Blick in die Zukunft: Communitys werden medialer

Quelle: Wikimedia
Quelle: Wikimedia

Es ist weniger der Blick in die berühmte Kristallkugel, als eine Reihe von Ereignissen und deren Konsequenzen und wahrscheinlichen Weiterentwicklungen die deutlich macht, das die Zukunft der sozialen Netzwerkplattformen – sprich Online Communitys – in Zukunft medialer wird. Die Zukunft der alten medialen Plattformen wird dafür stärker von ihrer sozialen Reichweite abhängen.

Der „Aufstieg“ von user generated content

User generated Content galt in der Vergangenheit wenig. Die Einsicht, das die Meinung des Kunden wichtiger ist, als die von Redaktionen wächst allerdings. in der WELT Kompakt will z. B. Springer wie hier berichtet user generated content eine journalistische Heimat geben. Parallel zum Einzug von user generated content in den online Plattformen der hehren Print Marken entwickelt sich der nächste Schritt. In Großbritannien integriert You Tube komplette Fernsehshows in voller Länge. Die Zusammenarbeit mit mehr als 60 Partnern macht es möglich. Hier geht es zu dem Bericht darüber im Guardian.

TV on demand kommt Рaber m̦glicherweise anders als gedacht

Fernsehsendungen werden damit in kompletter Länge zeitunabhängig verfügbar. Die Briten sind uns in der Entwicklung von Internetnutzung und Social Networks ein Jahr voraus. Bis die gleiche Entwicklung in Deutschland Einzug hält, wird es also noch ein paar Monate dauern: Auch kopieren kostet Zeit.

In Deutschland hat man den öffentlich-rechtlichen Sendern einen zeitlichen Riegel vorgeschoben, was die Verbreitung von Inhalten im Internet angeht. Das könnte sich als Eigentor erweisen. Die privaten Sender werden sich eher mit dem  Konkurrenten You Tube und dessen Kopien auseinander setzen müssen, als mit den Öffentlichen. Der entscheidende Vorteil von Youtube und Abkömmlingen ist die Internet-Reichweite, die diese Plattformen bereits erreicht haben. Die privaten Sender werden zum Markt gehen und dabei in den sauren Apfel der Kooperation beißen müssen, wenn sie sich die Wettbewerbssituation ersparen wollen. Im schwierigsten Fall eröffnet diese Entwicklung dann auch noch den öffentlich-rechtlichen Anstalten die Chance einer lukrativen Zweitvermarktung ihres Contents.

Die Zukunft der Communitys wird medialer

Betrachten wir Youtube und die klassischen General Interest Networks wie Facebook und Co. wird schnell klar, wohin der Zug wirklich geht. Youtube ist nicht Endstation, sondern eher Zwischenstopp auf der Reise des Contents in die Communitys. Es macht deutlich mehr Sinn den Content dort einzubinden, wo seine Nutzer sind. Eine Einbindung des Contents in die Communitys setzt gleich mehrere Prozesse in Gang:

  • Die Reichweite für den Content wird damit deutlich und schnell erhöht.
  • Community Tools fördern die Einbindung und Weiterverbreitung des Contents besser und preiswerter.
  • Rund um Themen und Angebote bilden sich automatisch Zielgruppen, die präzise und wirtschaftlich ansprechbar sind.

Die Konsequenzen

Wenn TV Sendungen im Internet zeitunabhängig verfügbar sind, bestimmt der Konsument, wann er sich was ansehen wird. Dieser Zugewinn an Komfort und Freiheit wird dafür sorgen, das sich das Internetangebot bei entsprechender technischer Nutzbarkeit – also leistungsfähigen Breitbandverbindungen – durchsetzen wird.

Die klassischen Sendeplattformen werden doppelt verlieren:

  • Mit der Alternative eine TV Sendung auch im Internet sehen zu können, wenn man sich die Zeit dafür nehmen will, werden die Einschaltquoten sinken. Ob sich die Hoffnung  bewahrheitet, das sich dadurch insgesamt mehr Menschen mit dem jeweiligen Content erreichen lassen, wird sich zeigen. Das verfügbare Zeitkontingent wird zumindest nicht größer, wenn die Zahl der Kanäle zunimmt.
  • Die TV Sendung via Internet erfordert eine zusätzliche Plattform, also auch zusätzliche Investitionen. Der Ertrag wird durch diese zusätzlichen Kosten reduziert. Alternativ wird die Sendung auch über externe Plattformen angeboten werden, die an den Erträgen der Sendungen mit beteiligt werden müssen.

Der Kampf um die Aufmerksamkeit wird für die TV Sender auf jeden Fall intensiver. Zumal, wenn ihr Programm direkt neben anderem Content platziert ist.

Die Aufteilung der Wertschöpfung ist – noch – offen: Wer wie viel vom neuen Kuchen bekommt, ist gänzlich unklar und wie immer eine Frage der Machtverteilung. Auf der einen Seite stehen die Communitys mit ihren Nutzern, also dem Markt und ihren etablierten Plattformen. Auf der anderen Seite die Medienproduzenten mit Content, der aus der Sicht der sozialen Plattformen mit höheren Einnahmemöglichkeiten verbunden ist.

Auf den ersten Blick haben die sozialen Plattformen die besseren Karten, weil sie den Markt stärker an sich gebunden haben. Auf den zweiten Blick stehen etablierte Unternehmen mit hohem Erfahrungsschatz und entsprechenden Ertragsvorstellungen jungen Unternehmer mit einem deutlich niederen Ertragsniveau gegenüber. Entscheiden die Ausgangssituation und die Nerven am Pokertisch, dürften die Sender die besseren Karten haben.