Regionale Nutzung Social Networks in Deutschland

Ãœber den Eintrag bei Kress bin ich auf den Blogeintrag von Serviceplan gestoßen, in dem die regionale Nutzung von Social Networks in Deutschland beschrieben wird. Kress formuliert das sehr fokussiert: „Die VZs beherrschen den Norden,“ Serviceplan titelt etwas differenzierter: „Freundschaften sind regional“.

So interessant diese Analyse ist, sie basiert auf der Datenbasis agof. Und die ist, was Social Networks angeht, nicht nur deshalb fragwürdig, weil Facebook fehlt. In der agof fehlt  – neben Jappy – auch die komplette Regionalliga der Social Networks, zählt man mal KWICK! und die Lokalisten zu den größeren Regionalen oder kleineren überregionalen Social Network Plattformen.

Serviceplan beschreibt, wie wichtig der regionale Aspekt für Social Networks ist. Dies lässt sich auch aufgrund der geografischen Entfernung von Online-Freunden bestätigen. Diese starke real-life Orientierung der Social Networks Plattformen ist Vorteil und Dilemma. Auf der einen Seite sorgt die hohe regionale Dichte eines Mitgliederstamms für entsprechende Aktivität und damit auch für Wachstum. Auf der anderen Seite begrenzt diese regionale Ausrichtung sehr oft auch das Wachstumspotenzial. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist Team Ulm, wie Google Trends sehr schön zeigt. Die daily unique visitors von Team Ulm entsprechen einem knappen Drittel der registrierten User.

Für alle, die sich einen umfassenderen Ãœberblick über die aktuelle regionale Nutzung der Social Networks verschaffen wollen, empfehle ich die Ãœbersichtsseite für die wichtigen Social Network Plattformen hier in meinem Blog. Hinter jedem Social Network finden Sie auch gleich den Link zur Abfrage der daily unique visitors nach Google Trends. So wichtig und hilfreich die unique users nach agof auch sind – über die reale Aktivität der Mitglieder sagen diese Zahlen nicht genug aus.

Auch in meiner Liste sind natürlich nicht alle regionalen und lokalen Social Network Plattformen enthalten.

Die Präsentation von Serviceplan kann bei slideshare herunter geladen werden.

swr3land – woran Communitys scheitern

Warum SWR3land in dieser Form nicht erfolgreich sein kann

SWR3 ist mein Sender. Weitere 4 Millionen Menschen hören täglich SWR3. Das ist nicht wirklich erstaunlich. Der Sender gehört zumindest zu den Besten in Deutschland. Ich höre ihn seit Jahrzehnten – tagtäglich.

SWR3land – die kostenlose Community von SWR3 – hat gerade mal etwas über 40 Tausend Mitglieder. Und das schon länger. Obwohl die Community immer wieder im Programm eingebunden wird funktioniert sie einfach nicht. Ich schätze diese Community trotzdem – aus rein beruflichen Gründen wohlgemerkt. An ihr läßt sich ganz wunderbar demonstrieren, warum bei einem erstklassigen Produkt und einer vorhandenen medialen Leistungsfähigkeit der Extraklasse eine Community floppt, obwohl sie doch eigentlich extrem erfolgreich sein müsste.

Ãœber den mangelnden Erfolg von SWR3land als Community des SWR3 habe ich bereits geschrieben.

Bevor ich auf die Gründe des Scheiterns eingehe – vorab noch ein Hinweis an alle anderen Fans von SWR3 : Es gibt noch schlechtere Beispiele im Medienbereich, aber es gibt kaum einen Sender der bessere Erfolgschancen für eine Community hat als SWR3.

Worauf der Erfolg einer Social Network Platform beruht

Die Antwort darauf ist einfach. Profile, Aktivität und Vernetzung. Es ist nur nicht ganz so einfach diese Erfolgsfaktoren auch erfolgreich zu gestalten.

Erfolgsfaktor Profile: Profile dienen der Selbstdarstellung. Je bunter, kreativer und beeindruckender diese Form der Selbstdarstellung sein kann, desto mehr Mühe geben sich die Nutzer um ihre Möglichkeiten auch auszureizen. Natürlich gibt es eine Grenze – die der Usability. Schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund beeinträchtigt die Aussagekraft eines Profils doch deutlich. Bevormundung oder ein möglichst enges Korsett in dem die Selbstdarstellung des Users – entsprechend der Kreativität des CommunityManagements – stattzufinden hat, sind nur auf den ersten Blick besser aus ein grafischer GAU bei Profilbau.

  • Profile, mit denen ich mich nicht frei ausdrücken kann, werde ich auch nicht ausfüllen oder gestalten.
  • halbleere Profile machen eine Plattform uninteressant
  • niemand ist an gleichförmigen Profilen interessiert, weil es nicht lohnt darin zu surfen.
  • Profile sind ein wichtiger Anstoß für die Kommunikation. Sofern sie Anlass dazu bieten.

Wenn die Anzahl der Profile in einer Community über längere Zeit stagniert, spricht das gegen die Attraktivität dieser Plattform. Das Beispiel SWR3land ist auch deshalb so interessant, weil das hinter der Plattform / Community stehende Produkt seine Attraktivität nicht gerade eingebüßt hat.

Erfolgsfaktor Aktivität: Aktivität braucht Anlässe. Die beliebtesten Aktivitäten in sozialen Netzen basieren auf den Profilen und hier ganz besonders auch dem optischen Reiz der Inhalte. Darunter sind entgegen landläufiger Meinung nicht nur leicht bekleidete Damen und Herrn zu verstehen, sondern die Bilder aus dem eigenen sozialen Umfeld. Bilder sind ein extrem wichtiges Instrument um vom eigenen Leben zu berichten, sich selbst zu inszenieren. Bilder machen aber auch Arbeit – nicht nur dem Systemoperator. Deshalb wird die Galerie vor allem dort gepflegt und aktualisiert wo dies Sinn macht. Wo der eigene Freundeskreis aktiv ist, oder wo sich feedback von interessanten Menschen findet. Wo man aktuelle Bilder vermisst und über leere und oder gleichförmige Profile stolpert, schwindet die Aktivität zwangsläufig. Nichts ist tödlicher für eine Plattform als dies.

Wenn bei über 40 Tausend Profilen nur gut zweieinhalb Tausend Fotoalben angelegt wurden, ist das ein klares Votum der Nutzer, gegen die Attraktivität der Plattform für die eigene Selbstdarstellung.

Erfolgsfaktor Vernetzung: Habe ich viele Freunde und Bekannte auf einer Plattform, kommuniziere ich öfter  mit diesen. Das fördert meine Aktivität auf der Plattform und generiert Aktivität bei anderen. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist eine funktionierende soziale Navigation. Soziale Navigation steht unter anderem dafür, zu sehen, wer von meinen Freunden und Bekannten gerade online ist. Diese soziale Navigation ist wie der Kompass des Steuermanns eines Schiffs. Er sollte immer im Auge behalten werden können. Bei SWR3land ist das nicht so. Das steuere ich meine soziale Kommunikation sozusagen im Blindflug mit entsprechend überschaubarem Ergebnis. Ich sehe nichts, habe keinen Grund länger als nötig zu  bleiben und auch nicht häufiger wieder zu kommen. Facebook hat diesen Punkt übrigens in seiner Plattform deutlich verbessert. Bei SWR3land ist das wohl noch nicht durchgedrungen. In SWR3land werden die Freunde, die online sind, da angezeigt, wo ich sie nicht sehe, wenn ich die Plattform aktiv nutze. Nicht wirklich logisch.

Ein grober Fehler bei einem dieser Erfolgskriterien ist riskant. In allen Punkten deutlich daneben zu liegen ist die Garantie für einen Flopp.

Die internen Ursachen von Social Media Flopps

Die meisten Social Media Flopps haben ihre Wurzeln im Unternehmen. Was wir aus SWR3land sehr deutlich lernen können ist, das eine auch noch so hohe mediale Kompetenz ist nicht automatisch Social Media Kompetenz beinhaltet. Diese Fehleinschätzung ist kein Einzelfall. GMX und Web.de demonstrierten mit ihrem Projekt „Unddu.de“ genau das gleiche Verhalten. Beide Unternehmen sind fraglos erfolgreiche Internetunternehmen und verfügen mit einem hohen Kundenstamm eigentlich über eine perfekte Ausgangssituation für Community Building.

Wenn dann klar absehbar ist, daß das Projekt hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt, ist umsteuern gefragt. Das wiederum erfordert zusätzliche Kompetenz und Ressourcen, die aufzubringen eine Frage der Möglichkeiten und des Willens ist. Oft sagt man sich, das man ja eigentlich alles getan habe, um erfolgreich zu sein, der Markt aber dafür noch nicht bereit oder schon zu besetzt ist. Oder man gibt – frei nach dem Prinzip Hoffnung – dem jungen Pflänzchen Zeit zu wachsen, auch wenn schon kein nennenswertes Wachstum mehr erkennbar ist.

Quo vadis – wohin driftet SWR3land?

Faktisch hat man bei SWR3 drei Alternativen:

  • Einen Neustart oder Relaunch mit einer Plattform, die einen Erfolg überhaupt möglich macht. Das ist mit einiger Arbeit verbunden und man muss dem Projekt SWR3land entsprechende Prioritäten einräumen. Social Networks dienen bei Medienhäusern üblicherweise dafür Marktpotenziale die man anderweitig erschlossen hat, zu sichern und in ergänzender Weise zu nutzen oder Marktpotenziale zu erschließen, die man mit den anderen Instrumenten nicht erreicht, für das Medienhaus zu erschließen. Gemessen an diesen grundsätzlichen Zielen ist SWR3land ein ausgemacht prächtiger Flopp. Mit der Frage nach der Zukunft von SWR3land verbindet sich aber auch die Frage nach der Kundenbindung und nicht zuletzt auch danach ob der Sender eine Zukunft in Social Media – einer Kernfunktions des Internets – haben will.
  • Deckel drauf und SWR3land ist Vergangenheit. Damit verärgert man ein paar wenige Hörer, erspart sich einen doch blamablen Flopp weiter mit zu schleppen und verzichtet darauf ein Bein in einem Wachstumsbereich aufzubauen, der für die Zukunft der Medien alles andere als unerheblich ist. Selbst die gute  ZDF Nachrichtensendung baut ihre Internetplattform mit zunehmender Beständigkeit ins Programm ein. Ein derartiges Eingeständnis medialer Inkompetenz scheint zu schmerzhaft zu sein.
  • Der letzte macht das Licht aus. Die klassische Methode „weiter so“, bis niemand mehr da ist. Oder das letzte Häuflein unentwegte sich vollends zu Facebook verzogen hat und dort SWR3 Community spielt. Das ist nicht besser als die Alternative davor, nur erfordert sie weniger Mut zur Wahrheit.

Besser machen – aber wie?

Wer vor einer ähnlichen Situation steht, wie SWR3 mit dem SWR3land, also für eine brand community oder die Community eines Medienhauses zuständig ist und mit deren Erfolg nicht zufrieden sein kann, ist in keiner beneidenswerten Lage. Aussichtslos ist sie aber keinesfalls. Besser machen ist gar nicht so schwer. Zumindest kann man in einem ersten Schritt darauf verzichten, die gröbsten Fehler zu machen, an denen andere schon mal gescheitert sind. Wer es selbst nicht besser weiß, kann sich externen Rat holen. Oder sich die nötige Social Media Kompetenz aneignen. Dafür gibt es speziell für Medienhäuser Seminare. Alternativ bietet sich ein workshop an, um das Thema im Unternehmen oder in der Abteilung auf eine gemeinsame, stabile Basis zu stellen. Egal was Sie in diesem Fall machen – nichts tun ist definitiv die schlechtere Alternative. Und sollte Ihnen gar keine praktikable Lösung einfallen, kann ich Ihnen sicher weiter helfen. Sie erreichen mich hier.

ICQs deutsches Wunder – eine Chance für die Lokalisten?

ICQ

Wer erinnert sich noch an ICQ, den Chat, der die lustigen Schreibmaschinengeräusche von sich gab, wenn man tippte?

Ja, lang ist es her, ich weiß. Bevor wir aber vollends nostalgisch werden, wartet ein interessantes kleines Wunder auf seine Würdigung.

ICQ lebt.

Gerade und insbesondere in Deutschland. Wer sich jetzt ebenfalls erstaunt die facebookmüden Augen reibt, werfe einen prüfenden Blick auf die folgende Grafik von Googles Trends for Websites.

ICQs daily unique visitors in Deutschland

Google sagt uns, das dieser Veteran der Chats in Deutschland immer noch deutlich über 1,5 Million daily unique visitors hat. Global gibt Google für icq.com immer noch mehr als 2 Millionen daily unique visitors an.

1,5 Mio daily unique visitors sind für Deutschland nicht gerade eine Kleinigkeit. Um so verwunderter, das niemand diese kleine deutsche Wunder zu würdigen scheint, stammen doch ca. 2/3 der unentwegten ICQ-Nutzer aus unserem Social Media Reservoir.

Vergleicht man die daily unique visitors von Google mit den bekannteren Größen, wird die Bedeutung dieses kleinen Wunders deutlicher.

ICQ liegt in der Nutzung immer noch deutlich über Jappy, auch eine unterschätzte deutsche Social Network Plattform. Dieses interessante kleine deutsche Wunder von icq wirft auch die Frage auf, wie es denn dazu kommen konnte, das sich dieser Dienst so lange gehalten hat.

Das deutsche Wunder von icq

Technische Features dürften wohl eher weniger dafür verantwortlich sein, das icq als Dienst in Deutschland immer noch genutzt wird. Wenn es nicht die ausgefeilte Technik war, bleiben noch das Gegenteil – die Einfachheit – und die Einbindung von Content oder die mediale Nutzung dieser Plattform.Wäre die Einfachheit des Dienstes, würde Deutschland sicher nicht allein so stark unter den Nutzern vertreten sein. Einfachheit ist nicht unbedingt die nationale Eigenart unserer Social Media Nutzer. Sonst wäre z. B. Facebook nicht in Deutschland erfolgreich.

Wenn es aber nicht die Einfachheit allein ist, auf die sich diese Sondersituation stützt, dann bleibt kaum mehr als Antworkt als die besondere die Content- und Einbindungssitutation von icq in Deutschland.

Ein Blick auf die Startseite von icq zeigt eine mögliche Erklärung.

ICQ ist als social media tool von Pro7Sat1 eingebunden. Die junge Zielgruppe wird damit anscheinend nicht all zu schlecht erreicht. Interessanter Weise liegen die daily unique visitors von icq deutlich über denen der anderen Social Network Plattform aus dem Hause Pro7Sat1.

Die Lokalisten – derzeit nicht mit einem Wachstumsboom beschäftigt – liegen nach Google Trends für Websites deutlich unter ICQ, knapp auf halber Höhe des Social Media Veterans. Natürlich ist dieser direkt Vergleich von Lokalisten und ICQ nicht ganz fair. Immerhin sind die Lokalisten vor allem eine bayerische Angelegenheit, ICQ im Windschatten der Senderreichweite dagegen nicht auf den weißblauen Himmel Bayerns beschränkt.

Zum Glück – für die Lokalisten – sind die Positionierungen von ICQ und Lokalisten weit genug auseinander um im Rahmen von Sparmaßnahmen zu Gedankenspielen zu Lasten der Lokalisten zu verleiten.

ICQ nach Regionen in D

Verpasste Chance für die Lokalisten?

Ein interessanteres wäre doch in diesem Zusammenhang, wie man die innerhalb von Deutschland deutlich breiter aufgestellte Reichweite von icq für die Lokalisten und deren Expansion nützen kann.

Vielleicht lässt sich ja auf diese Weg ein Wachstumsschub für die Grünen aus München erzielen. Es bliebe ja faktisch in der Familie und würde dem ungesteuerten „herausaltern“ der doch überwiegend jüngeren User aus ICQ heraus ein Richtung geben.


Social Media Kampagnen- ein Widerspruch in sich

Mit dem Begriff Social Media Kampagne werde ich immer wieder konfrontiert und kann mich um so weniger anfreunden, je beliebter er wird. Nicht zuletzt deshalb weil Social Media Kampagnen ein Widerspruch in sich sind. Natürlich können mediale Kampagnen durch die Einbindung von Social Media Elementen optisch gewinnen, aber das macht daraus alles andere als erfolgreiches Social Media Marketing.

Warum Social Media und Kampagne nicht zusammenpassen

Es handelt sich bei Social Media und bei Kampagne einfach um ganz unterschiedliche Ansätze, die nicht harmonieren können. Um den Unterschied mal mit Beispielen zugespitzt darzustellen:

Die zivile Beispielsversion:

  • Mit Kampagnen lässt man bunte Drachen steigen, um die Aufmerksamkeit auf ein Thema zu richten und eine Information zu verteilen.
  • Mit Social Media baut man Flughäfen auf denen Fluggeräte starten und landen.

Das nicht ganz so zivile Beispiel für Anglophile:

  • Kampagnen zählen mehr zur Kategorie „fire and forget.“
  • Social Media passt besser in die Schublade „seed and raise“.

Social Media ist mehr als Blog PR

Social Media ist eben mehr als Blogger dazu zu animieren, über ein bestimmtes Thema zu schreiben und es so weiter zu verbreiten und zum Thema der „Community“ zu machen.

Ich schreibe das Wort Community hier sehr bewußt in Anführungszeichen. Das halte ich immer für angebracht, wenn ganz allgemein über „die Community“ geredet wird, ohne das dabei klar wird ob es sich um die Gemeinde Wolfenbüttel, einen Verein zur Förderung sorbischen Volkstanzes, die Vereinigung der Harley-Davidson Fahrer von XYZ oder die Fangruppe „Nordkurve“ handelt. Facebook ist übrigens keine Community.

Erinnern wir uns – Social Media ist nicht zuletzt durch den Dialog auf Augenhöhe gekennzeichnet. Bei Blogs fällt dieser Dialog auch dann nicht ganz so intensiv aus, wenn die Augenhöhe stimmt. Blogs sind nun mal mehr Sender als Empfänger. Dialog besteht aus beidem.

Wenn wir von Social Media reden, kommen wir gar nicht um Communitys, Soziale Netze und Social Network Plattformen herum.

Social Network Plattformen: Technische Plattformen, wie Facebook, wer-kennt-wen, etc.

Communitys: Gruppen mit gemeinsamen Interessen, Zielen, Werten.

Soziale Netze: im Einzelfall persönliche Freundes-/ Bekanntenkreise, in der Mehrzahl die Anhäufung davon.

Und bei Werbekampagnen in Social Network Plattformen denken wir immer an die wirklich geringe Resonanz, die uns vor gaugelt, das Werbung in diesen Plattformen schlichtweg nicht  wirken kann. Kann sie auch nicht. Dort hat es der Werbeempfänger leichter die Plattform zu nutzen, ohne das er die Werbung wahrnehmen muss. Dazu braucht er nicht mal technische Hilfsmittel. Er kann sich einfach daran gewöhnen bestimmte Bereiche in der Wahrnehmung als Belästigung einfach auszublenden. Das schön daran – das geht schnell und wie von selbst.

