50plus im Netz – Senioren Communitys nicht gefragt.

Das Internet ist längst keine Spielwiese von Freaks noch der Tummelplatz der Jugend. Das Netz ist selbstverständlicher Teil des Alltags geworden. Auch für die Zielgruppe jenseits der 49 Jahre.  Senioren im NetzDie agof ermittelt nicht nur die Reichweite verschiedender Werbeträger sondern auch die Nutzung des Internets durch verschiedene Altersgruppen. Die Altersgruppen 50+ sind rein quantitativ zu einer beachtlichen Nutzergruppe geworden. Bedenkt man die Kaufkraft dieser Zielgruppen, sollte dies zusätzlichen Schub für das Online Marketing geben. Erinnert man sich allerdings daran, wie lange diese Zielgruppen von der Werbung ignoriert wurden und werden, dämpft das diese Erwartung doch beachtlich.

Das wirklich interessante ist weniger das auch etwas ältere Menschen das Internet nutzen, sondern eher wie sie dieses junge Medium nutzen. Natürlich gibt es längst für Senioren gedachte Internetangebote, insbesondere was die Social Networks betrifft. Hier tummelt sich schon eine Anzahl von Anbietern. Bekanntere Namen sind

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agof 2009/1 und social networks

Die Zahlen der agof spiegeln die Entwicklung der wichtigsten social networks wieder. Obwohlt die Zeitreihe in einzelnen Fällen ausgesprochen kurz ist, lassen sich einige Informationen gewinnen, die natürlich nur für diesen kleinen Ausschnitt gelten.

  • Wer-kennt-wen wächst weiterhin beachtlich, wenngleich nicht mehr ganz so extrem wie in den vorigen Erfassungszeiträumen.
  • Stayfriends hat nach unique users StudiVZ überholt und wächst auch weiterhin deutlich stärker aus das Studentennetzwerk.
  • StudiVZ zeigt seit agof 2008/II einen Rückgang bei den unique users.
  • SchülerVZ verzeichnet den ersten Einbruch und liegt hinter MySpace zurück.
  • MeinVZ wächst gegenüber dem Vorerhebungszeitraum um mehr als 20% und damit deutlich stärker als die anderen Netze. In der VZ Gruppe ist hier noch am ehesten Wachstum zu erwarten. meinVZ wächst in diesem Zeitraum sogar etwas stärker als WKW. Es wird interessant, wer von beiden, dieses Wachstum länger aufrecht erhält. Vom Leistungsumfang her sind beide Networks minimalistisch ausgerichtet.
  • MySpace schiebt sich in Deutschland in kleinen Schritten in Richtung des ehemaligen Platzhirsches StudiVZ.

Den höchsten Zuwachs unter diesen Social Networks verzeichnen die Netmoms, gefolgt von KWICK!.


Was Schüler im Namen hat, verlor an unique users.

  • Das Wachstum von SchülerVZ ist im Zeitraum von agof 2009/I rückläufig.
  • Auch Schüler.cc verzeichnet einen Rückgang bei den unique users.
  • Schülerprofile hat sich seit agof 2008/I auf ein Drittel der ursprünglichen unique users reduziert.
  • die Knuddels schrumpfen weiter in kleinen Schritten.

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Bewertungswunder: StudiVZ 302 Millionen $ wert

W&V berichtet darüber, das TechCrunch StudiVZ  auf 302 Millionen Dollar geschätzt hat. Das ist allemal eine Schlagzeile Wert, mag man sich denken. Vielleicht auch, das sich damit das Holtzbrinck-Engagement doch irgendwie gelohnt hat. Zumindest durch den Wertzuwachs. Ganz reizend wird diese Schätzung, wenn man man erfährt, wie denn diese Schätzung zustande kommt.

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Twitter – mehr Hype als Erfolg?

twitter In ReadWriteWeb las ich diese Tage einen Artikel, der Twitter mit einem deutlichen Fragezeichen versieht. ReadWriteWeb bezog sich dabei auf eine Untersuchung von 7 Millionen Twitterprofilen durchPurewire, einem Unternehmen, das sich primär mit Web Security befasst. 

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Social Marketing – die wichtigsten Communitys in Deutschland

Um den schnelleren Ãœberblick über die Communitylandschaft in Deutschland zu bekommen, bietet Ihnen diese Site ein Verzeichnis der wichtigsten Communitys in Deutschland – von den global playern bis zu den local heroes, die in ihrem lokalen Markt den Ton angeben. Damit sie die jeweilige Community besser einschätzen können und neben einer neutraler Vergleichsmöglichkeit auch deren Entwicklung einschätzen können, finden Sie für alle Netzwerke den Link zu den daily unique visitors nach Google Trends.

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Communitys international: Übersicht über die Top Communitys

In ReadWriteWeb findet sich eine Übersicht über die 3 größten Social Networks für die wichtigsten Länder. Das ist eine interessante Ergänzung des Verzeichnis der wichtigeren social Networks, die in Deutschland bundesweit, regional oder lokal aktiv sind in dieser Website. 

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Werbung im Social Web

Ist Werbung im Social Web problematisch?

Martin Weigert schreibt in netzwertig über Werbung im Social Web und stellt in Frage, das es ein nachhaltig funktionierendes Modell für Werbung in sozialen Netzen gibt. Dazu fällt mir spontan die UK Studie ein, die Werbung in sozialen Netzen mit Werbung in großen Portalen vergleicht.  Dort fällt der Vergleich zugunsten der sozialen Netze aus, d.h. dort ist die Anzahl derjenigen die Werbung überhaupt nicht beachten, deutlich geringer.

Nun gibt es für jedes Thema Studien pro und contra. Fakt ist, und das belegen die TKP Preise der Werbung in sozialen Netzen, das der Markt Werbung dort deutlich schlechter honoriert, als in großen Portalseiten. Das mag am redaktionellen Umfeld liegen, daran, das dort höhere Preise einfach gelernt sind, das sich Werbung in diesen Sites preislich an den Printausgaben von Verlagsobjekten orientiert. Und sicher sprechen wir von einem Prozess der alles andere als statisch ist.

Hat die Werbung ein generelles Problem, das im Social Web zuerst deutlich wird?

eMarketer gibt auf diese Frage eine meines Erachtens sehr hilfreiche Antwort, basierend auf einer Studie von  ARAnet. Die wichtigsten Erkenntnisse können Sie hier nachlesen. Werbung im Social Web weiterlesen

The Open Social Web – eine bemerkenswerte Präsentation über das Social Web

Die Präsentation baut auf die 5 Rules von Tim O’Reilly auf und schlägt einen Bogen von der Erfolgsgeschichte der Open Source über die Themen Open ID und Real Idendity hin zum Open Social Web.
 
Besonders sehenswert machen diese Präsentation
  • die Argumentation über die wachsende Bedeutung der Realnames zu Lasten der Nicknames innerhalb der sozialen Netze sowie 
  • die Selbstbestimmung über die eigene Identität als Treibkraft der Entwicklung von sozialen Netzen und nicht zuletzt
  • die Bedeutung der Entwicklung von Standards für die Verbreitung von Services.

 

IAB Empfehlungen zur Werbung in sozialen Netzen / Communitys

iab1Das Interactive Advertising Bureau (IAB) steht für mehr als 375 Mediaunternehmen, die mehr als 86% der Onlinewerbung in den USA verkaufen. Das User-Generated Content & Social Media Committee  hat für die Werbung in Sozialen Netzen Empfehlungen ausgesprochen. Das Executive Summary dimensioniert die Bedeutung und aktuelle Situation von Social Media:

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Lieber Google als Facebook?

Im Spiegel stand am 6. 5. ein interessanter Artikel über das fragliche Geschäftsmodell von Facebook, der vor allem auf die Kritik von Umair Haque und Jeff Jarvis aufbaut. 

Jarvis fokussiert seine Kritik – „Facebook? Ich wäre lieber Google“ – Haque verzichtet auf filigrane Formulierung – „Wäre ich Facebook, würde ich mich vermutlich umbringen“. Beider Kritik fokussiert sich auf die Entwicklung des Geschäftsmodells von Facebook und nimmt Google als Messlatte. Hier wird nicht nur Birnen mit Äpfeln sondern auch Vergangenheit mit Gegenwart verglichen. Lieber Google als Facebook? weiterlesen

Bei uns – Community in Bayern

 

beiuns

 

 

 

Mitte 2002 wurde die erste Version des Online-Magazins freigeschalten und entwickelte sich seitdem zu einem der bekanntesten Themenportale Mittelbayerns. In den Obergruppen Neues, Events & Szene, Musik & Film, Auto & Sport, Trend & Lifestyle sowie Treffpunkt aufgeteilt, findet jeder Bilder, Berichte, Termine und andere Personen zu seinem Thema.

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Risiko Behavourial Targeting

Die FTD widmet einen Artikel den juristischen Problemen, die durch behavourial targeting entstehen können.

Bislang agieren die Nutzer von behavourial targeting in einer juristischen Grauzone. Spätestens seit Google behavourial targeting einsetzt rückt das Thema stärker in den Focus von Werbetreibenden wie Datenschützern. 

Auf der einen Seite drohen demjenigen nach Paragraf 43 des Bundesdatenschutzgesetzes Bußgelder in Höhe von bis zu 250.000 Euro, der vorsätzlich oder fahrlässig unbefugt personenbezogene Daten erhoben werden, die nicht allgemein zugänglich sind. Andererseits bietet diese Methode Vorteile bei der Einblendung von Werbung. Phorm setzt international auf eine Methode, bei der die gesamte Internetnutzung direkt beim Provider protokolliert werden soll und damit ein sehr präzises – und nicht allgemein zugängliches – Nutzungsprofil erstellt werden kann.  

Das Thema erfordert also schnell Klärungsbedarf – sowohl was die Interessen der Werbetreibenden Wirtschaft, als auch was den Datenschutz und die Interessen der Internetnutzer angeht. 

Social Networks können aus diesem absehbaren Streit als die lachenden Dritten hervorgehen. Die Nutzung von Social Networks für Marketingzwecke stellt letztlich die weitergehende Alternative zu behavourial targeting herkömmlicher Onlinewerbung dar.

Nielsen Global Faces 3/2009

nielsenDie Studie befasst sich mit der Entwicklung und Bedeutung von Social Networks und vergleicht hier die Verbreitung und Nutzung zwischen Schweiz, Deutschland, UK, Italien, Spanien, Frankreich, Australien, USA und Brasilien.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Social Networks und Blogs sind jetzt an Platz 4 der Internetnutzung.
  • Deutschland ist – verglichen mit den anderen Ländern – ein Nachzügler in Sachen Social Networking, holt aber deutlich auf. 
  • Die Zeit, die mit bloggen oder in Social Networks verbracht wird hat sich von Dez 07 auf Dez. 08 verdreifacht. Die Zeit die insgesamt im Internet verbracht wurde, stieg im gleichen Zeitraum um 18%.
  • Facebook wuchs in 2008 vor allem bei den 35-49jährigen.
  • Werbung in SN muss Konversation werden um akzeptiert zu sein. 

Die Studie ist hier zu finden.

Hier finden Sie ein Verzeichnis interessanter Studien. 

