Was ist Social Media?

Eine recht umfassende Antwort auf die immer noch häufig gestellte Frage: Was ist Social Media? gibt Wikipedia. Über die Bedeutung von Social Media gibt es zudem eine Reihe teilweise recht gut gemachter Filmchen in Youtube.

Die Frage was Social Media ist, lässt sich auf so vielfältige Weise beantworten, das auch die sehr gute Definition und ihre Erklärung in Wikipedia nicht allumfassend sein kann – insbesondere wenn mit dieser Frage (Was ist Social Media?) auch die Frage nach dem Wesen von Social Media gestellt wird.

Hier einige Anmerkungen, die mir subjektiv als sinnvoll und wichtig erscheinen um die Frage nach dem Wesen von Social Media mit zu beantworten.

Was ist Social Media? – der egalitäre Charakter sozialer Medien

Um Social Media zu verstehen, hilft es einige Wesensarten besonders zu beachten. Wo die klassischen Medien einem hierarchischen Modell folgen, basiert Social Media im Grundsatz auf Gleichheit. Dies wird oft auch mit der Formulierung „Kommunikation auf Augenhöhe“ umschrieben. Social Media stellt Sender und Empfänger in der Kommunikation auf eine Höhe. Das ist nicht wirklich ungewöhnlich, wenn man sich daran erinnert, das Social Media primär für den Austausch unter Gleichen genutzt wird. Social Media ist bottum-up, dezentral und von ungewöhnlicher Dynamik, nicht zuletzt, weil sich Ideen, Impulse durch eine hohe Reichweite schnell verbreiten und weiter entwickeln können. Engpässe in der klassischen hierarchischen Organisation werden in Social Media schlichtweg umgangen. Hier funktioniert Social Media wie das Internet an sich: Ist ein Kanal für eine Information blockiert, „sucht“ sich die Information einen anderen Weg. Informationen und Wissen werden damit für immer mehr Menschen zugänglich und dies entkräftet Strukturen die auf „Informationsvorsprung“ und „Herrschaftswissen“ oder „selektive Information“ aufgebaut sind.

Was ist Social Media? – die technische Seite sozialer Medien

Die technische Seite von Social Media wird bei Wikipedia recht ausführlich gewürdigt. Wir finden hier eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Tools mit individueller Leistungsart und Qualität. Da sich diese Tools unabhängig voneinander entwickelt haben, bedarf es – nicht nur allein aus diesem Grund, aber auch deshalb – einer durchdachten Social Media Architektur, die eine sinnvolle wie zielführende Nutzung der einzelnen Medien definiert und auf eine Abstimmung ihrer Wirkung achtet. Dies ist um so wichtiger, weil sich auch in der technischen Entwicklung die Dynamik von Social Media niederschlägt. D. h. das hier mit einer hohen Veränderungsdynamik zu rechnen ist.

Social Media Verständnis – was ist wichtig um soziale Medien zu verstehen?

Social Media beschreibe ich erst einmal als eine Infrastruktur, bestehend aus viel Technik und aus miteinander verbundenen – oder auch vernetzten – Menschen. Die technische Infrastruktur ist eine grundlegende Voraussetzung, reicht aber allein nicht. Darauf aufbauend muss eine soziale Infrastruktur – bestehend aus vernetzten Menschen geschaffen werden, damit Social Media „vorhanden“ ist und funktionieren kann. Wer Plattformen wie Facebook betritt, kann zwar eine vorhandene technische Infrastruktur nutzen, muss aber erst einmal seine eigene soziale Infrastruktur etablieren, sich also vernetzen.

Social Media key player – Social Networks

Social Networks sind die Bereiche in Social Media, die landläufig als die key player gelten. Facebook hat nicht nur unter den Social Network Plattformen eine herausragende Stellung, es beeinflusst auch die Wahrnehmung von Social Media. In diesem Zusammenhang werden gerne verschiedene Ebenen aus der Welt der Social Networks synonym benutzt ohne das sie den gleichen Inhalt darstellen.

