Social Media Hochwasser Journalismus

Social Media produziert seit geraumer Zeit Unmengen von Bildern und Videos. Das ist an sich nicht wirklich neu. Neu ist lediglich die Qualität in der diese Bilderflut (und der damit einhergehende Bürgerjournalismus) Einzug in die heiligsten Hallen hochwertiger journalistischer Berichterstattung zieht.

Wer den ARD Brennpunkt mit Sigmund Gottlieb, seines Zeichens Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, zur denkbar besten Sendezeit sah, bekam eine bemerkenswerte Mischung aus rhetorischer Dramatik, Videoauszügen aus den sozialen Netzwerken um die Realität vor Ort darzustellen, Hubschrauberrundflügen und kurzen Berichten von Journalisten vor Ort serviert.

Natürlich verlocken dramatische Bilder aus den sozialen Medien, die als Informationsquelle übrigens journalistisch korrekt mehrfach genannt wurden, sehr dazu benutzt zu werden. Insbesondere wenn man selbst auf die Schnelle gar nichts vergleichbares produzieren kann. Zugleich zeigt sich am Beispiel der Hochwasserberichterstattung eine Gezeitenwende – Social Media ist als Quelle zunehmend unverzichtbar.

Die klassische Abgrenzung: hier hochwertiger Journalismus, dort minderwertiger Bürgerkram, ist damit sicher noch nicht vom Tisch, aber der Damm hat deutlich Risse bekommen. Der Hunger nach aktuellem Bildmaterial, Kostendruck und eine naturgegeben geringere und spätere Präsenz werden zumindest in Situationen in denen Aktualität und Schnelligkeit wichtig sind, die Risse in diesem Abwehrdamm Schritt für Schritt erweitern.

Was bleibt den Profis? Die Flucht in die Qualität oder die Deklassierung. Gegen die quantitative Leistungsfähigkeit sozialer Medien anzukämpfen wäre wenig Erfolg versprechend. Diese Leistungsfähigkeit unvoreingenommen und zugleich kritisch zu nutzen, ist eine Selbstverständlichkeit. Der ARD Brennpunkt des Bayerischen Rundfunks ist dafür ein deutliches Indiz. Wenn Social Media auch im BR diesen Stellenwert als Informationsquelle und Basis erreicht hat, ist die Zeitenwende vollzogen.