Relaunches, Features, Selbstverständnis – deutsche Plattformen im Wettbewerb mit Facebook

Relaunches, neue Features, neues Selbstverständnis – wie deutsche Plattformen im Wettbewerb mit Facebook agieren.

Facebook blüht und gedeiht auf hohem Niveau während die deutschen Social Network Plattformen mehr oder weniger schnell dahin schwinden. Eigentlich sollte dies Anlass genug sein, um sich grundsätzliche Gedanken darüber zu machen, wie dem zunehmenden Nutzerschwund und dem damit einher gehenden Abstieg in Bedeutungslosigkeit und wirtschaftliches Aus zu begegnen ist.

Nun wird das auch sicher gemacht. Zumindest wird es versucht. Betrachten wir die Ergebnisse dieser Ãœberlegungen, soweit sie von außen erkennbar sind, bleibt der Vergleich mit einer „Vogel Strauß Politik“ nicht fern.

Die VZs

Eigentlich befindet man sich nicht mehr im Wettbewerb mit Facebook – so die Erkenntnis der VZs. Was ja nichts anderes bedeutet, als das man den Wettbewerb aufgegeben hat. In einem System das dezente Neigung zum Monopol nicht verbergen kann, steht diese Aufgabe des Wettbewerbs für eine Vorstufe der Selbstaufgabe. Wenn man selbst den Wettbewerb aufgibt, ist das nun mal kein Ende des Wettbewerbs, lediglich der Beginn des eigenen Ende durch den Wettbewerb.

Natürlich ist auch diese Einsicht der VZs nicht final, sondern beta. Schließlich gibt es da noch einen Investor, der ungern zusehen wird, wie sein Investment sanft die Spree hinunter geigt und eine neue CEO.

Der Relaunch der VZs, oder das was davon bislang zu sehen ist, wirkt wie eine dezente Verbesserung der Usability und ist davon weit entfernt nachhaltig zur Existenzsicherung beizutragen.

 

Wer-kenn-wen

Der Versuch sich stärker am Alltag der User zu orientieren, ist für eine Social Network Plattform eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Im Fall von wkw besteht diese stärkere Orientierung an der Realität in einer Anbindung von Gruppen an bestehende Vereine.  Eine Verbindung von Gruppen mit Vereinen und ein für mich ausgesprochen gekonnt spießig wirkendes Vereinsheim als Hoffnungsträger für eine Trendwende im Abstieg? Da wo User wkw aktiv nutzen und zugleich Vereinsmitglied sind, ist die Etablierung entsprechender Gruppen sicher längst erfolgt. Was aber, wenn die Aktivität der Vereinskollegen bereits auf anderem Boden stattfindet? Dann kommt dieser Ansatz zu spät. Und das wkw von der Abwanderung nicht längst betroffen ist,  wird niemand bezweifeln.

Auch wenn der Ansatz der Userbindung über deren reales soziales Umfeld in der Sache richtig gedacht ist, wird das Vereinsheim in wkw nicht wirklich dazu beitragen, der Abwanderung Herr zu werden. Gut angedacht, aber leider nicht zu Ende gedacht.

 

Jappy

Die am meisten übersehene wie unterschätzte Plattform steht ebenfalls vor einem Relaunch. Die Version 4 von Jappy soll dieses Jahr an den Start gehen. Informationen über die Veränderungen gibt es hier.

Soweit man von diesen Informationen ausgehen kann, wird das neue Jappy an Usability und an Kommunikationsqualität zulegen. Ob dies ausreicht um dem Sog des großen blauen Lochs mit Namen Facebook erfolgreich entgegen zu wirken, ist mehr als nur fraglich. Hilfreich für Jappy ist der etwas höhere Altersdurchschnitt. Dadurch könnte der Abstieg etwas langsamer und später stattfinden.

Ansonsten fehlen erkennbare Ideen, wie der Herausforderung Facebook zu begegnen ist und man verfällt gemeinsam mit anderen überlebenswilligen deutschen Plattformen auf den gleichen Fehler – sich ausschließlich auf die eigene Plattform zu konzentrieren.

