus. Unternehmen, die sich darauf fokussieren, zahlen dafür einen hohen Preis in Form geringer Erlöse. Deutlicher formuliert, kostet die fehlende Kompetenz der Plattformbetreiber in der Vermarktung der eigenen Leistung mehr Geld, als mit der Minimalvermarktung via Werbung verdient wird. Freemium steht faktisch für eine reduzierte Nutzung des erarbeiteten Ertragspotenzials – alle Nutzer der Plattform – kombiniert mit einer Beeinträchtigung aller Nutzer. Und das dafür, das man von einem naturgemäß kleinen Teil einen mehr oder weniger relevanten Betrag erwirtschaftet.

Vermarktungskompetenz ist der Schlüssel zum Ertrag

Die klügere Lösung – nach meiner Meinung – ist die hohe Kenntnis der eigenen Nutzer direkt in die Vermarktung umzusetzen.Mit anderen Worten – nicht mehr passende Werbung zum Mitglied einzublenden, sondern das passende Produkt – möglichst mit sinnvoller Vorteisstiftung kombiniert – direkt zu vermarkten.

Werbung als alleinige Ertragsquelle wird problematischer

Das Erlösproblem wird in Zukunft für diejenigen wachsen, die sich weiter auf Werbung fokussieren. Je mehr potenzielle Kunden erkennen, das es für sie günstiger ist direkt zu verkaufen, als zu werben, desto schwieriger wird es von der Werbung allein zu leben.

Wer zu spät agiert, den bestraft der Markt

Die kostenlose Nutzung von sozialen Plattformen von dritter Seite wird deutlich zunehmen. Amazon und Twitter sind da nur ein prägnantes Beispiel – eine Art von Menetekel also. Die Betreiber der sozialen Plattformen haben die Alternative sich mit den Erlösen aus einem bekanntlich nicht sehr intelligenten und zukunftsfähigen Erlösmodell zu bescheiden oder für die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen interessantere Geschäftsmodelle anzubieten, um in der Vermarktung der eigenen Leistung wettbewerbsfähig zu bleiben. Unterlassen sie es, werden andere diese Lücke füllen.