Das Audience – Problem bei Social Media

Die meisten Marketer sind klassisch geprägt. Das heißt, sie sind gewohnt, das ihnen das Medium, das sie benutzen auch gleichzeitig die Audience liefert. Audience steht für eine Zuhörerschaft, die für eine Information zwangsläufig aufnahmebereit ist. Wer ins Fernsehgerät sieht, bekommt die Werbung mehr oder weniger zwangsläufig mit, wer Radio hört, den Spot, wer Zeitung liest, die Anzeige. Zumindest in den Social Network Plattformen können wir nicht mehr automatisch davon ausgehen, auf eine Audience zu stoßen. Die Leute dort sind nun mal aus einem ganz anderen Grund dort, als Werbung wahrzunehmen.

Natürlich sehe ich nicht fern um Werbung zu sehen. Allerdings sehe ich auch nicht schnell genug weg um sie nicht wahr zu nehmen. Anzeigen kann ich überblättern, wenn mich die Botschaft nicht direkt erwischt. Da wir immer ein bißchen besser darin werden, Abwehrmechanismen gegen Zwänge zu entwickeln, wird es für die Zwangsbewerber zunehmend aufwändiger ihre Botschaften auf diesem Web zu vermitteln.

Bei Social Media muss diese Audience erst erarbeitet werden. Dialog und Ãœberzeugung sind hier das Nadelöhr, durch das die Botschaft muss. Das ist auch nicht ohne Aufwand zu bewerkstelligen. Im Unterschied zu den klassischen Medien resultiert der Aufwand eben nicht in den hohen Kosten der Nutzung einer Medienplattform, sondern – verkürzt, vereinfacht und grob dargestellt, ich weiß – darin das für die Botschaft erst eine eigene Audience geschaffen werden muss.

Das Beispiel Brücke als Eselsbrücke

Ich muss mich für den Begriff Eselsbrücke entschuldigen. Er ist defintiv nicht political correct. Das Beispiel dahinter ist hoffentlich praktisch hilfreich.

Stellen Sie sich vor, ein Mann baut eine Brücke, um einen Sack über einen Bach zu befördern. Das Vorhaben gelingt. Die Brücke steht, der Sack wird über den Bach getragen und anschließend wird die Brücke wieder abgebaut.

Wäre das nicht ein schönes Beispiel für einen  Schildbürgerstreich? So funktionieren in etwa so genannte Social Media Kampagnen. Wir bauen mehr oder weniger erfolgreich eine Audience auf, fahren dann einen Informationsmonolog ab und lassen eine Audience zurück, der wir einen Dialog versprochen haben. In der nächsten Kampagne ködern wir unsere Audience mit einem coolen Gimmick odeer suchen uns eine neue.

Tröstliche Worte zum Schluß

Auch wenn dies vielleicht ein wenig zynisch klingt, aber es gibt tatsächlich Trost für all jene, die für teures Geld Social Media Kampagnen gebucht haben und damit erfolglos waren: Es hätte deutlich schlimmer kommen können.

Social Media Kampagnen worst case

Social Media beruht auf dem Angebot einen Dialog auf Augenhöhe zu führen. Man stelle sich vor, ein Konsumgüterhersteller hätte eine Kommunikationsagentur mit einer Kampagne in Social Media beauftragt und viele Kunden hätten dieses Angebot freudig angenommen, weil sie Unternehmen und Produkte hoch schätzen, den Dialog von ihrer Seite aus gestartet und wären ins Leere gelaufen. Weil weder die Agentur noch die Marketingabteilung des Unternehmens darauf eingestellt waren, einen echten Dialog mit vielen Kunden aufrecht zu erhalten. Wie viele Kunden wären frustriert, wie viele hätten sich wohl nicht ernst genommen gefühlt, oder schlimmeres?

So gesehen ist es für den einen oder anderen doch eher ein großes Glück, wenn seine Social Media Kampagne ein gesunder Flop war.

Und wenn man Ihnen eine Social Media Kampagne verkaufen will, bleiben Sie ruhig und lächeln Sie freundlich. Ihr Gegenüber weiß es vielleicht wirklich nicht besser. Halten Sie ihm also zu Gute das er ganz fraglos Ihr bestes will.

Social Media Beispiel: Whirlpool / Maytag und Heather Armstrong

Forbes beschreibt wie Heather Armstrong, nachdem sie mit ihrer neuen Waschmaschine und dem Kundendienst aufgrund erfolgloser Reparaturversuche und überschaubarer Anstrengungen nicht zufrieden war, Whirlpool in Bewegung setzte und für eine Lösung ihres Problems sorgte.

Heather Armstrongs Beispiel ist alles andere als das Beispiel einer typischen Hausfrau. Sie hat in Twitter weit über eine Million Followers und schreibt einen vielbeachteten Blog. Ihre kommunikative Reichweite liegt damit deutlich über dem der Durchschnittshausfrau.

Das Klischee „kommunikative Hausfrau“ setzt sich erfolgreich gegen Global Player durch, ist sicher sehr verlockend. Es mag auch genauso einfach sein, den Erfolg von Armstrong als untypisch abzutun, weil sie über eine untypisch hohe kommunikative Reichweite verfügt.

Hinter dieser Geschichte stecken zwei interessante Aspekte, die zu beleuchten sich allemal lohnt.  Einmal stellt sich die Frage nach der Nutzbarkeit und Relevanz dieses Vorgehens für Menschen ohne hohe Kommunikationsreichweite. Und es stellt sich die Frage nach der Konsequenz für Unternehmen, die sich solchen Situationen gegenüber sehen.

Kommunikative Reichweite als entscheidender Faktor

Wie kann ein Mensch ohne überdurchschnittliche kommunikative Reichweite eine vergleichbare Wirkung erzielen? Was tun, wenn BILD sich nicht für einen einsetzt und der Redakteur der heimatlichen Tageszeitung vom eigenen Problem nicht wirklich elektrisiert ist? Wie lässt sich Reichweite an den etablierten Medien vorbei herstellen?

Die Antwort darauf ergibt sich aus dem eigenen persönlichen Netzwerk. Eine gute Idee für die Verpackung, die andere motiviert und einen viralen Charakter hat, bietet einen Weg, kommunikative Reichweite aufzubauen. Wer persönlich kein großes eigenes Netzwerk hat, kann versuchen, auf die Kontakte seines Netzwerkes zurück zu greifen und damit die eigenen Reichweite zu erhöhen. Allein in Xing habe ich beispielsweise  mehr als vierhundert Kontakte und in Facebook kenne ich einige Leute, die deutlich besser vernetzt sind. Manchmal reicht es auch aus, jemand zu kennen, der jemand kennt, der einem weiterhelfen kann. Es ist eher das fehlende Bewußtsein über die Möglichkeiten und wie sie genutzt werden können, als ein Mangel an Reichweite, der verhindert, das solche Aktivitäten alltäglicher werden.

Ursache beseitigt РProblem gel̦st?

Für Unternehmen sieht die Situation unerfreulicher aus. Heather Armstrong hat in diesem Beispiel vielen Menschen nahe legen können, künftig keine Waschmaschine dieser Marke zu kaufen. Diese Empfehlung kann weiter Wirkung zeigen, auch wenn ihre Waschmaschine wieder bestens läuft. Maytag – da war doch was unerfreuliches.

Social Media kann für Unternehmen, deren Support nicht ausreichend funktioniert, eine tickende Zeitbombe sein. Je mehr Konsumenten die Möglichkeiten erkennen und ihre Probleme wirklich zum Problem des Unternehmens machen, desto schwieriger wird es für Unternehmen ihren guten Ruf im Bewußtsein der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Es ist eben keine Problemlösung, die Probleme dessen, der sich besonders laut oder kompetent äußert, zu lösen. Die negative Wirkung – und damit das Problem für das Unternehmen – ist da schon in die Welt gesetzt.

Jenseits besonders lauter Stimmen und kommunikativer Talente existieren viele Plattformen, die dem Unmut unzufriedener Kunden ein Zuhause geben können und wollen. Diese Kommunikation muß die Unternehmen nicht direkt erreichen, von ihrer Wirkung werden sie deshalb nicht verschont bleiben. Spektakuläre Beispiele lenken oft von dem eigentlichen Problem ab.

Die Chance das Social Media für Unternehmen mehr Risiken birgt, als Vorteile, diese Chance ist nicht gering. Vor diesen Risiken zu Augen zu verschließen, sichert eher ein unerfreuliches Erwachen.

Google Buzz – Googles 4. Anlauf sozial zu werden

Gestern stellte Google sein neues Projekt Google Buzz vor. Damit hat der 4. Versuch sich als Social Network Plattform zu etablieren Name und Inhalt.

Der strategische Hintergrund

Warum ist Google so hartnäckig daran interessiert eine globale soziale Plattform aufzubauen? Langfristig führt daran kein Weg vorbei, wenn Google weiterhin so gut verdienen will. Im Augenblick verdient das Unternehmen prächtig mit der Einblendung von Werbung passend zu Websiteinhalten und Suchanfragen. Auf längere Sicht sind jedoch Plattformen in mehrfacher Hinsicht im Vorteil, die von den Personen, die sie nutzen, umfassende Interessenprofile haben.

Werbung passend zum Interessenprofil

Diese Methode ist der Werbung passend zu Suchabfragen und Websites schon deshalb überlegen, weil sie präziser ist und die Bedürfnisse des Menschen eher trifft. Zudem ist diese Methode kampagnenfähiger, weil kompatibler mit den Abläufen von Kommunikationskampagnen.  Googles Geschäftsgrundlage ist dadurch strukturell bedroht.

Werbung ist nicht immer die bessere Lösung

Das Internet ist interaktiv und ermöglicht mehr als die Einbindung von Werbung. Niemand weiß das besser als Google. Je mehr Unternehmen die Möglichkeiten nutzen,

  • direkt zu verkaufen, statt zu bewerben,
  • Social Media als Dialog mit eigenen oder fremden Plattformen zu nutzen

desto mehr verliert Google.

Um seine Existenz und künftiges Wachstum abzusichern, ist eine Leistungsfähigkeit auf der Ebene sozialer Plattformen mit entsprechendem Instrumentarium für Google zwingend erforderlich.

Googles Social History

Orkut war der Versuch, eine eigene internationale Social Network Plattform zu etablieren. Orkut war in Brasilien erfolgreich, punktete in Indien und hat Nutzer auch in den USA. Das Ziel des global Players wurde weit verfehlt. Diese Rolle hat Facebook eingenommen. Interessanter Weise finden sich bei Google AdPlanner / Google Trends for Websites keine Daten über den Traffic von Orkut.

Open-ID war mit ein Kind von Google und dient der Vereinfachung des Login. Der Erfolg von Open-ID ist überschaubar und wird von seiner strategischen Bedeutung durch die anderen Provider der Open ID für Google minimieret.

iGoogle folgte als kleiner Anlauf sozialer zu werden. Die Startseite ermöglicht nicht nur externe Inhalte zu bündeln. Sie soll auch für gemeinsame Spiele mit Freunden genutzt werden. Der Versuch über eine Portalseite, die mit Gadgets und Kommunikationstools in Richtung soziale Kommunikation ausgebaut werden kann, zur Social Network Platform zu reifen, war bislang nicht erfolgreich.

Google Buzz folgt als logische Konsequenz der These von Jerry Oywang, das eMail eigentlich das größte soziale Netzwerk darstellt. Darüber ob eMail ein soziales Netzwerk darstellt, kann man geteilter Meinung sein. Gmails ca 150 Mio eMail accounts sollen jetzt als Basis der neuen sozialen Plattform dienen. Googles Strategie basiert dabei auf der Einbindung von externem Content – insbesondere von Bildern – auf einem Aktualisierungsdienst und vor allem auf der Vernetzung von Usern innerhalb von Google Mail / Gmail, die über die Kommunikation abgebildet wird.

Wird No. 4 so erfolgreich?

Die strategische Chance des 4. Anlaufs Google Buzz liegt in

  • der Nutzung des sozialen Filters,
  • einer hohen Convinience,
  • einer Verflechtung von Content mit Interessen und regionaler Orientierung.

Google zielt damit zuerst gegen Twitter, unterläuft die Contentseiten, indem Content von dort abgeholt und zum User gebracht wird und versucht auf diesem Weg ein den Social Network Plattformen adäquates, direkt einer Person zuzuordnendes Interessenprofil aufzubauen. Die regionale Orientierung ist die logische Folge der Erkenntnis, das die meisten Suchen regionale Aspekte haben und Social Network Plattformen ohne ausreichende regionale Dichte eher keiner erfolgreichen Zukunft entgegen sehen.

Was spricht gegen den Erfolg von Google Buzz?

  • Google fehlte bislang das „soziale Händchen.“
  • Versuche großere eMail Provider und Portale social zu werden sind kläglich gescheitert.
  • Die Leistung als Social Network Plattfom für den User ist eher me too als innovativ.
  • Das Wachstum der Social Network Plattform ist in der Startphase und mit diesen Features zu eng an den eMail Dienst geknüpft.

Was ist erfolgsentscheidend?

Letztendlich beantwortet sich die Frage nach dem Erfolg von Google Buzz mit den Antworten auf die Frage ob eMail tatsächlich ein social network ist und ob eine große eMail Plattform in der Lage ist seine Ausgangssituation in Form einer bestehenden großen Nutzerbasis erfolgreich zu nutzen.

Google wiederholt zumindest nicht einen Fehler von web.de und gmx, die ihren Anlauf zur Social Network Plattform außerhalb ihres eMail-Services versucht haben. Ob die interne Lösung – die soziale Plattform in den eMail-Dienst zu integrieren besser ist, ist nicht sicher.

Ob eMail als Basis für eine Social Network Plattform ausreicht  oder ob dazu ausgereifte Profile und Funktionen erforderlich sind, wir die Praxis zeigen.

Letztlich geht es auch darum, das Verständnis und die Nutzungsweise eines Dienstes zu Gunsten eines anderen zu verändern. Die reine Orientierung an Funktionen und ein me too – Angebot sind dafür keine Erfolgsgarantie. Dazu ist der Markt schon zu gesättigt.

Fazit

Nachdem aller guten Dinge eben nicht 3 waren, ist No. 4 zumindest der große Bruder der Versuche No. 2 und 3.

Für ein eigenes großes Netzwerk erscheint mir der Zug für Google abgefahren zu sein. Die Übernahme von Facebook wäre dafür die realistischere Methode.

Der Ansatz, User, Nutzung und traffic direkt an Google in Form eigener Plattformen zu binden, ist überholt.

Mit dem Gedanken sich über Content und Vernetzung in bestehende Plattformen einzuklinken, scheint man sich in Mountain View noch nicht wirklich befasst zu haben. Schade eigentlich. Das könnte dem Wettbewerb bei den Social Network Plattformen noch einmal deutliche Impulse geben und Googles Zukunft besser absichern, als die Versuche 1 bis 4.

Ich bin schon mal auf Anlauf No. 5 gespannt.

VZ alle Jahre wieder: Berger de Leon gibt auf

Kurz und knapp: CEO Berger de Leon verläßt die VZs und widmet sich wieder seiner Aufgabe als Vorstandsvorsitzender bei Abacho. Pikanter Weise gehören beide Unternehmen – die VZs also auch Abacho zur Holtzbrinckgruppe.

Innerhalb von knapp 2 Jahren drehte sich das CEO Karussell bei den VZs recht dynamisch: auf Riecke folgte Riedl, auf diesen Berger de Leon dem wieder Riedl folgt.

Zumindest machen die VZ Netzwerke nicht nur durch Skandale von sich reden. Auch über die CEOs gibt es immer wieder Neues zu vermelden.  Zumindest eine Konstante läßt sich bei dieser Entwicklung problemlos finden: Das Unternehmen wird den Wechsel gewohnt und der neue alte CEO muß nicht mehr lange eingearbeitet werden und kann die Zeit bis zum nächsten CEO voll ausfüllen.

Lesenswert: Social Media Marketing – Beispiel Pepsi

Mashable stellt die Social Media Kampagnen von Mountain Dew – einer Division von Pepsi vor. Die Kampagnen basieren auf dem Ansatz der DEWmocracy. Dahinter steckt das Konzept die Öffentlichkeit in Form von Fans in alle Prozesse der Entwicklung neuer Getränkegeschmacksrichtungen mit einzubeziehen.

Damit erschließt sich das Unternehmen Informationen, Erkenntnisse und nicht zuletzt die Unterstützung des Marktes, die ihm ansonsten nicht zur Verfügung gestanden hätten. Eine neue Geschmacksrichtung trifft damit den Geschmack ausreichend großer Kundengruppen mit höherer Sicherheit.

“Driving consumer interest and engagement takes imagination and often a certain amount of reinvention, so it’s fair to say we’re rethinking everything we do from product development to marketing campaigns across our entire portfolio,” said Bart Casabona, a Mountain Dew spokesman.

Hier geht es direkt zu diesem Artikel auf Mashable.

AdAudience als Wettbewerber von Google?

Zu kurz gedacht ist der Zusammenschluss von Gruner + Jahr EMS, IP Deutschland, SevenOne und Tomorrow Focus als Anti-Google-Werbeallianz. Der Versuch dieser Vermarkter am Werbekuchen von Google etwas mehr zu partizipieren, ist nachvollziehbar und allemal besser als über die Werbeübermacht Google zu jammern. Der Wettbewerbssituation wird diese einseitige Ausrichtung der Anti-Google-Allianz  – auf den Wettbewerber Google – nicht gerecht. Wer im Wettbewerb führen will, muss überholen und nicht hinterher hinken.

Warum AdAudience Google nicht einholen kann

Im Wettbewerb zwischen Google und AdAudience geht es nicht zuletzt auch um einen Systemwettbewerb:

  • Google blendet Werbung entweder passend zu einer Suchanfrage oder zum Inhalt einer Website ein.
  • Die Werbung via AdAudience kann nur passend zum Inhalt der Website und zu den Zielgruppen, die diese Website nutzen, eingeblendet werden.

Qualitativ hat Google einen Systemvorteil. Aufgrund der Suchanfragen kann Google den individuellen Suchenden mit dem zu seiner Suche passenden Angebot verbinden. Dieser Qualität hat AdAudience direkt wenig entgegen zu setzen.

Spitze Zielgruppen von AdAudience sind als Waffe gegen das keyword Matching von Google nur bedingt tauglich. Die spitzeste Zielgruppe ist das einzelne Individuum. So spitz werden die Zielgruppen von AdAudience nicht werden. Bei Google ist das systembedingt aber bei Suchabfragen so.

Wo der Kunde schon aktiv sucht – ist Google auch künftig im Vorteil.

Und da, wo der Kunde nicht aktiv sucht? Googles Handicap – die Einblendung von Werbung passend zur Zielgruppe, kann von AdAudience nur durch zielgruppenorientierte Werbung in den großen Websites und Portalen genutzt werden. Google dagegen ist überwiegend in kleinen Websites mit seiner Werbung präsent. Die haben zwar keine ausgefeilte Analyse ihrer Nutzergruppen, oft aber ein spitzes Thema und sorgen auf diesem Weg für spitze Zielgruppen. Hier steht es eher pari, als das AdAudience auf einen systembedingten Vorteil hoffen kann.

Wie Google die Allianz der Vermarkter wirtschaftlich noch weiter abhängen kann

Googles nächste Ertragsfelder sind für AdAudience nicht erreichbar. Drei Viertel der eCommerce relevanten Suchen in Google sollen einen regionalen Bezug haben. Das ist logisch und leicht nachvollziehbar. Google nutzt diesen lokalen Schwerpunkt werblich bislang nur rudimentär. Die Technik dafür ist allerdings vorhanden. Der Markt muss nur bearbeitet werden. All business is local business stimmt auch hier.