Obama steckt an – community building im Wahljahr 2009

 

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CDU, SPD und FDP treten netzaffiner auf.
War bislang social networking nur auf die eigenen Parteimitglieder begrenzt sieht man plötzlich eine ungeahnte Öffnung in allen Sites.
Am überzeugendsten scheint mir da die Vorgehensweise der CDU mit dem teAM 2009. Wenn man da noch den Spendenaufruf prominenter platzieren würde, wäre das schon beinahe gut kopiert.

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Der Anspruch teAM Deutschland ist schon clever. Man vereinnahmt sprachlich die Republik um die Interessen der eigenen Partei mit denen des Landes als identisch zu bezeichnen. Schade nur, das das nicht mal mehr der CSU in Bayern gelingt. Es ist eher unklug den eigenen Anspruch zu weit von der erlebten Realität entfernt zu platzieren.

Die Sammlung von Unterstützern hat Obama in den Staaten zur Perfektion – und zum Erfolg – weiter entwickelt. Dies auch auf deutsche Verhältnisse übertragen zu wollen ist sinnvoll. Allerdings sind die Möglichkeiten sich im teAM zu engagieren, die dem potenziellen Unterstützer geboten werden, äußerst dürftig. Da hapert es noch am Mut sich auf die Unterstützer wirklich zu verlassen. Hauptsache anmelden und vernetzen und allen sagen, das man das AM im teAM Deutschland toll findet und CDU wählen. Politische Kommunikation kann doch so einfach sein.

Die Hoffnung auf Reichweite scheitert bis dato

In diesem Zusammenhang ist interessant, in welchen sozialen Netzen die jeweiligen Parteien – in welchem Umfang – aktiv sind. MySpace fällt anscheinend komplett aus, vielleicht weil zu sehr auf Unterhaltung fokussiert. Die Fokussierung auf StudiVZ und wer-kennt-wen ist aufgrund der Reichweite der Netze verständlich, übersieht aber den sehr individuellen Grad an Aktivitätsmöglichkeiten. In Facebook hat das teAM Deutschland immerhin 356 Unterstützer, in StudiVZ schon 662 und in wkw finden sich 2 Gruppen mit 449 und 52 Unterstützern. Stand 26.2 09 18 Uhr. Erfolgreiches community building sieht beim Anspruch eine große Volkspartei zu sein eigentlich anders aus.  

Allein die technische Vernetzung ist nicht wirklich optimal:

* Der Link bei StudiVZ führt nur im eingeloggten Zustand direkt zur Gruppe.
* Bei Facebook klappt das schon besser.
* Bei WKW landet man nur auf deren Startseite.

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Betrachtet man die anderen großen Parteien fällt auf, das man dort zwar in die gleiche Richtung unterwegs ist, die Konsequenz mit der dieser Schritt vollzogen wird, etwas geringer ausfällt.

Die Mitmacharena der FDP ist für Mitglieder und Nichtmitglieder geöffnet. Das macht natürlich Sinn, denn mit den Mitgliedern allein bekommt die FDP keinen Stammtisch voll. Beispielhaft ist die Konzentration aufs Wesentliche bei der Mitmachseite der FDP. Man verzichtet sogar darauf einen Grund anzugeben, warum man mitmachen sollte.

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Auch die gute alte Tante SPD vernetzt. „Seit an Seit“ sollen die Freunde der Sozialdemokratie virtuell für die gemeinsame Sache streiten. Ein bessserer Ansatz, weil zumindest schon mal erwähnt wird, was man da virtuell schönes machen kann. Optisch wird ein Publikum angesprochen, das mehr dem Wunschdenken entspricht, als der Wählerschaft der SPD und das sich dann wohl eher verirrt umsehen wird. 

 

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Der Vollständigkeit halber noch die Grünen. Auch da kennt man schon einige / die gleichen soziale(n) Netze und nutzt sie. Mit den Links klappt es auch schon, wenn man mal von StudiVZ absieht.

Verpackung besser, Inhalt fragwürdig, timing verpaßt

Ein Anfang ist gemacht, was Optik und Verpackung angeht. Der Inhalt läßt noch zu wünschen übrig. Wie weit diese Form von Politik-Kommunikation den Wahlkampf überdauert und ob man wirklich Punkte macht, wenn hinter dem Angebot, sich zu beteiligen, keine realen Beteiligungsmöglichkeiten stehen, wird sich zeigen. Community lebt nun mal weniger von der Anmeldung als von der Aktivität und Beteiligung. Das bedeutet natürlich nicht, das jeder der sich anmeldet, auch gleich aktiv seinen eigenen Wahlkampf gestalten will. Es bedeutet, das jeder Unterstützer die Möglichkeit dazu haben sollte – mit aller möglichen Unterstützung durch die jeweilige Partei. Die Anmeldung ist eben nur der erste Schritt. Wenn dahinter die Mogelpackung wartet, verlassen die Akteure schnell wieder die Bühne. Community building ist keine kurzfristige Angelegenheit. Wer sich mit diesem Thema befasst hat und es ernsthaft betreiben will, weiß, das dafür Zeit erforderlich ist. Obama war für die Wahl im November 2008 schon zu Jahresbeginn 07 heftig aktiv. Natürlich mußte er die Vorwahlen bestehen. Das ist den Kandidaten in Deutschland erspart. Dafür agiert er in einem sehr viel stärker Volunteer orientiertem Umfeld und brauchte auch für die Vorwahlen mehr als ein Jahr Vorlaufzeit um ein so schlagkräftiges Unterstützerfeld aufzubauen und die nötigen Mittel für seinen Wahlkampf einzusammeln. Letzteres bleibt den Parteien erspart. Die Vorlaufzeit für den Aufbau einer größeren Unterstützergruppe eher nicht.  

Wenn von Web 2.0 und Marken die Rede ist, graut den Markenverantwortlichen bei dem Gedanken, das sie die Verfügungsgewalt über ihre Marke verloren haben. Das ist in der Praxis immer so gewesen, man wollte es aber ungern auch noch unterstützen. Wer Politik 2.0 betreiben will, sieht sich ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Das Mitmachweb 2.0 lebt eben vom mitmachen. Und für’s mitmachen muß es einen glaubwürdigen Grund geben. 

Zur Erinnerung: Die Deutschen sind nicht politikverdrossen. Im Gegenteil. Sie sind politikerverdrossen. Wer jetzt zum Mitmachen einlädt, bekommt die ungeschönte Antwort auf die Frage nach der Attraktivität der eigenen Partei. 

Fazit: Was Obama gestern in den Staaten realisiert hat ist in Deutschland immer noch Zukunftsmusik. Aber es bewegt sich etwas. Möglicherweise in eine Richtung die den Politikern alter Schule weniger gefällt.

Umair Haque – Constructive Capitalism

Ein sehr interessanter Vortrag über die Wurzeln der Wirtschaftskrise.
Auch deshalb interessant, weil das „Age of Interaction“ durch die Vernetzung von Menschen erst ermöglicht bzw. wirksam wird und Umail Haque das Thema Institutionalisierung von Interaction anspricht.


Umair Haque @ Daytona Sessions vol. 2 – Constructive Capitalism from Daytona Sessions on Vimeo.

SWR3land- perfektes Beispiel für Misserfolg

SWR3land ist die Online-Community von SWR3 – Deutschlands mehrfach ausgezeichnetem Radioprogramm. Durchschnittlich 934.000 Hörer in der Stunde und eine Reichweite von 3,56 Mio. Hörer täglich machen SWR3 nicht nur zum meist gehörten Radioprogramm zwischen Rheinland und Bodensee sondern zur Nr. 1 der deutschen Radioprogramme (Quelle: SWR Mediasservices).

Die Community SWR3land ist kostenlos und in einzelne Programmbestandteile integriert. Herausragendes Beispiel dafür ist die SWR3 Grillaktion mit Johann Laafer die zum gemeinsamen Grillen Tausender quer durch SWR3-Land führte.

SWR3 hat eine der treuesten Hörerschaften. Auch ich bin damit aufgewachsen und höre seit einer halben Generation fast nur diesen Sender.

Dies sind eigentlich die bestmöglichen Voraussetzungen um eine aktive und erfolgreiche Community aufzubauen. SWR3land ist trotzdem ein großer Flop. Es zeigt sich uns das gleiche Bild wie bei anderen Medienhäusern. Trotz aussergewöhnlich hoher kommunikativer Reichweite, trotz hoher Identifikation mit dem Produkt – auch hier der klassische Misserfolg. Ein Misserfolg der zudem vorhersehbar war.

swr3land

SWR3land ist für mich deshalb eines der besten Beispiele dafür, wieso eine Community auch bei besten Voraussetzungen nicht erfolgreich ist.

Warum ich SWR3land nicht für erfolgreich halte

Natürlich sind  2-3 Tausend Menschen täglich auf SWR3land aktiv. Das ist mehr Aktivität als dieser Blog jemals erreichen wird. Das ist aber auch weniger als 1 Promille der Radiohörer des gleichen Zeitraums.  SWR3land wird also dem Sender kaum neue Hörer bringen, noch ist davon ein nennenswerter Beitrag zur Hörerbindung zu erwarten, geschweige denn ein Ertrag zu generieren, der erwähnenswert ist. Vor allem aber, Besserung ist in dieser Form in keiner der drei Kriterien zu erwarten.

Warum SWR3land trotz bester Voraussetzungen nicht erfolgreich ist

Misserfolg hat in diesem Business viele Väter, sprich Ursachen. Es ist eben nicht nur die problematische technische Leistung bei vergessenem Paßwort, das Design und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Communitys. Letztlich läßt sich das ganze Problem durch ein schlichtes Beispiel erklären, das auch auf andere Unternehmen / Medienhäuser übertragbar ist.

Niemand würde erwarten, das ich als Einzelperson erfolgreicher bin als das Orginal, wenn ich versuche als Nebenjob einen Radiosender wie SWR3 zu imitieren. Das versteht sich eigentlich von selbst. Weiß man doch, oder vermutet es zumindest, wieviel Erfahrung, Kreativität, Technik und Können auf unterschiedlichsten Ebenen hinter dem Erfolg des Senders steht. Um eine Community aufzubauen, braucht es anscheinend nach landläufiger Meinung nur ein bisserl Software und ein schickes Design. Alles andere kommt von selbst. Zumal wenn so ein beliebtes Produkt hinter der Community steht.

Damit betreibt man das Produkt Community als Nebenprodukt und landet auch auf einer entsprechend erfolgreichen Marktposition. Community muss nun mal mit mindestens ebenso viel Herzblut, Engagement, Innovation und Konsequenz betrieben werden, wie Radio. Und SWR3 ist als Sender eben deshalb so erfolgreich, weil es nicht die Kopie einer Kopie oder ein standardisiertes Produkt ist, das sich nicht deutlich erkennbar abhebt.

Online Community und Social Network – Unterschiede und strategische Bedeutung

Vorab zur Erinnerung der Hinweis, das es um Online Communitys und Online Social Networks geht. Beide Begriffe werden in der Praxis nicht klar getrennt benutzt. Warum aber sollte dann ein nennenswerter Unterschied zwischen den beiden Begriffen bestehen? Zumal einer von strategischer Bedeutung. 

Social Network und Online Community in Wikipedia

Wenn man die beiden Definitionen bei Wikipedia vergleicht, wird klar, das eine Online Community auch ein Social Network sein kann. Die Frage ob ein Social Network nicht auch eine Online Community sein kann wird – indirekt – auch bei Wikipedia beantwortet.

