Brigitte zweinullig

Ja, auch im Flaggschiff der Frauenzeitschriften von Gruner & Jahr ist Web 2.0 angesagt. Bfriends.de heisst die Seite, die die weiblichen Jünger von Brigitte in einer Community versammeln soll.

Wenn es gestern noch Barack Obama war, der mich glauben läßt, das Veränderung möglich ist, muss ich heute zugeben, das Brigitte mit bfriends das „Yes, we can“ zumindest einstellt. Was aber natürlich nicht bedeutet ist, das Brigitte in bfriends mit diesem Slogan unterwegs ist. Dafür ist man auch hier zu spät. Nein, Bfriends ist ein sicheres Indiz dafür, das man beginnt das Thema web 2.0 in den größeren Verlagshäusern als das zu verstehen, was es tatsächlich sein kann: die mögliche Unabhängigkeitserklärung der Leser. Bevor ich mir vorstelle, das sich die Leserinnen von Brigitte, einem tapferen Schlachtschiff der Gleichberechtigung emanzipieren könnten, wechsle ich lieber die Perspektive. Gruner & Jahr steigen jetzt ebenfalls ins Communitybusiness ein. Nach bequeen von Burda kommt eben bfriends. Wer A, wie Auflagenrückgang, sagt, muss jetzt eben auch B sagen.

Interessanter Weise ist dieser Markt schon reichlich dicht gedränkt. Wirft man z. B. einen schnellen Blick in die Mediadaten aus dem Hause Glam begegnet man einigen Verlagsangeboten mit mehr oder weniger ausgeprägten Communitybestandteilen. Allen gemeinsam ist, das sie bestenfalls am Anfang ihrer Karriere stehen, um es mal positiv auszudrücken.

Werfen wir einen Blick darauf, was uns Google Trends zu diesen Ablegern von Printprodukten – Ausnahme Womensweb – sagt und da zeigt sich, das der zarte Anfang immer noch sanfte Pastelltöne trägt. So richtig viel her macht da niemand von sich.

Bislang sind die erfolgreichen Web 2.0 Unternehmen der Verlage durch Einkäufe ins Konzernportfolio gekommen. Im Bereich der Frauenportale gab es allerdings nichts zu kaufen. Ausserdem versucht man die Erfolge des Printmodells auf den Onlinebereich zu übertragen. Das dies nicht sonderlich erfolgreich ist, sieht man nicht nur im Bereich der Magazine. Letztlich trifft hier alle Verlage und Medienhäuser das gleiche Schicksal: die goldenen Zeiten sind vorbei. Im Internet werden definitiv nicht die Preise erzielt, die im Printbereich gang und gäbe waren. Der Grund dafür ist einfach. Online ist die Wirkung von Marketingkommunikation eben sehr viel klarer und schneller messbar. Die Hoffnung Online den Rückgang von Print auszugleichen hat bislang getrogen und es ist kein Ansatz in Sicht, der diese Hoffnung stärkt. Ob man mit den Communitys von Onlineablegern der Printmedien gegen die etablierten Social Networks ankommen wird, ist eher zweifelhaft.

Die einzigen Erfolge, die die Medienbranche auf diesem Feld bislang vorzuweisen hatte, sind ihre Einkäufe. Bislang sind die allerdings auch keine Ertragsquellen geworden sondern Zuschussgeschäfte geblieben. Wie tief die Desorientierung der Verlage schon geht, sieht man auch daran, wie bfriends in website von brigitte.de eingebunden ist. Die geneigte Leserin loggt sich bei brigitte.de ein und landet bei bfriends.de – weg vom wertvollen journalistischen Content, der doch angeblich so viel wichtiger ist, als der user generated content.

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.