Social Networks sind das was wir landläufig als Bekannten- und Freundeskreis bezeichnen. In Facebook die Freunde, in anderen Netzwerken auch als Buddys und ähnliches bezeichnet.

Social Network Plattformen sind die technischen Plattformen, in denen wir unser Profil haben, mit Freunden vernetzt sind und kommunizieren – also zum Beispiel Facebook.

Communitys sind Gruppen aus Individuen, die sich um ein gemeinsames Interesse, ein Ziel, eine Werthaltung oder ähnliches gebildet haben und meist auf einer gemeinsamen Plattform aktiv sind.

Wer mit Social Networks arbeitet, sollte sich einigen wichtigen Themen fundiert auseinander setzen, wie z. B. dem Netzwerkeffekt, der Bedeutung von individueller Vernetzung und den Vernetzungsmethoden von Plattformen, Profilqualitäten und -strukturen und nicht zuletzt den Motivationen und Motivationstechniken innerhalb von Social Networks, Communitys und Plattformen.

Social Media Nutzung – wie einfach lassen sich soziale Medien nutzen?

Für den privaten User lässt sich Social Media recht einfach nutzen. Er erlernt die Nutzung einer Plattform, vernetzt sich, kommuniziert und lernt learning by doing, unterstützt von seinem Freundeskreis und möglicher Weise auch der Infrastruktur der genutzten Plattform. Letztlich findet seine Kommunikationswelt auf einer anderen technischen Basis statt. Für ihn ist die egalitäre Kommunikation und der Dialog selbstverständlich.

Für Unternehmen die Social Media nutzen wollen, beginnt eine nicht ganz einfache und problemlose Lernphase, die sie bestenfalls im Vorfeld ihrer öffentlichen Aktivitäten absolvieren. Hierarchiefreie Kommunikation und Interaktion, offene Kommunikation und kritischer ungefilterter Dialog sind neben einem hohen Maß an Transparenz die Welten, in die man sich erst einleben muss. Und die nicht mit jeder Unternehmenskultur von Anfang an harmonieren.

Die Nutzung von Social Media für und durch Unternehmen lässt sich zumindest nicht an einem Tag erlernen. Ein Tag reicht um einen ersten Ãœberblick zu gewinnen. Die praktische Nutzung durch Unternehmen erfordert schon etwas mehr Zeit. Der Aufbau von konzeptioneller Kompetenz für die Entwicklung von Social Media Konzepten und Strategien oder einer Social Media Architektur für Unternehmen ist noch etwas anspruchsvoller – sowohl was den inhaltlichen Anspruch als auch den zeitlichen Aufwand betrifft. Erfolgreiche Nutzung von Social Media setzt in vielen Fällen ein grundlegendes Umdenken und eine Veränderung von Kommunikationsstrukturen voraus. Learning by doing empfiehlt sich für Unternehmen weniger. Ein Start in Social Media ohne ausreichende Kenntnisse, durchdachter Social Media Strategie und der Kompetenz eine Social Media Architektur aus gestalten zu können, hat viel damit gemeinsam einen Hausbau zu beginnen, bei dem die Funktion des Hauses und seine Form und Nutzung nicht definiert sind. Es ist sicher gut Social Media damit zu beginnen, zuzuhören. Denken Sie daran: Wer Maurern ausdauernd zugehört hat, kann noch lange keine Brücke oder Fabrikhalle errichten.

Social Media Relevanz – wen gehen soziale Medien eigentlich an?

Gern wird hier der Vergleich mit anderen Telekommunikationskanälen wie Telefon und eMail bemüht, um deutlich zu machen, das Social Media eigentlich alle angeht. Das ist richtig. Unternehmen – gerade auch b2b – aber auch andere Organisationen und gesellschaftliche Gruppen sind ganz grundsätzlich von Social Media betroffen. Ãœberall wo es um Menschen geht, wo Menschen teilhaben, mit dabei sind oder angesprochen und erreicht werden sollen, ist Social Media ein unverzichtbares Thema.

