Social Media und Nachrichten

Eine Studie der Technischen Universität Dresden in Zusammenheit mit DFG und Infratest befasst sich mit der Frage, was Deutsche über aktuelle Nachrichten wissen und woher sie es wissen.

Hier finden Sie die  Presseinformation (deutsch) und die Studieninformation (englisch) dazu. Dazu gibt es auch einen interessanten Beitrag in Meedia.

Nachrichtenwissen der jungen Generation

Neben einer Reihe von interessanten Befunden werden dabei zwei aus meiner Sicht besonders relevante Erkenntnisse formuliert:

  • die 14 bis 17jährigen weissen ein deutlich niederes Nachrichtenwissen gegenüber älteren Gruppen auf.
  • Fernsehen dient über alle Altersgruppen als primäres Informationsmedium

Jugendliche informieren sich nach dieser Studie kaum über Internet-Quellen. Lassen wir diese Erkenntnis der Studie und ihrer dahinter stehenden Qualität einfach mal so stehen und akzeptieren wir auch den Schluss den Meedia daraus zieht:

Die Erkenntnis das die Nachricht durch das soziale Netz zu mir kommt, sei dadurch widerlegt.

Das mag auf den ersten Blick zutreffen, ist aber schlichtweg zu kurz gedacht. Oder versteht eine Social Media Funktion nicht ganz.

  • Wenn die ursprünglichen Nachrichtenquellen mit ihren Nachrichten bestimmte Zielgruppen nicht mehr erreichen, können sich diese Nachrichten im sozialen Netz auch nicht weiter verbreiten.
  • das persönliche soziale Netz, das ich mir als Nutzer zulege, ist als Nachrichtenfilter immer so gut, wie ich es haben will oder es gestalte. Mit anderen Worten – mein Netz informiert mich über das was ich wissen will, in dem ich die Teilnehmer dieses Netz auswähle.

Nachrichten in Social Media

Für Medienunternehmen oder Nachrichtenquellen, die soziale Netze nutzen wollen, ergeben sich daraus ganz klare, aber sicher nicht einfache Aufgaben um für die Verbreitung ihrer Nachrichten in den sozialen Netzen zu sorgen.

  • Sie müssen eine funktionierende Vernetzung in diese Zielgruppen und die darin bestehenden persönlichen sozialen Netze leisten.
  • Sie müssen den Nachrichtenfluss so weit steuern können, das die Nachricht ausreichend viele User aus ausreichend vielen persönlichen sozialen Netzen erreicht, um zu fliessen.

Beides funktioniert nicht von selbst und vor allem ist das nicht allein durch die simplen Social Media Architekturen und Kommunikationsmethoden zu realisieren, die wir auch bei guten Nachrichtenquellen antreffen.

Wenn etwas in der Praxis nicht funktioniert, sollte man zuerst prüfen, ob es denn mit den genutzten Mitteln und Methoden überhaupt funktionieren kann, bevor man die Methode insgesamt als nicht funktionierend bezeichnet. Wer seinen Toaster an die Wasserleitung anschließt sollte sich nicht wundern wenn er nasse Füsse statt eines warmen Toasts bekommt.

Interessant ist aus einer relativ gesicherten Erkenntnis – die Nachrichtenquellen erreichen jüngere Zielgruppen kaum noch – die mutige Bewertung – das dies dann ein Nichtfunktionieren der Nachrichtenverbreitung im sozialen Netz bedeutet – zu ziehen. Wäre schön, wenn man das Leistungsdefizit der klassischen Medien nicht direkt als Beleg der Leistungsdefizite der neuen Medien nehmen würde.

 

[imn-medien]

Shitstorm – das Beispiel Werder Bremen und Wiesenhof

Social Media verändert nachhaltig

Öffentliche Kritik wird durch Social Media sehr viel schneller und massiver sichtbar, wie in den Zeiten vor Social Media. Wo früher der eine oder andere Leserbrief im Lokalteil der Zeitung das Maximum war, ist heute eine schnelle und sich oft selbst belebende Wirkung jederzeit möglich. Die Vernetzung und die schnelle Kommunikation machen dies möglich.

Werder Bremen und Wiesenhof – Social Media Shitstorm en miniature

Selbst ein Fußballverein muss heute – wie dieses Beispiel zeigt – noch mehr mit dem feedback seiner Kunden rechnen, wenn diese mit einer Entscheidung des Vereins nicht einverstanden sind.

Der Shitstorm, dem Werder auf seiner Facebook Page  gerade begegnet ist nicht wirklich massiv. Es ist eher eine Unmutsbekundung, denn ein massiver Proteststurm. Ein Stürmchen, weniger ein Orkan.

