Facebook User Union – „revolutionäres“ durch aktive User

Digital:next schreibt über ein interessantes, wenn auch nicht ganz Neues oder unerwartetes Ereignis beim größten Social Network. Die Gründung einer Facebook Gewerkschaft mit dem Ziel der Mitbestimmung über die Verwendung erzielter Gewinne ist mehr als ein Gag, auch wenn ihre Wirkung derzeit kaum darüber hinausgehen wird. Die Zeit dafür scheint mir noch nicht reif genug zu sein.

Bekanntlich gab es schon ein Social Network, das versuchte sich über das Alleinstellungsmerkmal „gemeinnützig“ zu etablieren – kaioo. Diese Idee hatte einen überschaubaren Erfolg. Das Grundprinzip, das hinter dem Ansatz bei Facebook steckt, ist allemal wichtig genug, um diesen Ansatz nicht leichtfertig zu übergehen.

Erfolgreiche Social Network Plattformen sind durch die Aktivitäten ihre Nutzer erfolgreich. Sind die User einer Plattform nicht mehr aktiv, ist die Plattform früher oder später wirklich platt – um es mal umgangssprachlich auszudrücken. In Zeiten mangelnder Alternativen oder eines zwingend wirksamen Lock-in-Effekts kann man solche Gags sicher einfacher ignorieren. Grundsätzlich ist aber zu bedenken, das ein Tool wie Facebook dazu geschaffen ist, Menschen zu vernetzen und organisiert lassen sich Interessen nachdrücklicher vertreten.

Was diesem Ansatz einer Usergewerkschaft fehlt ist die echte Alternative. Was tun, wenn FB einfach auf ignorieren schaltet? Die Drohung einer Abwanderung ist nicht überzeugend.  Die Initiative ignorieren wird man solange beruhigt tun können, bis diese Gruppe wichtig genug wurde um wahrgenommen zu werden und sie auf eine ernstzunehmende Alternative verweisen kann. An beidem fehlt es. Bleibt also ein interessanter Gedanke übrig, der aktuell wenig Hoffnung auf Umsetzung hat.

internet facts 2010/I und der Boom der Social Network Plattformen

Der Boom der Plattformen im 1. Quartal 2010

Die agof hat mit den internet facts 2010/I ihre Erhebungsmethode verändert. Das hat den Social Network Plattformen einen satten Zugewinn an unique users gebracht, wie einige Beispiele zeigen:

  • wer-kennt-wen.de: + 21,6%
  • MySpace.com (Deutschland) +53,4%
  • Netlog.com (Deutschland) +53,4%
  • Lokalisten.de: +54,9%
  • KWICK! +83,6%
  • Stayfriends: +11,6%

Die Entwicklung der täglichen Nutzer (daily unique visitors) nach Google Trends zeigt, das im 1. Quartal 2010 tatsächlich eine deutlich intensivere Nutzung der Social Network Plattformen stattfand. Der Boom der unique users der meisten Social Network Plattformen ist also nicht nur die Folge einer veränderten Erhebung, er spiegelt eine Veränderung des Marktes wieder.

 

Dieser Boom fand allerdings nach einem guten halben Jahr sein Ende. Dieser Rückgang müsste sich auch in den unique users der internet facts 2010/II abzeichnen. Es wird interessant, in welchem Umfang dies bei den unique users der Fall sein wird und was vom Boom des ersten Quartals ins zweite Quartal gerettet werden konnte.

Ich schätze, das Stayfriends, das von dem Boom in Quartal 2010/I wenig profitiert hat, auch weniger unter dem Rückgang in der Nutzung zu leiden haben wird. Wkw, Lokalisten und KWICK! werden deutlich Federn lassen und MySpace wird einen besonders deutlichen Rückgang zu verzeichnen haben – sofern die internet facts 2010/II die Veränderung der täglichen Nutzung abbilden. Richtig unerfreulich dürfte dann das 3. Quartal werden, wenn sich die Nutzungsintensität nicht verbessert.

Unterschiedliche Zeiträume in der Betrachtung haben Konsequenzen

Das die unique users der internet facts 2010/II rückläufige Wert ausweisen muss allerdings nicht zwangsläufig der Fall sein, ohne das eine der beiden Datenquellen deshalb weniger realistische Daten liefert. Bei einer weniger intensiven Nutzung aber einem gleichbleibenden Nutzervolumen blieben beispielsweise die unique users der internet facts auf ihrem hohen Niveau. Die Aktivität der Plattformen wäre in diesem Fall geringer und das wiederum ist ein Zeichen schwindender Attraktivität.

Bedeutung für das Marketing in den Social Networks

Für das Marketing in den Social Network Plattformen –  jenseits der Werbung – gilt die Infrastrukturregel: Es handelt sich um langfristige Engagements. Schwächelt die Plattform, in der dieses Engagement getätigt wurde, bleibt das über kurz oder lang nicht ohne Auswirkung auf die Investition selbst. Und weil es zeitintensiv ist, eine Infrastruktur möglicherweise neu aufzubauen – oder durch ein Social Media Backup abzusichern – ist es ratsam ein Augenmerk auf die Entwicklung der Plattform zu haben um gegebenenfalls rechtzeitig agieren zu können.