Facebook – Wirtschaftsfaktor für Europa

Im Rahmen der DLD ging CEO Sheryl Sandberg auch auf die Bedeutung von Facebook als Wirtschaftsfaktor für Europa ein. Eine Studie von Deloitte beziffert den Beitrag von Facebook zum zum europäischen Bruttoinlandsprodukt auf ca 15.3 Mrd. Euro. Europäische Unternehmen generierten durch Aktivitäten in oder mit Facebook einen Umsatz von 32 Milliarden Euro.

„Der Erfolg von Social Media bedeutet Wachstum und Arbeitsplätze“, sagt Sheryl Sandberg. „Die Ergebnisse der Deloitte-Studie sind eindeutig: Soziale Netzwerke bieten besondere Möglichkeiten für kleine und mittelständische Unternehmen – das Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Social Media ist ein Lichtblick in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten, aber Wachstum passiert nicht von alleine. Nur wenn wir in die richtige Aus- und Weiterbildung, die notwendigen Technologien und Netzwerke investieren, kann Social Media weiterhin Innovationen und Wirtschaftswachstum fördern.“

Nach Angaben des BITKOM gaben in einer Studie unter kleinen und mittelständischen Unternehmen 38% der Teilnehmer an, über Facebook ihren Umsatz gesteigert zu haben. 69% gaben an ihren Bekanntheitsgrad erhöht zu haben.

Als ein Beispiel für diese Entwicklung nannte Sandberg das bayerische Trachtenhaus Angermaier. Dort hat sich der Umsatz um 20% erhöht. Dadurch konnten 8 neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Social Media und Zeitungen – erst Abneigung, jetzt Zuneigung, dann Absturz?

Zuerst war Social Media des Teufels. Zumindest konnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man ernst nahm, wie in den traditionellen Medienhäusern über user generated content gesprochen wurden.

Jetzt ist Social Media dabei, mit liebevolleren Augen betrachtet zu werden, weil Social Media Leser bringt. So dargestellt von Statista auf den Daten von comscore und verkündet von Spiegel Online.

Nun ist ein liebevollerer Umgang miteinander immer etwas schönes. Er sollte nur nicht zu einer rosaroten Brille führen. Die wäre genauso fehl am Platz wie die Abneigung zuvor. Es geht ums Business, also um Geld und um Macht.

Zeitungen und Social Networks folgen unterschiedlichen Gesetzen

Im Zusammenhang mit Social Networks fällt immer wieder der Begriff der Netzwerkeffekte. Das klingt nicht nur langweilig, das ist auch noch mit  ein Begriff aus der Volkswirtschaftslehre. Im Zusammenhang mit Social Networks wird damit erklärt, warum manche Networks so schnell wachsen oder schrumpfen. Und auch warum es am Ende nur noch wenige bis eines geben wird. Netzwerkeffekte neigen zur Monopolbildung. Zeitungen mögen auch zu einer Monopolbildung neigen, aber dies zu realisieren hilft ihnen eben keine den Netzwerkeffekten vergleichbare Regel.

Wenn wir den Gedanken des redaktionellen Contents und der Einbindung in Social Networks Рin diesem Fall Facebook Рweiter spinnen, wird es ausgesprochen interessant zu sehen, wie viele Zeitungen, denn in einer zu Monopolen tendierenden Umgebung langfristig ben̦tigt werden.

Das liegt am Content, könnte man entgegnen. Sofern der sich grundsätzlich unterscheidet, versteht sich. Um den generellen Informationsbedarf in einer monopolistischen Struktur abzudecken, braucht es keine Vielfalt. So weit man von Vielfalt bei den Tageszeitungen überhaupt reden will.

Der Netzwerkeffekt innerhalb von Facebook betrifft auch Zeitungen

Funktioniert ein Netzwerkeffekt auch innerhalb von Facebook? Und wenn ja, in welcher Form findet er da statt und worauf basiert er? Gibt es eine Möglichkeit von den Vorteilen stärker zu profitieren und wie kann man diesen Vorteil gestalten?