AdAudience wird sich schwer tun, Google in die lokalen Märkte zu folgen.

  • Dafür fehlt der Allianz einerseits das nötige Inventar, also die breite Basis an Websites mit lokalem Bezug. Die Werbeschaltung auf der Basis von IP-Informationen wäre hier ein Lösungsansatz, der dieses gravierende Manko etwas reduzieren könnte.
  • Gravierender ist das dazu auch das Vermarktungstool fehlt, das Google bereits etabliert hat.

Betrachtet man das Potenzial der regionalen und vor allem lokalen Werbung, das für Online Werbung noch nicht erschlossen ist, wird nicht nur der Werbekuchen für Online Werbung noch deutlich wachsen, sondern auch und vor allem Googles Anteil daran.

Fazit: Geht Google local sieht AdAudience hinterher und der Abstand zwischen Google und dem Rest der Vermarkter wird sich erhöhen.

Die größere Gefahr für AdAudience & Co. kommt nicht von Google

Das Targeting Gap

AdAudience will im Wettbewerb durch spitzere Zielgruppen punkten. Damit wird sich die Allianz im Wettbewerb gegen Google schwer tun. Zugleich erwächst der Allianz ein Wettbewerber, der genau auf diesem Feld über eine deutlich bessere Ausgangssituation verfügt.

Zur Erinnerung: In dieser Wettbewerbssituation geht es darum, Zielgruppen zu erreichen, die noch nicht aktiv nach Produkten, Dienstleistungen und Angeboten suchen.

Wo der Kunde noch nicht aktiv sucht, werden die Social Network Plattformen bei der Einblendung von Werbung für spitze Zielgruppen systembedingt die Nase vorn haben, weil sie über die bessere Informationsbasis verfügen. Um den systembedingten Unterschied platt zu erklären: Da wo AdAudience sich über die Bildung von spitzen Zielgruppen und das Management einer ganzen Matrix davon Gedanken machen lässt, können die Social Network Plattformen direkt auf die bekannten Interessen und Vorlieben ihrer Mitglieder zugreifen, um diesen – individuell oder mit einem Feintargeting jenseits von AdAudience – die entsprechenden Produkte und Angebote vorzustellen. Die Profile der Mitglieder und deren Verhalten – z. B. in Form von Fangruppen und ähnlichem – bieten einen strategischen Informationsvorsprung.

Spitze Zielgruppen

  • erfordern eine hohe Informationsqualität über User, die bei „normalen Websites“ selten anfällt
  • beinhalten kostensteigernde Streuverluste, die bei Google nicht anfallen
  • liegen qualitativ hinter dem was Profil- und Verhaltensinformationen der Social Network Plattformen leisten können

Auch in der Reichweite können die Social Network Plattformen ohne größere Mühe mit AdAudience mithalten. AdAudience spricht davon, das man eine Reichweite von 75% der Internetnutzer in Deutschland habe. Nach agof 2009/III nutzen aktuell 43,4 Mio. Menschen in Deutschland das Internet (WNK). 75% davon sind 32,6 Mio Internetnutzer. Betrachtet man einfach mal die kumulierte Reichweite nach unique users der Social Network Plattformen, die in der agof gemessen werden, ergibt sich – auch ohne Facebook und Xing – ein etwas höherer Wert. Die beiden folgenden Ebenen – die regionalen Größen wie jappy – und die lokalen Plattformen wie bei uns, Ednetz, etc. sind in ihrer Summe und auch in der Bedeutung für die lokalen Märkte nicht zu unterschätzen.

Natürlich gibt es dafür noch kein gemeinsames Buchungstool. Das ist aber eher ein lösbares, technisch überschaubar Problem. Insgesamt gesehen, kann sich hier für AdAudience ein sowohl qualitativ wie quantitativ leistungsfähiger Wettbewerber entwickeln.

Ein lahmendes Pferd gewinnt kein Rennen

Werbung im Internet ist die Verbindung zweier unterschiedlicher Welten. Die Interaktivität und der Anspruch des Konsumenten sowie das Leistungsvermögen des Mediums trifft auf ein Kommunikationsinstrument das dieser Leistungsfähigkeit weitgehend nicht gerecht wird.

Online Werbung findet mehr oder weniger ausgeprägt als Belästigungswerbung statt. Ihre „Beliebtheit“ resultiert nicht aus ihre Leistung sondern aus einem Mangel an Alternativen.

Hubert Burda – altersbedingt eher der Printwelt zuzurechnen – hat in seiner Branche schon sehr früh auf das Thema Internet aufmerksam gemacht. Burda hat auch frühzeitig und prägnant das Wort gegen die Dominanz von Google ergriffen und für die wirtschaftliche Qualität der Online Werbung das geflügelte Wort der „lousy pennies“ geprägt. Burda hat aus seinen Erfahrungen mit den „lousy pennies“ und der wirtschaftlichen Perspektive der Online Werbung und auch dem Beispiel holiday check die Erkenntnis gewonnen, das zukunftsträchtige und erfreulichere Ertragspotenziale eher via eCommerce zu erzielen sind.

Sobald es für die Betreiber von Sites, Portalen und Plattformen eine adäquatere Form der Refinanzierung durch intelligente eCommercelösungen – jenseites von Affiliate Marketing –  gibt, wird als erstes die Online Werbung darunter leiden.

Fazit: AdAudience ist nichts, worüber man sich bei Google schlaflose Nächte machen muss. Die höchste Effizienz dieser Allianz dürfte in der Rationalisierung liegen.

DLD – Hubert Burda und die Ertragschancen im Internet.

„Online Advertising is still a lousy business.“

DLD 2010. Mit einer Bemerkung zu seiner Äußerung zur Online Werbung aus dem Vorjahr spielte Hubert Burda bei der Eröffnung der DLD auf die schwache Ertragsqualität der Online Werbung an.

Still a lousy business – das beschreibt die aktuelle Situation, rückblickend mit der goldenen Vergangenheit der Printwerbung verglichen. Damit verglichen würde auch eine deutlich bessere Ertragsqualität der Online Werbung sicher nur lousy aussehen.

Was heute noch als „lousy“ bezeichnet wird, dem kann morgen schnell als good old days nachgetrauert werden

Ich wage die Prognose, das die Medienhäuser die aktuelle Ertragsqualität ihrer Online Werbung in ein paar Jahren – wieder rückblickend betrachtet – als gar nicht so lousy einstufen werden, sondern eher als die „good old days“. Das klingt nicht sehr erfreulich, läßt sich aber leicht begründen.

Online Werbung ist zwar deutlich preiswerter als Printwerbung. Die Preise die für Online Werbung in einem redaktionell hochwertigen Umfeld – wie zum Beispiel in Focus oder Spiegel – bezahlt werden, liegen immer noch deutlich über den TKPs die in Social Networks erzielt werden.

Targeting gegen Redaktion – ein Qualitätswettbewerb in unterschiedlichen Preiskategorien

Für den Werbetreibenden stellt sich früher oder später die Frage, ob er für das hochwertige redaktionelle Umfeld seiner Werbung ein mehrfaches zu bezahlen bereit ist, als für eine im targeting im Grundsatz deutlich präziser steuerbaren Werbung in Social Network Plattformen.

Warum Online Werbung keine glänzende Zukunft bietet

Parallele Kanäle mit höherer Informationsqualität

Das bessere Erträge im Internet in Zukunft durch Online Werbung realisiert werden können, ist aus mehreren Gründen nicht zu erwarten. Der Preisdruck durch alternative Kommunikationskanäle beginnt erst zu wachsen. Die wenigen großen Social Network Plattformen, die in der agof gemessen werden, haben kumuliert – und ohne Facebook und Xing – schon eine Reichweite von drei Viertel der Internetnutzer aufgebaut. Hier entsteht ein nicht zu unterschätzender Kommunikationskanal mit dem strategischen Vorteil besserer Kenntnis der Zielgruppen – über die Profile der Nutzer und deren Verhalten.

Geringerer Kostendruck bei Wettbewerber ist ein  strategischer Nachteil der Medienhäuser

Social Network Plattformen arbeiten deutlich kostengünstiger als Medienhäuser, denn die Betreiberunternehmen  sind deutlich kleiner und schlanker, nutzen überwiegend user generated content und können in einigen Fällen auch noch auf volunteerbasierte Geschäftsmodelle – analog Wikipedia – aufbauen. Medienhäuser können mit ihren Kostenstrukturen hier nicht konkurrieren.  Es gibt Plattformen, die mit einem durchschnittlichen TKP von €0,10 profitabel arbeiten können. Das liegt für die etablierten Medienhäuser noch jenseits des Alptraums.

Die Zukunft liegt jenseits der Onlinewerbung – in eCommerce oder besserem

eCommerce ist als Geschäftsmodell fraglos deutlich besser als Online Werbung, nicht zuletzt weil dieses Konzept den Möglichkeiten und dem Leistungspotenzial des Internets – insbesondere der Interaktionsfähigkeit dieses Mediums – entspricht. eCommerce hat damit ohne Frage Zukunft. Ob die Zukunft der Medienhäuser in eCommerce liegt, erscheint mir deutlich fragwürdiger. Sicher werden aus Medienkonzerne keine Gemischtwarenläden des eCommerce werden. Das hätte wenig Zukunft. Das Beispiel Holidaycheck aus dem Hause Burda ist ein gutes Beispiel. Holiday Check ermöglicht dem Reisenden die Urteile und Eindrücke anderer Reisenden von seinem Urlaubsziel kennen zu lernen, bevor er bucht. Das Wissen einer ReiseCommunity wird für deren Nutzer erschlossen.

Crocodilisierte Geschäftsmodelle

Dieses Special Interest Community Geschäftsmodell erinnert mich ein wenig an Twitter. Nachdem Facebook – und andere Plattformen – diese Funktion in ihren Plattformen angeboten haben, war bei Twitters Wachstum die Luft raus. Es wird nun innerhalb der Plattformen gezwitschert. Facebook öffnete den Rachen, schnappte zu und vereinnahmte das ganze System durch Integration und entzog Twitter damit das Marktpotenzial, das dieser Dienst für sein weiteres Wachstum benötigt hätte . Das zeigt ein weniger wahrgenommenes Risiko von Geschäftsmodellen, dieser Art.

Ein Strategiewechsel der Social Network Plattformen gefährdet die besseren Ertragsquellen der Medienhäuser

Aktuell liegt die Strategie aller größeren Plattformen auf Reichweite und Technik. Für den Ertrag nutzt man  das System, das frühzeitig zur Verfügung stand und einfach zu handhaben ist – Online Werbung, wohl wissend, das es das ungeeignetste Instrument ist. Zum überleben und für die Finanzierung des eigenen Wachstums reichen diese lousy pennies den Plattformbetreibern. Das mit dem Ende der Fokussierung auf Reichweitenwachstum und der Schonkost Online Werbung auch die Abstinenz von den Fleischtöpfen beendet sein wird, ist in sich logisch. Dem Aufbau von Reichweite folgt deren wirtschaftliche Nutzung.

Die Fleischtöpfe der Plattformen sind allerdings die gleichen, wie diejenigen, die die Medienhäuser nach ihren Erfahrungen mit Online Werbung jetzt ins Blickfeld nehmen. Mit dem Unterschied, das die Plattformbetreiber in ihren Mitgliedern nicht nur über die Reichweite sondern faktisch über den direkten Marktzugang und einen deutlichen Informationsvorsprung an vermarktungsrelevanter Kenntnis der Konsumpräferenzen verfügen. Die Kostenstruktur ist auch weiterhin ihr strategischer Vorteil.

Wann ist ein Strategiewechsel der Social Network Plattformen zu erwarten?

Da reicht ein Blick auf die agof und die Nutzung von Social Networks in den verschiedenen Altersgruppen. In den Altersgruppen unter 30 gibt es kaum noch ungenutzte Wachstumschancen. Über 30 ist für viele Plattformen die Positionierung und die Nutzenstiftung anzupassen.

Warum ist dieser Strategiewechsel früher oder später unvermeidlich?

Eine ganze Reihe von Gründen sprechen für diesen Strategiewechsel.

  • Dem Aufbau von Reichweite und der Erschließung von Potenzialen in Form von Mitgliedern folgt dieser Strategiewechsel als logischer Ablauf.
  • Der stärkere Fokus auf die wirtschaftliche Nutzung von erzielter Reichweite bewirkt eine Stärkung der jeweiligen Unternehmensressourcen und damit auch eine Stärkung der Leistungs- und damit Wettbewerbsfähigkeit. Ãœberlebensnotwendig wenn das dynamische Wachstum in Verdrängungswettbewerb umschlägt.
  • Investoren sind nicht unendlich geduldig und werden zunehmen darauf drängen, die möglichen Erträge auch zu realisieren.
  • Vor allem aber lassen sich mit der Kombination von eCommerce und der Vermarktung von Konsumbedürfnissen zugleich Wettbewerbsvorteile für die innovativeren unter den Plattformen aufbauen. Seinen Nutzern konkrete Vorteile für deren Konsumgewohnheiten bieten zu können, ist im Verdrängungswettbewerb alles andere als nachteilig.

Richtige Erkenntnisse führen nicht immer zu den richtigen Schlüssen. Und nicht immer ist ein Unternehmen auch in der Lage richtige Schlußfolgerungen auch im Markt umzusetzen. Dafür sollte man auch in der dazu passenden Situation sein. Die Medienhäuser haben es bislang versäumt, die Voraussetzungen dafür aufzubauen.

Sterbende Geschäftsmodelle – Nokias mobile Navigation

Beispiel Nokia und mobile Navigation

Im Markt für mobile Navigation läßt sich gerade ein gutes Beispiel für das schnelle Sterben von Geschäftsmodellen verfolgen.

Nokia hatte die Absicht etwa ein Drittel der kommenden Umsätze durch mobile Navigationsdienste zu erzielen und dafür auch den Kartenhersteller Navteq für 5 Mrd. € übernommen.

Google setzt nun an mit Google Maps Navigation als kostenlosen Dienst, dieses Geschäftsmodell auszuhebeln. Im Augenblick hat Nokia zwar technisch noch die Nase vorn, weil seine Smartphones bereits weiter verbreitet sind als Googles Android, aber die erste Reaktion ließ nicht auf sich warten. Nokia bietet seine Navigation jetzt ebenfalls kostenlos an.

Apples iPhone könnte damit unter Druck geraten, diesen Dienst ebenfalls kostenlos anzubieten. Auf jeden Fall sind die Kurse der Hersteller klassischer Navigationsgeräte nach der Ankündigung von Nokia unter Druck.

Sterbende Geschäftsmodelle können zur Normalität werden

Sterbende Geschäftsmodelle sind uns auch in der Vergangenheit häufiger begegnet. Ganze Branchen und Technologien verschwanden und verschwinden. Neu ist die Dynamik und Geschwindigkeit mit der dies möglich wird.

Die eigentliche Bedrohung liegt in der Geschwindigkeit der Veränderung. Je weniger Zeit bleibt, um Investitionen zu amortisieren, desto höher das unternehmerische Risiko einer Investition und damit auch die dafür erforderliche Rendite.

Zugleich ermöglicht die zunehmende Digitalisierung von Produkten und Leistungsketten Geschäftsmodelle in kürzerer Zeit zu etablieren, aber auch sie in kürzerer Zeit zu destabilisieren.

Medien, Mobile Kommunikation – wenige Branchen sind sicher

Was dieses Beispiel eines schnell sterbenden Geschäftsmodells so interessant macht, ist das ein Hightech-Unternehmen wie Nokia davon betroffen ist. Praktisch sind Markt- und Technologieführer eher von der Gefahr schnell sterbender Geschäftsmodelle betroffen, als weniger dies angenommen wird. Genauso sind Branchen, die Innovationstreiber sind, eher Schauplatz dieser Entwicklungen als statische Branchen. Eine der Ursachen liegt im Digitalisierungsgrad von Produkten, Leistungen und Wertschöpfungsketten. Dieser ist nicht nur mit Vorteilen in der Wirtschaftlichkeit verbunden, er bietet genauso innovative Ansätze für neue Wettbewerbssituationen.

Social Media – Keyplayer in der Veränderung von Geschäftsmodellen

Neben der Digitalisierung von Produkten, Leistungen und Wertschöpfungsketten ist die Markterschließung und Marktbearbeitung ein Schlüsselelement in der Veränderung von Geschäftsmodellen:

  • Wenn Märkte einfacher zu erschließen und bearbeiten sind, wird ein Markteintritt weiterer Wettbewerber wahrscheinlicher.
  • Wenn Produkte einfacher  und wirtschaftlicher via Kommunikationsketten zu vermarkten sind, hat das nicht nur Auswirkungen auf die Medienlandschaft und Werbemittler.

Die Wahrscheinlichkeit, das der eigene Kunde zum Wettbewerber wird, steigt mit der zunehmenden Nutzung von user generated content. Die klassischen Medienunternehmen erleben diese Situation und suchen mehr oder weniger händeringend nach einem Weg, an dieser Entwicklung zu partizipieren.

Die Chancen und Risiken, die Social Media mit sich bringt und die Entwicklung von Geschäftsmodellen, die es Medienunternehmen erlauben, an dieser neuen Entwicklung zu partizipieren ist übrigens Teil eines meiner Seminare. Bei Interesse an Informationen zu dieser Seminarreihe bitte eine Mail an seminar@social-media-seminare.de senden.

Jappy – das größte unabhängige deutschsprachige Social Network ist weitgehend unbekannt

jappyIn der Branche kennen Jappy nur die Insider und natürlich die Nutzer von Jappy. Dabei ist die Plattform im 9. Jahr auf dem Markt, eine komplette Eigenentwicklung, ausgesprochen erfolgreich und dann auch noch wirtschaftlich unabhängig.

Die relative Unbekanntheit dieser mittelgroßen Plattform hat ihre größte Ursachen darin, das Jappy weder in der IVW noch bei agof zu finden ist. Wer in 94051 Hauzenberg residiert, ist zudem nicht ganz so sehr im Blickfeld der Medien.

Marktführer bei den mittelgroßen Plattformen

Wie alle mittelgroßen Plattformen hat auch Jappy regionale Schwerpunkte (Berlin & Brandenburg, Köln, Sachsen-Anhalt, Ruhrgebiet und Hamburg). Nach Google Trends for Websites hat Jappy sowohl die Lokalisten als auch KWICK! bereits hinter sich gelassen und ist auf dem Weg in die nächste Liga. MySpace wurde in Deutschland bei den daily unique visitors nach Google Trends bereits eingeholt.

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Jappy bei der Aktivität führend

PageImpressions sind als Kriterium für die Aktivität Vergangenheit. Jappy hat mit 4,8 Mrd. PIs pro Monat (Google AdPlaner) hier eine beachtliche Größe, seine eigentliche Stärke hat das Netz aber in der Aktivität seiner Nutzer. Sowohl bei den avg visits als auch der time on site hat Jappy einen Spitzenplatz, deutlich vor Facebook, den VZs oder wkw.

Eigenständig und unabhängig

Jappy ist eine eigenständige Entwicklung, gegründet von Matthias Vogl und Christian Wimmer und ist m. W. das größte wirtschaftlich unabhängige deutschsprachige soziale Netzwerk Deutschlands.