 

Fazit

Natürlich ist es richtig und empfehlenswert, die Qualität der eigenen Plattform systematisch zu verbessern. Leider wird die beste Qualität nicht ausreichen um den Netzwerkeffekt auszugleichen. Durch die Fokussierung auf die eigene Plattform bleibt als bestmögliches Ergebnis nur der etwas langsamere Abstieg, das verzögern des längst nicht mehr leise schleichenden Tods.

Die Chance für die deutschen Plattform liegt sicher nicht in einer ziellosen Konfrontation im Sinne eines entweder – oder für die User. Sie haben – im Gegensatz zu Facebook – die Möglichkeit ein zielführendes sowohl als auch intelligent gestalten und durch eigene Wettbewerbsvorteile zu stärken. Es wird Zeit diese Chancen zu nutzen, solange den deutschen Plattformen dafür noch Ressourcen zur Verfügung stehen. Der schleichende Rückgang an aktiven Usern geht letztlich auch mit einem Rückgang an wirtschaftlichen Ressourcen einher.

Für die Sicherung der Plattformexistenz ist die Fokussierung auf einen immer geringer werdenden Userstamm alles andere als ausreichend. Um User von Facebook zurück zu holen, ist eine offensivere Beschäftigung mit den Stärken und Schwächen von Facebook und Ansatzpunkten um diese zum eigenen Vorteil zu nutzen, nicht zu vermeiden.

Fürchtet Euch nicht, könnte man ein klassisches Zitat benutzen. Was immer ihr in den direkten Wettbewerb und die Nutzung von Facebook zu Eurem Vorteil investiert, ist besser getan, als in einen eleganteren schleichenden eigenen Untergang zu investieren.

Sack Reis?

Nico Lumma hat seine Meinung über die Bedeutung der deutschen Social Network Plattformen mit der Bedeutung des berühmten Sack Reis verglichen, der irgendwo in China umfällt. Das klingt ausgesprochen nachvollziehbar, trotzdem teile ich diese Einschätzung nicht ganz. Mit den Social Network Plattformen entsteht eine Infrastruktur, deren Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft erst langsam erkannt wird.

Man könnte es so sehen: Wir haben uns an die Monokultur von Windows gewöhnt und an dessen Folgen. Wir werden auch mit einer Monokultur bei Social Network Plattformen zurecht kommen. Allerdings geht die Bedeutung von Social Network Plattformen über die eines Betriebssystems von PCs hinaus. Windows hat meines Wissens nach nicht nachhaltig zu politischen Umstürzen beigetragen. Und Social Networks verfügen über das grundsätzliche Potenzial einigen Branchen – auch in Deutschland – die wirtschaftliche Basis zu entziehen.

Verschwinden alle leistungsfähigen deutschen Social Network Plattformen aus dem Markt, laufen wir Gefahr, das damit auch eine Kompetenz verschwindet. Auch wenn diese gerade nicht wirklich durch Innovationskraft beeindruckt.

 

Google vs. Facebook – wie Facebook geschlagen werden kann

Um eine aktuelle Wettbewerbsstrategie gegen Facebook zu entwickeln, ist es wichtig die Natur des Wettbewerbs bei Social Network Plattformen und vor allem die Veränderung und Entwicklung dieses Wettbewerbs zu verstehen.

Die kalte Dusche veränderter Wettbewerbssituation

In den Anfängen der Social Network Plattformen war es wichtig möglichst schnell im Markt zu sein. Der Markt war jung, die User noch nicht etablliert und erst dabei sich eine Plattform zu suchen, das Wachstum explodierte in dieser Phase faktisch von selbst. Diese Phase ist definitiv vorüber. Facebook war wohl die letzte Plattform die noch von dieser Phase des Wettbewerbs profitierte.