  • Bei Social Networks liegt der Fokus auf der Vernetzung von sozialen Netzwerken – sei es realer, sei es virtueller Natur. Menschen sind mit anderen verbunden. 
  • Online Communitys definieren sich nicht über die Technik oder die Vernetzung sondern über den Inhalt, der sie zusammen führt. Dieser Inhalt kann überwiegend aus der Kommunikation mit Freunden, aus der Information über Aktivitäten des eigenen sozialen Netwerks oder anderer Mitglieder bestehen. 

Communitys bestehen daher immer auch aus sozialen Netzwerken. Soziale Netzwerke sind dagegen nicht zwangsläufig auch Online Communitys.

Wofür ist diese Unterscheidung gut?

Der strategische Unterschied: Der eigentliche Wert dieser Unterscheidung liegt in der Markt- und Wettbewerbspositionierung und in der zu erwartenden Entwicklung von Social Networks und Communitys. Die Kernfunktion der Social Networks liegt in der Vernetzung. Diese ist nicht zwingend an eine Website gebunden. Die Zukunft geht eher in die Richtung, das die sozialen Beziehungen über eine einzelne Website hinaus präsent sein werden. Die ersten Ansätze dazu sind schon unterwegs. Wirtschaftlich macht das durchaus Sinn. Es ist beispielsweise ein großer Unterschied ob ein Produkt von Menschen empfohlen wird, die ich kenne, oder von Menschen deren Wissenstand und Vorlieben mir völlig fremd sind. Die Gemeinsamkeit einer echten Community ist dagegen umfassender und findet zwangsläufig nicht überall statt.

Fazit: Community führt zusammen, soziale Netze werden zunehmend begleiten.  

Dies hat z. B. konkrete Auswirkungen auf die Wertschöpfung, insbesondere solange Werbung hier die wichtigste Säule darstellt. Werbung muss eingeblendet werden können und dazu braucht sie einen festen Platz. Ein Beziehungsgeflecht ist eher virtueller Natur und kann entsprechend ortsunabhängig existieren. 

Die Messlatte: Gemeinsame Inhalte, Aktivitäten und Ziele drücken sich messbar aus. Sei es in der Mitgliedschaft in Gruppen, sei es in Form messbarer Partizipation. Damit ist der Grad an Community auch ein messbarer Grad an Qualität, sowohl im Vergleich mit anderen als auch in der Zeitreihe einer Entwicklung. 

Fazit: Communitys führen Menschen zusammen und sind damit eine stabilere Basis im Wettbewerb wie in der Wertschöpfung. Reine Social Networks können auch als virtuelle Beziehungen existieren. Hier handelt es sich letztlich um Verknüpfungen, die überall einbindbar sind. Wenn die Netze offen sind, werden Verknüpfungen allgemein verfügbar. Eine Wertschöpfung allein aus der Verknüpfung wird schwierig. Sie dürfte nur in Verbindung mit einer anderen Leistung funktionieren. Derzeit ist das der Traffic den sie auf der Website, an den sie gebunden ist, generiert.

Lokalisten – Gründer verlassen das Unternehmen

Kress meldet heute die Trennung der Gründer – mit Ausnahme des CTO – vom Unternehmen. Der Ãœbernahme der Anteile folgt konsequenter Weise die Ãœbernahme der Geschäftsführung. Die Neubesetzung wird auch die Entwicklungsichtung der Lokalisten vorgeben.  Der erste Anfang ist zumindest gemacht. Barbara Wandrei geht am 1. 3. als Marketingleiterin an Bord. Frau Wandrei ist Leiterin CRM ProSiebenSat.1 Media AG / SevenOne Intermedia.


Obama und Social Networking – warum es eine vergleichbare Kampagne in Deutschland nicht geben wird.

Barack Obama hat mit seiner Form des Wahlkampfs bewiesen wie wirkungsvoll diese Methode ist. Ein Nobody schlug damit die etablierten Politiker eindrucksvoll aus dem Feld. In Deutschland ist nichts vergleichbares zu befürchten. Dafür gibt es Gründe, die sowohl in der Ausgangslage von Obama als auch in der Struktur unserer Parteienlandschaft und unserer politischen Verfassung liegen. 

Obama startete als sicherer Verlierer. 

 

Aktivieren durch Dialog
Aktivieren durch Dialog

Bis vor seiner Rede auf dem Konvent der Demokraten 2004 war Obama ein unbekannter Senator eines weniger wichtigen Bundesstaates. Niemand den man wirklich kennen musste. Als Obama 2007 als Bewerber für die Kandidatur der Demokraten antrag, war eigentlich längst klar, das Hillary Clinton das Rennen machen würde. Sie hatte die Partei hinter sich, war etabliert, verfügte über die nötigen Mittel. Obama hatte in der eigenen Partei wenige hinter sich, war den Amerikanern weitestgehend unbekannt und ohne die nötige wirtschaftliche Unterstützung. In einer Ausgangssituation wie dieser bleibt entweder die Hoffnung auf ein Wunder oder eine völlig neue Strategie. War es der Mut der Verzweiflung oder das Vertrauen auf die amerikanischen Bürger und deren Unterstützung? Vielleicht beides. Zumindest war dies die Voraussetzung für eine mutige, neue Vorgehensweise. Obama tat genau das, was mit Wahlen eigentlich bezweckt wird. Er legte sein politisches Schicksal ohne Wenn und Aber in das Hand derer, für die er antrat. Natürlich gehört zu dieser Vorgehensweise eine klare Position und eine ansteckende Überzeugungskraft und der Wunsch nach Wechsel bei der Bevölkerung.

Deutschland steht für Politik mit geringer Bürgerbeteiligung 

In Deutschland kann weder der Wunsch nach Wechsel noch das größte Charisma eines Außenseiters, ergänzt durch eine brillante Kampagne zu einem ähnlichen Ergebnis führen. Das ist in unserer Verfassung schlichtweg nicht vorgesehen und auch nicht möglich. 

Unser Regierungschef wird nicht vom Volk in direkter Wahl gewählt. Wir wählen Volksvertreter, die uns eine politische Partei vorgeschlagen hat. Diese Vertreter ihrer Partei wählen, sofern sie die entsprechende Mehrheit errungen haben, den Kanzler. Dieses System schützt die Politiker gleich auf 2 Ebenen vor Überraschungen. Die zur Wahl stehenden Volksvertreter werden nicht vom Volk gewählt, sondern von den Parteien. Wer eine Chance haben will, gewählt zu werden, braucht entweder einen sicheren Listenplatz oder einen sicheren Wahlkreis. Das immer mehr Menschen diese Form von Politik als Bevormundung empfinden, ist nachvollziehbar. Die Partei der Nichtwähler hat in Deutschland letztlich die höchste Zustimmung. Das führt dazu, das eine Partei, die mit Mühe geradeso die Stimmen eines knappen Viertels der Wahlberechtigten bekommen hat, die Geschicke des Landes lenken kann. 

Wer in Deutschland Regierungschef werden will, kann das nur über den Weg der Partei und deren Unterstützung werden. Aussenseiter müssen hier leider draußen bleiben. Die deutschen Parteien werden diese Situation nicht ohne große Not ändern. Und dafür das sie nicht in diese Situation kommen sorgt die Methode der repräsentativen Demokratie und die Wahl der Volksvertreter durch die Parteien. Der mündige Bürger soll bitte nur noch alle vier Jahre brav abnicken.  Wenn er damit nicht zufrieden ist, bleibt ihm ja die Wahl in eine Partei seiner Wahl einzutreten und damit das System indirekt zu erhalten.  

Es wird sehr oft über den Politikverdruss in Deutschland gesprochen, um nicht darüber sprechen zu müssen, das die Menschen nicht die Politik leid sind sondern diese Form der Politik und deren Repräsentanten. 

Social Networks und Politik

Was hat dieses Thema jetzt mit Communitys / Social Networks zu tun? ‚Auf den ersten Blick wenig. Auf den zweiten sieht man, das sich in Social Networks Bürger organisieren und vernetzen, das Social Networks Einfluss auf Stimmen und Stimmung haben und aufgrund ihrer kommunikativen Reichweite durchaus mit Medien zu vergleichen sind. Da wo unsere Medien sich mit den politischen Zuständen weitestgehend arrangiert haben, bieten Social Networks durchaus wirkungsvolle Ansätze, die Strukturen aufzulösen, die den Bürger möglichst weit von Entscheidungen fern halten soll. Die USA verfügen nicht nur über das System der Vorwahl, das den Bürgern die Wahl ihrer Vertreter erst ermöglicht, sondern auch über schlagkräftige Organisationen der Bürger, die dafür sorgen, das desen Rechte auch erhalten bleiben.

Bei einem Blick auf die Landschaft der Social Networks in Deutschland haftet dieser These  sehr viel fiktionäres an. Wir sehen StudiVZ, MeinVZ, wer-kennt-wen und nichts was politisch relevant ist. Das erinnert an den Wald, der den Blick auf die Bäume verstellt. Innerhalb dieser Strukturen kann sich jederzeit eine wirkungsvolle Bewegung entwickeln. Und wir sollten nicht vergessen, das wir in Deutschland erst am Beginn des social networkings stehen und dieser Prozess mit atemberaubender Entwicklung abläuft. 

 

Vernetzung und Kommunikation sind die Grundlagen der Veränderung. 

Was könnte der Bürger mit Hilfe der Organisation in Social Networks tatsächlich erreichen?Das Themen diskutiert werden. Erst in den Networks, dann in den klassischen Medien. Wenn wir bedenken, das die großen Netzwerke bereits heute eine mediale Reichweite haben, die deutlich jenseits von BILD liegt, wird deutlicher, das hier ein Instrument heranwächst, das Einfluß nehmen kann. Die Verhältnisse werden sich nur unter Druck ändern und dieser Druck muss erst einmal aufgebaut werden. Der Einzelne bewirkt hier naturgemäß wenig, aber schon wenige Einzelne erhalten in Social Networks eine beachtliche mediale Reichweite. Die Ansätze dafür, besser die Notwendigkeit, liefert die Politik allemal. Wer beispielsweise in der größten Wirtschaftskrise unseres Landes jemand zum Wirtschaftsminister ernennt, der selbst keinen Anschein von Kompetenz herbei argumentieren kann, hat als Politiker mehr als nur ein Vermittlungsproblem einer Personalie. Ein Regierungschef der sich in Krisenzeiten solch einen Minister vorsetzen läßt, weckt Zweifel an seiner Kompetenz und Handlungsfähigkeit. 

 

Veränderung ist möglich. Auch in Deutschland. 

Die Uhr kann für diese Form von Politik längst ticken, wenn die Bürger dies nur wollen. Die Organisationsformen und die Medien dafür stehen bereit.

In diesem Sinne hiesse das Motto auch bei uns change. Vom aktuellen Beispiel abgeleitet: Change Guttenberg oder change Merkel.

Politik, Internet und Social Network Marketing

Auf der DLD 09 vom 25. bis 27. Januar 2009 wurde unter anderem die DLD Internet Politics Study vorgestellt. Die Studie behandelt im ersten Teil die Bedeutung der Online-Wahlkampfkampagnen von Barack Obama für dessen Wahlerfolg über Hilary Clinton und John McCain. Die Studie ist nicht nur aufgrund Ihrer Fakten sondern auch wegen der darin vorgestellten brillanten Clips überaus empfehlenswert. Im zweiten Teil wird die deutsche Politik und das Internet vorgestellt. Der Leser fällt aus den strahlenden Höhen konsequent umgesetzten integrativen Social Marketings in das tiefe Loch deutscher Rückständigkeit. Die Studie können Sie hier herunter laden.

