D̦pfners Angst vor Google Рund warum sie falsch ist.

Dr. Mathias Döpfner, Quelle: axelspringer.de
Dr. Mathias Döpfner, Quelle: axelspringer.de

Ein mutiger Beitrag in der FAZ erregt Aufsehen РMathias D̦pfner beschreibt in einem offenen Brief an Eric Schmidt, warum er Рund damit Axel Springer РAngst vor Google hat. Das ungew̦hnliche an diesem Beitrag ist nicht seine Offenheit, sondern die Zeit, die es brauchte, offen zu einer fatalen Situation zu stehen.

Axel Springers BILD als Existenz von Googles Gnaden?

Eigentlich kaum zu fassen. Ein beachtlicher Fall und eine enorme Fallhöhe. Für mich ist dieser Artikel ein Fanal, verbunden mit der Hoffnung auch Zäsur zu sein.

Die für das Unternehmen schmerzhafte Offenheit und Deutlichkeit dieses Briefes ist nicht zuletzt auch ein Hilfeschrei. Auf Wettbewerbshüter zu setzen, um Googles Macht einzudämmen und selbst mehr Spielraum im Kampf ums Überleben zu gewinnen ist  legitim. Aber es ist auch das Eingeständnis des unternehmerischen Scheiterns. Eine Eindämmung von Googles Macht von der EU zu erhoffen ist mehr als mutig. Es klingt aber auch verzweifelt.

David und Goliath?

So naheliegend dieser Vergleich, so fragwürdig ist er auch. David kannte nicht nur die technische und physische Überlegenheit von Goliath. David kannte auch dessen Schwäche und hatte eine Strategie, diese auszunutzen.

Auch wenn die Größenverhältnisse von Google und Axel Springer zu diesem Vergleich passen, ein David ist Axel Springer noch nicht. David ging entschlossen und mit der Absicht diese Konfrontation für sich zu entscheiden in einen Kampf, den er nicht vermeiden konnte. Letzteres passt auch auf Axel Springer. Aber dem Anschein nach nur eben letzteres.

Kein Erfolg ohne Strategie

Kann Axel Springer einen Wettbewerb mit Google bestehen? Wohl nur wenn das Unternehmen die Stärke von David hat, das heisst die Schwäche des Gegners erkennen und strategisch nutzen können und entschlossen handeln. Hat Google überhaupt strategische Schwächen, die so fatal genutzt werden könnten?

Auf den ersten Blick hatte Goliath keine Schwäche, die eine Niederlage durch einen alles andere als ebenbürtigen Gegner wie David überhaupt hätte wahrscheinlich erscheinen lassen. Und Google? Google hat eine mehr als deutliche Achillesferse.

Google lebt davon, das für Unternehmen effizienteste Werbesystem zur Verfügung stellen zu können. So effizient, das auch Axel Springer nicht umhin kann, das Unternehmen, das die eigene Existenz gefährdet, als Kunde zu unterstützen und die eigene Abhängigkeit zu erhöhen. Auf diesem Feld ist Google  kaum zu schlagen. Der Versuch wäre so empfehlenswert wie ein Frontalangriff eines sehbehinderten, humpelnden David auf einen Goliath in Bestform.

Googles Achillesfersen

Googles Schwachpunkte sind u. a.

  • seine Abhängigkeit von Werbung,
  • seine Methode der Informationsbeschaffung
  • „Desktoplastigkeit“
  • seine Grösse.

Interessanter als die Stärke eines Wettbewerbers frontal anzugehen, ist es diese Stärke zu eliminieren. Es ist klüger und  Erfolg versprechender, den Wettbewerb – oder die Auseinandersetzung – dort anzusetzen, wo der Gegner seine Schwächen hat. Es wäre genial dazu ein Feld zu wählen, das die nicht direkt angreifbaren Ressourcen des Gegners reduziert.