Den Sprung vom automatischen Wachstum ins kalte Wasser des Verdrängungswettbewerbs hat viele Plattformbetreiber „eiskalt“ erwischt. Wer die Grundlagen seines Erfolgs nicht kennt oder richtig einschätzt, wird ihn kaum verteidigen können. Für einige Plattformbetreiber liegt die Chance im Wettbewerb mit Facebook in besserer Usability und interessanteren, nützlicheren Features. Der Ansatz wird bestenfalls Zeit gewinnen. Viele Plattformbetreiber betreiben nicht nur zum ersten Mal eine Socia Network Plattform, für viele ist es auch das erste Unternehmen in dem sie überhaupt arbeiten. Diesen abrupten Wechsel von komfortabel-berauschender Wachstumseuphorie zum harten existenziellen Verdrängungswettbewerb mit einem übergroßen Wettbewerber zu verarbeiten und dann entsprechend strategisch zu agieren, ist auch für erfahrenere Unternehmer eine extreme Herausforderung-

Die User nutzen Social Network Plattformen primär dafür, sich mit vorhandenen Freunden auszutauschen, an deren Leben teilzuhaben und neue Freunde zu gewinnen. Dazu sind für die Plattform eine Reihe grundsätzlicher Kommunikationsdienste – als Standard – schlichtweg unverzichtbar. Deren Vorhandensein ist jetzt nicht mehr die Erfolgsgarantie der Vergangenheit, sondern lediglich Voraussetzung um überhaupt am Markt als Anbieter ernst genommen zu werden. Die Voraussetzung für den Markterfolg heißt auch für Plattformen Reichweite und Aktivität. Es werden nur noch die Plattformen überleben, in denen genügend User mit ihren Freunden online kommunizieren können. Das heißt, es werden nur die Plattformen überleben, in denen die Freunde der meisten User aktiv (online) sind.

Für newcomer ist dies eine Hürde, die mit konventionellen Standardleistungen – auch wenn sie besser und innovativer sind als die vohandener Wettbewerber – nicht zu nehmen ist. Das lernt gerade Google.

Eine Ursache von Googles aktuellem Scheitern

Die Versuche die Entwicklung von Google mit der Entwicklung von Facebook an dessen Beginn zu vergleichen, greifen zu kurz. Seither hat sich der Markt entscheidend verändert: es gibt kaum offenes oder freies Marktpotenzial mehr.  Wer heute antritt muss sich sein Potenzial vom Wettbewerb holen. Und das funktioniert nicht mit einem Userzentrierten Ansatz allein. Es geht nicht mehr darum einzelne User zu Google zu holen. Es geht darum komplette Freundeskreise zu Google (oder anderen Plattformen) zu schaufeln.

Was passiert, wenn einzelne innovative User bei Google aktiv sind? Sie finden unter den 43 Millionen Usern keine 43 Millionen aktive User. Und ob 43 Millionen oder 430 Millionen User ist im Prinzip egal. Für den einzelnen User geht es darum, wieviele seiner Freunde gerade in Google aktiv sind, wenn er dort aktiv ist. Und das sind naturgemäß wenige bis keine.

Google wie auch andere Wettbewerber werden nicht zuletzt deshalb so lange scheitern, wie sie für dieses Problem keine sinnvolle Lösung gefunden haben.

Wie ist Facebook zu schlagen?

Nicht durch einen direkten Wettbewerb an Features. Der Netzwerkgigant verfügt über ausreichende Ressourcen um selbst oder mit Hilfe von 3rd Party Anbietern existenziell bedeutsame Wettbewerbsvorteile eines Gegners durch kopieren oder verbessern zu neutralisieren. Um Facebook zu schlagen, muss man

  • Facebooks strategische Achillesferse erkennen und nutzen können
  • die Prioritäten in der Nutzung von Social Network Plattformen verstehen und nutzen können
  • die Natur des Wettbewerbs verstehen
  • den Wettbewerb gestalten können
  • strategisch, schnell und konsequent handeln.