Politik online geht nicht ohne Social Media

Obama in Facebook
Obama in Facebook

Im Titel der Studie findet sich zwar kein Wort über Social Networks oder Social Network Marketing aber bei der Lektüre wird schnell erkennbar, das Politik im Internet nicht funktioniert, wenn sie nicht in Social Networks eingebunden ist. Der Grad dieser Einbindung ist letztlich auch ein Erfolgsmesser. Obamas Kampagnen waren 2.0. – eingebunden in die ganze Vielfalt der vorhandenen Social Networks Medien und aktiv über alle Instrumente kommuniziert – die seiner Wettbewerber waren hier deutlich weniger erfolgreich, obwohl sie die gleichen Instrumente nutzten. Obamas Online Kampagnen standen als Social Networking-Kampagnen im Zentrum seiner Kommunikation, seine Wettbewerber nutzten die gleichen Instrumente als zusätzliche Informationskanäle und verloren – gemessen an der Zahl der Nutzer, Partizipierenden und letztlich auch an der Zahl der Wähler.

Entwicklungsland Deutschland

Angela Merkel in Facebook
Angela Merkel in Facebook

Die Lage der Politik im Internet wird mit der Frage begonnen ob die Deutschen schon bereit für Social Media Kampagnen sind. Die Deutschen nutzen das Internet, die Deutschen nutzen zunehmend Social Media und wer die Geschwindigkeit dieser Entwicklung im Netz kennt, weiss, das wir auf diesem Gebiet kaum mehr als ein, zwei Jahre hinter den USA zurückliegen. Die jüngeren Deutschen nutzen bereits heute das Internet etwa so intensiv wie TV. Einen Wahlkampf ohne Fernsehen kann sich keine politische Partei vorstellen. Nicht zuletzt deshalb hat man sich ja den Zugang zu den öffentlich-rechtlichen Sendern gesichert. Die Frage, ob die deutsche Parteien für Social Media reif sind, beantwortet sich in der Studie selbst. Es zählt nicht nur die quantitative Aktivität sondern auch die qualitative Aktivität, noch wichtiger ist die Aktivität der angesprochenen Zielgruppen. Obama gewann letztlich auch weil er deutlich mehr Menschen erreichen und aktivieren konnte als Clinton oder McCain.

Politisches social networking ist in Deutschland schwieriger

Es gibt für die Parteien keinen garantierten Zugang zu den Social Networks. Der Aufbau eigener Social Networks ist für die politischen Parteien für 2009 längst kein Thema mehr. Der Zug ist schon vor 2008 abgefahren. Obama hatte die Grundlagen seines Erfolgs im Web im Frühjahr 2007 gelegt und bedient sich der Vernetzung mit bestehenden Networks und der Nutzung aller verfügbarer Tools. Auch den Parteien in Deutschland bleibt nur die Nutzung der bestehenden Social Networks um Menschen zu erreichen und zu überzeugen. Hier sieht es aktuell schlechter aus, als die DLD Studie dies dokumentiert.

Kein ausreichender Zugang zur Kommunikation

In Deutschland ist die Lage bei den Social Networks deutlich heterogener aus als in den Staaten. Mit Facebook und MySpace läßt sich in den USA eine enorme Reichweite aufbauen und beide Netze sind für die politische Nutzung offen. In Deutschland stellen Facebook und MySpace gemessen an ihrer Reichweite in den USA nur einen Bruchteil der Kommunikationsleistung zur Verfügung, alles andere als ausreichend um darauf eine funktionierende Online Strategie aufzubauen. Die großen Netze (VZs und Wer-kennt-wen) sind – gemessen an den Kommunikationsmöglichkeiten von FB und MySpace – als Kommunikationsplattformen technisch nicht so leistungsfähig und konzeptionell nicht frei für Dritte verfügbar. Die VZs gehören zur Holtzbrinck, WKW zu RTL. Beide Netze leiden unter Aktivitätsschwund und dem Fehlen geeigneter Nutzungsmöglichkeiten durch Parteien, bzw. deren Integration. Entweder man schafft Aktivität durch bestehende Mitglieder oder das jeweilige Netz ist verschlossen. Und damit sieht es bei allen Parteien sehr düster aus. Ãœber dürftigste Ansätze kommt derzeit keine Partei hinaus. Um junge Wähler und Erstwähler zu erreichen, müsste eine erfolgreiche Kommunikationsstrategie zudem auch die kleineren regionalen Netze einbeziehen, also in deutlich mehr als einem Dutzend Social Networks aktiv sein.

Risiko Social Media

Aktivieren durch Dialog
Aktivieren durch Dialog

Den Parteien steht auch die typisch deutsche Reaktion auf Neuheiten im Weg. Wir fragen zuerst nach dem Risiko, dann vielleicht nach der Chance. Politik in Social Networks hat Risiken, weil sie davon abhängt die Menschen zu erreichen und zu aktivieren. Das ist allerdings auch bei der Politik an sich der Fall. Nur eben mainifestiert sich Unzufriedenheit und Politikverdrossenheit in Social Media für alle sichtbar und nachvollziehbar. Damit umzugehen ist alles andere als einfach. Sich diesem Risiko auszusetzen bedarf Mut oder die Erkenntnis der Notwendigkeit.

Fazit

Die Situation in Deutschland ist wesentlich komplexer und heterogener und erfordert daher mehr Management und Kenntnis. Davon ist bei den Parteien hierzulande bislang nicht viel zu erkennen.

Doolao – Community aus Niedersachsen mit bundesweiter Hoffnung

In der Liste der regionalen Community findet sich jetzt Doolao, eine Community aus Niedersachsen, deren Mitgliederschwerpunkt im Landkreis Warendorf liegt, deren Ambitionen aber darüber hinaus gehen. Diese Ambitionen finden sich wieder im Netzwerk Doolao, das die Republik mit vielen kleinen Communitys überziehen will, aber dem der Durchbruch auf diesem Weg noch nicht gelungen ist. Das es kleine und kleinere Communitys gibt, die dieses Netwerk und seine Plattform für lokale Aktivitäten nutzen, dafür ist innsiders.de ein gutes Beispiel. Letztlich funktioniert diese Methode ähnlich erfolgreich wie die von stayblue.de oder ähnlichen Hoffnungsträgern. Google Trends for Websites weiß zumindest nichts zum Traffic der Site zu sagen, aber auch das ist eine Information.


Brigitte zweinullig

Ja, auch im Flaggschiff der Frauenzeitschriften von Gruner & Jahr ist Web 2.0 angesagt. Bfriends.de heisst die Seite, die die weiblichen Jünger von Brigitte in einer Community versammeln soll.

Wenn es gestern noch Barack Obama war, der mich glauben läßt, das Veränderung möglich ist, muss ich heute zugeben, das Brigitte mit bfriends das „Yes, we can“ zumindest einstellt. Was aber natürlich nicht bedeutet ist, das Brigitte in bfriends mit diesem Slogan unterwegs ist. Dafür ist man auch hier zu spät. Nein, Bfriends ist ein sicheres Indiz dafür, das man beginnt das Thema web 2.0 in den größeren Verlagshäusern als das zu verstehen, was es tatsächlich sein kann: die mögliche Unabhängigkeitserklärung der Leser. Bevor ich mir vorstelle, das sich die Leserinnen von Brigitte, einem tapferen Schlachtschiff der Gleichberechtigung emanzipieren könnten, wechsle ich lieber die Perspektive. Gruner & Jahr steigen jetzt ebenfalls ins Communitybusiness ein. Nach bequeen von Burda kommt eben bfriends. Wer A, wie Auflagenrückgang, sagt, muss jetzt eben auch B sagen.

Interessanter Weise ist dieser Markt schon reichlich dicht gedränkt. Wirft man z. B. einen schnellen Blick in die Mediadaten aus dem Hause Glam begegnet man einigen Verlagsangeboten mit mehr oder weniger ausgeprägten Communitybestandteilen. Allen gemeinsam ist, das sie bestenfalls am Anfang ihrer Karriere stehen, um es mal positiv auszudrücken.

Werfen wir einen Blick darauf, was uns Google Trends zu diesen Ablegern von Printprodukten – Ausnahme Womensweb – sagt und da zeigt sich, das der zarte Anfang immer noch sanfte Pastelltöne trägt. So richtig viel her macht da niemand von sich.

Bislang sind die erfolgreichen Web 2.0 Unternehmen der Verlage durch Einkäufe ins Konzernportfolio gekommen. Im Bereich der Frauenportale gab es allerdings nichts zu kaufen. Ausserdem versucht man die Erfolge des Printmodells auf den Onlinebereich zu übertragen. Das dies nicht sonderlich erfolgreich ist, sieht man nicht nur im Bereich der Magazine. Letztlich trifft hier alle Verlage und Medienhäuser das gleiche Schicksal: die goldenen Zeiten sind vorbei. Im Internet werden definitiv nicht die Preise erzielt, die im Printbereich gang und gäbe waren. Der Grund dafür ist einfach. Online ist die Wirkung von Marketingkommunikation eben sehr viel klarer und schneller messbar. Die Hoffnung Online den Rückgang von Print auszugleichen hat bislang getrogen und es ist kein Ansatz in Sicht, der diese Hoffnung stärkt. Ob man mit den Communitys von Onlineablegern der Printmedien gegen die etablierten Social Networks ankommen wird, ist eher zweifelhaft.

Die einzigen Erfolge, die die Medienbranche auf diesem Feld bislang vorzuweisen hatte, sind ihre Einkäufe. Bislang sind die allerdings auch keine Ertragsquellen geworden sondern Zuschussgeschäfte geblieben. Wie tief die Desorientierung der Verlage schon geht, sieht man auch daran, wie bfriends in website von brigitte.de eingebunden ist. Die geneigte Leserin loggt sich bei brigitte.de ein und landet bei bfriends.de – weg vom wertvollen journalistischen Content, der doch angeblich so viel wichtiger ist, als der user generated content.

Regionale Communitys – die leisen Erfolge

In der Diskussion über Communitys / social networks werden immer wieder die gleichen bekannten Namen genannt. International begegnen wir MySpace und Facebook, national den VZs und wer-kennt-wen, obwohl auch diese überregionalen Anbieter immer noch deutlich unterschiedliche regionale Schwerpunkte haben. Danach folgen noch die größeren regionalen Namen wie Lokalisten oder KWICK! und danach folgt Schweigen. Dabei wird eine ganze Ebene an social networks übersehen, die interessante Aufschlüsse über den Markt insgesamt aber auch über die Erfolgsfaktoren geben kann.

Einige wichtigere regionale und lokale Communitys finden Sie übrigens auf der äußeren rechten Navigationsspalte genannt. Dieses Verzeichnis regionaler und lokaler Communitys ist ganz sicher nicht umfassend und soll nur einen ersten Einblick über die größere Vielfalt und Verbreitung, aber auch über die realen Marktstrukturen geben.

Ein Blick auf die local heroes unter den sozialen Netzwerken zeigt, das es hier zwei verschiedene Varianten gibt, die allerdings eines gemeinsam haben Рdie hohe lokale und regionale Marktaussch̦pfung in ihrem Verbreitungsgebiet.