Die Antworten darauf sind so einfach nicht. Grundsätzlich gibt es den Netzwerkeffekt auch innerhalb von Facebook, weil er auf den gleichen Mechanismen funktioniert, wie im Fall von Facebook und anderen Social Network Plattformen. Natürlich können Sprache und möglicherweise auch andere sozialdemokratische Kriterien zu einer Aufspaltung in eine überschaubare Vielfalt beitragen. Das würde dann bedeutend, das die Monopolbildung durch Netzwerke innerhalb dieser Potenziale stattfindet. Wer von den Tageszeitungen dann wo raus fällt, dürfte besonders interessant sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind es nicht die Tageszeitungen, die Social Media umfassender verstanden haben und nutzen können, als nur mit der Einbindung eines Like-Buttons und einer Fanpage.

Und natürlich wird die BILD vermutlich auch hier zu den Gewinnern zählen. Sie hat ja ihre ganz eigene „Nische“, die ihr in Facebook niemand so schnell streitig machen wird.

Fazit

Der Abneigung und einer darauf aufkeimenden Zuneigung wird im Fall der Tageszeitungen und ihrem Verhältnis zum Quasi-Monopolisten Facebook früher oder später ein Kampf ums nackte Ãœberleben folgen, der dann untereinander – innerhalb der Zeitungsfamilie – ausgetragen wird. Das frühzeitige ablegen von rosaroten Brillen ist da durchaus empfehlenswert.

[imn-medien]

In eigener Sache: 600.000 Seitenabrufe und 75.000 Besuche

Abgesehen davon, das es heute überraschend Schnee gab, was im Januar eher nicht überraschen sollte, begrüßte mich der Morgen nicht nur mit der Aufgabe, den Wagen freizukehren, sondern auch mit dem Hinweis, das dieser Blog heute sehr, sehr früh den 600.000 Seitenabruf erreicht hat. Sozusagen im Schlaf und nach etwas mehr als 400 Posts.

Heute nachmittag mittag werden es dann 75.000 Besuche – nicht unique visitors, leider – sein, die den Blog seit der Installation im März 2007 aufgesucht haben. Quelle: interne Zählung mit statpress.

Google Analytics gibt übrigens monatlich 2000+ unique users für den Blog an. Was mich bei dem sehr speziellen Thema immer noch überrascht.

Dilemma und Chance deutscher Social Network Plattformen

Einen Blick auf die Entwicklung der Social Network Plattformen in den internet facts zu werfen, erübrigt sich fast. Eigentlich ist die Situation ziemlich klar. Es geht abwärts. Aber eigentlich ist eben oft nur vordergründig. Wenn man einen zweiten – oder wenigstens noch einen halben Blick mehr riskiert, fällt auf, das es nicht überall gleich schnell abwärts geht. Und das macht schon mal neugierig.

Natürlich könnten die Unterschiede in den Entwicklungen alle möglichen Ursachen haben. Betrachtet man die Situation der deutschen Social Network Plattformen, sollte es für diese Sinn machen, sich jeden Erfolg versprechenden Ansatz genauer anzusehen. Und das möglichst frühzeitig. Veränderungen kosten auch in einem so dynamischen Umfeld wie Social Media ihre Zeit.

Ãœberleben ist nicht zuletzt auch eine Frage der Positionierung

Wer Lust und Zeit investieren will, sollte sich doch mal die Social Network Plattformen ansehen, die sich nicht mehr als „General Interest“ Plattformen sondern als Special Interest Plattformen positioniert haben.

In der Boomzeit der Social Networks gab es  nur die Alternative General Interest Positionierung und schnelles Wachstum (weil keine Fokussierung und damit für alle relevant) oder Special Interest und damit langsames Wachstum (weil das Potenzial durch eine Special Interest Positionierung deutlich reduziert wird).