Wie könnte dies in den einzelnen Punkte aussehen?

Eine von Facebooks strategischen Achillesfersen ist zugleich auch sein Wettbewerbsvorteil: das offene System hat die Facebook für Drittanbieter interessant gemacht und damit die Ressourcen des Unternehmens fakisch verfielfacht. Nun kann man kann kein offenes System verteidigen, ohne es ganz oder teilweise zu schließen. Als Wettbewerber kann man dieses offene System strategisch nutzen, um dort Reichweite für die eigene Plattform zu generieren und Freundeskreise für die Nutzung der eigenen Plattform zu erschließen.

Die Herausforderungen von Social Network Plattformen im Wettbewerb mit Facebook

Abwanderung entgegen wirken

In dieser Situation ist ein Teil der Freunde des eigenen Users bereits zu Facebook abgewandert. Der User steht vor der Wahl einen zweiten Account bei Facebook zu führen, wenn er den Kontakt aufrecht erhalten will – was ja der Grund ist eine Social Network Plattform zu nutzen. Die meisten seiner Freunde sind noch nicht bei Facebook.

Abgewanderte User wieder erreichen

In dieser Situation ist der User bereits der Mehrzahl seiner Freunde gefolgt und nutzt den Account in der ursprünglichen Plattform nur noch sporadisch. Die meisten seiner Freunde sind bereits bei Facebook. Hier ist die Kreativität rund um die Kernnutzenstiftung von Social Network Plattformen gefragt. Facebook bietet hier ausreichend Ansatzpunkte um mit intelligenteren und attraktiveren Möglichkeiten zu punkten. Entscheidend ist, das die Nutzung dieser Leistungen auch aus Facebook heraus möglich ist.

Neue User und deren Freundeskreise in Facebook erschließen

In dieser Situation geht es darum eine Nutzenstiftung aufzubauen, die in Facebook nicht schnell oder gar nicht kopiert werden kann und die für Facebook Nutzer interessant ist. Dabei ist darauf zu achten, das der Facebook Nutzer dieses Angebot auch aus Facebook heraus zumindest in Teilen nutzen kann – schon um Informationen darüber in seinen Freundeskreis zu schicken.

Google vs. Facebook

Google hat sich mit Google+ an Facebook orientiert, ohne dabei Facebook konstruktiv für den Aufbau von Reichweite und Aktivität zu nutzen. Um die Chancen auf den Aufbau einer nachhaltig erfolgreichen Social Network Plattform sollte neben den vorgenannten Ansätzen bei den Kommunikationsmöglichkeiten nachgebessert und eine eigenständigere Nutzenstiftung aufgebaut werden.

Fazit

Das Ende der klassischen Usergenerierung – die letztlich nur darauf basierte, das Freunde ihre Freunde zur Plattform brachten – ist einer der Schlüssel für den Erfolg im Wettbewerb mit Facebook. Diese Form der klassischen Nutzergenerierung unterstützt jetzt Facebook. Wer im Wettbewerb bestehen will, muss eine Abwanderung zu Facebook verhindern oder besser noch, auch neue User von Facebook akquirieren können.

Wer antritt eine neue Social Network Plattform zu etablieren, muß zwangsläufig seine User von Facebook holen. Wie wir nicht zuletzt auch am Beispiel von Google+ sehen, ist dies nicht einfach. Google+ ist zwar bislang die qualitativ beste Social Network Plattform. Für einen Erfolg gegen Facebook reicht dieser Ansatz nicht aus.  Die fehlende aktive Wettbewerbsstrategie ist zwar nicht das einzige Defizit, aber sie trägt nachhaltig dazu bei, das Wachstum zu dämpfen und Aktivität zu vermeiden.

Weiterer Informationsbedarf?

Für weitere Informationen und eine Konkretisierung der Möglichkeiten für Social Network Plattformen stehe ich gern zur Verfügung.