  • VZs = Holtzbrinckgruppe
  • WKW = RTL
  • Lokalisten = Pro7Sat1

Jappy ist keine Jugendveranstaltung

Die Plattform fällt – nach Google AdPlanner – durch eine Stärke auch bei älteren Altersgrupen auf:

  • 58% der User sind 35Jahre und älter.
  • 38% sind 45 Jahre und älter.

Werbung via Google Adwords und schlanke Unternehmensstruktur

Jappy basiert wie andere auf der Einnahmequelle Werbung, hat aber hier einen eigenen Weg eingeschlagen und nutzt innerhalb der Plattform Google Adwords. Berücksichtigt man die stärkere Kaufkraft älterer Altersgruppen wartet hier noch ein beachtliches Ertragspotenzial zur Nutzung.

Ein 16köpfiges Team steht nicht nur für eine schlanke Unternehmensstruktur sondern auch einen niederen Break Even.

Weitere Social Network Plattformen finden Sie hier.

Marken im Web 2.0 – wer draußen bleibt, verliert.

In Spiegel Online wird das Engagement der Marken im Web 2.0 aufgrund einer aktuellen Studie zur Nutzung des Web 2.0 der Universität Oldenburg behandelt.

Der Inhalt des Artikels  „Markenprofis stolpern ins Mitmach-Netz“ entspricht dem Titel. Die Kritik ist so berechtigt wie gut begründet.

Hinzuzufügen wäre der Hinweis, das viele Marken mehr oder weniger gezwungen sind, sich im Web 2.0 zu engagieren. Ein Blick zeigt, das sich ihre Kunden schon oft ohne die Marken organisiert haben. Dieses Phänomen ist deutlich älter als das Internet und aus dem Automobilsektor gut bekannt. Dort sind Markenclubs von ihren Fans ins Leben gerufen worden, bevor die Marken diese Entwicklung erkannt und verstanden haben. Die Porsche – Clubs sind da nur ein besonders gutes Beispiel. Dort finden sich hard core Fans der Marke und pflegen ihr eigenes Markenverständnis – ausserhalb des Markenunternehmens. Dem Unternehmen bleibt als Gestaltungsmöglichkeit nur noch die diplomatische Pflege von Beziehungen zu diesen Clubs, was zweifellos wichtig und notwendig ist.

Dieses Beispiel zeigt nur eine der Möglichkeiten, wie das „Mitmach-Netz“ – in Form von Einzelnen oder Gruppen darin –  durch schlichtes „machen“ den Markenmachern elegant die Marke aus der Hand nehmen kann.

Medienkrise: Paid Content – woran der Wunsch der Medienhäuser scheitert

Die Diskussion der Medienhäuser dreht sich in zunehmender Intensität um die Möglichkeiten paid content im Internet durchzusetzen. So verständlich und legitim dieser Wunsch ist, seinem Erfolg stehen einige Fakten entgegen, die zu beeinflussen nicht in der Macht der Medienhäuser ist. Nein – es geht hier nicht nur um die geringe grundsätzliche Bereitschaft der Internetnutzer für Content zu bezahlen. Es geht um die Strukturen, die es für den Nutzer nicht nötig machen, für diesen Content zu bezahlen.

Die aktuellen Strategien und ihre Achillesfersen

Die Verwertungsgesellschaft

Eine zweite Gema zu Gunsten der Medienhäuser ist ein Ansatz, der schon als Gedanke zum Scheitern verurteilt ist. Eine staatlich verordnete Sondersteuer zu Gunsten einer Branche, die nicht in ihrer Existenz bedroht ist und nur daran leidet, das sie nicht aus eigener Kraft ein Problem zu lösen vermag, ist nicht nur schlecht darstellbar. Es wäre  nicht nur ein Novum sondern als Präzedenzfall die Einladung zur Selbstbedienung für jede andere Branche, die gern besser verdient hätte, dazu aber aus eigener Kraft nicht in der Lage ist.

Die Einbindungsstrategie

Der Versuch das eigene Problem auch zum Problem der Allgemeinheit oder zumindest zum Problem anderer Internetunternehmen zu machen ist im Fall Google schon gescheitert und wird auch bei anderen Marktteilnehmern nicht auf Gegenliebe stoßen. Warum sollte die Telekom oder ein anderer Provider das Problem der Medienhäuser lösen wollen? Doch nur wenn sich damit sehr gut verdienen ließe. Womit für die Medienhäuser wieder nur die lousy pennys (Hubert Burda) blieben.

Freemium

Das Geschäftsmodell Freemium ist für Verlage nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Hier treffen die Risiken (teil-) digitalisierter Geschäftsmodelle und die daraus resultierenden zusätzlichen Wettbewerbsstrategien und Methoden der Markterschließung aufeinander und hebeln diesen Ansatz permanent aus. Die Fälle in dienen Freemium funktioniert basieren nun mal auf ganz bestimmten Voraussetzungen, die von den Verlagen für ihr Geschäftsmodell erst noch geschaffen werden müssten.

Die strukturellen Probleme der Verlage

Die Verlage / Medienhäuser sehen sich einem Bündel an Strukturen und Einflüssen gegenüber, die jeweils in der Lage sind, ihren Ansatz von paid content zu unterlaufen.

Nachrichten und Content im Ãœberfluss

Nachrichten sind kein knappes Gut und Content ist im Überfluss vorhanden. Nur außergewöhnliche Qualität hat eine Chance bezahlt zu werden. Um aktuell über das wichtige  Tagesgeschehen informiert zu sein, genügt es das Radio laufen zu lassen oder sich die Nachrichten im Fernsehen anzusehen. Solange diese Kanäle das Informationsbedürfnis abdecken, muss für paid content im Internet ein deutlich höherer Nutzen geboten werden. Zerstreuung und Unterhaltung sind auch mit user generated content möglich.

Print ist nicht gleich Internet

Bei Printprodukten wie Zeitungen und Magazinen erwerbe ich – technisch bedingt – ein Produkt, das mich nur zu einem mehr oder weniger großen Teil wirklich interessiert. Ich kaufe, weil mich ein, zwei Artikel ansprechen. Den Rest blättere ich zwar durch, aber wegen ihm habe ich das Exemplar meiner Zeitung oder meines Magazins nicht erworben. Im Internet fällt diese technische Argumentation weg. Warum sollte ich dort etwas kaufen, von dem ich den Großteil gar nicht haben will, wenn es möglich ist, nur das zu kaufen, was mich interessiert. Das erfordert redaktionelle Inhalte individuell zusammensetzen zu können und auch eine andere Form der Kommunikation, nicht zuletzt auch der Partizipation.

Bezahlen muss einfach sein

Einfache Bezahlformen mit einer weiten Verbreitung sind immer noch Mangelware. Für jeden Artikel die Kreditkarte zücken ist lästig. Sich bei verschiedenen Anbietern zu registrieren um kurz mal einen Artikel lesen zu können, steht in keinem Verhältnis. Insbesondere wenn der Zeitaufwand der Registration länger ist als die Lesedauer des Contents.

Digitalisierte Prozesse ändern Geschäftsmodelle und Wettbewerbsstrukturen

Digitale Güter können nicht nur preiswerter oder kostenlos angeboten werden. Sie eignen sich auch als Instrument der Markterschließung und des Aufbaus von Reichweite. Das führt zu komplett neuen Wettbewerbssituationen, was die Anzahl der Wettbewerber wie auch die Qualität des Wettbewerbs betrifft.

Des Einen Kerngeschäft ist des Anderen give away zur Markterschließung und Generierung von Reichweite.

Betriebswirtschaftliche Strukturen

Die Wertschöpfung im Internet durch Content ist eine völlig andere als bei Print. Die betriebswirtschaftlichen Strukturen im Printbereich werden gerade erst von den fetten Jahren der Vergangenheit auf neue Gegebenheiten angepasst. Die Quantensprung der Wertschöpfung des Contents im Internet ist so gravierend, das er m. E. durch eine reine Anpassung der Strukturen nicht machbar ist. Dies zu versuchen, kostet Qualität im Printbereich und scheitert trotzdem an den anderen Rahmenbedingungen des Internets.

Asymmetrische Ertragsstrukturen

Die Krise der Medienhäuser ist nur dort über paid content zu lösen, wo die Erträge aus dem redaktionellen Inhalt den Löwenanteil der Erträge ausmachen. Wo der Anteil der Werbung gleich hoch oder höher ist, wäre paid content durch die damit einher gehende Reduzierung der Reichweite schnell kontraproduktiv.

Wo das meiste Geld über Werbung verdient wird, ist der Einbruch dort für die Verlage deutlich schmerzhafter. Vor allem aber wird dieser Einbruch nicht auf das Internet begrenzt sein, sondern bevorzugt den traditionellen Bereich der Medienhäuser besonders schmerzhaft treffen. Die Suche nach Alternativen für die Rückgänge der Umsätze aus der Werbung führt zwangsläufig ins Internet. Wer dort durch paid content die eigene Reichweite reduziert hat, tut sich möglicherweise doppelt schwer.

Google News unterstützt paid content Bemühungen der Verlage

turi2 meldet, das Google News die paid content Bemühungen der Verlage dadurch unterstützt, das die kostenlose Nutzung von Verlagscontent über Google News durch eine technische Sperre auf maximal 5 kostenlose Abrufe pro Tag begrenzt wird. Basis der Sperre sind nach cnet alternativ Cookies oder die IP des Nutzers.

Welche Lösung zum Einsatz kommt, liegt in der Entscheidung des Verlags. Sicher sind beide nicht. Cookies können durch den Wechsel des Browsers, die Löschung des Caches oder möglicherweise den Privat-Modus ausgesteuert werden. Die Nutzung der IP als Basis der Begrenzung der Zugriffe hat dann Nachteile, wenn es sich um dynamische IPs handelt, die mehrfach am Tag vergeben werden. Damit würden Nutzer möglicherweise vom ersten kostenlosen Zugriff ausgesperrt, wenn ein vorhergehender Nutzer bereits das freie Kontingent an Zugriffen für die IP ausgeschöpft hat.

Google manövriert sich durch diesen Zug elegant aus der Schußlinie der Verlage. Die Entscheidung welche Methode eingesetzt wird und wie viele Zugriffe am Tag kostenlos sind den Verlagen zu überlassen ist ausgesprochen klug.

Social Network Marketing in Facebook: die 50 erfolgreichsten Marken

Big Money untersuchte welche Marken / Unternehmen Facebook am erfolgreichsten als Marketingplattform nutzen. Ausschlaggebend sind als Kriterien die Anzahl der Fans von Fanpages, deren Wachstum, die Häufigkeit von Updates und Informationen, die Kreativität der Fanpage und das Engagement der Fans.

Die Rangfolge

  1. Coca-Cola: 3,996,163 fans (Lebensmittel/Getränke)
  2. Starbucks: 5,034,578 fans
  3. Disney: 2,119,773 fans
  4. Victoria’s Secret: 2,151,895 fans
  5. iTunes: 2,236,306 fans
  6. Vitaminwater: 1,087,153 fans
  7. YouTube: 3,733,242 fans
  8. Chick-fil-A: 1,221,064 fans (Fastfood-Kette)
  9. Red Bull: 1,623,102 fans (Lebensmittel/Getränke)
  10. T.G.I. Friday’s: 974,192 fans (Fastfood-Kette)
  11. Skittles: 3,523,79 fans (Lebensmittel)
  12. Dunkin Donuts: 953,544 fans
  13. Best Buy: 844,927 fans
  14. NBA: 1,692,030 fans
  15. adidas: 2,153,845 fans
  16. Pop Tarts: 987,667 fans (Lebensmittel)
  17. Krispy Kreme: 1,158,693 fans (Lebensmittel)
  18. Mountain Dew: 610,858 fans (LebensmittelGetränke)
  19. JC Penny: 570,946 fans (EH)
  20. Papa Johns: 730,951 fans (Lebensmittel)
  21. Pixar: 657,917 fans (Disney Group)
  22. National Geografic: 578,817 fans
  23. McDonalds: 1,447,163 fans
  24. H&M:1,341,742 fans
  25. GAP: 479,101 fans (Modekette)
  26. Reese’s: 1,430,286 fans (Lebensmittel)
  27. dippin dots: 898,760 fans (Lebensmittel/Eiscreme)
  28. Kohl’s: 726,880 fans (EH-Kette)
  29. Forever21: 451,834 fans
  30. Ben & Jerry: 987,761 fans (Lebensmittel/Eiscreme)
  31. Puma: 1,271,064 fans
  32. Louis Vuitton: 761,342 fans
  33. CNN: 654,750 fans
  34. Pringles: 2,788,810 fans (Lebensmittel)
  35. Pizza Hut: 1,044,408 fans
  36. VOGUE: 330,220 fans
  37. Apple Students:1,405,695 fans
  38. Dr. Pepper: 906,914 fans (Lebensmittel/Getränke)
  39. Vans: 337,550 fans
  40. Six Flags: 379,056 fans (Freizeitparks)
  41. MTV: 1,146,737 fans
  42. Harley-Davidson : 339,135 fans
  43. Target: 588,300 fans (EH Kette)
  44. Audi: 381,038 fans
  45. Gatorade: 360,860 fans (Lebensmittel/Getränkemarke)
  46. Zara: 1,580,858 fans (Modekette)
  47. Taco Bell: 664,592 fans (fast food Kette)
  48. Buffalo Wild Wings: 913,754 fans (Restaurant-Kette)
  49. Calvin Klein: 332,521 fans
  50. The Onion: 535,411 fans (Satire Zeitschrift)

Anmerkungen

  • Mit Red Bull ist doch tatsächlich eine europäische Marke unter den Top 10 gelandet.
  • Lebensmittel sind recht stark vertreten.
  • Die Präsenz von Modemarken und Modeeinzelhandelsketten ist ebenfalls beachtlich

Google vs. Facebook & Co Рwie Google die Communitys in Sachen Werbung ausman̦vriert

Beim Kampf um die Vormachtstellung in der Onlinewerbung zwischen Suchmaschinen und Sozialen Plattformen (Online Communitys) startete Google aus der schlechteren Ausgangssituation. Warum und wie der Suchmaschinengigant sich trotzdem in die Poolposition manövriert, ist ein interessantes Lehrstück. Werfen wir doch einen Blick auf diese nicht nur wirtschaftlich bedeutsame Schachpartie.

Es geht im ersten Schritt um die Profile

Wer die besseren Profile hat, macht Werbung erfolgreicher. Je besser Werbung und Werbeempfänger aufeinander abgestimmt sind, desto erfolgreicher die Werbung, sei es in Form von Wahrnehmung, sei es in Form von Reaktion.

Der Startvorteil lag bei den Communitys….

Naturgemäß sollten die Communitys die besseren Profile haben, weil sie von ihren Nutzern deutlich mehr an Informationen erhalten, die einfacher und sicherer auf einen direkt identifizierbaren und ansprechbaren Nutzer zuzurechnen sind. Google muss sich Informationen mühsamer aus dem Verhalten zusammen stellen und die nötige sichere Ansprache durch Cookies oder Google Accounts erarbeiten.

…. und zerbröselt dort.

Profile gewinnen ihren kommerziellen Wert durch ihre Verwertbarkeit – in diesem Fall für Werbung. Die Communitys verspielen ihren Vorteil gegenüber Google – und damit auch einen Teil ihres wirtschaftlichen Werts – gleich in mehrfach:

  • die Profile in den sozialen Netzen sind nicht konsequent auch auf die wirtschaftliche Nutzung / Bedeutung hin entwickelt.
  • es gibt keine plattformübergreifend sinnvoll nutzbaren Standards.
  • die Zielgruppenbildung nach Profilen funktioniert bei den Communitys bestenfalls rudimentär. Es fehlt sowohl an know how wie an der systematischen Umsetzung innerhalb der Nutzer.

Die Fokussierung der einzelnen Plattformen auf eine möglichst große Reichweite mag sinnvoll sein. Aus der Sicht des wirtschaftlichen Werts produziert dies bestenfalls ein hohes Volumen mit geringer Wertschöpfung, vulgo viel mehr oder weniger heiße Luft. Die Ertragsstrategie soll nach dem Ansatz der Plattformen auf die erfolgreiche Reichweitenproduktion folgen.

Googles strategischer Gegenzug

Neben der selbstinstallierten Achilles der Communitys wird deren Position durch eine zusätzliche Schwachstelle gefährdet. Wenn die Werbung die Möglichkeiten der Profile nicht wirklich nutzt, ist der wirtschaftliche Wert der Profile minimal. Damit hängen die Communitys auch von der Innovationsfreude der werbetreibenden Wirtschaft und ihrer Agenturen ab. Bislang hat sich dies nicht zum Vorteil der Plattformen ausgewirkt. Es wird noch länger dauern, bis Kampagnen das ganze Potenzial der Profile ausschöpfen. Wie so oft geht es hier um die Initialzündung. Weil die Wirtschaft nicht nach einer stärkeren profilbezogenen Werbung nachfragt, ist es für die Plattformen nicht wichtig, ihre Profile entsprechend weiter zu entwickeln oder gar einen plattformübergreifenden Standard zu definieren. Weil es keinen Standard gibt, mit dem die Agenturen arbeiten können, bleibt die Bedeutung von Profilen für die Werbung weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Google dagegen hat das Thema Werbung in der eigenen Hand. Auch wenn seine Ausgangssituation strukturell schlechter als die der Communitys ist, kann Google das was man an Profilinformationen sammeln kann, direkt nutzen und für die Werbung, die via Google eingeblendet wird einsetzen.

Fazit der ersten Runde

Der schlechtere Start von Google, wird durch ein gelungenes Überholmanöver und den Schlendrian des Wettbewerbs mehr als nur ausgeglichen. Google geht in die Pole Position.

Die Ursachen

Google hat die schlechteren Instrumente, kann die aber in vollem Umfang einsetzen und im Markt Profite erzielen sowie sich als effizienter Partner etablieren.

Die Communitys haben die besseren Instrumente, können sie aber im Markt nicht umsetzen. Damit verlieren sie nicht nur direkt Profite, sie können sich auch nicht entsprechend ihres Potenzials als wichtiger Partner der Werbung etablieren und verlieren als System doppelt – sowohl an Wert als Unternehmen, weil die strukturell geringere Wertschöpfung das Unternehmen wirtschaftlich weniger interessant macht – als auch an direkten  Investitionsmöglichkeiten in die eigene Entwicklung, da aufgrund der geringen Wertschöpfung weniger Mittel vorhanden sind.

Die zweite Runde ist still durch Google eingeläutet

Zwei Ereignisse vorab zur Erinnerung: Google führt den eCommerce Search ein und Google erwirbt Teracent.

eCommere Search: Google bindet die Produktdatenbanken von eCommerce Anbietern direkt in seine Suche ein. Damit wird ein Teil des Marketings der eCommerce-Anbieter direkt von Google übernommen.

Teracent: Das Unternehmen paßt die Werbung einer Kampagne individueller auf die Empfänger an. Das heißt, die Gestaltungsmerkmale und Inhalte einer Kampagne werden automatisiert weitergehender auf den Empfänger hin optimiert.

Welches strategische Potenzial hat sich Google damit gesichert?