Strategische Ansatzpunkte und Aspekte

Um den Wettbewerb mit Google aktiv gestalten zu können, gibt es durchaus Ansatzpunkte. Einige davon sind naheliegend, andere nicht auf den ersten Blick ersichtlich.

  • Wettbewerb am POS: für Unternehmen interessant, für Google eher schwierig.
  • Systemalternative zur Werbung: je direkter die Auswirkung auf den Umsatz, um so interessanter.
  • Wasser abgraben: früher ansetzen können, bevor Google gefragt wird. Der Grad an Information über Konsumenten und deren sich entwickelndes Kaufinteresse ist noch lange nicht ausgereizt und Facebook gibt hier aktuell Boden auf.
  • mobile Stärke: mobiles Marketing, nahe am POS, ohne klassischer Werbung
  • Marktremobilisierung: Googles Unternehmenskunden zu Googles Wettbewerbern machen – z. B. durch entsprechende Marketingservices, die Unternehmenskunden in eine Wettbewerbssituation zu Google manövrieren.
  • Veränderung der Wettbewerbsstruktur: polypolistische Wettbewerbsstrukturen generieren, die für Google eine neue Herausforderung darstellen, (in dem passive, neutrale oder von Google genutzte Marktteilnehmer zu Googles Wettbewerbern werden).

Angst isst nicht nur die Seele auf

Bei Axel Springer isst die Angst auch Erträge und Zukunft weg. Wenn Google – völlig richtig – zumindest potenziell als existenzielle Bedrohung verstanden wird, kann die Konsequenz auf diese Entscheidung nur ein zielgerichtetes Handeln sein, das diese Bedrohung auf ein erträgliches Maß reduziert oder ganz beendet. Das erfordert weniger Rücksichtnahme und Verständnis auf Seiten der Bedrohung (Google) als Konsequenz und Initiative auf Seiten des Bedrohten. Auf jeden Fall ist Angst hier kein guter Ratgeber. 

Klare, kühle Analyse und konsequentes Handeln sind gefordert: Wer Waterloo fürchtet, wird Austerlitz nie erreichen. Ob Axel Springer eine Zukunft aus eigener Kraft hat, oder so lange von Google geduldet wird, bis eigene Angebote für Google lukrativer sind, entscheidet Töpfers Wettbewerbsstrategie, nicht Googles Goodwill. Das Schicksal des Konzerns auf das Engagement von EU Wettbewerbshüter zu setzen, ist nach bisherigen Erfahrungen kontraproduktiv. Eine Erfolg ermöglichende Wettbewerbsstrategie zu gestalten, ist letztlich nur eine Frage der Innovationskraft und – ganz altertümlich formuliert – der Tatkraft. Wer mit dem Rücken zur Wand steht, sollte zumindest ausreichend motiviert sein. 

Und ganz zu letzt: Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Ganz besonders, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Da ist es klüger mit Sunzi zu handeln als auf „don’t be evil“ zu hoffen. Das ich Axel Springer mal die Daumen drücken würde, hätte ich auch nicht geglaubt. Machiavelli lässt grüßen.

Erfolg in Social Media: weniger posten – mehr motivieren.

Ihr Unternehmen nutzt Social Media schon recht professionell, die Reichweite wächst, aber irgendwie fehlt der Zug, denn die „User“ Ihrer Reichweite reagieren eher zögerlich bis marginal?

Gratulation, Sie befinden sich in bester Gesellschaft. Das fühlt sich dann schon besser an, aber es hilft Ihnen nicht weiter? Kein Problem. Guter Rat ist normalerweise teuer, aber dieser ist trotzdem mal umsonst.

Posten Sie weniger, motivieren Sie statt dessen mehr.

Und das soll helfen? Ja. Das hilft. Weil Sie damit möglicherweise beginnen Social Media zu betreiben. Nein, nicht diese Art von Social Media, die dazu führt, das man viele Fans und Follower generiert und wenig Wirkung erzielt. Ich meine die andere, die soziale, gemeinsame Art. Das verstehen Sie nicht? Kein Problem. Sie befinden sich ja in guter Gesellschaft. Es haben sich nun mal zwei Arten von Social Media Verhalten eingebürgert.