 

VZs unter neuer Führung – Stefanie Waehlert folgt auf Clemens Riedl

Die VZs mit neuer Führung und der Hoffnung auf eine Stabilisierung der Nutzerzahlen

w & v berichtet über den Wechsel an der Führungsspitze der VZ Netzwerke. Mit Clemens Riedl verlässt einer der langjährigen CEOs das Unternehmen. Riedl war seit 8/2008 Geschäftsführer der VZ Netzwerke. Nach Angaben von w & v wollte er das Unternehmen bereits im Frühjahr verlassen.

Stefanie Waehlert kann bei ihrer Aufgabe auf die Erfahrung als Geschäftsführerin der ProSiebenSat.1 Media AG aufbauen. Dort war sie auch für die Lokalisten zuständig, dem großen regionalen Netzwerk aus Bayern. Deren Entwicklung ist ja nahezu typisch für Social Network Plattformen, die den Strategiewechsel nicht geschafft haben.

Relaunch der VZs angekündigt

Noch unter alter Führung kündigten die VZs einen stufenweisen Relaunch unter Mitwirkung der User an, der in netzwertig in einem Interview mit Riedl vorgestellt wurde. Hier deshalb nur die wichtigsten Inhalte:

  • die Trennung der Netzwerke bleibt erhalten
  • Fokussierung auf Kommunikationstools.

Auch wenn sich alle erfolgreichen Social Network Plattformen durch Usability und Kommunikations- und Nutzungsstandards angleichen, wird ein rotes, grünes oder orangenes Facebook keine Lösung für die Probleme der VZs sein. Ob der Ansatz der „Vertikalisierung“, der laut Riedls Interview an Googles Circles erinnert, ausreicht einen ausreichenden Mehrnutzen zu bieten, um die User, die nach Riedl auch bei Facebook sind, für die VZs zu reaktivieren, ist eine sehr offene Spekulation. Zumindest soll der Relaunch State-of-the-Art-Technologie bieten, für die 70 Entwickler und Produktmanager ein Jahr gearbeitet hätten.

Das strategische Problem der Social Network Plattformen

The winner takes it all – so könnte man den Trend zum Quasimonopol auch bei den Social Network Plattformen bezeichnen. Die Ursachen dieses Prinzips liegen im Netzwerkeffekt. Dieser Effekt erklärt auch, warum Märkte, die auf Netzwerkeffekte reagieren, zur Monopolbildung neigen.

In einer Plattform mit Netzwerkeffekten führt der Rückgang der Nutzer analog zum Wachsen zu einem entsprechenden Wertverlust der Plattform in Form geringerer Attraktivität, damit sinkender Nutzung und entsprechend weiterem absinken der Attraktivität.

Bislang ist es niemandem gelungen ein rückläufiges Netzwerk durch bessere Kommunikationstools zu neuer Attraktivität zu führen, wie vereinzelte Versuche zeigen.

Die Lösung des Problems liegt nicht mehr in den rückläufigen Plattformen

So grausam das auch klingen mag – ein Rückgang der vom Netzwerkeffekt beeinflusst wird, ist auch durch die beste State-of-the-art-Technologie und wettbewerbsfähige Kommunikationsdienste nicht aufzuhalten. Vielleicht kann dadurch die Dynamik des Abwanderns etwas verringert werden, aber dieserAnnahme basiert – immer unter der Voraussetzung, das die Netzwerkeffekte weiterbestehen – mehr auf Hoffnung als begründete Fakten.

Facebooks Stärke bereuht nicht auf einer State-of-the-Art-Technologie oder brillanten Kommunikationstools. Da gab es deutlich früher schon besseres. Facebooks Glück waren und sind die Netzwerkeffekte, die immer noch zu seinen Gunsten wirken.

Keine Chance gegen Facebook?

Im direkten Wettbewerb haben die VZs auch nach dem Relaunch sicher keine Chance gegen Facebook. Aber einem direkten Wettbewerb auszuweichen ist ihnen ebenfalls nicht möglich.