Teracent: Eine optisch auf den individuellen Betrachter ausgerichtete Werbung ist einen Schritt weiter, als eine Werbung die nur inhaltlich auf den Betrachter ausgerichtet ist. Im letzteren Fall ist das Produkt für mich relevant. Im ersten Fall ist das Produkt für mich relevant und die Werbung spricht mich optisch mehr an.

eCommerce Search: Bislang suchte man via Google ein Produkt und erhielt eine Trefferliste von Seiten, auf denen dieses Produkt zu finden ist. Jetzt kann Google die Produkte selbst in die Trefferliste einblenden. Die Suche wird für den Konsumenten damit verkürzt. Er wird sich zuerst die eingeblendeten Produkte ansehen und nur dann weitersuchen, wenn er sich davon noch einen Vorteil verspricht. Wer als Shop Googles kostenpflichtiges Angebot nicht nutzt oder nicht nutzen kann, wird auf die zweite Ebene der Produktsuche verschoben. Das ist so fatal wie ein Platz auf Seite 21 der Trefferliste.

Damit zeigt Google nicht nur wie man eine hochpreisige Wertschöpfung als Suchmaschine etabliert. Der Quasimonopolist setzte sich bislang kostenlos zwischen Angebot und Nachfrage. Künftig lässt man sich die Funktion als Informationsmittler teuer bezahlen. Wer dies nicht will oder kann, hat mit strategischen Nachteilen zu rechnen.

Und die Communitys?

Facebook hat seine Möglichkeiten etwas verbessert. An den grundsätzlichen Schwachpunkten hat sich aber nichts geändert. Das hat natürlich Konsequenzen. Die Wettbewerbsstärke der sozialen Plattformen im Kampf und die bessere Leistung als Werbeplattform wächst deutlich langsamer, als die des Suchmaschinenmonopolisten. Weder ein gemeinsamer Standard zur Nutzung von Profilen für zielgenauere Werbung ist in Sicht noch eine bessere Kooperation mit der werbetreibenden Wirtschaft. Für beides fehlt den Plattformen die Kraft und Kompetenz, der Wirtschaft die dringende Notwendigkeit.

Die Frage, wer denn hier dann überhaupt die Initiative ergreifen könnte, läßt sich einfach beantworten. Sowohl Notwendigkeit als auch Kompetenz sprechen für eine Initiative der Vermarkter. Sie sind diejenigen, die am meisten von Google aus dem Markt herausgedrängt – man könnte auch sagen herausgegoogelt – werden. Und sie haben die nötige Kompetenz um einen Standard zu entwickeln und durchzusetzen.

Für den – bislang nicht wirklich erkennbaren – Fall, das die Plattformen ihre Hausaufgaben machen und sich erneut ins Spiel zurück bringen, hat Google mit Teracent ein As im Ärmel, das ihm einen weiteren Wettbewerbsvorteil sichert um mögliche qualitative Nachteile bei den Profilen durch eine angepasstere Werbung auszugleichen. Hier liegt eine potenzielle Schwachstelle für Google darin, das dieser Vorteil durch Agenturen oder andere Dienstleister für die werbetreibende Wirtschaft ausgeglichen werden kann. Dann bliebe nur noch diesen Wettbewerbsvorteile über die Kosten zu halten, indem diese Leistung kostenlos erbracht wird.

Fazit der zweiten Runde

Bislang sieht es eher danach aus, das Google seinen kleinen Vorsprung aus der ersten Runde kräftig ausbaut.

Die Ursachen

Google hat klare strategische Ziele und handelt schnell und gezielt, hat die Initiative in der Hand. Auf der Gegenseite sind Unternehmen mit unterschiedlichem Anspruch und individuellen Zielen, deren Möglichkeiten sowohl durch ihre Größe, als auch durch die wirtschaftliche Kraft und Kompetenz deutlich begrenzter sind. Stärken, die man nicht nutzen kann, sind keine.

Die dritte Runde – es geht um mehr als um Profile

Der zweite Zug ist für die Communitys bereits gezogen. Sie hängen dem Spiel zunehmend hinterher. Angenommen, Google würde die Dynamik seiner Entwicklung nicht bremsen, weil wichtige Wettbewerber langsamer sind, wie könnte dann der nächste Zug aussehen?

Google zeigt uns die Inhalte des WorldWideWeb und lebt von der Werbung, die wir dabei mit serviert bekommen. Mit der eCommerce Search entwickelt sich Googles Geschäftsmodell weiter, ohne sich grundsätzlich zu verändern.

Jetzt werden eben zusätzlich dort wo man nach Produkten sucht, gleich auch Produkte angezeigt.

Google zeigt uns nicht nur wo wir welche Inhalte finden, Google zeigt uns auch Inhalte direkt

Der Versuch alle Bücher dieser Welt den Lesern direkt zur Verfügung zu stellen, geht deutlich in diese Richtung. In beiden Fällen steigt nicht nur die Convinience in der Suche in Google. Es steigen auch Ertrag, Bedeutung und wirtschaftliche Macht von Google. Die Entwicklung vom Wegweiser zu den Inhalten im WWW zum strukturierenden individuellen Filter für Informationen, Produkte und Dienstleistungen bietet Potenzial in viele Richtungen.

Der erfolgreichen Markterschließung folgt die wirtschaftliche Nutzung der erzielten monopolartigen Position. Diese Monopolsituation wird nun über eCommerce Search erstmals genutzt um sich in wichtige Unternehmensprozesse einzubinden.

Diese Monopolsituation ermöglicht aber auch ganze Bereiche oder Gruppen schlichtweg in eine 2. Liga der Chancen zu versetzen, oder gar ganz abzukoppeln, indem man deren Funktion einfach komplett übernimmt, wo diese Funktion auf digitalisierbaren Prozessen beruht. Das mag noch nicht evil sein, aber es gibt schon mal einen Hinweis wohin die Reise gehen kann.

Blick in die Zukunft: Communitys werden medialer

Quelle: Wikimedia
Quelle: Wikimedia

Es ist weniger der Blick in die berühmte Kristallkugel, als eine Reihe von Ereignissen und deren Konsequenzen und wahrscheinlichen Weiterentwicklungen die deutlich macht, das die Zukunft der sozialen Netzwerkplattformen – sprich Online Communitys – in Zukunft medialer wird. Die Zukunft der alten medialen Plattformen wird dafür stärker von ihrer sozialen Reichweite abhängen.

Der „Aufstieg“ von user generated content

User generated Content galt in der Vergangenheit wenig. Die Einsicht, das die Meinung des Kunden wichtiger ist, als die von Redaktionen wächst allerdings. in der WELT Kompakt will z. B. Springer wie hier berichtet user generated content eine journalistische Heimat geben. Parallel zum Einzug von user generated content in den online Plattformen der hehren Print Marken entwickelt sich der nächste Schritt. In Großbritannien integriert You Tube komplette Fernsehshows in voller Länge. Die Zusammenarbeit mit mehr als 60 Partnern macht es möglich. Hier geht es zu dem Bericht darüber im Guardian.

TV on demand kommt Рaber m̦glicherweise anders als gedacht

Fernsehsendungen werden damit in kompletter Länge zeitunabhängig verfügbar. Die Briten sind uns in der Entwicklung von Internetnutzung und Social Networks ein Jahr voraus. Bis die gleiche Entwicklung in Deutschland Einzug hält, wird es also noch ein paar Monate dauern: Auch kopieren kostet Zeit.

In Deutschland hat man den öffentlich-rechtlichen Sendern einen zeitlichen Riegel vorgeschoben, was die Verbreitung von Inhalten im Internet angeht. Das könnte sich als Eigentor erweisen. Die privaten Sender werden sich eher mit dem  Konkurrenten You Tube und dessen Kopien auseinander setzen müssen, als mit den Öffentlichen. Der entscheidende Vorteil von Youtube und Abkömmlingen ist die Internet-Reichweite, die diese Plattformen bereits erreicht haben. Die privaten Sender werden zum Markt gehen und dabei in den sauren Apfel der Kooperation beißen müssen, wenn sie sich die Wettbewerbssituation ersparen wollen. Im schwierigsten Fall eröffnet diese Entwicklung dann auch noch den öffentlich-rechtlichen Anstalten die Chance einer lukrativen Zweitvermarktung ihres Contents.

Die Zukunft der Communitys wird medialer

Betrachten wir Youtube und die klassischen General Interest Networks wie Facebook und Co. wird schnell klar, wohin der Zug wirklich geht. Youtube ist nicht Endstation, sondern eher Zwischenstopp auf der Reise des Contents in die Communitys. Es macht deutlich mehr Sinn den Content dort einzubinden, wo seine Nutzer sind. Eine Einbindung des Contents in die Communitys setzt gleich mehrere Prozesse in Gang:

  • Die Reichweite für den Content wird damit deutlich und schnell erhöht.
  • Community Tools fördern die Einbindung und Weiterverbreitung des Contents besser und preiswerter.
  • Rund um Themen und Angebote bilden sich automatisch Zielgruppen, die präzise und wirtschaftlich ansprechbar sind.

Die Konsequenzen

Wenn TV Sendungen im Internet zeitunabhängig verfügbar sind, bestimmt der Konsument, wann er sich was ansehen wird. Dieser Zugewinn an Komfort und Freiheit wird dafür sorgen, das sich das Internetangebot bei entsprechender technischer Nutzbarkeit – also leistungsfähigen Breitbandverbindungen – durchsetzen wird.

Die klassischen Sendeplattformen werden doppelt verlieren:

  • Mit der Alternative eine TV Sendung auch im Internet sehen zu können, wenn man sich die Zeit dafür nehmen will, werden die Einschaltquoten sinken. Ob sich die Hoffnung  bewahrheitet, das sich dadurch insgesamt mehr Menschen mit dem jeweiligen Content erreichen lassen, wird sich zeigen. Das verfügbare Zeitkontingent wird zumindest nicht größer, wenn die Zahl der Kanäle zunimmt.
  • Die TV Sendung via Internet erfordert eine zusätzliche Plattform, also auch zusätzliche Investitionen. Der Ertrag wird durch diese zusätzlichen Kosten reduziert. Alternativ wird die Sendung auch über externe Plattformen angeboten werden, die an den Erträgen der Sendungen mit beteiligt werden müssen.

Der Kampf um die Aufmerksamkeit wird für die TV Sender auf jeden Fall intensiver. Zumal, wenn ihr Programm direkt neben anderem Content platziert ist.

Die Aufteilung der Wertschöpfung ist – noch – offen: Wer wie viel vom neuen Kuchen bekommt, ist gänzlich unklar und wie immer eine Frage der Machtverteilung. Auf der einen Seite stehen die Communitys mit ihren Nutzern, also dem Markt und ihren etablierten Plattformen. Auf der anderen Seite die Medienproduzenten mit Content, der aus der Sicht der sozialen Plattformen mit höheren Einnahmemöglichkeiten verbunden ist.

Auf den ersten Blick haben die sozialen Plattformen die besseren Karten, weil sie den Markt stärker an sich gebunden haben. Auf den zweiten Blick stehen etablierte Unternehmen mit hohem Erfahrungsschatz und entsprechenden Ertragsvorstellungen jungen Unternehmer mit einem deutlich niederen Ertragsniveau gegenüber. Entscheiden die Ausgangssituation und die Nerven am Pokertisch, dürften die Sender die besseren Karten haben.

Freemium – die falsche Lösung für soziale Netzwerke?

Die Freemium-Diskussion

In der Diskussion über die Einnahmequellen von sozialen Netzen schreibt unter andere auch digital:next darüber ob die sozialen Netzwerke nicht kostenpflichtig werden müssen, um eine stabilere Ertragssituation zu erreichen. Die Freemiumlösung – freie Nutzung mit Premiumleistungen – wird hier ja breit diskutiert.

Digital:next nimmt als Beispiel für diese Methode LinkedIn und Stayfriends, hätte natürlich aber auch Xing dafür nennen können.

Freemium Рals Einnahmequelle eine L̦sung mit eingebauten Schwachstellen

Diese Methode hat allerdings mehr als eine Schwachstelle. Special Interest Networks wie geschäftliche Netzwerke basieren auf einer ganz anderen Leistung als privat genutzte soziale Netzwerke. Gut, Stayfriends ist ein privat genutztes Netzwerk, aber was würde mit deren Geschäftsmodell passieren, wenn man die gleiche Leistung in Facebook kostenlos nutzen könnte?

Die Faustregel „je spezifischer das Thema, desto zahlungsbereiter der Nutzer“ ist auch nicht ganz ohne Einwand zu akzeptieren. Die großen sozialen Netzwerkplattformen wie Facebook enthalten eine Vielzahl von Special Interest Communitys, die komplett kostenlos genutzt werden können und zugleich besser als externe Angebote mit dem sozialen Freundeskreis vernetzt sind.

Schränke ich die Nutzung spürbar ein, damit ein Nutzungsdruck für Premiumleistungen aufgebaut wird, sollte nicht vergessen werden, das die meisten Nutzer von sozialen Plattformen in mehr als einer Plattform aktiv sind und das diese Nutzer durchaus wechselbereit sind. Dazu kommt eine Besonderheit der sozialen Netze. Sobald eine ausreichende Anzahl von Freunden und Bekannten auf einer anderen Plattform aktiv sind, ziehen sie ihr soziales Netzwerk mit.

Für die großen Plattformen macht Freemium daher weniger Sinn als die aktuelle Diskussion dies darstellt. Die Abwägung zwischen Ertragswirkung und Wachstumsbegrenzung durch Akzeptanzverlust fiel bislang nicht ohne Grund zu Gunsten des Wachstums aus. Ob sich das mit dem Ende des Wachstums ändern wird, ist eine andere Frage, die nicht ohne Berücksichtigung der anderen Alternativen beantwortet werden sollte.

Ist Freemium überhaupt der richtige Weg?

Wer über Ertragsquellen für soziale Plattformen nachdenkt, erhält auch hier die besten Anregungen dazu aus dem Markt. Amazon okkupiert Twitter als Marktplatz. Die Nutzung des Kommunikationskanals für die Vermarktung ohne das der Betreiber daran partizipiert ist – leider – beispielhaft. Die Wertschöpfung, die das Internet für die Vermarktung von Produkten und Leistungen bietet, geht nun mal deutlich über die Einblendung von Werbung hinaus. Unternehmen, die sich darauf fokussieren, zahlen dafür einen hohen Preis in Form geringer Erlöse. Deutlicher formuliert, kostet die fehlende Kompetenz der Plattformbetreiber in der Vermarktung der eigenen Leistung mehr Geld, als mit der Minimalvermarktung via Werbung verdient wird. Freemium steht faktisch für eine reduzierte Nutzung des erarbeiteten Ertragspotenzials – alle Nutzer der Plattform – kombiniert mit einer Beeinträchtigung aller Nutzer. Und das dafür, das man von einem naturgemäß kleinen Teil einen mehr oder weniger relevanten Betrag erwirtschaftet.

Vermarktungskompetenz ist der Schlüssel zum Ertrag

Die klügere Lösung – nach meiner Meinung – ist die hohe Kenntnis der eigenen Nutzer direkt in die Vermarktung umzusetzen.Mit anderen Worten – nicht mehr passende Werbung zum Mitglied einzublenden, sondern das passende Produkt – möglichst mit sinnvoller Vorteisstiftung kombiniert – direkt zu vermarkten.

Werbung als alleinige Ertragsquelle wird problematischer

Das Erlösproblem wird in Zukunft für diejenigen wachsen, die sich weiter auf Werbung fokussieren. Je mehr potenzielle Kunden erkennen, das es für sie günstiger ist direkt zu verkaufen, als zu werben, desto schwieriger wird es von der Werbung allein zu leben.

Wer zu spät agiert, den bestraft der Markt

Die kostenlose Nutzung von sozialen Plattformen von dritter Seite wird deutlich zunehmen. Amazon und Twitter sind da nur ein prägnantes Beispiel – eine Art von Menetekel also. Die Betreiber der sozialen Plattformen haben die Alternative sich mit den Erlösen aus einem bekanntlich nicht sehr intelligenten und zukunftsfähigen Erlösmodell zu bescheiden oder für die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen interessantere Geschäftsmodelle anzubieten, um in der Vermarktung der eigenen Leistung wettbewerbsfähig zu bleiben. Unterlassen sie es, werden andere diese Lücke füllen.

Facebook und Twitter – keine Aufholjagd des newcomers

Twitter hat als Kommunikationsdienst für viel Aufsehen gesorgt. Selbst Facebook, als Social Network Plattform alles andere als erfolglos, wurde in seinem Verhalten beeinflusst. Twitter war für viele „the next big thing.“

Die Entwicklung der Nutzung von Facebook und Twitter lässt sich via Google Trends vergleichen. (Bei allen berechtigten Fragezeichen hinter der Datenzusammensetzung via Google Trends gibt es dazu wenige Alternativen.)

Die Entwicklung von Facebook und Twitter nach Google Trends for Websites.

Angegeben sind die daily unique visitors des jeweiligen Dienstes.

Globale Entwicklung der daily unique visitors

fb-t-global

Nach einer längeren Seitwärtsbewegung im Wachstum legt Facebook in jüngster Zeit in der täglichen Nutzung wieder zu. Das globale Wachstum von Twitter entwickelt sich im Vergleich zu Facebook nach absoluten Werten betrachtet deutlich weniger positiv.
Entwicklung der täglichen Nutzerzahlen nach Google Trends in den USA

fb-tIn den USA zeigt sich im Grundsatz die gleiche Entwicklung wie gobal. Facebook wächst weiter – wenn auch etwas schwächer als insgesamt. Die Nutzerzahlen von Twitter scheinen nicht nur zu stagnieren sondern schon rückläufig zu sein.

Entwicklung der täglichen Nutzerzahlen nach Google Trends in Deutschland

twitter-facebookDie Zahl der Nutzer von Facebook wächst in Deutschland stetig weiter. Die Nutzung von Twitter zeigt lediglich eine Seitwärtsentwicklung. Auch hier scheint das Wachstum bereits beendet zu sein.

Google Ad Planner spricht eine noch deutlichere Sprache

Die Entwicklung der Daily Unique Visitors von Twitter, die im Google Ad Planner ausgewiesen wird, zeigt sowohl insgesamt als auch für die USA und Deutschland zur Jahresmitte 2009 eine Stagnation bzw. einen Rückgang bei den DUV an.

Wachstumsende vor Beginn der Monetarisierungsphase.

Für die Unternehmensentwicklung ist das Wachstumsende vor Beginn einer ernst zu nehmenden Monetarisierungsphase alles andere als ein gutes Zeichen. Letztlich folgt der relativ schnellen Marktdurchdringung auch eine genau so schnelle Sättigung des Interesses an der Nutzung dieses Dienstes.

Hier geht es zur Diskussion über dieses Thema bei Xing.

Plattform oder Community – die Gretchenfrage der Betreiber

Die Frage ist alles andere als theoretisch für die Betreiber von sozialen Netzen, denn die Wahl des Geschäftsmodells hat bekanntlich weitreichende Bedeutung für die Entwicklung des Unternehmens, nicht zuletzt aber auch auf die Größe des Ertragspotenzials.
Was ist Plattform, was Community?

  • Eine Online Community zeichnet sich eine Gemeinsamkeit, also ein gemeinsames Interesse oder Ziel aus.
  • Eine Plattform ist die technische Basis für Communitys und persönliche soziale Netze.

Worin unterschieden sich diese Positionierungen?
EntwicklungsrichtungEin Unternehmen, das sich im Plattformbusiness positioniert hat, konzentriert sich vor allem auf die Entwicklung der technischen Plattform. Es stellt seinen Nutzern die technischen Möglichkeiten und Instrumente für die Selbstdarstellung und die Kommunikation mit anderen zur Verfügung. In dieser Positionierung dominiert die technische Orientierung.