  • das mediale Verhalten: ich baue eine Reichweite in Facebook, Twitter und Co auf und poste was das Zeug hält.
  • das soziale Verhalten: ich baue Beziehungen auf und motiviere meine Social Media Kontakte dazu mitzumachen und mitzugestalten.

Der wirtschaftliche Erfolg mit Social Media hat soziale Wurzeln

Raten Sie mal, worin der ökonomische Unterschied zwischen medialem Verhalten und sozialem Verhalten liegt? Im Aufwand und im Ergebnis. Der Unterschied lässt sich auch mit Tom Sawyer erklären:

  • Beim medialen Verhalten streichen Sie mäßig gut gelaunt den Gartenzaun und Ihre Freunde sehen zu.
  • Beim sozialen Verhalten streichen Ihre Freunde den Gartenzaun und sind stolz darauf und zeigen das auch.

Wie – Sie kennen Tom Sawyer nicht? Autsch. Da sind Sie – hoffentlich – in keiner großen Gesellschaft. Aber es geht natürlich auch ohne Mark Twain.

  • mediales Verhalten produziert permanenten Aufwand, der überschaubare Ergebnisse produziert. Skaliert die Reichweite wird das Verhältnis Aufwand zu Wirkung eher geringer.
  • soziales Verhalten produziert sukzessiven Aufwand, der beachtliche Ergebnisse produzieren kann. Skaliert die Reichweite skaliert auch das positive Verhältnis von Aufwand zu Wirkung.

Social Media heisst ja nicht zuletzt auch deshalb social weil alle oder möglichst viele mitmachen sollen. Sie sollten sich also eher als Moderator denn als Entertainer verstehen.

Das Gartenzaunprinzip oder Tom Sawyer verstehen und mögen

Was sind die Voraussetzungen dafür, das Ihre Freunde Ihren Gartenzaun streichen? Die wichtigsten sind, das Sie

  • Freunde haben und nicht nur Kommunikationsempfänger.
  • Ihre Freunde kennen.
  • Ihre Freunde motivieren können.
  • Ihren Freunden Pinsel und Farbe zur Verfügung stellen.

Ãœbertragen wir das auf das „reale Leben im virtuellen Raum“. Wie viele Ihrer Social Media Nutzer „kennen“ Sie zumindest rudimentär nach deren Interessen? Wie sehr sind Sie wirklich an einem offenen Dialog interessiert und ermöglichen ihn auch ganz einfach in Ihren Social Media Präsenzen? Wie gut kennen Sie die Motivationen Ihrer Freunde? Was stellen Sie an Werkzeug und Gestaltungsmöglichkeiten in Social Media zur Verfügung?

Was bringt Motivation und Partizipation?

Stellen Sie sich vor, nicht ein bis zwei Prozent Ihrer Sozialen Reichweite arbeitet aktiv an der Verbreitung Ihrer Inhalte mit, sondern zehn, zwanzig Prozent. Oder gar über 50%. Alles schon von ganz normalen Unternehmen im deutschsprachigen Raum realisiert.

Wollen Sie das nicht auch mal in Social Media versuchen?

Erinnern Sie sich noch an die guten alten Tante Emma Läden? Da ging man rein, sagte, was man brauchte und bekam das dann auf den Verkaufstisch gestellt. Heute fährt man mit Einkaufswagen der Schwerlastklasse lange Regalreihen ab und Tante Emma ist Geschichte, weil der Konsument selbst Hand anlegt. Wo er das im Marketing kann, blüht Erfolg, wo der Social Media User Zuschauer bleibt, wird das Beet lediglich mit dem Schweiss des Unternehmens gewässert. Und wer mit Salzwasser giesst, bei dem wächst natürlich weniger.

Jetzt liegt es an Ihnen, ob dieser kostenlose Rat umsonst war. Aber auch in diesem Fall bleibt das nicht ohne Folgen.