Die erste Variante ist das klassische regionale / lokale Portal mit Informationen aus der Region, mehr oder weniger explizit auf eine meist jüngere Zielgruppe zugeschnitten. Ergänzend gibt es eine Community als Bestandteil des Contentportals. Diese Unternehmen leben aus ihrer Region, sind dort das primäre Medium der Wahl wenn es darum geht, die jeweilige Zielgruppe anzusprechen und stehen wirtschaftlich aus eigener Kraft auf mehr oder weniger starken Beinen. Optisch sehen wir auf den ersten Blick meist nur den Ableger aus der Zeit der web 1.0 Portale. Pafnet ist ein typischer Vertreter dieser Spezies.

Die zweite Variante ist primär Community und bietet ergänzend Informationen rund um das Thema Party und Events, sieht schon deutlich eindeutiger nach social network und web 2.0 aus und hat auch diese Ausrichtung erkennbar als Priorität.

 

Ein typischer Vertreter dieses Lagers ist – um in Bayern zu bleiben – EDNetz.

Im Saarland wiederum kommt man kaum noch um die Gesichterparty herum.

Aber sind diese kleinen Communitys überhaupt als Marktpartner relevant? Als Einzelerscheinung sind sie primär interessant, weil sie sich eigenständig in ihrem kleinen Markt etabliert haben und wirtschaftlich behaupten. Diese kleinen Communitys können aus ihren kleinen Märkten heraus existieren, sind also faktisch in der Vermarktung erfolgreicher als die Großen. In der Gruppe belegen die kleinen local heroes zudem einen nicht unerheblichen Teil des Marktes. Wer einen Blick auf die Situation in Oberbayern wirft, bekommt einen guten Eindruck dieser Bedeutung. In der Stadt München sind die Lokalisten Herr im Haus, im Umland schon nicht mehr. Zeichnet man das Verbreitungsgebiet der local heroes auf eine Landkarte, entsteht in Bayern ein hübsches weißblaues Leopardenfellmuster, das in seiner Bedeutung auch durch die hohe Aktivität und die intensive Regionalität dieser Anbieter alles andere als bedeutungslos ist. Dort sind viele Märkt auch für die größeren und großen Anbieter schlichtweg dicht. Die vielen kleinen bayerischen Igel weisen dem großen nationalen Hasen freundlich lächelnd die Türe. Und dieses Bild gilt eben nicht  nur für Bayern. Aber blättern Sie doch selbst durch die Linksammlung und machen Sie sich ihr eigenes Bild

Denken Sie dabei auch daran, das gerade die jüngeren Mitgliedern eines social networks primär interessiert, was in ihrem direkten geografischen Umfeld passiert. Das können die nationalen Anbieter nicht in dieser Dichte leisten. Und die meisten Mitglieder einer Community gehen nun mal dorthin wo ihre realen Freunde sind. Und reale Freunde hat man zumeist – und insbesondere in jüngeren Jahren – im direkten geografischen Umfeld.

StudiVZ – doch nicht zu facebook?

Die Gerüchteküche brodelte – Szenarien über die Ãœbernahme zirkulierten durch die Blogosphäre und jetzt doch nichts? Netzwertig sprach mit dem Dr. Clemens Riedl, CEO StudiVZ, und Dr. Jochen Gutbrod, stv. Vorstandsvorsitzender bei Holtzbrinck und erhielt ein klares Dementi zu diesen Gerüchten.

2009 soll StudiVZ endlich schwarze Zahlen schreiben und 2010 will man bei einem Umsatz von 30 Mio Euro auch Gewinne verzeichnen. Bisher sind 10 Millionen Umsatz und ein genau so großer Verlust zu vermelden.

Clemens Riedl ist seit August 2008 als Vice President Sales bei StudiVZ für die Vermarktung verantwortlich und hat mit der Trennung von Markus Riecke die Aufgabe des CEO übernommen. Da das Schicksal des CEO bei den VZs nicht ganz unabhängig von den wirtschaftlichen Ergebnissen zu sehen bleibt, ist dies sicher auf den ersten Blick ein logischer Schritt. Eine Nähe zur Vermarktung ist zumindest durch die vorige Funktion als Geschäftsführer von Urban Media zu erwarten.

Das sich das Community Business doch in einigen Punkten – auch in der Vermarktung – von anderen Portalen unterscheidet, dürfte sein Vorgänger bestätigen können. Ob der Stallgeruch aus dem Hause Holtzbrinck, dem Riedl seit gut 10 Jahren angehört, die nötige Rückendeckung geben und die Erfahrung aus der Funktion als Geschäftsführer beim Vermarkter Urban Media ausreichen um diese Aufgabe zu stemmen, wird sich zeigen. Als Vermarkter erreicht Urban Media laut agof mit seinem Portfolio 2,24 Mio unique users. Die neue Funktion hat Clemens Riedl auch was die Reichweite nach agof angeht in eine neue Dimension katapultiert. Jetzt hat er – bevor er sich als Problemlöser in der Vermarktung beweisen konnte – als CEO Platz genommen. Das bedeutet, nicht  nur das Vermarktungsproblem lösen zu müssen, sondern auch die berüchtigten internen Strukturen geregelt zu bekommen.

Die agof testiert StudiVZ zwar stolze 5,73 Mio unique users, wenn wir aber Googles Trends for Websites glauben schenken, hat der Netzgigant an Aktivität gemessen an daily unique visitors deutlich verloren und steht seit Oktober 2008 auf einem level das in etwa dem September 2007 entspricht. Rückläufige Attraktivität war bislang kein Startvorteil für bessere Vermarktungsergebnisse, zumal man in der Vergangenheit keine glückliche Hand in der Vermarktungsstrategie bewiesen hat und StudiVZ zunehmend das Ziel von kommerzieller Unterwanderung zu werden droht.

Finanzkrise und Communitys

Die Finanzkrise ist in aller Munde. Banken flüchten unter den Rettungsschirm des Staates und der Automobilbranche bricht der Absatz weg. Wenn so etablierte Pfeiler unserer Wirtschaft um Stützung bitten, stellt sich die Frage, wie es denn um die zarteren Pflänzchen aus der Welt von Web 2.0 steht.

Die meisten Online Communitys oder Social Networks hängen am Tropf eines Investors. Auch die großen Namen sind hier keine Ausnahme. Selbst Facebook hangelt sich trotz Milliardenbewertung von Investorenrunde zu Investorenrunde. Wachstum hat Vorrang. Dieses Verhalten produziert vor allem aber steigende Kosten und erinnert an ein Flugzeug, dessen Crew hofft, das das die Landebahn fertig ist, bevor der Sprit ausgeht.

StudiVZ – das bisherige deutschsprachige Flaggschiff der Branche wollte ja schon dieses Jahr die schwarze Null erreichen. Jetzt scheint es doch etwas länger zu dauern. Das ist sicher kein Problem, solange man im Haus Holtzbrinck weiter Freude daran findet den aktuellen Betrieb zu finanzieren und über Synergieeffekte für das eigene Geschäft nachzudenken. Dies betrifft nicht nur die VZs und Holtzbrinck, die meisten Networks sind mehr oder weniger in der Hand von Unternehmen aus dem Medienbereich. Wer-kennt-wen liegt im Hafen von RTL, Holtzbrinck hat sich die VZs gesichert, die Lokalisten stehen unter dem Dach von Pro7Sat1. Allen gemeinsam ist, ist nicht nur das Medienhaus als Investor oder Eigentümer sondern auch das sie die schwarze Null erst noch vor sich haben.

Die Frage nach der Konsequenz der Finanzkrise für die Social Networks ist damit automatisch auch eine Frage nach der Konsequenz der Finanzkrise für die Medienhäuser. In Zeiten wirtschaftlicher Krisen wird erfahrungsgemäß in den Unternehmen mehr gespart als in Wachstumsphasen. Die Werbebudgets, auf die die Medienhäuser angewiesen sind, werden davon nicht unbetroffen bleiben. Bricht bei den Medienhäusern der (Werbe-) Markt ebenso ein, wie in anderen Branchen der Absatz, kann dies dazu führen, das durch ausbleibende Anschlußfinanzierung oder eingestellter Alimentierung einigen social networks das Geld ausgeht. Die Ironie dieser Situation ist, das eine Verlagerung von Werbebudgets ins preiswertere Internet zu Lasten der Internettöchter der Medienhäuser gehen kann.

Es ist verfrüht aufgrund dieser Möglichkeit gleich vom Damoklesschwert über einer ganzen Branche auszugehen. Unterhalb der großen Namen folgt eine Handvoll etwas kleinerer Communitys, von denen einige wenige schwarze Zahlen schreiben. Jappy und KWICK! zählen zu dieser Minderheit in der „Mittelschicht“ der Social Networks.

Unterhalb dieser „Mittelschicht“ tummeln sich nicht nur deutlich mehr Communitys, als es den meisten Branchenteilnehmern bekannt ist. Viele Märkte sind von kleinen „local heroes“ dicht besetzt und nicht wenige davon sind in ihren Märkten schon einen deutlichen Schritt weiter als die großen Namen, haben das rettende Ufer der Wirtschaftlichkeit erreicht oder sind als interner Unternehmensableger nicht auf die „Zuneigung“ eines externen Investors angewiesen.

Warten wir also die erste Insolvenz ab und erinnern uns währenddessen an das beliebte Lindbergh Prinzip, nachdem der Erste den größten Teil des Kuchens abbekommt. Charles Lindbergh war allerdings nicht der Erste der losflog um den Atlantik von West nach Ost zu überfliegen, sondern der Erste der ankam.

Engage your customers

Auf 68 Seiten zeigt Ben Kelly die wesentlichen Grundzüge dafür auf, wie Unternehmen mit Ihren Kunden in Zeiten des Web 2.0 den Dialog aufbauen und halten können und sollten.

Engage Your Online Community   

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Lunarstorm – ein warnendes Erfolgsbeispiel

Lunarstorm ist schon deshalb ein Beispiel, weil sich darin die beiden Besonderheiten des Community Business besonders deutlich zeigen – der schnelle Aufstieg wie der schnelle Fall.

In Wikipedia lesen wir eine bemerkenswert kurze Information über Lunarstorm:

LunarStorm ist möglicherweise die weltweit erste Online-Community und wird von der Firma LunarWorks aus Varberg (Schweden) betrieben. Die Website ist in Schweden äußerst populär – etwa 4 Millionen besuchen sie im Monat, bei einer Bevölkerung von 9 Millionen.[1] Seit kurzem gibt es auch einen Ableger in Großbritannien.
Der Vorgänger von LunarStorm hieß „StajlPlejs“ und war seit etwa 1996 online. LunarStorm ist offiziell seit dem 1. Januar 2000 im Netz. Der Gründer der Site heißt Rickard. Er lebt in Tvååker in Halland, Schweden.

Als Quelle wird das englischsprachige Wikipedia genannt. Dort finden wir als weitere ergänzende Information:

The company has made attempts to start up similar services in Denmark and the UK, but both those sites were closed during 2007.

lunarstorm-se.jpg In Schweden dagegen ist Lunarstorm noch aktiv.
Lunarstorm hat sich als Community eine enorme Marktdurchdringung – für 2005 / 2006 – erarbeitet und war für jeden interessierten Internetnutzer in Schweden ein Muss. Eine Situation die in Deutschland heute von keinem social network erreicht wurde. Auch die VZs (StudiVZ und SchülerVZ) sind von diesem Level noch sehr weit entfernt. Und trotzdem ist Lunarstorm nicht nur in seinem Expansionsdrang abrupt gestoppt worden. Auch in seinem Heimatmarkt schrumpfte das social network drastisch.

graph.jpg Ein Blick in Alexa läßt den Umfang dieses Schrumpfungsprozesses ahnen und stellt die Frage, wie Lunarstorm so schnell aus einer faktisch marktbeherrschenden Position ins Abseits befördert werden konnte.