Ein Unternehmen, das sich im Communitybusiness positioniert, baut Interessengruppen auf, betreut und vermarktet sie. In dieser Positionierung liegt der Schwerpunkt in der Orientierung an – bestimmten – Zielen und Interessen der Nutzer. Dieses Unternehmen nutzt eine technische Plattform als Basis für den Aufbau und Betrieb einer oder mehrere Communitys.

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Monetarisierung von Communitys und Sozialen Netzwerken

Wenn es ums Geld verdienen geht, ist Werbung bei den sozialen Netzen die wichtigste Ertragsquelle, unabhängig davon ob schwarze Zahlen geschrieben werden, oder nicht.

Wenn es darum geht, mit Werbung Geld zu verdienen, zeigt sich, das sie kleinen lokalen und regionalen Netzen zumindest in Sachen Ertrag öfter die Nase vorne haben, als die Großen der Branche, nicht zuletzt weil die Kleinen nicht auf Investoren und deren Startfinanzierung aufbauen konnten, sie aber mangels Konkurrenz oftmals ein zehnfaches der TKPs realisieren können wie die Großen.

Die triste Realität der Monetarisierung resultiert auch daraus, das Werbung in sozialen Netzen einfach die schlechteste Form von Marketing ist.  Werbung in sozialen Netzen ist in etwa so angemessen, wie Holzreifen auf einem Ferrari. Die würde man auch nur dann aufschrauben, wenn auch gar nichts anderes mehr zur Verfügung steht.

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Freemium – ein Hoffnungsschimmer für Verlage?

Freemium ist als das Geschäftsmodell – insbesondere für Verlage – ein Thema. Unter dem Geschäftsmodell  Freemium versteht man, das ein meist größerer Teil der Leistungen / Inhalte kostenlos zur Verfügung gestellt werden, ein anderer als Premiumleistung bezahlt wird.
Ein Beispiel dieses Geschäftsmodells bietet Xing. Zuerst war Xing komplett kostenlos nutzbar, dann waren Funktionen nur noch für Premiumnutzer verfügbar.

Für Verlage scheint dieser Ansatz verlockend zu sein. Die ganze Diskussion des Geschäftsmodells Freemium vernachlässigt allerdings den Wettbewerb. Der spielt in diesem Geschäftsmodell eine besondere Rolle.

Die Freemium-Falle

Erinnern wir uns wie Freemium funktioniert: durch kostenlose Leistungen wird Markt erschlossen, durch bezahlte Leistungen wird Geld verdient. Das klingt gut, funktioniert aber nur sehr bedingt: Wenn der kostenlose Content von Anbieter A den kostenpflichtigen Content von Anbieter B ersetzen kann, ist das Geschäftsmodell schon Makulatur. Welcher Verlag hat Content, den der Kunde dringend braucht und der nicht durch Content eines anderen Anbieters ersetzt werden könnte? Frei nach dem Motto: „Der Premiumteil Deines Geschäftsmodells ist mein freier Content“ wird man sich in der Verlagsbranche wohl eher das Leben noch schwerer machen. Digitale Güter ermöglichen einen entsprechend harten Wettbewerb.

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Google goes Social – der 3. Anlauf ist gestartet

igoogle„I scream, you scream, we all scream for iGoogle social“, so steht es im offiziellen Googleblog zu lesen. Das ist so furchtbar zutreffend. Der dritte Anlauf von Google um im Bereich des Social Networks Fuß zu fassen, ist ein Aufschrei. Ob es ein Freundenschrei werden wird, ist eine andere Frage. Ich persönlich glaube es ist ein Aufschrei zwischen Trotz und leichter Verzweiflung. Google goes Social – der 3. Anlauf ist gestartet weiterlesen

Friendfeed – eine strategischer Kauf für Facebook

facebookFacebook hat Friendfeed gekauft. Mit diesem Kauf rüstet Facebook für in die nächste Runde des Wettbewerbs. Wenn die Märkte verteilt sind, ist derjenige im Vorteil, der die Kommunikation über die einzelnen Plattformen der sozialen Netze hinweg erleichtert. Insbesondere wenn er das dafür passende Instrument dafür hat.

Facebook als größte Plattform der sozialen Netze hat dann nicht nur die größte Masse und damit auch die größte Anziehungskraft. Wenn die communityübergreifende Kommunikation entsprechend integriert wird, wird diese Funktion ein weiterer strategischer Wettbewerbsvorteil.

Wie das? Communityübergreifende Kommunikation in den persönlichen sozialen Netzen der Communityuser macht es nicht mehr unnötig, in verteilten Märkten Mitglieder von anderen Plattformen abzuwerben. Es reicht Zugriff aus auf diese Mitglieder zu bekommen und diesen Zugriff wirtschaftlich nutzen zu können. Wer hier das Tool für die Kommunikation beherrscht, hat den strategischen Vorteil. Und da Facebook mit seiner API eine hohe Akzeptanz für die Nutzung von Schnittstellen für die Kommunikation zwischen Facebook und anderen Sites und Plattformen aufbaut, werden sich auf lange Sicht wenige dieser Entwicklung verschließen. Ein Wettbewerbsprodukt hat um so weniger Chancen, je besser Facebook seine Anwendung etabliert hat.

Fehlt nur noch die intelligentere Vermarktung, damit Facebook möglicherweise doch seinen Ertragspotenzialen gerecht werden kann.

MySpace versus Facebook – global, in den USA und in D

Ein Artikel in Techcrunch vergleicht die Entwicklung der beiden Super Social Networks und stellt fest, das Facebook in den USA einen Vorsprung gegenüber MySpace aufbaut.

myspacevfacebook

Der Vergleich ist nicht nur deshalb reizvoll, weil sich hier die beiden größten westlichen Anbieter gegenüber stehen, sondern auch weil dahinter auch Spuren eines Systemwettstreits zu erkennen sind.

  • Facebook kommt aus der Ecke der Verzeichnisse,
  • MySpace steht für die Selbstdarstellung über individuelle Seiten.

Der Unterschied zwischen den beiden Systemen ist grundlegend und vereinfacht der:

Eine verzeichnisorientierte Website  macht nur Sinn wenn darüber kommuniziert wird. Eine selbstdarstellungsorientierte Website muss nur wahrgenommen werden. Solange intensiv kommuniziert wird, ist der verzeichnisorientierte Ansatz im Vorteil, weil attraktiver. Zugleich profitiert der verzeichnisorientierte Ansatz deutlicher von Skalierungseffekten. Je mehr Menschen eine verzeichnisorientierte Website nutzen, desto höher die Kommunikation und desto mehr Kommunikation wird angezogen und über wachsende Kommunikationsanteile werden neue Nutzer generiert.

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Gigantensterben – Facebook und MySpace in Europa

Social Media ist ein hartes Brot. Das lernen die erfolgsverwöhnten Medien aus dem Printsektor, die sich mit mehr oder weniger Begeisterung mit diesem Thema befassen müssen.

Zu ihrem Trost sei gesagt, das auch hier gilt, das nicht alles gold ist, was glänzt. Facebook – der aktuelle Shootingstar der Social Network Branche bietet neben MySpace dafür ein gutes Beispiel.

Ein Blick auf die Entwicklung der täglichen Nutzer (Daily Unique Visitor) nach Google Trends zeigt, wie schwer sich die beiden Super Social Networks auf europäischem Boden tun. Gigantensterben – Facebook und MySpace in Europa weiterlesen

Craigslist zeigt wie man mit Social Media Geld verdient

Social Media Today berichtet über den wirtschaftlichen Erfolg von Craigs List (craigslist.org). Das Geschäftsmodell von Craigslist basiert auf überwiegend kostenlosen Kleinanzeigen.

2008 erzielte Craigs List einen Umsatz von 81 Mio US-$. Für 2009 werden mehr als 100 Mio US-$ erwartet. Das ist nicht nur auf den ersten Blick eine Schlagzeile wert. Craigs List zeigt mit diesen Ergebnissen auch auf, wie man mit Social Media gut verdienen kann.

Craigslist zeigt wie man mit Social Media Geld verdient weiterlesen

Medien: Gruner + Jahr orientiert sich fragwürdig um

Turi2 meldet das Gruner + Jahr von einem dauerhaft rückläufigen Anzeigengeschäft ausgeht und diesen Rückgang durch Serviceleistungen ausgleichen will. Kundenzeitschriften, Datenbanken, Fachinformationen und die Organisation von Messen sollen im Fokus dieser Serviceleistungen stehen. Der Rückgang bei der Wertschöpfung im Verkauf von gedruckten Papier soll also durch  höherwertige Leistungen ausgeglichen werden.

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Social Marketing – welche Informationen gibt es wo her?

Wer sich aus der Sicht des Marketing mit Online Medien befasst, wird mit den verschiedensten Datenquellen und Vergleichsgrößen konfrontiert. Diese Informationen sind miteinander nicht immer kompatibel. Aufgrund der unterschiedlichen Struktur der Online-Medien und der daraus resultierenden, sehr unterschiedlichen Nutzung vermitteln sie auch ein Bild, das nicht immer der Realität und Bedeutung der einzelnen Medien und Medienarten gerecht wird. Strategische Planung, Marketingkooperationen oder Entscheidungen über die Nutzung der jeweiligen Online-Medien werden damit nicht einfacher. Nachfolgend werden die gebräuchlichsten Datenquellen mit ihren Stärken und Schwächen beschrieben. 

Social Marketing – welche Informationen gibt es wo her? weiterlesen

Lieber Google als Facebook?

Im Spiegel stand am 6. 5. ein interessanter Artikel über das fragliche Geschäftsmodell von Facebook, der vor allem auf die Kritik von Umair Haque und Jeff Jarvis aufbaut. 

Jarvis fokussiert seine Kritik – „Facebook? Ich wäre lieber Google“ – Haque verzichtet auf filigrane Formulierung – „Wäre ich Facebook, würde ich mich vermutlich umbringen“. Beider Kritik fokussiert sich auf die Entwicklung des Geschäftsmodells von Facebook und nimmt Google als Messlatte. Hier wird nicht nur Birnen mit Äpfeln sondern auch Vergangenheit mit Gegenwart verglichen. Lieber Google als Facebook? weiterlesen

Digital Influence Study

Mit dieser Studie erhalten Unternehmen erstmals Informationen darüber, welchen Einfluss das Internet auf das Verhalten und die Entscheidungen von Konsumenten in den europäischen Schlüsselmärkten hat.

Die zentralen Erkenntnisse der Studie:

Nr. 1: Das Internet ist das mit Abstand wichtigste Medium im Leben
europäischer Konsumenten. Unternehmen unterschätzen jedoch diesen
Einfluss.

* Das Internet ist inzwischen doppelt so einflussreich wie das Fernsehen.
* Immer mehr Konsumenten holen sich ihre Nachrichten aus dem
Internet anstatt aus traditionellen Printmedien.
* Die Bedeutung der Online-Medien und die Marketingmaßnahmen der Unternehmen stehen in einem deutlichen Missverhältnis.

Nr. 2: Die Nutzung des Internets durch Konsumenten lässt sich in fünf klar
abgegrenzte Verhaltenskategorien untergliedern. Daraus können
Verhaltensmuster für verschiedene Branchen abgeleitet werden, die von
Kommunikations- und Marketingexperten für die Konzeption entsprechender
integrierter Kampagnen genutzt werden können.

Nr. 3: Konsumenten nutzen das Internet für unterschiedliche Entscheidungen auf
unterschiedliche Weise. Die Unterschiede ergeben sich aus der Bedeutung
der Entscheidung für das Leben der Konsumenten und aus der Spannbreite
der verfügbaren Wahlmöglichkeiten.

Nr. 4: Obwohl Konsumenten der Ãœberzeugung sind, dass ihnen das
Internet einen erkennbaren Nutzen bietet, haben sie noch immer starke
Vorbehalte, die es auszuräumen gilt.

Die Studie zeigt, wie Benutzer in ihrer Rolle als Konsumenten über das Internet mit Unternehmen und anderen Benutzern interagieren. Anhand dieser Informationen können Marketing- und Kommunikationsexperten besser entscheiden, wie sie Online-Diskussionen und -Interaktionen für ihre Kommunikation nutzen können.

Fleishman Hillard und Harris Interactive untersuchten in dieser Studie vom Juni 2008 welche Rolle das Internet im Leben der Konsumenten in Deutschland, Frankreich und Großbritannien spielt. Für diese Studie wurden fast 5.000 Internetnutzer in Deutschland, Großbritannien und Frankreich befragt. Ziel war es, Verhaltensmuster bei der Nutzung unterschiedlicher Medien (Print, TV, Internet etc.) und der Beteiligung an Online-Gemeinschaften (Social Networks) zu untersuchen. Zudem sollte mit der Studie der Einfluss des Internets auf bestimmte Entscheidungen analysiert werden – etwa in den Bereichen Politik, Gesundheit, Reisen, Finanzen oder beim Kauf bestimmter Produkte.

Im Rahmen dieser Studie wird der „Einfluss“ eines Mediums definiert als eine Kombination aus der Zeit, die Konsumenten mit ihm verbringen, und der Bedeutung, die sie diesem Medium für ihr tägliches Leben beimessen. Um verschiedene Medien miteinander zu vergleichen und so die absoluten und relativen Auswirkungen jedes Mediums zu identifizieren, wurden verschiedene Indizes entwickelt. Der Internetindex,
auch Digital Influence Index genannt, dem diese Studie ihren Namen verdankt, gibt an, welchen Einfluss der befragte Konsument dem Internet einräumt.

Auch diese Studie kann keine detaillierten Handlungsanweisungen für alle Branchen und Unternehmenssituationen bieten zeigt aber für einige Branchen und für konkrete Verhaltens- und Entscheidungssituationen der Konsumenten umsetzbarte Ansätze auf.

digital_influence_index_whitepaper_de

PIs und Visits oder Onlinezeit pro Mitglied – Beispiele wichtiger deutscher Online Communitys

Robert Basic schreibt in seinem Blog im Beitrag „Wer kennt wen N.o.3“ über die neuesten IVW Zahlen wichtiger social networks. Da nicht alle größeren social networks in der IVW aufgeführt werden, hat die Rangreihe nach IVW zwangsläufig Lücken. Einige social networks sind z. B. nur bei der agof aufgelistet. Man mag auch darüber streiten ob die PIs (Page Impressions) noch für die Bedeutung und Aktivität von social networks die wichtigste Währung sind, aber damit eine Ãœbersicht über die großen deutschen social networks einigermaßen aussagekräftig ist, sollte sie möglichst vollständig sein.

Der Vergleich von Page Impressions dürfte eigentlich seit der neuen Währung unique user der agof veraltet sein. Da aber viele Anbieter den Schritt zur aussagefähigeren Messung noch scheuen, wird immer noch mit den Seitenabrufen hantiert.
Wobei auch die unique users der agof sicher nicht der Weisheit letzter Schluss sind, sondern eben ein guter Kompromiss, der die Realität in den unterschiedlichen Sites einigermaßen vergleichbar abbilden soll. Letztlich ist die Verweildauer in Onlineminuten für Vermarkter und Werbetreibende ebenfalls wichtig. Ein Besucher der einmal im Monat für einige Sekunden auf der Website ist, zählt nach agof eben genausoviel wie ein Besucher der täglich eine halbe Stunde auf der Site verbringt.

Für social networks ist zudem der Zeitraum von 30 Tagen in denen unique users einer Website gezählt werden, nicht der realen Situation entsprechend. Ein Mitglied das einmal im Monat für ein paar Sekunden in der Community vorbeisieht, trägt wenig zu deren Aktivität und Entwicklung bei und ist letztendlich kaum mehr als Zahlenkosmetik.

Facebook will StudiVZ Mitglieder abwerben

Martin Weigert schreibt in zweinull.cc über den Verdacht, Facebook starte eine Kampagne um über virales Marketing Mitglieder bei studiVZ abzuwerben. Die Basis dieser Kampagne ist eine Seite die bei Facebook von Mitglied Hans – auf englisch wäre das wohl John – etabliert wurde. Hans ist ein so hübscher alter deutscher Name und wenn Hans eine Seite „Deutsche verlassen StudiVZ für Facebook“ etabliert bekommt, hat das ein „Geschmäckle“. Insbesondere die Formulierung „Bekehrung zur besseren Seite der Macht“ erinnert doch ein wenig zu sehr an George W. Bush, den verhinderten Jehdi-Ritter der Demokratisierung der Welt. („It is easy to start a war, but hard to end it, John. Remember Iraq.“) Die Welt will bekehrt sein, und sei es wenigstens zu Facebook. Vollends begeistert bin ich vom Ansatz in Facebook eine deutsche Revolution zu starten. Das haben wir Deutschen seit Jahrhunderten nicht gepackt und das solltest Du wissen, lieber John/Hans. („Germans don’t start revolutions, John. This is not allowed in Germany.“)

Amazon wertvoller als ebay, Google oder Facebook?

Eine Antwort auf den interessanten Artikel von Andreas Göldi in Medienkonvergenz.

Unterschiedliche Marktstrategien mit unterschiedlicher Marktbewertung, könnte man die Aussage in Medienkonvergenz lapidar kommentieren. Oder etwas genauer hinsehen und in die Betrachtung mit einfließen lassen, das es sich in allen Fällen eben um Unternehmen in einem dynamischen Entwicklungsprozess handelt, die aus unterschiedlichen Richtungen kommend, mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und unterschiedlichen Entwicklungszuständen im Markt unterwegs sind.
Mit anderen Worten – dieser Vergleich ist so interessant, das man ihn noch einmal vertieft betrachten kann.

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Zoomer – das neue Nachrichtenportal mit Communityfaktor

Da beglückte uns gestern die Holtzbrinck-Gruppe – ja die mit StudiVZ und SchülerVZ – mit Zoomer, einem topmodernen und hochaktuellen Nachrichtenportal speziell für junge Menschen. Nachrichten sollen internetaffiner und zielgruppenspezifischer aufbereitet durch das Netz geschickt werden. Zielgruppe sollen die 20 bis 35jährigen sein.Und damit das ganze auch besonders glaubwürdig transportiert wird, ist Ulrich Wickert – ja, genau der Ulrich Wickert von den Tagesthemen, Autor vieler wunderbarer Bücher, Jahrgang 1942 – das journalistische Aushängeschild.

Erst mal oute ich mich hier als Fan von Ulli Wickert. So gut auch seine Nachfolger alle sind und sein werden, Wickert hatte seinen eigenen, unnachahmlichen, wunderbar ironisch-literarischen Stil.

Wenn ich dann im Videotrailer von Zoomer höre, das dort jetzt die Nachrichten gemacht werden sollen, „die Euch wirklich interessieren“, klingt das ein wenig so als ob Ulli Wickert meinte, das seine Art Nachrichten, die der Tagesthemen, die Zielgruppe so ganz und gar nicht interessiert hat. Unternimmt da der ehemalige Tagesthemen-Moderator einen dann doch etwas verspäteten Versuch Nachrichten so zu gestalten, das sie die Menschen erreichen, oder wie sollen wir diese Aussage verstehen?


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Microsoft mit Yahoo gegen Google, der wegen Facebook unter Druck gerät – alles nur der Werbung wegen?