Das bedeutet aber nicht zwangsläufig das es keine Chance gibt im Wettbewerb mit Facebook zu bestehen.

Die Kunst wird darin bestehen, die Netzwerkeffekte, von denen Facebook als Plattform profitiert, ebenfalls – und zum eigenen Vorteil – zu nutzen. Das mag für den einen oder anderen merkwürdig klingen. In dem Fall denken Sie an die Methode des Aikido. Dort lehrt man, wie in der Defensive agierend die Kraft des Gegners zum eigenen Vorteil genutzt werden kann. Facebook ist für die VZs der Markt – der Ort wo ihr Potenzial zu finden ist. Dort – in Facebook – muss angesetzt werden, will man überleben.

Wer Facebook als offenes System zu nutzen versteht und die Chancen des Strategiewechsels vom Plattformwachstum zum Community Wachstum erkennt und die Schwächen von Facebook in seinen Leistungen für die smarte Pflege des persönlichen Social Networks sieht und konstruktiv nutzt, hat eine reale Chance, sich zu behaupten. Einfach ist dies allerdings nicht und die (auch technische) Komplexität die hinter dieser Social Media Architektur steckt in ein simples Nutzungserlebnis zu überführen kostet mehr als ein wenig Kreativität und nicht zuletzt auch einiges an Ressourcen.

Überlebensfrage = Ressourcenfrage

Wer über geringe eigene Unternehmensressourcen – wie die meisten deutschen Social Network Plattformen – verfügt, muss diese zwangsläufig klüger einsetzen, als ein besser gestellter Wettbewerber. Facebook verdankt auch einen Teil seines Erfolgs dem frühen Öffnen seiner Plattform und der daraus resultierenden Vervielfältigung der Ressourcen die an der Entwicklung der Attraktivität der Plattform und deren Promotion. Auch diese Strategie zum eigenen Vorteil zu nutzen, wäre ein interessanter Schachzug im Kampf um das Ãœberleben der VZs.

Fazit

Wünschen wir der neuen Chefin eine glückliche Hand. Nicht weil die VZs sich bislang als schützenswertes Kulturgut bewiesen haben, sondern weil ein Monopol bei den Social Network Plattformen in Deutschland nicht im Sinne der Allgemeinheit sein kann. Dazu ist das Potenzial einer Social Network Plattform sowohl in wirtschaftlicher wie in gesellschaftlicher Sicht zu bedeutend.

Marketing in Facebook – Abhängigkeit vermeiden

Marketing in Facebook ohne strategisch riskante Abhängigkeit

Fish where the fish is – nach diesem Motto wird das Marketing in Facebook für viele Unternehmen zunehmend zwangsläufig. Dagegen ist erst mal nichts einzuwenden, vorausgesetzt man setzt Marketing nicht mit Anzeigenschaltung gleich.

Die Freude über die Möglichkeit auf effiziente und wirtschaftliche Weise einen sehr innovativen Draht zu Kunden und Interessenten aufbauen und nutzen zu können, überdeckt allerdings leicht das Risiko der Abhängigkeit.

Risikoverminderung für erfolgreiches Marketing in Facebook

Je erfolgreicher das Marketing in Facebook ist, desto dringender ist es diesen Erfolg auch absichern zu können. Auch wenn die meisten Unternehmen mit ihren Fanpages noch von einem deutlichen Marketingerfolg entfernt sind, macht es großen Sinn, sich möglichst früh über eine Absicherungs- oder Backup-Strategie Gedanken zu machen. Hier gilt die gleiche Regel wie beim Backup für den PC oder das Rechenzentrum des Unternehmens. Vorbereitet sein kann überlebenswichtig werden. Gerade dann, wenn Erfolg eintritt.

Beispiel Zynga

Zynga, das Unternehmen, das die Facebook User mit Farmville beglückt hat, ist in Facebook unbestreitbar erfolgreich: insgesamt spielen täglich 59 Millionen Menschen eines der Spiele des Unternehmens. Und fast alle Spieler spielen diese Spiele in Facebook. Ein Erfolg der einen Preis hat: Facebook erhält 30 Prozent der Umsätze von Zynga.