Die Ursachen dafür mögen vielfältiger Natur sein. Eine Voraussetzung dafür ist die Weltoffenheit und Aufgeschlossenheit der Schweden, verbunden mit durchgängig guten Englischkenntnisse. Die meisten Schweden sprechen so gut englisch, das sie problemlos auf internationalen Seiten kommunizieren können. Und wenn die Sprachbarriere nicht als Schutz gegeben ist, die Mentalität offen ist und das internationale Angebot verlockender erscheint, stehen jedem global player Tür und Tor offen.

Welche Lehren kann man aus der Sicht der deutschen social networks aus dem Beispiel Lunarstorm ziehen?

  • Der Abstieg kann so schnell gehen wie der Aufstieg.
  • Der Wettbewerb ist global.
  • Sprachbarierren sichern möglicherweise einen zeitlichen Sicherheitsabstand.
  • Nutzenstiftung und Vernetzung sind unabdingbare basics, keine Sicherheit.
  • ohne weitergehende Identifikation der Nutzer mit ihrem social network ist das Risiko den Markt unter den Füßen weggezogen zu bekommen, beachtlich.

Lunarstorm kann auch in Indikator dafür sein, wie schnell man als social network visits seiner Mitglieder verlieren kann, wenn die Kommunikation aus dem „walled garden“ der Community ausbricht.

PIs und Visits oder Onlinezeit pro Mitglied – Beispiele wichtiger deutscher Online Communitys

Robert Basic schreibt in seinem Blog im Beitrag „Wer kennt wen N.o.3“ über die neuesten IVW Zahlen wichtiger social networks. Da nicht alle größeren social networks in der IVW aufgeführt werden, hat die Rangreihe nach IVW zwangsläufig Lücken. Einige social networks sind z. B. nur bei der agof aufgelistet. Man mag auch darüber streiten ob die PIs (Page Impressions) noch für die Bedeutung und Aktivität von social networks die wichtigste Währung sind, aber damit eine Ãœbersicht über die großen deutschen social networks einigermaßen aussagekräftig ist, sollte sie möglichst vollständig sein.

Der Vergleich von Page Impressions dürfte eigentlich seit der neuen Währung unique user der agof veraltet sein. Da aber viele Anbieter den Schritt zur aussagefähigeren Messung noch scheuen, wird immer noch mit den Seitenabrufen hantiert.
Wobei auch die unique users der agof sicher nicht der Weisheit letzter Schluss sind, sondern eben ein guter Kompromiss, der die Realität in den unterschiedlichen Sites einigermaßen vergleichbar abbilden soll. Letztlich ist die Verweildauer in Onlineminuten für Vermarkter und Werbetreibende ebenfalls wichtig. Ein Besucher der einmal im Monat für einige Sekunden auf der Website ist, zählt nach agof eben genausoviel wie ein Besucher der täglich eine halbe Stunde auf der Site verbringt.

Für social networks ist zudem der Zeitraum von 30 Tagen in denen unique users einer Website gezählt werden, nicht der realen Situation entsprechend. Ein Mitglied das einmal im Monat für ein paar Sekunden in der Community vorbeisieht, trägt wenig zu deren Aktivität und Entwicklung bei und ist letztendlich kaum mehr als Zahlenkosmetik.

Facebook will StudiVZ Mitglieder abwerben

Martin Weigert schreibt in zweinull.cc über den Verdacht, Facebook starte eine Kampagne um über virales Marketing Mitglieder bei studiVZ abzuwerben. Die Basis dieser Kampagne ist eine Seite die bei Facebook von Mitglied Hans – auf englisch wäre das wohl John – etabliert wurde. Hans ist ein so hübscher alter deutscher Name und wenn Hans eine Seite „Deutsche verlassen StudiVZ für Facebook“ etabliert bekommt, hat das ein „Geschmäckle“. Insbesondere die Formulierung „Bekehrung zur besseren Seite der Macht“ erinnert doch ein wenig zu sehr an George W. Bush, den verhinderten Jehdi-Ritter der Demokratisierung der Welt. („It is easy to start a war, but hard to end it, John. Remember Iraq.“) Die Welt will bekehrt sein, und sei es wenigstens zu Facebook. Vollends begeistert bin ich vom Ansatz in Facebook eine deutsche Revolution zu starten. Das haben wir Deutschen seit Jahrhunderten nicht gepackt und das solltest Du wissen, lieber John/Hans. („Germans don’t start revolutions, John. This is not allowed in Germany.“)

Community Manager oder Community Marketing Manager?

Kaum versucht man eine neue Funktion zu verstehen und sinnvoll einzusetzen, kommt schon der nächste, ähnliche klingende Begriff und verstärkt die Verwirrung.

Was unterscheidet jetzt einen Community Manager von einem Community Marketing Manager?

Auch wenn wir in Wikipedia heute weder zur einen Funktion noch zur anderen eine Begriffsdefinition finden, hat sich zumindest beim Community Manager eine einigermaßen klare Funktionsdefinition herausgearbeitet:

Ein Community Manager steuert eine Community, bearbeitet und schlichtet Konflikte, setzt organisatorische und Verhaltensregeln, sorgt für deren Einhaltung von Regeln und versucht die Community aktiv und attraktiv zu halten.

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Amazon wertvoller als ebay, Google oder Facebook?

Eine Antwort auf den interessanten Artikel von Andreas Göldi in Medienkonvergenz.

Unterschiedliche Marktstrategien mit unterschiedlicher Marktbewertung, könnte man die Aussage in Medienkonvergenz lapidar kommentieren. Oder etwas genauer hinsehen und in die Betrachtung mit einfließen lassen, das es sich in allen Fällen eben um Unternehmen in einem dynamischen Entwicklungsprozess handelt, die aus unterschiedlichen Richtungen kommend, mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und unterschiedlichen Entwicklungszuständen im Markt unterwegs sind.
Mit anderen Worten – dieser Vergleich ist so interessant, das man ihn noch einmal vertieft betrachten kann.

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Community Building von Amy Jo Kim – wie Sie ein vergriffenes Fachbuch beschaffen.

Immer wieder kommen Besucher auf diese Seite um das wirklich lesenswerte Fachbuch von Amy Jo Kim zu suchen. Im normalen Buchhandel ist es längst vergriffen und lediglich über amazon.com werden noch 5 englische Versionen für einen schon erstaunlichen Preis angeboten – knapp 180 US$ – angeboten.

Eine Alternative wäre das Buch zu entleihen, aber wo findet man die Bibliothek die das Fachbuch führt?

Der GBV Gesamtkatalog kann hier weiterhelfen. Unter diesem Link finden Sie die Abfragemaske des GBV.

Der GVK ist der frei zugängliche Ausschnitt der Verbunddatenbank mit den für die Fernleihe und Direktlieferdiensten relevanten Materialien. Im GVK sind über 27 Mio. Titel mit mehr als 56 Mio. Besitznachweisen von Büchern, Zeitschriften, Aufsätzen, Kongressberichten, Mikroformen, elektronischen Dokumenten, Datenträgern, Musikalien, Karten etc. nachgewiesen. Zusätzlich sind die Zeitschriftennachweise aller subito-Lieferbibliotheken aus Deutschland und Österreich sowie weiterer deutscher Universitätsbibliotheken enthalten.
Die nachgewiesenen Bestände sind weitgehend über die Online-Fernleihe oder den Dokumentlieferdienst subito bestellbar.

Zoomer – das neue Nachrichtenportal mit Communityfaktor

Da beglückte uns gestern die Holtzbrinck-Gruppe – ja die mit StudiVZ und SchülerVZ – mit Zoomer, einem topmodernen und hochaktuellen Nachrichtenportal speziell für junge Menschen. Nachrichten sollen internetaffiner und zielgruppenspezifischer aufbereitet durch das Netz geschickt werden. Zielgruppe sollen die 20 bis 35jährigen sein.Und damit das ganze auch besonders glaubwürdig transportiert wird, ist Ulrich Wickert – ja, genau der Ulrich Wickert von den Tagesthemen, Autor vieler wunderbarer Bücher, Jahrgang 1942 – das journalistische Aushängeschild.

Erst mal oute ich mich hier als Fan von Ulli Wickert. So gut auch seine Nachfolger alle sind und sein werden, Wickert hatte seinen eigenen, unnachahmlichen, wunderbar ironisch-literarischen Stil.

Wenn ich dann im Videotrailer von Zoomer höre, das dort jetzt die Nachrichten gemacht werden sollen, „die Euch wirklich interessieren“, klingt das ein wenig so als ob Ulli Wickert meinte, das seine Art Nachrichten, die der Tagesthemen, die Zielgruppe so ganz und gar nicht interessiert hat. Unternimmt da der ehemalige Tagesthemen-Moderator einen dann doch etwas verspäteten Versuch Nachrichten so zu gestalten, das sie die Menschen erreichen, oder wie sollen wir diese Aussage verstehen?


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Merkwürdige Abstimmung: Werden social networks in 2008 mit Werbung erfolgreich sein?

Im Media-Blog las ich leider erst heute von einer skurrilen Abstimmung darüber ob die Social Networks wie StudiVZ, MySpace, Facebook und Co in 2008 mit Online Werbung erfolgreich sein werden.

Nicht nur, das die Antwort darauf doch eher der Markt geben wird, vor allem ist diese Antwort schon gegeben. Zumindest von einem der größeren deutschsprachigen Social Network (KWICK!) ist bekannt – oder sollte Insidern zumindest bekannt sein – das es sich seit Jahren erfolgreich durch Online-Werbung wirtschaftlich refinanziert.

Die Abstimmung ging übrigens knapp zu Ungunsten der Social Networks aus. Ob das daran lag, das es schon Social Networks gibt, die sich seit Jahren – und nicht erst seit 2008 – über Werbung refinanzieren?

Microsoft mit Yahoo gegen Google, der wegen Facebook unter Druck gerät – alles nur der Werbung wegen?

Microsoft will Yahoo für mehr als 40 Milliarden USD übernehmen um damit bei der Werbung im Internet eine größere Rolle zu spielen. Abgesehen davon, das die beiden Giganten auch gemeinsam nicht zu Google aufschließen können, macht es Sinn sich noch einmal genauer zu fragen, worum es bei diesem big deal geht. Online Werbung ist zumindest in den Staaten längst big business geworden, aber ist die simple Einblendung von Werbung gemessen an den Möglichkeiten des Systems wirklich die ultima ratio? Es scheint derzeit so gesehen zu werden.

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Aus- und Einblick in die Zukunft und Bedeutung der social networks

Die Studie Impact of Social Networking in the UK erlaubt Aus- wie Einblicke in die mögliche Zukunft und Bedeutung von social networks. Die Studie von hitwise und experianim zeichnet die Situation und Bedeutung der social notworks im Vereinigten Königreich auf. Der Markt dort ist ein bis zwei Jahre voraus und gibt so Ein- und Ausblicke auf die mögliche Entwicklung hierzulande.