Die General Interest Positionierung profitiert stärker von Netzwerkeffekten – leidet aber auch stärker unter ihnen. Netzwerkeffekte haben u. a. auch die Tendenz zu monopolartigen Ergebnissen. Da die Frage nach dem Netzwerk, das den Markt dominiert für absehbare Zeit beantwortet ist, bleibt den deutschen Netzwerken die Alternative ihre Strategie anzupassen und zu überleben oder so weiter zu machen, bis das wirtschaftliche Aus den Schlusspunkt setzt. Basicthinking hat so eine Entwicklung am Beispiel der VZ Netzwerke auf der Basis der IVW Zahlen grafisch als Trendverlängerung dargestellt. Wer Lust hat kann sich die aktuelle Entwicklung der meisten Social Network Plattformen in Deutschland nach Google Trends hier ansehen.

Letztlich sterben die deutschen Netzwerke nicht nur wegen des Erfolgs von Facebook ab, sondern zumindest in gleichem Maß aufgrund der eigenen Problem umzusteuern und sich strategisch Erfolg versprechend neu aufzustellen.

 

 

Social Networks – Abspielstationen für Verlagsinhalte?

Horizont schrieb gestern über den ersten offiziellen Auftritt von Stephan Scherzer – seit Beginn des Jahres Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in dieser Funktion. Herr Scherzers Kernbotschaft war nach Horizont der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit, in dem sich die Verlage befinden.

Nach seiner Sicht haben die Verlage aufgrund ihrer Inhalte eine starke Basis um im Wettbewerb mit digitalen Medienplattformen wie Google, Facebook und Co zu bestehen. Vor allem deshalb weil Google, Facebook und Co. „hervorragende Abspielstationen für Verlagsinhalte“ seien.

Diese Passage ist so nahezu wörtlich aus dem Artikel des Horizonts übernommen. Ich kann nicht garantieren, das diese Aussagen so gefallen sind. Unterstellen wir einmal das es so ist und gehen wir einfach einen Schritt weiter auf den eigentlichen Kern der Aussage zu und fassen ihn so konstruktiv auf, wie er fraglos gemeint ist – zumal wenn man den Rest des Artikels im Horizont liesst.

Facebook und Google – was sind das noch mal?

Ãœbersehen wir, das Google im eigentlichen Sinn eine Suchmaschine ist, und damit weniger geeignet als Abspielstation für Verlagscontent. Das ist womöglich spitzfindig gedacht. Google kann natürlich ein wunderbarer Zubringer von Besuchern für Verlagscontent sein. Das beginnt sich auch bei den Zeitungsverlegern herum zu sprechen. Der Hinweis von Herrn Scherzer ist sicher hilfreich, um dieses Umdenken – vom Feinbild zum Freundbild – zu unterstützen.

Facebook ist übrigens auch keine Abspielstation für Verlagsinhalte sondern eine Social Network Plattform. Was Herr Scherzer damit möglicherweise etwas zugespitzt ausdrücken wollte, ist, das man bei einer intelligenten Einbindung von redaktionellem Content – vulgo Verlagsinhalten – in Social Network Plattformen und Social Networks eine deutlich intensivere Nutzung von Verlagscontent erreichen kann. Dafür gibt es übrigens auch in Deutschland interessante Beispiele. Eines davon kenne ich aus meiner eigenen Arbeit. Es ist in aller Regel etwas weniger zielführend, wenn man Social Media Tools immer nur aus der „Marketingperspektive“ oder der Nutzenstiftung für Unternehmen betrachtet. Das engt nicht nur das denken sondern vor allem den Erfolg ein. Erfahrungsgemäß gerade dann, wenn es um die Einbindung von redaktionellem Content in Social Media angeht.

Tageszeitungen und Social Media

Getrost mit einem schönen Ausrufezeichen versehen, darf man die Hoffnung von Herrn Scherzer, das der Technik in den Verlagen mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Sie sollte noch um den kleinen Zusatz ergänzt werden, das auch etwas mehr Social Media Kompetenz in den Verlagshäusern dringend angeraten wäre, weil diese nicht zuletzt ertragsfördernd sein kann. Damit werden Google oder Facebook zwar immer noch keine Abspielstationen für Verlagsinhalte, aber zumindest besteht dann etwas mehr Hoffnung, das die Zeitungsverlage nicht glauben mit der Einbindung eines „Gefällt mir“ Buttons auf ihren Websites und einer Fanpage in Facebook in Social Media angekommen zu sein. Davon ist man in dieser Branche noch weit entfernt.