Diese Abhängigkeit ist dem Unternehmen, das kurz vor seinem Börsengang steht, zu hoch. Zynga plant daher eine eigene Plattform, um dies Abhängigkeit verringern zu können.

Beispiel Bosch

Bosch ist in Facebook mit mehreren Geschäftsfeldern aktiv. Eines davon sind die Profiwerkzeuge. Bosch nutzt Facebook lediglich als Erschließungstool für die soziale Reichweite seiner Kunden um damit Menschen zu erreichen, die auf anderen Kanälen gar nicht oder nur mit höherem Aufwand erreicht werden können.

Die Social Media Architektur von Bosch ist dabei simpel und durchdacht:

  • Man führt im ersten Schritt alle User aus den unterschiedlichsten Kommunikationskanälen auf die Facebook Fanpage für die Profiwerkzeuge und löst dort Aktionen aus, die in das soziale Umfeld der User ausstrahlen. Damit wird das passive Empfehlungsmarketing zur Interessentengewinnung aktiviert.
  • Im zweiten Schritt werden diese User wieder auf die Website von Bosch geleitet. Dort wird der Erfahrungsaustausch und das Empfehlungsmarketing innerhalb der Anwender installiert.

Damit werden die wichtigen Informationen aus den Erfahrungen der Anwender wie die aufgebaute Reichweite unter den Anwendern der Profiwerkzeuge auf der eigenen Plattform festgehalten. Die Abhängigkeit von Facebook ist damit relativ gering. Die mögliche Wertschöpfung – aus den Erfahrungen der Anwender und deren Empfehlungen – ist deutlich gestaltbarer, weil man sich auf der eigenen Plattform bewegt.

Social Media Architektur statt isolierte Nutzung von Standardtools

Der Einsatz einer durchdachten Social Media Architektur statt der isolierten Nutzung von Standardtools sollte eine Selbstverständlichkeit sein, zumal wenn sich Unternehmen mit professionellem Anspruch in Social Media engagieren.

Leider sind auch hier gerade die offensichtlichen Selbstverständlichkeiten eben nicht selbstverständlich, wie die Beispiele verschiedener Unternehmen mehr oder weniger plakativ erkennen lassen.

So prüfen Sie diesen Punkt Ihrer Social Media Strategie

Wenn Sie bereits eine Facebook Fanpage nutzen, prüfen Sie, wie Sie die Reichweite und die in dieser Fanpage erkennbaren Erfahrungen und Empfehlungen von Anwendern sichern.

Wenn Sie kurz vor dem Aufbau von Fanpage und dazugehöriger Reichweite an Fans stehen, sollten sie dies möglichst ebenso (schnell) tun. Damit Sie im Fall des Falles wie im Fall eines nachträglichen Aufbaus von Backup Systemen nicht wieder bei Null anfangen.

Haben Sie eine Agentur beauftragt, nutzen Sie doch die Gelegenheit um sich von der Kompetenz der Agentur überzeugen zu lassen und bitten Sie darum, das Ihnen die Backup Methode für die Fanpage erklärt wird.

Haben Sie dazu Fragen?

Bei offenen Fragen hilft nur fragen:

  • Ganz diskret direkt – telefonisch oder per eMail.
  • Ganz öffentlich per Kommentar.

 

agof 06/2011 – wer braucht noch regionale Social Network Plattformen?

Wer braucht noch regionale Social Network Plattformen?

Die Frage stellt sich – nicht nur den Usern, sondern vor allem den Betreibern dieser Plattformen. Deren Stern sinkt in Deutschland stetig weiter, blickt man auf die Ergebnisse der Agof für den Juni 2011.

Die regionale Dichte fällt als Argument zunehmend weg. Hier hat Facebook die regionalen Plattformen längst überholt. Statt dies als letzten Aufruf zu verstehen, sich der Existenzfrage konstruktiv zu stellen, wird weiter gearbeitet, als wäre alles im tiefgrünen Bereich.