Es sollte zwar nicht mehr erforderlich sein, aber die Definition von social networks ist immer noch hilfreich um unnötige Diskussionen über bereits vorhandene Communitys zu vermeiden:

„Social networking websites are online communities of people who share interests and activities or who are interested in exploring the interests and activities of others.“

Die Studie ist in die Sektionen

  1. Social Networking Landscape
  2. Social Media Marketing in 2008

aufgegliedert und bietet im ersten Teil der Studie einige interessante Fakten und Erkenntnisse:

  • Jeder 5. Pageimpression in UK entfällt auf ein social network. Damit werden alle anderen Anbieter einschließlich der Bereiche Suchmaschinen und Shopping übertroffen.
  • Die Nutzung von eMail-Services für die Kommunikation mit anderen wurde 2007 durch die Nutzung von Social Networks überholt: 25 der größten Social Networks in UK wiesen mehr visits auf als die eMail-Services, einschließlich Hotmail, Yahoo Mail, Google Mail etc.
  • Social Networks sind keine Jugendveranstaltung: der Anteil der jüngeren Nutzer (18-24Jahre) von social networks in UK nahm von 2006 auf 2007 von 26% auf 22,5% ab, der Anteil der Nutzer 55+ nahm im gleichen Zeitraum von 9.3% auf 15,3% zu.
  • Es gibt in UK kein signifikantes Stadt-Land-Gefälle in der Nutzung von Social Networks.
  • Social Networks sind in zunehmendem Maß Quelle des Traffics anderer Websites. In UK waren Social Networks 2007 hinter den Suchmaschinen die wichtigste Quelle von Traffic. Bei Websites aus den Bereichen Musik und Unterhaltung resultierte bereits ein knappes Achtes des Traffics aus Social Networks.

Die Studie zeigt anhand der Poppy Campaign ein interessantes Beispiel für die Nutzung von Gruppen für Marketingkampagnen auf, nennt aber auch das Risiko der „Verschmutzung“ durch kommerzielle Einflußnahme als existenzielles Risiko für ein Social Network.

Die Frage nach der Bedeutung von Social Networks wird sehr klar beantwortet: „a bigger role than ever; which is why no company, governent or NGO can afford to ignore them.“
Im zweiten Teil der Studie folgen Einschätzungen und Schlüsse auf die Entwicklung des Social Media Marketing in 2008.

Facebook – Unternehmenswert zwischen Hype und Ertrag

Bei Robert Basic stieß ich auf einen kurzen Artikel über Geschäftszahlen von Facebook. Im letzten Jahr machte demnach Facebook einen Umsatz von 150 Mio USD, für 2008 werden 300 bis 350 Mio USD Umsatz angepeilt. Das erste Ermüdungserscheinungen bei Facebooks Mitgliedern aufgetreten sind, was die Fülle der Applikationen angeht, ist nachvollziehbar. Allzuviel ist ungesund, sagt der Volksmund schon etwas länger.

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Facebook und StudiVZ – Wettbewerb der Strategien

In der FAZ wird der anstehende direkte Wettbewerb zwischen StudiVZ und Facebook bereits als das Duell des Jahres gehandelt. Interessant ist dieser Wettbewerb allemal und nicht nur im direkten Vergleich zwischen Orginal und Kopie. Während Facebook sich inhaltlich und in seinem Leistungsumfang dynamisch weiterentwickelt hat und durch seine Öffnung die Branche global beeinflußte, blieb StudiVZ auf dem gleichen Stand stehen und konzentrierte seine Energie komplett auf die Markterschließung im deutschsprachigen Raum.

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Leseempfehlung: never ending friending – a journey into social networking

Die als MySpace-Report bekannt gewordene Studie befasst sich mit

  • der Entwicklung der Welt der Social Networks und deren Nutzung aus Usersicht
  • den Aufbau von Marken in social networks
  • die Auswirkungen auf Marken und Agenturen

Auf 68 Seiten finden sich kompakt und sehr fokussiert Fakten zur Nutzung von social networks und zur Marketingrelevanz.
Auch wenn das Thema sehr an MySpace aufgehängt ist, geht die Bedeutung weit darüber hinaus.
a-journey-into-social-networking-1195041136151120-3.pdf

Wer braucht Open ID? – Stimmen und Meinungen aus der Blogosphäre

Open ID die zweite. Das Thema geisterte schon einmal durch die Medien. Vielleicht ein guter Anlass sich anzusehen, was die Blogosphäre dazu zu sagen hat.

One Open ID to rule them all

Robert Basics Headline zu diesem Thema erinnert dann schon an den Herrn der Ringe und was mit diesem Ring bezweckt wurde, dürfte bekannt sein, nachdem das Epos erst kürzlich durchs deutsche Pantoffelkino donnerte. Der nachfolgende Text zeigt deutliche Skepsis was die Sicherheit angeht.

Golem widmet dem Thema gleich ein Special. Sehr viel mehr über den konkreten Nutzen für den Endanwender findet sich dort auch nicht. Man kann sich dann eben mit einer ID bei verschiedenen Websites anmelden. Die Frage ob der User diese erweiterte Form von Transparenz wirklich will, wird nicht angesprochen.

Insomniaonline stellt die Frage ob dieser neue Standard sicher und nützlich ist und wirft dabei vor allem einen Blick auf das Thema Identitätsdiebstahl, der durch die zentrale Speicherung von Zugangsdaten quasi in vereinfachter Form – an einer Stelle – stattfinden kann. Hier wird der Frage nach der Datensicherheit auch unter dem Aspekt der Sicherheit des Anbieters – jeder kann Open-ID anbieten – sowie der Verlockung auf diesem Weg Bewegungsprofile anzulegen behandelt. Websitebetreiber sind auf jeden Fall darauf angewiesen, das der Anbieter und sein Verhalten safe ist. Insgesamt eher kritisch.

Doubleslash outet sich gleich zu Beginn als Verfechter der digitalen Identität und sieht den Start in die nächste Stufe des digitalen Business. Folglich wird das Thema erst mal unter eCommerce-Gesichtspunkten betrachtet. Im nächsten Beitrag geht es dann gleich um Open-ID-aber anonym und dieser Gegensatz hat Charme. Hier wird eine Methode vorgestellt, wie man ein Open-ID für Testzwecke erstellt. Womit im Prinzip das ganze Thema der digitalen Identität nach meinem Empfinden ein wenig absurd wird. Oder kommt dann der zentrale Anbieter, der meine Open-IDs verwaltet?

Blogage informiert seine Besucher erst mal darüber, das es Open-ID unterstützt und weißt weiter im Text ganz explizit darauf hin, das möglicherweise nicht jeder Anbieter dieses Services auch vertrauenswürdig ist oder entsprechend mit den Daten umgeht. Für einen Anbieter, der genau diesen Service unterstützt sehr löblich. Für einen Service der auf Vertrauen angewiesen ist, nicht wirklich förderlich.

Bei Neunetz finde ich einen älteren Artikel in dem das Thema gläserner Surfer im Vordergrund steht. Auch hier herrscht Skepsis und wenig Begeisterung.

Fazit

Ein erster flüchtiger Überblick, sicher, aber mir fehlt nicht nur die Begeisterung, sondern vor allem auch das Argument das mich überzeugt. Natürlich, schon aus beruflichen Gründen bin ich bei elend vielen Seiten und social networks angemeldet und die meisten Zugänge verwaltet eh mein Browser aufs vorzüglichste. Und diejenigen, die ich so gar nicht nutze, könnte ich mir recht komfortabel neu zuschicken lassen. Auch im zweiten Anlauf durchgefallen, lautet mein persönliches Fazit zum Thema Open ID.

Community Marketing – mehr als nur Marketing in Communitys

Als Begriff beginnt sich Community Marketing langsam zu etablieren. Was dahinter zu verstehen ist, ist schon weniger klar. In Wikipedia findet sich dazu zumindest in der deutschsprachigen Ausgabe kein Hinweis.

In den Diskussionen wird der Begriff vielschichtig benutzt. Zum Einen wird damit das Marketing innerhalb von Communitys bezeichnet. Andererseits wird der Begriff auch für das Marketing mit Communitys benutzt.

Marketing in Communitys
Neben der Nutzung von Communitys als Kommunikationsplattformen für Werbung wird auch die Nutzung der Kommunikation von Mitgliedern durch als solche erkennbare, offene Aktionen wie durch verdeckte Kommunikation verstanden.
Im Fall offener Aktionen ist die Verbindung von Aktion zu Unternehmen, Marke oder Produkt sofort erkennbar. Im Fall verdeckter Aktion agiert der Anbieter unerkannt als Mitglied und versucht entweder eine Marke oder ein Produkt positiv darzustellen, aber auch Produkte und Marken von Wettbewerbern in ein schlechtes Licht zu setzen.

Marketing mit Communitys
Hier wird eine eigene Community für Marketingzwecke genutzt oder es werden strukturelle Leistungen fremder Communitys genutzt. Im Unterschied zum Marketing in Communitys werden dabei feste Strukturen in der Community etabliert oder genutzt. Das kann zum Beispiel so aussehen, das faktisch eine SubCommunity aufgebaut und genutzt wird. Dabei wird insbesondere die Leistungsfähigkeit von Communitys jenseits der Werbeeinblendungen als permanent aktives Marketinginstrument genutzt.

Neue Spekulationen um StudiVZ – die unendliche Geschichte geht weiter.

Was manchem Autor einer Seifenoper nach der dreißigsten Episode zunehmend schwer fällt – StudiVZ ist immer für eine Ãœberraschung gut. Allerdings ändert sich zunehmend die Art und Qualität des Anlasses.

Früher waren es die eigenen Entgleisungen die dafür sorgten, das dieses social network beständig in den Schlagzeilen blieb und damit kostenlose Werbung erhielt.

Neue Spekulationen um StudiVZ – die unendliche Geschichte geht weiter. weiterlesen

Data Portability und Open Social

Die nächste Runde im Ringen um die social networks ist eingeläutet.
Neben Open Social heißt das Thema jetzt Data Portability und soll die Communitys vernetzen.
http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39160137,00.htm

Stellt sich die Frage wer vernetzt und wer wird vernetzt, oder – deutlicher formuliert – wer nutzt wessen Potenziale wofür und letztlich ist die Nutzenstiftung für das Mitglied vielleicht auch ein Danaergeschenk. Mitglieder entscheiden sich bewußt für ein social network. Die Möglichkeit mit noch mehr Menschen zu kommunizieren, ist vielleicht nicht so superinteressant.

Robert Basic beschreibt die Situation und das Problem dahinter ganz wunderbar, obwohl er für die Öffnung der social networks ist.

„Durch das Wachstum des eigenen Netzwerks nimmt die Interaktionshäufigkeit zu (1st degree = 10 Kontakte, 2nd degree = 1.000 Kontakte, 3rd degree… = na?), der User verlagert mehr und mehr Zeit fast schon gezwungenermaßen auf das SN.“

Einer der häufigsten Gründe weshalb ein Mitglied sein social network verlässt, ist das Zeitvolumen, das die Pflege des erweiterten persönlichen sozialen Netzes erfordert.
Das Zeitvolumen für die Pflege eines „explodierenden“ persönlichen sozialen Netzwerks wird ja nicht kleiner, wenn man plötzlich über die Grenzen der Communitys hinweg kommunizieren kann. Und auch so erreichbar ist.