Microsoft will Yahoo für mehr als 40 Milliarden USD übernehmen um damit bei der Werbung im Internet eine größere Rolle zu spielen. Abgesehen davon, das die beiden Giganten auch gemeinsam nicht zu Google aufschließen können, macht es Sinn sich noch einmal genauer zu fragen, worum es bei diesem big deal geht. Online Werbung ist zumindest in den Staaten längst big business geworden, aber ist die simple Einblendung von Werbung gemessen an den Möglichkeiten des Systems wirklich die ultima ratio? Es scheint derzeit so gesehen zu werden.

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Facebook – Unternehmenswert zwischen Hype und Ertrag

Bei Robert Basic stieß ich auf einen kurzen Artikel über Geschäftszahlen von Facebook. Im letzten Jahr machte demnach Facebook einen Umsatz von 150 Mio USD, für 2008 werden 300 bis 350 Mio USD Umsatz angepeilt. Das erste Ermüdungserscheinungen bei Facebooks Mitgliedern aufgetreten sind, was die Fülle der Applikationen angeht, ist nachvollziehbar. Allzuviel ist ungesund, sagt der Volksmund schon etwas länger.

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Facebook und StudiVZ – Wettbewerb der Strategien

In der FAZ wird der anstehende direkte Wettbewerb zwischen StudiVZ und Facebook bereits als das Duell des Jahres gehandelt. Interessant ist dieser Wettbewerb allemal und nicht nur im direkten Vergleich zwischen Orginal und Kopie. Während Facebook sich inhaltlich und in seinem Leistungsumfang dynamisch weiterentwickelt hat und durch seine Öffnung die Branche global beeinflußte, blieb StudiVZ auf dem gleichen Stand stehen und konzentrierte seine Energie komplett auf die Markterschließung im deutschsprachigen Raum.

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Wer braucht Open ID? – Stimmen und Meinungen aus der Blogosphäre

Open ID die zweite. Das Thema geisterte schon einmal durch die Medien. Vielleicht ein guter Anlass sich anzusehen, was die Blogosphäre dazu zu sagen hat.

One Open ID to rule them all

Robert Basics Headline zu diesem Thema erinnert dann schon an den Herrn der Ringe und was mit diesem Ring bezweckt wurde, dürfte bekannt sein, nachdem das Epos erst kürzlich durchs deutsche Pantoffelkino donnerte. Der nachfolgende Text zeigt deutliche Skepsis was die Sicherheit angeht.

Golem widmet dem Thema gleich ein Special. Sehr viel mehr über den konkreten Nutzen für den Endanwender findet sich dort auch nicht. Man kann sich dann eben mit einer ID bei verschiedenen Websites anmelden. Die Frage ob der User diese erweiterte Form von Transparenz wirklich will, wird nicht angesprochen.

Insomniaonline stellt die Frage ob dieser neue Standard sicher und nützlich ist und wirft dabei vor allem einen Blick auf das Thema Identitätsdiebstahl, der durch die zentrale Speicherung von Zugangsdaten quasi in vereinfachter Form – an einer Stelle – stattfinden kann. Hier wird der Frage nach der Datensicherheit auch unter dem Aspekt der Sicherheit des Anbieters – jeder kann Open-ID anbieten – sowie der Verlockung auf diesem Weg Bewegungsprofile anzulegen behandelt. Websitebetreiber sind auf jeden Fall darauf angewiesen, das der Anbieter und sein Verhalten safe ist. Insgesamt eher kritisch.

Doubleslash outet sich gleich zu Beginn als Verfechter der digitalen Identität und sieht den Start in die nächste Stufe des digitalen Business. Folglich wird das Thema erst mal unter eCommerce-Gesichtspunkten betrachtet. Im nächsten Beitrag geht es dann gleich um Open-ID-aber anonym und dieser Gegensatz hat Charme. Hier wird eine Methode vorgestellt, wie man ein Open-ID für Testzwecke erstellt. Womit im Prinzip das ganze Thema der digitalen Identität nach meinem Empfinden ein wenig absurd wird. Oder kommt dann der zentrale Anbieter, der meine Open-IDs verwaltet?

Blogage informiert seine Besucher erst mal darüber, das es Open-ID unterstützt und weißt weiter im Text ganz explizit darauf hin, das möglicherweise nicht jeder Anbieter dieses Services auch vertrauenswürdig ist oder entsprechend mit den Daten umgeht. Für einen Anbieter, der genau diesen Service unterstützt sehr löblich. Für einen Service der auf Vertrauen angewiesen ist, nicht wirklich förderlich.

Bei Neunetz finde ich einen älteren Artikel in dem das Thema gläserner Surfer im Vordergrund steht. Auch hier herrscht Skepsis und wenig Begeisterung.

Fazit

Ein erster flüchtiger Überblick, sicher, aber mir fehlt nicht nur die Begeisterung, sondern vor allem auch das Argument das mich überzeugt. Natürlich, schon aus beruflichen Gründen bin ich bei elend vielen Seiten und social networks angemeldet und die meisten Zugänge verwaltet eh mein Browser aufs vorzüglichste. Und diejenigen, die ich so gar nicht nutze, könnte ich mir recht komfortabel neu zuschicken lassen. Auch im zweiten Anlauf durchgefallen, lautet mein persönliches Fazit zum Thema Open ID.

Neue Spekulationen um StudiVZ – die unendliche Geschichte geht weiter.

Was manchem Autor einer Seifenoper nach der dreißigsten Episode zunehmend schwer fällt – StudiVZ ist immer für eine Ãœberraschung gut. Allerdings ändert sich zunehmend die Art und Qualität des Anlasses.

Früher waren es die eigenen Entgleisungen die dafür sorgten, das dieses social network beständig in den Schlagzeilen blieb und damit kostenlose Werbung erhielt.

Neue Spekulationen um StudiVZ – die unendliche Geschichte geht weiter. weiterlesen

Data Portability und Open Social

Die nächste Runde im Ringen um die social networks ist eingeläutet.
Neben Open Social heißt das Thema jetzt Data Portability und soll die Communitys vernetzen.
http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39160137,00.htm

Stellt sich die Frage wer vernetzt und wer wird vernetzt, oder – deutlicher formuliert – wer nutzt wessen Potenziale wofür und letztlich ist die Nutzenstiftung für das Mitglied vielleicht auch ein Danaergeschenk. Mitglieder entscheiden sich bewußt für ein social network. Die Möglichkeit mit noch mehr Menschen zu kommunizieren, ist vielleicht nicht so superinteressant.

Robert Basic beschreibt die Situation und das Problem dahinter ganz wunderbar, obwohl er für die Öffnung der social networks ist.

„Durch das Wachstum des eigenen Netzwerks nimmt die Interaktionshäufigkeit zu (1st degree = 10 Kontakte, 2nd degree = 1.000 Kontakte, 3rd degree… = na?), der User verlagert mehr und mehr Zeit fast schon gezwungenermaßen auf das SN.“

Einer der häufigsten Gründe weshalb ein Mitglied sein social network verlässt, ist das Zeitvolumen, das die Pflege des erweiterten persönlichen sozialen Netzes erfordert.
Das Zeitvolumen für die Pflege eines „explodierenden“ persönlichen sozialen Netzwerks wird ja nicht kleiner, wenn man plötzlich über die Grenzen der Communitys hinweg kommunizieren kann. Und auch so erreichbar ist.

Ich frage mal, wem die zig Millionen Mitglieder in facebook oder myspace für die Kommunikation nicht reichen.
Wenn ein bestimmter Mensch eben nicht über diesen Weg erreichbar ist, habe ich noch eMail – ja das gibt es – Messenger wie icq – den gibt es auch noch – Telefon, Fax und den guten geschriebenen Brief um mit dieser Person zu kommunizieren.

Die Frage nach dem Nutzen und den Konsequenzen für den Einzelnen wird hier vielleicht zu vordergründig und auf den wirtschaftlichen Interessen basierend beantwortet.
Vielleicht vergessen wir zu sehr, das wir das ganze Thema social networks zum Nutzen von Menschen aufführen. Deren Bedürfnisse an Kommunikation und sozialen Kontakten sind nicht unendlich skalierbar. Und eigentlich wird man um so schneller satt, je mehr man davon zu sich nimmt.

Vielleicht sollten wir uns mehr auf Nutzenstiftung für die Mitglieder als um die Optimierung der Werbevolumen bemühen. Das könnte für alle Beteiligten auf Dauer gesünder sein.
Es bleibt interessant.

Max: Print ist tot – es lebe das Internet

So ketzerisch könnte man die Entscheidung von Hubert Burda Media zusammenfassen. Mit sofortiger Wirkung wurde die Printausgabe eingestellt. In Horizont.de ist dazu kurz und knapp zu lesen:

„Obwohl der Verlag in den vergangenen Jahren erheblich in das hochwertige Lifestyle-Magazin investierte, konnte „Max“ in einem sehr schwierigen Marktumfeld nicht das notwendige Erlösniveau erzielen“, begründete der Verlag die Entscheidung. Die Doppelnummer Januar/Februar wird die letzte Ausgabe sein. Die Auflage lag im 3. Quartal 2007 bei rund 150.000 verkauften Exemplaren.

Die Marke wird aber nicht komplett vom Markt verschwinden, sondern soll im Internet und in Print in Form der „Max-City-Guide-Editionen“ sowie „Max-Spezial-Ausgaben“ für die Werbe- und Kommunikationsbranche weiter bestehen.“

Max.de soll also richten, was Max in Printform nicht mehr leisten konnte. Ein betriebswirtschaftlich nachvollziehbarer Gedankengang, aber wenn wir daran denken, welch glückliche Hand Printmedien in der Contentvermarktung online bislang aufzuweisen hatten, zeigt sich des Pudels Kern. Hier droht ein steiler Absturz in zwei Teilen. Zuerst Print, dann online. Wie ich dazu komme?
Sehen wir uns zuerst einmal die Situation bei Max.de an.

Im Internet steht Max nach IVW wie folgt da: 0,15 Mio unique users produzierten im Oktober 546 Tsd Visits und 5,5 Mio PIs.

Wenn wir uns dann in Erinnerung rufen, das die wesentlichen Einnahmen eines Lifestyle-Magazins mit Werbung erwirtschaftet werden und Werbung im Internet – undankbarer Weise – sehr viel weniger einbringt als bei Print und Printmedien Verkaufserlöse erzielen, sehen wir das die Aufgabe des Printmagazins zwar schnelle Kosteneinsparung mit sich bringt, die Produktion hochwertigen Contents jetzt aber wirtschaftlich vom Internet-Magazin getragen werden müsste, das bei etwa gleicher Kundenzahl jetzt deutlich geringere Erträge leisten kann. Ob diese Rechnung aufgeht und der redaktionelle Standard bei Max.de gehalten werden kann, wenn die Printversion keinen wirtschaftlichen Beitrag zur Contentproduktion leistet, wird sich zeigen. Die Zeichen sehen eher danach aus, das Max.de mit dem Wegfall der Printausgabe „dünner“ werden wird.

Das man sich von Max in Printform trennt und ganz auf das Internet konzentriert, könnte man auch als mutigen Schritt und aktive Zukunftsgestaltung bezeichnen, wenn denn die Verlagshäuser eine glücklichere Hand mit der Vermarktung von Inhalten im Internet aufweisen könnten oder dahinter ein innovatives Konzept für Max.de stehen würde. So sieht das doch zu sehr nach einer betriebswirtschaftlich bedingten Verzweiflungstat aus, die das Ende unseres Heroen nur auf zwei Akte verteilt und Max langsam dahinsiechen lässt.

Wo die Fähigkeit Leser im Printbereich zu halten schwindet, wächst nicht automatisch die Fähigkeit User im Internet zu binden. Im Gegenteil. Das Internet bringt es nun mal – systembedingt – mit sich, das der User dort noch flüchtiger ist als im Printbereich und noch weniger bereit für Content zu bezahlen.
Mit den alten Methoden im neuen Medium das Ruder herum reissen zu wollen, ist eher ein sicheres Ticket in den zweiten finalen Akt von Max als Max.de als ein hoffnungsfroher Ansatz. Es würde mich trotzdem mehr freuen, wenn ich mich irren würde.

Open Social – Chancen und Risiken

Nach den ersten Diskussionen in November und Dezember über die Chancen und Risiken von Open Social für Google, die Betreiber von Social Networks und last but not least für die Nutzer von social networks ist jetzt zu diesem Thema Ruhe eingekehrt. Das Thema selbst ist aber so grundlegend, das es Sinn macht, Inhalte und mögliche Auswirkungen unter verschiedenen Blickwinkeln genauer wie gelassener zu betrachten. Der Artikel von Benedikt Köhler dazu ist besonders empfehlenswert.
Auf den ersten Blick geht es bei Open Social nur um einen Standard für APIs, der es ermöglicht Anwendungen über verschiedene social networks hin zu nutzen. Programmierer können damit Anwendungen entwickeln die in mehreren Networks eingebunden werden können. Dimension2K nennt dazu explizit den Zugriff über die API auf Profil-Informationen, Informationen über Kontakte und Aktivitäten.

Um zu verstehen was dies insgesamt bedeuten kann, macht es Sinn sich den Kontext dieser Initiative von Google genauer anzusehen. Google lebt primär von Werbung. Das Erfolgsmodell von Google beruht auf der kontextsensitiven Einblendung von Werbung passend zum content auf der diese Werbung eingebunden ist. Hier liegt die Achillesferse von Google, die durch das dynamische Wachstum der Social Networks deutlich wurde.

Qualitativ gesehen ist diese Methode nur eine Zwischenlösung, weil sich die Werbung inhaltlich am Content der Website orientiert und nicht an den Interessen des Besuchers dieser Website. Ein Werbetreibender richtet seine Botschaft aber an den Besucher einer Website und nicht an die Website. Die Einblendung von Werbung entsprechend den Interessen des Besuchers ist die bessere Alternative zu Googles kontextsensitiver Werbung.

Für die qualitativ hochwertigere Methode ist es erforderlich die Interessen der Websitebesucher zu kennen. In Social Networks ist dies der Fall. Werbung in Social Networks kann damit systembedingt effizienter sein, als Googles kontextsensitive Werbung. Für Google ist es entsprechend wichtig, sich diese Methode zu erschließen. Nachdem die Erfahrungen mit Orkut nicht für den Weg über ein eigenes globales Social Network sprechen und die Alternative der Identifizierung der Internetnutzer und der Verknüpfung von Verhaltensinformationen einen extremen Aufwand erfordern würden, stellt sich Open Social als sehr geschickter strategischer Schachzug zur indirekten Erschließung der Social Neworks dar. Das Heer externer Programmierer erstellt Anwendungen für Open Social, erschließt dabei die Informationen der Social Networks und Google partizipiert über die Vermarktung der Werbeflächen in den Anwendungen an dieser qualitativ hochwertigeren Methode der Werbeeinblendung.

Wird aus Open Social damit eine win-win-Situation für alle Beteiligten?

  • Google stellt sich damit deutlich besser. Es hat einen strategischen Zugang zur effizienteren Methode der Werbung und kann damit nicht über die Social Networks in eine nachteilige Wettbewerbssituation kommen.
  • die Programmierer erschliessen sich ein deutlich größeres Ertragspotenzial für ihre Anwendungen und erhalten über die Partnerschaft mit Google einen leistungsfähigen Vermarktungspartner, der es ihnen erlaubt sich ganz auf die Kernkompetenz – Entwicklung attraktiver Anwendungen – zu konzentrieren.
  • die Betreiber der Social Networks, die immer noch überwiegend von Werbung leben oder leben werden, sehen über die eingebundenen Anwendungen auch externe Werbung in ihren Seiten, auf die sie keinen Einfluss haben und von denen sie nicht profitieren. Sie verlieren einen Teil ihrer wirtschaftlichen Grundlage. Zugleich eröffnen sie über Open Social Externen einen direkten Zugriff auf die Daten ihrer Mitglieder. Dem stehen nicht nur die Versicherungen der Betreiber gegenüber ihren Mitgliedern entgegen, sondern auch massive Eigeninteressen.
  • die Mitglieder von Social Networks erhalten über Open Social die Möglichkeit eine Vielzahl von Anwendungen nutzen zu können, ohne sich gleich bei einer Vielzahl von Anbietern dafür anmelden zu müssen und können auf diesem Weg auch mit Mitgliedern anderer Networks kommunizieren. Wie weit sich diese Offenheit auf die Mitgliederbindung zu den Social Networks auswirkt, wird eine sehr interessante Erfahrung werden. Letztlich muss man damit eben nicht mehr Mitglied in einem Social Network werden, um mit den Freunden dort zu kommunizieren. Ãœber Anwendungen kann die Notwendigkeit des Networks als Platz der Information und Kommunikation ausgehebelt werden. Letztlich würde es ausreichen, sich beim Betreiber einer zentralen Kommunikations- und Informationsanwendung anzumelden.

Während also Google und die Programmiererseite großes Interesse an der Durchsetzung von Open Social haben dürften, sieht die Situation bei den Betreibern der Social Networks nicht ganz so positiv aus. Ãœber die Schnittstelle Open Social öffnen sie nicht nur die eigenen Networks, sie geben auch Ertragspotenziale aus der Hand und erlauben, wirtschaftlich wie funktional „ausgebeint“ zu werden.

Wie sehen die Handlungsalternativen von Betreibern aus?

  1. Schotten dicht und darauf vertrauen, das diesem Thema kein langes Leben vergönnt ist? Dies Option beinhaltet das Risiko der Abwanderung von Mitgliedern, wenn attraktive Anwendungen nicht selbst angeboten werden können.
  2. Selektion und Definition der funktionalen wie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Die Einbindung von Anwendungen über Open Social an inhaltliche wie vermarktungstechnische Voraussetzungen zu binden und hier die Zusammenarbeit selektiv und entsprechend der eigenen Interessen zu gestalten, erscheint mit den geringsten Risiken verbunden zu sein.
  3. Kooperation auf der Ebene der Social Networks um den Standard so weiter zu entwickeln, das er auch den Interessen der Betreiber der Social Networks Rechnung trägt.

Solange die Betreiber noch den Zugang zu dem entscheidenden Wert – den Informationen über ihre Mitglieder – allein in den Händen haben, solange sind sie noch sehr handlungsfähig und nicht unter großem Zugzwang. Und solange Open Social nicht den Interessen der Betreiber der Social Networks ausreichend Rechnung trägt, kann dieser Schachzug von Google immer noch scheitern. Hauptleidtragender in diesem Fall wäre natürlich Google. Aus dessen Perspektive wäre eine Ablehnung von Open Social durch die wichtigsten Social Networks unerfreulicher als eine Anpassung des Standards.

T-Community und was man aus diesem Fehlschlag lernen kann

Das social network T-Community verstarb still und leise. Eine Pressemitteilung sowie der Hinweis auf der Website, das die Community zum Jahresende eingestellt wird und das war es. Den Mitgliedern wird noch der Wechsel in die Fussball-Community fussball.de angeboten. Etwas Schadenfreude mag den einen oder anderen dabei befallen haben. Immerhin fiel da nicht irgendwer auf die Nase sondern eines der größeren Unternehmens Deutschland hat Grenzen aufgezeigt bekommen.

Aber war da nicht die Erkenntnis, das man von Fehlschlägen mehr lernen kann, als von Erfolgen? Und das es klüger ist aus den Fehlschlägen anderer zu lernen, als selbst diese Fehlschläge zu produzieren? Was könnten wir also vom „Fehlschlag T-Community“ wertvolles lernen?

