Surreales aus der realen Welt – Burda-Steuer und Springer-Soli

Wie groß die Not der Medienhäuser wirklich ist, kann man nur ahnen. Wie groß die Hybris noch ist, zeigt sich an den Gedanken zur Monetarisierung ihres Contents.

Das Schauspiel, das aufgeführt wird, ist mehr als bizarr.

Die Handelnden

  • Böse Kunden, die für den Content den sie nutzen nicht zahlen wollen.
  • Suchmaschinen-Schurken, die zwar Kunden bringen, aber dafür auch nicht zahlen wollen.
  • Not leidende Medienlieferanten, die ihren Content freiwillig und kostenlos ins Netz stellen und nun enttäuscht sind, das niemand für nötig hält, dafür zu bezahlen.
  • eine Kanzlerin mit sozialistischem deja-vu.

Die Farce

Natürlich ist es traurig, wenn niemand das eigene Produkt für gut genug hält, um dafür zu bezahlen. Das muss die Medienhäuser natürlich schmerzen. Verdienten und verdienen sie doch mit dem gleichen Content  in Printprodukten ganz gut.

Verbaut nur gekränkte Eitelkeit die Sicht? Oder ist es die simple Hoffnung auch im Internet genauso Kasse zu machen wie offline, vulgo die Gier?

Die Problemlösung liegt doch auf der Hand:

Es ist ganz einfach, den eigenen Content nur gegen Bezahlung im Netz zugänglich zu machen. Wer lesen will muss vorher zahlen. Das ist auch am Kiosk so. Wer wirklich lesen will, was ihm die Medienhäuser anbieten, wird auch bezahlen. Leider vertrauen die Medienhäuser nicht auf den Wert des eigenen Produkts in Netz.

Wenn man jedoch selbst schon der eigenen Leistung nicht traut, wäre es doch schön, wenn ein Dritter für das bezahlen, würde, was im Netz keinen Käufer findet. Das dürfte allemal leichter sein, als eine Leistung zu produzieren, für die bezahlt wird.

Der Farce erster Schritt

Jemand zu finden, der irgendwie mit Content im Internet Geld verdient ist nicht ganz so schwierig, wie einen Käufer für den eigenen Content zu finden. Wer verdient am meisten im Internet? Natürlich Google. Und Google verweist ja auch noch auf den eigenen Content, damit der besser zu finden ist. Dafür, das Google auf den Content der Medienhäuser aufmerksam macht, wollte man Google zur Kasse bitten. Du, lieber Google, kannst etwas, was wir nicht können und verdienst damit auch noch gutes Geld. Sei fair, gib uns davon einen Teil.   Allein, Google weigert sich und winkt kichernd ab.

Aus Schaden wird man klug, aus Lächerlichkeit anscheinend weniger.

Der Narretei zweiter Schritt

Nun, da Googles Portmonnaie im fernen Mountain View verschlossen bleibt, wird unser aller Portmonnaie als nahe liegender entdeckt und flink daran gedacht, Vater Staat zum Griff in unsere Taschen zu verleiten.

Eine Verwertungsgesellschaft soll über eine Abgabe auf Computer Geld in die Kasse der Medienhäuser spülen. Ein Schlingel, wer dabei an eine Abfallverwertungsgesellschaft denkt. Das wäre nun wirklich Keese, zeigt aber des Pudels Kern.

Burdasteuer oder Springersoli?

Eine Abgabe von Staats oder Gesetzes wegen,  also eine Steuer, zugunsten einer notleidenden Branche, wäre eine interessante Weiterentwicklung des Solidaritätszuschlags. Nun ist allerdings in diesem Zusammenhang kein Staat zusammen gebrochen, nicht ein mal ein Markt ins Wanken geraten. Es gibt nur Kratzer im Lack einzelner Bilanzen.

Wohin führt dieser Weg?

Wir sollen für ein Produkt bezahlen, für das wir nicht bezahlen wollen. Der Markt scheint dieses Problem nicht lösen zu können, die Unternehmen selbst vertrauen nicht mehr auf ihre eigene Leistung. Der Staat soll es daher richten und seine Bürger zwingen, etwas zu kaufen, was wir nicht wollten.

Damit hätte man gleich eine clevere Lösung für das Problem von Opel – wir kaufen künftig nur noch Opel – entweder freiwillig oder über unsere Steuern. Und jeder Bäcker und Metzger, Schreiner, Schuster und Landwirt kann sicher sein, das er einen Käufer für jedes Produkt findet, ganz gleich ob es gebraucht oder gewollt ist.

So neu ist das gar nicht. Früher nannte man das – gerade bei Springer und Burda – mit Widerwillen und Abscheu, versteht sich – Sozialismus, oder schlimmer noch Kommunismus. Aber Sozialismus aus den Häusern Burda, Springer und Co. das ist dann doch neu.

Das Sein bestimmt das Bewußtsein. Und wenn es um die eigene Kasse geht, hat ja ein bisserl Sozialismus noch nie geschadet, gell? Axel Springer würde nicht nur aus (Springers Chef-Lobbyisten Christoph) Keese Quark machen.

Und unser aller Kanzlerin?

Die Großverlage stehen bei Angela Merkel auf der Fußmatte und verkaufen ihr diese Verwertungsgesellschaft als Lösung ihres eigenen Unvermögens.

Was muß jemand durch den Kopf gehen, der seine persönliche Sozialisierung in einem System erhalten hat, das genau so funktionierte und kläglich am eigenen Unvermögen gescheitert ist, wenn nun die medialen Bannerträger der Freiheit und Marktwirtschaft vor ihr stehen, und zugunsten der eigenen Kasse um ein bischen Sozialismus bitteln.

Will der Hubert jetzt mit Erich angeredet werden und soll ich Springer nicht besser gleich in Volkseigentum überführen?

Ist das ansteckend und wenn ja, kommt morgen womöglich der Guido um sich über die Vorzüge des real existierenden Sozialismus zu informieren?

Gibt es eine realistische Chance, das das nur ein Traum ist und wenn ja, wie wache ich schleunigst auf?

Dies ist natürlich die reine Satire, eine Farce, die schändlich übertreibt und so ganz und gar nichts mit der Realität zu tun hat. Oder besser – haben sollte.

Machen Sie sich doch mal die Mühe, geneigter Leser, hier zwischen Dichtung, Wahnsinn, Alptraum und Lobbyismus zu  unterscheiden.

Als Hilfe dazu empfehle ich u. a. diesen Artikel in Meedia.

PS.: Ich hätte dann bitte auch einen Soli zu Gunsten aller Blogger, einen für alle Landwirte, denn die machen ja auch eine Menge Mist, der zudem biologisch verwertbar ist, einen für die Bienenzüchter, weil die selbst gar nicht auf so schräge Ideen kämen, einen für die Steuerzahler, da der eh für alles zahlt und bitte auch einen für Josef Ackermann. Der ist einfach zu bescheiden und anständig um so was selbst für die gemessen an den Renditewünschen der Medien permanent Not leidende Deutsche Bank zu fordern.