Leitmedien – Leitmarken

Die Hoffnung, das man als Leitmarke erfolgreicher als als Leitmedium sein wird, halte ich für interessant. Dieser Gedanke entspringt nach meiner subjektiven Einschätzung einem Koordinatensystem aus der Zeit vor Internet und Social Media. Als Leitmedien haben die Tageszeitungen bei jüngeren Zielgruppen sicher einen schweren Stand. Als Leitmarken sehe ich sie in einer noch weniger komfortableren Situation. Wer Jugendliche und junge Erwachsene nach ihren Leitmarken befragt, wird sehr lange fragen müssen um irgendwann einmal möglicherweise auf eine Tageszeitung zu stossen. Die User, die Tageszeitungen täglich nutzen, verstehen den Gedanken „Leitmarke statt Leitmedium“  fürchte ich noch weniger. Für sie ist ihre Tageszeitung wohl eher zwischen Informationsquelle, Informationsfilter und Orientierungshilfe im Informationsdschungel zu finden – was natürlich nur meine subjektive persönliche Einschätzung darstellt.

Auf die Stärke der medialen Leitmedien bin ich erst kürzlich anhand des Beispiels großer regionaler Tageszeitungen gestoßen. Einer relativ starken Reichweite (nach agof) bei jüngeren Zielgruppen stand leider auch eine relativ geringe aktive Nutzung (für eine Tageszeitung) gegen über. Betrachten wir Facebook als Medienplattform  – das es definitiv nicht ist – finden wir dort eine deutlich intensivere Plattformnutzung als bei den ehemaligen Leitmedien. Der Gedanke Verlagscontent in Facebook einzubinden – weil dort die User zu finden sind – ist damit naheliegend und wie Erfahrungen vermuten lassen in der Sache auch Erfolg versprechend. Die Methoden, die man dazu als erfolgreich kennt, machen die Zeitungsverlage aber nicht weniger abhängiger von Facebook und Co.

Persönliches Fazit

Die Frage nach Schwanz und Hund kann sicher kontrovers diskutiert werden. Damit wedelt der Schwanz aber noch lange nicht mit dem Hund. Mit anderen Worten – Google, Facebook und Co. könnten problemlos auf Verlagsinhalte verzichten. Umgekehrt würden viele Verlagspräsenzen im Netz sicher sehr ungern auf die Besucher von Google, Facebook und Co. verzichten. Und damit sind wir wieder beim Thema Realitätsbezug, Social Media Verständnis und Kompetenz angelangt. Strategie ist auch immer noch die Ökonomie der Kräfte und hat damit auch viel mit einer realistischen Einschätzung der eigenen und anderer marktgestaltenden Kräfte zu tun.

Ob es ausreicht Top Journalisten mit Top Technikern zusammen zu setzen, um Top Produkte zu generieren, wage ich zu bezweifeln. Es ist aber sicher interessant, wenn diese beiden Gruppen versuchen sich auf gemeinsame Realitäten und Prioritäten zu einigen.

 

 

[imn-medien]

Facebook – 1 Milliarde User bis September 2012

Facebook – 1 Milliarde User bis September 2012

Unterstellt man, das sich das bisheriger Wachstum weiter in gleichem Maß fortsetzt soll Facebook im September 2012 die Marke von einer Milliarde (in Zahlen 1.000.000.000) User erreichen. Wenn die Aktivitätsquote der User weiter gleichbleibt, wären das dann täglich eine halbe Milliarde User, die Facebook nutzen.

Quelle: iCrossing / businessinsider.com

Auch wenn diese Annahme immer an die Voraussetzung gebunden ist, das sich das Wachstum weiter fortsetzt, ist diese Zahl  auf der einen Seite mehr als beeindruckend. Strukturen dieser Größe haben ein enormes Veränderungspotenzial, das uns sicher nicht in allen Punkten und auf allen gesellschaftlichen Ebenen bewußt ist.