Das führt zur Frage, woran die T-Community letztlich gescheitert ist. Es gab und gibt sicher weniger aktuelle und attraktive Communitysites, die trotzdem noch im Markt aktiv und mehr oder weniger erfolgreich sind. Auch ein Mangel an wichtigen Features kann man nicht als Hauptursache ausmachen.

Turi2 schreibt ganz plastisch dazu „Konzerne können es einfach nicht“.

Der Corporate Media Blog zitiert dazu noch den Telekom-Sprecher, nach dessen Angabe die T-Community insgesamt nur als Test zu verstehen gewesen sei aus dem man jetzt lernen und die nötigen Schlüsse ziehen wolle.

Das Zitat von Oliver Samwer bei Turi2 zeigt einen Grund für die Misere der Telekom. Wenn ein Konzern mit diesen Ressourcen und dem Kundenpotenzial keine Community auf die Beine stellen kann, muss der Grund für das Scheitern auf der Seite der Kunden liegen. Niemand scheint in einer Community der Telekom heimisch werden zu wollen.
Wer dazu den dezenten Hinweis aus dem Hause Telekom addiert, das das alles eh nur ein Test gewesen sei, wird sich möglicherweise darin bestätigt sehen, nicht in der T-Community aktiv gewesen zu sein. Wer seine Kunden nur als Verfügungsmasse versteht, die er mal hierhin mal dorthin rangieren kann, hat vermutlich einige Zeichen der Zeit übersehen. Zumindest sollte man als Unternehmen nicht erwarten als Partner ernst genommen zu werden, wenn man seine Kunden selbst nicht wirklich ernst nimmt. Dort, wo dem Käufer nicht genügend Optionen offen stehen, wird er akzeptieren, was gemeinhin als das geringere Übel bezeichnet wird. Hat er die freie Wahl entscheidet er nach eigenem Gusto. Und da war die T-Community eben nicht die Community der Telekom-Kunden.

Auch wer seine Kunden wirklich schätzt und sich um sie kümmert, wird trotzdem nicht automatisch zum perfekten Gastgeber einer Community. Die Erwartungshaltung an eine Community und das Image und die Erfahrung mit einem Unternehmen oder einer Marke müssen nicht immer kompatibel sein, auch wenn man mit Marke / Unternehmen nur gute Erfahrungen gemacht hat. Ich bezeichne das gern als das Buchhalterphänomen. Stellen Sie sich vor, Sie haben jemanden, der Ihre Buchhaltung perfekt macht. Ein pflegeleichter Mensch, ruhig, gelassen, extrem zuverlässig und penibelst genau. Ein Juwel in seinem Metier. Aber würden Sie diesen Menschen als perfekten Begleiter für eine rauschende Party sehen?
Es reicht eben nicht, die Mittel und das Potenzial zu haben, man benötigt auch noch den einen guten Grund für die Zielgruppe mitzumachen. Und die nötige Akzeptanz als Unternehmen für eben diesen neuen Unternehmenszweck. Und wenn dann noch die Unternehmenskultur passt könnte es Sinn machen, über eine eigene Community nachzudenken. Sofern da noch Luft im Markt ist.

So gesehen kann man den Versuch als Unternehmen eine eigene Community aufzubauen auch als Stunde der Wahrheit sehen. Daran, ob König Kunde sich für Marke / Unternehmen engagiert zeigt sich nicht weniger klar, wie wichtig dem Konsumenten die eine oder andere Marke wirklich ist. Da zeigt sich schonungslos, was der Markt wirklich vom Unternehmen oder der Marke hält.

Die Zahl der großen general interest Communitys wie die Zahl der special interest Communitys ist deutlich begrenzter, als die Zahl derjenigen, die langfristig gesehen dieses Instrument für Neukundengewinnung und Kundenbindung nutzen wollen. Niemand wird zugleich in vielen Communitys aktiv sein. Und nur belebte, hochaktive Communitys sind wirklich interessant. Je später man kommt, desto härter bestraft auch hier der Markt.

Entscheidet sich der Wettbewerb zwischen den Communitys über technische Features oder über Identitäten?

Die technische Seite der Entwicklung von Communitys kennen wir. Von der Kommunikation auf der Ebene der Foren wuchs die Kommunikation über Messenger hin zum Mobiltelefon, stieg die Information über die Mitglieder durch ausgefeilte Profile und umfassende Möglichkeiten der Selbstdarstellung und findet uns jetzt wieder auf der Ebene der uploads, wo wir uns gegenseitig mit bewegten und unbewegten Bildern unterhalten und vielleicht auch beeindrucken wollen.

Bei all diesem dynamischen Wachstum an Funktionen und Leistungen geraten grundsätzliche Fragen schnell unter die Räder des Fortschritts. Unterscheiden sich Communitys durch technische Inhalte, also dadurch, was sie ihren Nutzern technisch ermöglichen oder doch eher dadurch was ihre Nutzer daraus machen?
Ist es die gemeinsam geschaffene Identität die Menschen in einer Community hält und sie nicht dem Herdentrieb folgend auf der Suche nach einem virtuellen Zuhause weiter ziehen lässt?
Wenn dem so ist, sollten wir der Gestaltung der Identität einer Community nicht gleiche Aufmerksamkeit widmen, wie der Gestaltung einer Marke? Oder sollten wir die Entwicklung dieser Identität einfach der Community an sich überlassen?

Was meinen Sie?

Letztlich stellen sich in dem Thema Community grundsätzliche Fragen, die für mein Gefühl in der täglichen Dynamik zu leicht in den Hintergrund gedrängt werden, aber das Risiko beinhalten, dem Markt mit grosser Energie in eine Sackgasse zu enteilen.

Dilemma der Dating-Sites

Wikipedia sagt uns zum Dilemma folgendes:
Ein Dilemma (griechisch δί-λημμα: „zweigliedrige Annahme“, Plural: Dilemmas oder Dilemmata), auch Zwickmühle, bezeichnet eine Situation, die zwei Wahlmöglichkeiten bietet, welche jedoch beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Es wird durch seine Ausweglosigkeit als paradox empfunden. Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein.

Das Dilemma der Dating Sites liegt in deren Geschäftsmodell: Wer Mitglied in einer Flirt-Community oder einer anders bezeichneten Dating Site wird, erhofft sich dadurch einen Partner zu finden.

  • Im Falle seines Erfolgs geht er der Dating Site als Kunde verloren.
  • Im Falle seines Misserfolgs ebenso.

Wenn das kein klassisches Dilemma ist.

Unddu.de?

Da kam jemand auf die Idee, zwei große Kundengruppen – die Nutzer der Mailaccounts von web.de und gmx in einem social network zu vereinen. Vielleicht zur Kundenbindung, um etwas mehr aus diesen Potenzialen zu erwirtschaften oder was auch immer der Sinn dieses Projekts war.

Nach 18 Monaten ging das Projekt online. Und man konnte sich mit seinen Zugangsdaten von web.de oder gmx einloggen und ein Profil anlegen. Wie diese Restriktion des Zugangs auch aufgefasst werden konnte zeigt dieser kurze Beitrag.

Was aber ist, wenn ich mich jetzt trotzdem mit meinen Zugangsdaten meines Mailaccounts von web.de bei unddu.de einlogge? Das klappt übrigens ganz wunderbar. Dann bin ich so nett und gebe meine Zugangsdaten meines Mailaccounts weiter, könnte ich jetzt denken. So was hat etwas von worst case, meinen Sie? Nicht wirklich. Die Daten aller gmx und web.de accounts sind doch schon in der Datenband von unddu.de hinterlegt. Müssen sie ja, sonst würde das nicht klappen.

Interessant. Da bin ich jetzt als gmx – Kunde automatisch Teil eines neuen Projekts geworden. Einfach so. Ohne das ich erst mal gefragt wurde. Zumindest kann ich mich daran nicht erinnern.

Und damit ich es recht bequem habe, war man bei gmx gleich so frei meine Zugangsdaten zu meinem Webmailaccount bei gmx in das Projekt mit einzubringen. Ist das nicht wirklich kundenfreundlich? Bleibt ja alles in der großen 1und1 Familie. Und wenn die morgen ein gemeinsames Projekt mit ALDI, Springer, ARAL oder der BAHN hochziehen, bin ich auch wieder sofort am Start dabei. Mit meinen Zugangsdaten versteht sich. Das wäre doch mal ein netter Slogan: „Wir bringen Sie immer in die Poolposition.“ Ãœberall. Und egal ob Sie überhaupt dabei sein wollen. Eben Unddu.de.

Erst jetzt verstehe ich den Namen dieses social networks erst richtig. Er erinnert mich spontan an meine Militärzeit. Als mein wertgeschätzter Feldwebel seinen prüfenden Blick über den angetretenen Haufen Rekruten warf und auswählte. „Du – Du und Du. Mitkommen.“

So gesehen wurde ich tatsächlich wieder ausgewählt. Wie in alten Zeiten.

Rühren und wegtreten.

Wie verändern Communitys Märkte? Die neue Wirtschaftlichkeit.

Communitys die auf Volunteers aufbauen können geniessen nachhaltige wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile die sie als strategische Waffe einsetzen können.

  • Zum Beispiel in dem sie personal-intensive Leistungen kostenlos oder günstiger anbieten können.
  • Oder indem sie auf dieser Basis neue Geschäftsmodelle umsetzen können.

Wir erinnern uns an die ewige Diskussion über das Problem der Schwarzarbeit für die Bauwirtschaft. Da wird jenseits der Sozialsysteme Leistung erbracht, entsprechend günstiger angeboten und möglicherweise der eine oder andere Anbieter aus dem Markt gedrängt.

Was hat das mit Communitys und Volunteers zu tun? Die neue Wirtschaftlichkeit die sich ein wirtschaftlich aktives Unternehmen über den Einsatz von Volunteers erschließt, geht eben weit über den Vorteil aus der Schattenwirtschaft der Schwarzarbeit hinaus. Volunteers arbeiten komplett entgeltfrei. Damit ermöglichen sie es Communitys auch umfassende und hochwertige Leistungen komplett kostenlos anzubieten und nur über Werbung zu finanzieren. Ein Unternehmen, das als Community nicht auf Volunteers aufbauen kann, aber mit volunteerbasierten Geschäftsmodellen konkurrieren muß, startet mit einem strategischen Kostennachteil.

Diese neue Form von Wirtschaftlichkeit hat das Potenzial Branchen und deren Marketing zu verändern. Stellen Sie sich einfach vor, Ihr Unternehmen hätte die Notwendigkeit einer Community erkannt und plant deren Aufbau. Im Markt befindet sich eine weitere Community die volunteerbasiert ist und hochwertige Leistungen durch den Einsatz von Volunteers kostenlos anbieten kann, die in Ihrem Unternehmen teuer produziert werden müssen. In dem Fall wird das Communityprojekt Ihres Unternehmens schnell zu einem festen Kostenblock.

Wenn Ihnen das zu theoretisch klingt, werfen Sie doch einen Blick in die Strukturen der AARP. Dort sind sogar die Mitglieder des Boards ehrenamtlich aktiv. Einem sehr, sehr kleinen Stamm an bezahlten Mitarbeitern steht eine kleine Armee qualifizierter, berufserfahrener und motivierter Ehrenamtlicher gegenüber, die es dieser Organisation erlaubt, in jeder grösseren Stadt der USA Büros mit einem breiten Leistungsspektrum für die eigenen Mitglieder zu unterhalten. Und da diese Mitglieder auch noch Mitgliedsgebühren bezahlen, steht dem „Unternehmen“ AARP ein Milliardenbudget zur Verfügung.

Bislang kennen wir die Arbeit mit Volunteerstrukturen nur aus dem Vereinsleben. Für Wirtschaftsunternehmen ist dieses Thema neu. Die AARP hat hier mit dem ADAC eine Gemeinsamkeit. Beide stammen aus einer anderen Zeit. Und beide sind als Vereine gegründet und dürfen eigentlich keinen Profit machen. Diese Schranke bremst Unternehmen, die eben keine Vereine sind, aber trotzdem auf Volunteerarbeit aufbauen, nicht mehr.

Natürlich ist dies nicht das Ende des klassischen Unternehmens mit bezahlten Arbeitsplätzen. Es ist nur ein ungleicher Wettbewerb. Wer nicht in gleichem Maß auf Volunteers aufbauen kann, muß eben auf Dauer mehr Geld in die Hand nehmen um vergleichbare Wirkung zu erzielen. Oder in seiner Leistung um so viel besser sein, wie er teurer sein muß.

Wie verändern Communitys Märkte? Die Medienlandschaft

Communitys sind keine Medienunternehmen. Sie sind neben vielem anderen auch Marktzugänge mit eigenen strategischen Interessen. In einer Zeit in der Printmedien insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunehmend an Boden verlieren, in der Radio und jetzt auch TV in der Nutzung vom Internet überholt werden, gewinnt das Thema Community auch für den Medienbereich besonders an Bedeutung.

Weil das Zeitbudget für den Konsum von Medien nicht im gleichen Maß wie die Medienlandschaft wächst. Wenn ein komplett neues Medien hinzukommt, leiden naturgemäß die bestehenden Medien darunter. Nun ist das Internet nicht nur ein weiteres Medium. Es ist zudem auch ein Medium, das die Beteiligung des Empfängers ermöglicht. Wer dies unterschätzt und auch im Internet in alter Manier kommuniziert, wird bald mit Liebesentzug bestraft. Wer als Unternehmen die eigenen Kunden aus einer echten – zweigleisigen – Kommunikation ausschließt, sollte sich nicht wundern, wenn diese nicht mehr mit diesem Unternehmen kommunizieren und sich lieber andersweitig informieren und bedienen.

KWICK! bietet für die mediale Chance der Communitys ein interessantes Beispiel. Ursprünglich war das Projekt ein Internetmagazin für die Region Stuttgart. Aus Ressourcengründen – und hier ist insbesondere der Aufwand an Redaktion und Contentproduktion zu nennen – wurde eine Community daraus. Als Community wiederum ist KWICK! so erfolgreich, das für und von der Community jetzt ein eigenes Onlinemagazin produziert werden kann. Das jetzt – weil es auf der Basis einer großen und kommunikativen Community von und für dies prodziert wird – auf Anhieb nach Page Impressions in der Nähe der Onlineausgaben etablierter Zielgruppenmedien aus dem Printbereich gestartet ist.
Communitys können also die Medienlandschaft bereichern und beeinflussen in dem sie neue Medien schaffen und alte durch Wettbewerbsdruck verändern. Ihr Vorteil dabei ist, das die Leserschaft gleichsam Teil des Projektes ist, das jeweilige Medium eben nicht von außen an die Leser herangetragen wird sondern direkt aus ihrer Mitte – und von ihnen getragen und produziert – entsteht.

Beliebte Irrtümer 2: Communitys sind keine Jugendveranstaltung

Es liegt wohl an der Häufigkeit, mit der Communitys für Jugendliche gegründet und promotet werden, das wir sie als „Jugendveranstaltung“ verstehen. Wobei MySpace als das globale Aushängeschild der Communitys eher einem selbstverstandenen Jugendkult frönt als eine Jugendcommunity zu sein. Eine Community wird auf das getrimmt, was man selbst als cool und jugendlich versteht. Aber das ist ein anderes Thema und MySpace ist fraglich erfolgreich, auch wenn der Lack derzeit zu bröckeln beginnt.

Ein hübsches Beispiel dafür, das Communitys eben keine Jugendveranstaltung sind, findet sich in der AARP. Zu besichtigen unter aarp.org. Jeder zweite US-Bürger ab 50 ist dort zahlendes Mitglied. Die AARP nimmt mehr als eine Millarde US $ an Beiträgen und Gebühren ein und wurde 1957 gegründet. Drei grosse US Printmagazine mit Auflagen jenseits der 20 Millionen sind die ursprüngliche Kommunikationsleistung der AARP. Heute ist man ausgesprochen internetaffin.

Weitere, nicht weniger eindrucksvolle Beispiele für die Behauptung, das Communitys keine Veranstaltung für die Kids sind, liefert der US Präsidentschaftswahlkampf. Besuchen Sie die Sites der Kandidaten. Sie werden keine finden, die nicht teilweise eine Communitysite ist. Obama Barrack stützt seinen Wahlkampf komplett auf das Instrument Community. Letztendlich hat kein Kandidat eine Chance auf das mächtigste Amt der USA – und wohl auch weltweit – ohne die Unterstützung einer gut funktionierenden Community vertrauen kann.

Bedarf es weiterer Belege dafür, das das Thema Community ein sehr erwachsenes ist? Ich denke nicht.

Wilfried Schock

Communities und Medienhäuser – das unverstandene Objekt der Begierde

Blättert man durch die einschlägigen Jobbörsen, ist kaum zu übersehen, das die Medienhäuser zunehmend auf der Suche nach Fachkräften für den Ausbau ihrer Onlinepräsenzen sind. Welches Printmedium hat denn heute noch keine Website, fragt man sich unwillkürlich und wirft neugierig einen Blick auf die Onlinepräsenzen, die neuen Schwung benötigen.

Dem ersten Blick folgt Erstaunen. Leistungsfähigen Printmagazine stehen – wenn man die Integration der Leser über die Website als Mass nimmt – eher kümmerliche Resultate gegenüber. Flagschiffe der Zielgruppenmedienlandschaft wie Bravo oder Brigitte erweisen sich mehr oder weniger als Fehlanzeige, wenn es darum geht, die mediale Kompetenz im Print in Kundenbindung online umzusetzen.

Da zumindest in den jüngeren Konsumentengruppen Printmedien zunehmend als weniger attraktiv empfunden werden (JIM Studie 2006), die Zahl der Leser durch den bekannten Geburtenrückgang eh schon drastisch zurückgegangen ist, ist dies keine sehr erfreuliche Perspektive. Dafür eben um so erstaunlicher. Onlinecommunitys ohne den Startvorteil einer vor Content strotzenden Printpublikation boomen, während Websites die nicht an Contentmangel leiden, vor sich hindümpeln.

Woran liegt dies, fragt man sich und wirft einen weiteren Blick auf das, was dem geneigten Leser als Communitycontent geboten wird. Schuster, bleib bei Deinen Leisten, forumuliert sich darauf die Antwort. Was über Jahrzehnte sich an redaktioneller Qualität in den Verlagen angesammelt hat, scheint nicht wirklich kommunikationsfähig zu sein. Content wird wohl als Kommunikation in Form der berühmten Einbahnstrasse verstanden. Und wenn man dem Leser dann eine klitzekleine Möglichkeit gibt, sich zu artikulieren, dann bitte doch nur dort, wo es erwünscht ist und zu den Themen die vorgegeben werden. Warum nicht gleich abgefragt wird, ob der Leser auch alles brav gelesen und so verstanden hat, wie es gemeint war, ist offen. Das sich auf dieser Ebene keine Community bilden wird, leuchtet zumindest denen ein, die sich etwas intensiver mit dem Thema befassen. Die Standards dessen, was ein User erwartet, bevor er sich überhaupt Gedanken darüber macht, ob er Mitglied wird, haben sich online schneller entwickelt als dies den Kollegen im Printbereich bewusst scheint.

Gutenbergs Nachfahren scheinen den Draht zu ihren Lesern verloren zu haben.