Das der Verein eben auch in seinem wirtschaftlichen Verhalten mit den moralischen Vorstellungen seiner Fans rechnen sollte, ist eine Erkenntnis, an die man sich gewöhnen wird. Und das dies nicht nur Vereine und den Fußball sondern auch Unternehmen betrifft ist eine andere Erkenntnis. Vielleicht kann man auch von einer Faustregel ausgehen, das dieser Anspruch um so wichtiger genommen wird, je mehr sich Menschen mit der Organisation identifizieren und sich für sie einsetzen. Fans sind zugleich die strengsten Kritiker, könnte eine Erkenntnis sein. Risiko Fan sozusagen.

Social Media erhöht den Anspruch an das Verhalten von Organisationen und Unternehmen

Wer sich dem Risiko eines Shitstorms nicht aussetzen will, ist gut beraten auch diesen Aspekt in seine Entscheidungen einzubeziehen. Dabei ist nicht zu unterschätzen, das Missfallensäußerungen von wenigen ausreichend sind, um zu einer Welle heranzuwachsen. Die Vernetzung fördert solche Wellen nun mal.

Wie ist mit solchen Situationen umzugehen?

Eine Möglichkeit ist abwarten, die andere ist schnell in die Kommunikation einzusteigen. Wenn das Problem nicht gross ist, kann der Shitstorm schnell in sich zusammen fallen. Ist es ein ernst zu nehmendes Problem, das die Menschen stärker bewegt, kann Schweigen alles andere als ratsam werden.

Den Unterschied rechtzeitig zu erkennen und richtig einzuschätzen erfordert einiges an kommunikativer Kompetenz.

Vorbereitung ist sehr empfehlenswert

Generelle Risiken zu erkennen und bei aktuellen Themen auch die Social Media Risiken vorab zu beleuchten und sich rechtzeitig darauf einzustellen, ermöglicht den Zeitgewinn, der zwischen rechtzeitiger Handlungsfähigkeit und Handlungsunfähigkeit in der Außenwirkung entscheidet. Die für Entscheidungen verantwortlichen sollten Social Media selbst kennen oder zumindest ausreichend kompetent beraten werden.

Nehmen Sie doch diesen Beitrag zum Anlass und werfen einen Blick darauf, wie man sich auf dieses Problem in Ihrem Haus vorbereitet hat.

Check der erkennbaren Risiken

Prüfen Sie doch welche potenziellen Risikofelder für Ihr Unternehmen und seine Marken besteht. Wo könnte Kritik aufkommen und wie schnell würden Sie davon erfahren? Erst wenn die Kritik direkt bei Ihnen gelandet ist oder auch früher?

Welche absehbaren Entscheidungen und Verhaltensweisen könnten Anlass für Kritik geben?

Check des eigenen Notfallplans

Wie schnell sind Sie über Kritik oder kritischen Äusserungen im Umfeld Ihres Unternehmens oder Ihrer Marken informiert (Monitoring) und wie sieht der Aktionsplan für diese Fälle aus?

Wie schnell können Sie auf solche Entwicklungen reagieren? Ist dafür eine umfassende interne Abstimmung erforderlich, die kostbare Zeit kostet, oder sind die Aktionen für solche Fälle vorab abgestimmt?

Wer sind innerhalb Ihrer sozialen Reichweite die Schnittstellen, die für eine schnelle Verbreitung von Kritik oder deren Eindämmung entscheidend sind? Wie können Sie diese Meinungsführer schnell ins Boot bekommen?

Shitstormbeauftrager?

Wie wäre es mit einem Shitstormbeauftragten im Kommunikationsbereich Ihres Unternehmens? Nein, nicht jemand, der auf Shitstorms zu reagieren hat, sondern vor allem jemand, der in der Lage ist das potenzielle Shitstormrisiko und die Auswirkungen auf die Marke vorab einzuschätzen und entsprechende Vorbereitungen durchzusetzen.

Fazit: vorbereiten oder leiden

Social Media hat seine Risiken, egal ob Sie aktiv daran teilnehmen oder nur dabei sind, weil alle dabei sind. Wer sich auf Kritik nicht rechtzeitig einstellt, wird zwangsläufig von ihr überrascht und ist damit immer in Nachteil. Vor allem erhöht er durch mangelnde Vorbereitung ohne Not die Risiken von Social Media.

Wenn Sie dazu Fragen haben, sprechen Sie uns einfach an.

 

[allgemein]