Die einzig logische Erklärung dafür heißt, das man die eigene Position im Wettbewerb nicht mehr als gestaltbar versteht und einfach so lange weitermacht, wie es sich eben irgendwie rechnet. Und dann wird eben das Licht ausgemacht.

Wo sich die Betreiber der Plattformen dieser Frage nicht mehr konstruktiv zu stellen scheinen, handeln die User um so klarer: Der Rückgang an unique usern setzt sich bei den meisten Plattform unerbittlich weiter fort. Wirft man einen Blick auf die internationalen Social Network Plattformen, die in der agof gemessen werden, fällt auf, das in der Ausweisung für Juni 2011 sowohl bei MySpace als auch bei Netlog der Abwärtstrend zumindest eine Pause eingelegt hat. Bei den deutschen Plattformen ist dies eindeutig nicht der Fall, sieht man mal von den Knuddels ab.

Braucht der Markt regionale Social Network Plattformen?

Nicht zuletzt um nicht gänzlich von einer Plattform abhängig zu sein, sind regionale Social Network Plattformen wichtig. Zu viel Monokultur ist schädlich – nicht nur, wenn das jeweilige Unternehmen seinen Sitz weit entfernt hat und in vielen rechtlichen Normen eher lästiges Lokalkolorit sieht. Beachtet man das wirtschaftliche wie politisch – gesellschaftliche Potenzial einer Social Network Plattform, ist dieses Argument nicht zu unterschätzen.  Monopole widersprechen unserer wirtschaftlichen Verfassung. Egal ob sie künstlich oder im Markt geschaffen werden. Und bei Social Network Plattformen handelt es sich eben um deutlich mehr als um reine wirtschaftliche Konstrukte. Das zu begründen genügt z. B. der Hinweis auf den sogenannten arabischen Frühling.

Die Existenzfrage der regionalen deutschen Plattformen bleibt unbeantwortet. Nicht zuletzt weil die Betreiber nicht in der Lage sind, auf die Herausforderungen eines globalen Anbieters konstruktive Antworten zu geben. Es fehlt am Willen und am Glauben an den eigenen Erfolg. Es fehlt an Strategien und an Vorstellungskraft um einer Herausforderung konzeptionell zu begegnen. Facebook ist nicht übermächtig. Im Gegenteil. Diese Plattform ist durch ihre eigenen Schwächen angreifbar.

Strategische Antworten sind gefordert

MySpace hat sich neu positioniert. Ob die Atempause im Rückgang der unique users von MySpace anhält und Grund zur Hoffnung gibt ist eine andere Frage. Die Konsequenz aus der Erkenntnis zu ziehen, das die alte Plattformstrategie nicht mehr funktionieren kann, ist entscheidend. MySpace kann immer noch scheitern. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist immer noch hoch. Aber man arbeitet daran, der Plattform durch eine neue Positionierung eine Zukunft zu sichern. Unsere regionale Plattformen sind von diesen Überlegungen überfordert. Die Chance, das aus diesen Ruinen neue Ideen für innovative Plattformen entstehen bleiben entsprechend gering. Wenn sich einmal das Bewußtsein fest gesetzt hat, das diese Branche verloren ist, geht sie auch verloren.

Das dahinter verborgene Problem mag im Augenblick unerheblich wirken. Wir versuchen schließlich gerade Griechenland zu retten. Aber wir könnten auf lange Sicht mehr auf diesem Feld verlieren, als wir uns das heute vorstellen. Das Veränderungspotenzial der Social Network Plattformen kann viele Branchen auf den Kopf stellen und uns mehr Geld und Arbeitsplätze kosten als die Griechenland- und Finanzkrise. Wir werden diese Entwicklung nach aller Voraussicht nicht von der Gewinnerseite aus erleben, wenn wir keine ausreichenden Alternativen mehr haben.