Auf der anderen Seite erinnern mich diese Darstellungen immer ein wenig an eine besondere Form der Gläubigkeit. Auch wenn ich ein Freund großer Bäume bin, weiss ich trotzdem, das sie nicht unendlich in den Himmel wachsen. Wer einen Blick auf den größten Baum der Erde werfen will, kann das übrigens hier.

Social Networks und Baggerwiesen Рdas existenzielle Problem der Partnerb̦rsen

Am Wochenende schrieb der Focus über einen gescheiterten Versuch der Holtzbrinckgruppe für seine Online-Partner-Börse Parship einen Käufer zu finden. Das Problem: Parship hat aus der Sicht des Focus seinen Zenit überschritten. Der nachfolgende Vergleich mit StudiVZ ist nicht wirklich schmeichelhaft und vielleicht auch nicht ganz zutreffend, führt aber trotzdem in eine richtige Richtung.

Existenzielle Risiken von Partnerbörsen

Parships Anspruch als Partnerbörse ist sicher elitär.  Die Qualität seiner Leistung mag ich nicht beurteilen, da ich seit sehr langer Zeit glücklich in festen Händen bin. Die Bedeutung der Social Network Plattformen für die Partnersuche im weitesten Sinne kenne ich allerdings aus dem Betreiberblickwinkel.

Das Geschäftsmodell der Online-Partnerbörsen steht in der Nachfolge der klassischen Partnervermittlung. Man versucht mit möglichst vielen relevanten Kriterien passende Kandidaten zusammen zu führen und einander vorzustellen. Dieser Methode stehen die Social Network Plattformen – quasi als Nachfolge der Real-Life-Baggeerwiesen – gegenüber.

Wo die Möglichkeit besteht eine große Anzahl potenzieller Partner aufgrund mehr oder weniger aussagefähiger Profile kostenfrei ansprechen zu können, sinkt nach meiner Einschätzung der Bedarf an einem kostenintensiveren Vermittler, der einem diese Aufgabe erleichtern kann, aber dafür mit einem deutlich geringeren Pool an potenziellen Partnern aufwarten kann.

Partnerbörsen – das ist jetzt meine ganz persönliche Einschätzung – haben mit einem permanenten Risiko zu kämpfen. Ihre Existenz basiert eher auf einem Leistungsdefizit bestehender Social Network Plattformen, als auf einem eigenen stabilen Fundament. Je mehr es bestehende Social Network Plattform erleichtern interessante neue Menschen kennen zu lernen, desto mehr wird das Geschäftsmodell der Partnerbörsen obsolet. Derzeit schwächen die vorhandenen Social Network Plattformen noch, was diesen Punkt angeht, aber der Wettbewerb mit Facebook – der schon entschieden ist – zwingt zunehmend sich eine hübsche Nische mit einer Existenzberechtigung zu suchen. Facebook hilft dabei bestehende Freunde zu pflegen, aber es hat Schwächen wenn es darum geht interessante und relevante neue Leute kennen zu lernen.

Fazit

Je mehr diese Schwäche von anderen Social Network Plattformen aufgegriffen und mit sinnvollen Möglichkeiten und Angeboten genutzt wird, desto schwerer wird es für die Betreiber von Partnerbörsen sich in einem so veränderten Umfeld wirtschaftlich zu behaupten. Wer eine Online Partnerbörse wie Parship zu Geld machen will oder damit Geld verdienen will, sollte sich auf diese Aussichten möglichst schnell und kreativ einstellen.

Chancen

Risiken sind immer auch nur eine Seite der Medaille. Wo Risiken sind, lassen sich auch Chancen finden. Die intelligente Nutzung von Social Network Plattformen kann – bei entsprechender Social Media Kompetenz und Architektur auch ein Beschleuniger für das Vermittlungsangebot sein.

 Dementi

Aktuell dementiert Holtzbrinck, das Parship rote Zahlen schreibt.