Ich frage mal, wem die zig Millionen Mitglieder in facebook oder myspace für die Kommunikation nicht reichen.
Wenn ein bestimmter Mensch eben nicht über diesen Weg erreichbar ist, habe ich noch eMail – ja das gibt es – Messenger wie icq – den gibt es auch noch – Telefon, Fax und den guten geschriebenen Brief um mit dieser Person zu kommunizieren.

Die Frage nach dem Nutzen und den Konsequenzen für den Einzelnen wird hier vielleicht zu vordergründig und auf den wirtschaftlichen Interessen basierend beantwortet.
Vielleicht vergessen wir zu sehr, das wir das ganze Thema social networks zum Nutzen von Menschen aufführen. Deren Bedürfnisse an Kommunikation und sozialen Kontakten sind nicht unendlich skalierbar. Und eigentlich wird man um so schneller satt, je mehr man davon zu sich nimmt.

Vielleicht sollten wir uns mehr auf Nutzenstiftung für die Mitglieder als um die Optimierung der Werbevolumen bemühen. Das könnte für alle Beteiligten auf Dauer gesünder sein.
Es bleibt interessant.

Ära Google

Von einer neuen Ära spricht man, wenn ein bedeutendes Ereignis oder eine Entdeckung oder Erfindung das bisherige Leben bzw. die Lebensumstände vieler oder gar aller Menschen nachhaltig verändert. Es beinhaltet grundsätzlich eine positive oder neutrale Bewertung dieses Zeitalters. (Wikipedia.de)

Eigentlich wollte ich nur die Reste der Weihnachtsdekoration entsorgen. Dabei kommen mir zwangsläufig Assoziationen. Nahe liegender Weise über das Vergehen allen Irdischen, also die Endlichkeit allen Seins. Aber was kommt danach fragt man sich bei solchen Gedanken unwillkürlich und schnippelt dabei weiter verblichene Reste einer Nordmanntanne in die Grüne Tonne. Selbst Sonnen entstehen und verglühen. Alles nur eine Frage der Zeit. Das macht schon nachdenklich.
Google zum Beispiel ist so eine Sonne, überstrahlt hell alles was zuvor und daneben am Suchmaschinenhimmel leuchtet und scheint unvergänglich, unvermeidbar und ewig das zentrale Gestirn zu sein. Aber wie um Himmels Willen sollte Googles Sonne schwächer werden? Wann immer darüber gesprochen wird, was ein neuer Wettbewerber leisten müsste, fällt der Hinweis auf das enorme Volumen an Daten, das Google in seinem kurzen Strahlen zusammengesammelt hat. Jeder Wettbewerber bräuchte Jahre um vergleichbares zu leisten.
Ich neige gelegentlich zum Widerspruch, deshalb frage ich mich ob ein Wettbewerber wirklich dieses Datenvolumen braucht. Gut, er müsste schon Abermilliarden Websites crawlen, um vergleichbar viel an Volumen in der Datenbank zu haben. Aber brauche ich als User von Google wirklich eine Trefferliste in Millionengrösse die nach der vierten, fünften oder sechsten Seite eh nicht mehr zu gebrauchen ist? Mehr als drei Seiten sieht sich doch eh niemand an und ich bin eigentlich hoch zufrieden, wenn da etwas verwendbares dabei ist. Wenn nicht, gibt es eine neue Suche.
Ist Google also unverwundbar? Schließlich trotzt der Suchmaschinengigant den Manipulationsversuche immer noch ganz ordentlich. Wenn man sich da an Altavista zurückerinnert …. Gut, man muss Google nicht manipulieren. Es geht auch ohne. Während ich diese Zeilen schreibe steht dieser Blog bei der internationalen Abfrage marketing social network bei mehr als 30 Millionen Treffern auf der ersten Seite der Trefferliste und ich habe da nix gemauschelt und ganz wenig geschraubt. Und die Seite steht das schon mehr als einen Tag. Auch das ist – neben allem Balsam auf die persönliche Eitelkeit – doch auch bedenklich, weil ich nicht glaube, das mein gelegentlich gepflegter Blog ein international herausragendes Werk ist.
Kann die Google Ära also genau so schnell zu Ende sein, wie sie begonnen hat? Möglicherweise. Vielleicht kommt aber auch die Gefahr von Google aus einer ganz anderen Ecke. Social Networks könnten das längere Ende im Wettstreit um die effizientere Werbung in der Hand haben. Das Open Social diesen Vorteil ausgleichen könnte, ist ja noch sehr fraglich und hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie sich die social networks entwickeln und verhalten. Letztlich ist das eigentliche Kapital von Google eben nicht eine grosse Datenbank in der die unendlichen Weiten des WWW abgebildet sind sondern eben die Fähigkeit Werbung etwas gezielter einzublenden, weil sie dem Inhalt der Website angepasst ist. Die Fähigkeit der Communitys liegt darin Werbung etwas gezielter auf den Betrachter auszurichten. Was tatsächlich das längere Ende des Seils im Tauziehen um die Werbemilliarden darstellen dürfte.
Womit wir – neben der Frage um die Vergänglichkeit allen Seins auch zur zweiten grossen Frage unserer Zeit kommen: Ist das Internet wirklich nur als Abspielplattform für Werbung zu verstehen? Kann Marketing nicht tatsächlich mehr als nur Werbung zu verbreiten? Welches mehr wird sich mancher fragen und an die Interaktivität und Dialogfähigkeit des Mediums erinnert werden müssen. Blendet der Internetnutzer nicht zunehmend Werbung aus – entweder durch technische Hilfen oder durch gezieltes weg sehen? Und wenn dies alles so sein sollte – wo bleibt da dann Google?
In der Tonne neben meinem Grüngut sicher nicht. Die ist jetzt voll. Als Vermarkter der Kommunikationsleistung der Communitys wäre sicher eine lukrative Nische zu finden, aber liegt das künftige wirtschaftliche Heil der Communitys tatsächlich nur in der Einblendung von Werbung? Das würde dem Medium Internet und den Fähigkeiten einer Community nicht gerecht. Ausserdem – vom Sonnengott der Suchmaschinen zum Nischenanbieter ist ein weiter Abstieg. Vielleicht sollte man in Mountain View mal einen prüfenderen Blick auf die Länge des eigenen Seils werfen. Nach dem entsorgen der botanischen Ãœberbleibsel von Weihnachten steht jetzt der Rest eines leckeren Stollens auf dem Plan. Anschliessend wartet die Arbeit an einem kleinen Vortrag zum Thema Web 2.0 und Engagement Marketing für den Management Circle auf mich. Möge mir der restliche Stollen Kraft und Inspiration liefern. Gott sei Dank ist morgen wieder Montag.

Max: Print ist tot – es lebe das Internet

So ketzerisch könnte man die Entscheidung von Hubert Burda Media zusammenfassen. Mit sofortiger Wirkung wurde die Printausgabe eingestellt. In Horizont.de ist dazu kurz und knapp zu lesen:

„Obwohl der Verlag in den vergangenen Jahren erheblich in das hochwertige Lifestyle-Magazin investierte, konnte „Max“ in einem sehr schwierigen Marktumfeld nicht das notwendige Erlösniveau erzielen“, begründete der Verlag die Entscheidung. Die Doppelnummer Januar/Februar wird die letzte Ausgabe sein. Die Auflage lag im 3. Quartal 2007 bei rund 150.000 verkauften Exemplaren.

Die Marke wird aber nicht komplett vom Markt verschwinden, sondern soll im Internet und in Print in Form der „Max-City-Guide-Editionen“ sowie „Max-Spezial-Ausgaben“ für die Werbe- und Kommunikationsbranche weiter bestehen.“

Max.de soll also richten, was Max in Printform nicht mehr leisten konnte. Ein betriebswirtschaftlich nachvollziehbarer Gedankengang, aber wenn wir daran denken, welch glückliche Hand Printmedien in der Contentvermarktung online bislang aufzuweisen hatten, zeigt sich des Pudels Kern. Hier droht ein steiler Absturz in zwei Teilen. Zuerst Print, dann online. Wie ich dazu komme?
Sehen wir uns zuerst einmal die Situation bei Max.de an.

Im Internet steht Max nach IVW wie folgt da: 0,15 Mio unique users produzierten im Oktober 546 Tsd Visits und 5,5 Mio PIs.

Wenn wir uns dann in Erinnerung rufen, das die wesentlichen Einnahmen eines Lifestyle-Magazins mit Werbung erwirtschaftet werden und Werbung im Internet – undankbarer Weise – sehr viel weniger einbringt als bei Print und Printmedien Verkaufserlöse erzielen, sehen wir das die Aufgabe des Printmagazins zwar schnelle Kosteneinsparung mit sich bringt, die Produktion hochwertigen Contents jetzt aber wirtschaftlich vom Internet-Magazin getragen werden müsste, das bei etwa gleicher Kundenzahl jetzt deutlich geringere Erträge leisten kann. Ob diese Rechnung aufgeht und der redaktionelle Standard bei Max.de gehalten werden kann, wenn die Printversion keinen wirtschaftlichen Beitrag zur Contentproduktion leistet, wird sich zeigen. Die Zeichen sehen eher danach aus, das Max.de mit dem Wegfall der Printausgabe „dünner“ werden wird.

Das man sich von Max in Printform trennt und ganz auf das Internet konzentriert, könnte man auch als mutigen Schritt und aktive Zukunftsgestaltung bezeichnen, wenn denn die Verlagshäuser eine glücklichere Hand mit der Vermarktung von Inhalten im Internet aufweisen könnten oder dahinter ein innovatives Konzept für Max.de stehen würde. So sieht das doch zu sehr nach einer betriebswirtschaftlich bedingten Verzweiflungstat aus, die das Ende unseres Heroen nur auf zwei Akte verteilt und Max langsam dahinsiechen lässt.

Wo die Fähigkeit Leser im Printbereich zu halten schwindet, wächst nicht automatisch die Fähigkeit User im Internet zu binden. Im Gegenteil. Das Internet bringt es nun mal – systembedingt – mit sich, das der User dort noch flüchtiger ist als im Printbereich und noch weniger bereit für Content zu bezahlen.
Mit den alten Methoden im neuen Medium das Ruder herum reissen zu wollen, ist eher ein sicheres Ticket in den zweiten finalen Akt von Max als Max.de als ein hoffnungsfroher Ansatz. Es würde mich trotzdem mehr freuen, wenn ich mich irren würde.

Empfehlenswerte Fachbücher: Community Building von Amy Jo Kim

Wie gut ein Fachbuch wirklich ist, zeigt sich gelegentlich auch auf recht skurrile Weise. Community Building von Amy Jo Kim ist in der deutschsprachigen Ausgabe schon seit längerem Vergriffen und wird von Amazon.de auch nicht in gebrauchter Form angeboten. Das heisst, wer sich diese Buch rechtzeitig gesichert hat, gibt es nicht wieder her. Zu dieser egoistischen Spezies zähle ich mich. Ein Blick in die amerikanische Ausgabe von Amazon – amazon.com – zeigt noch einmal erstaunliches. Da werden 5 gebrauchte Exemplare ab US$ 95 angeboten. Das ist nicht schlecht für ein Buch das 2000 als paperback erschien und auch in der gebundenen deutschsprachigen Ausgabe neuwertig sehr viel preisgünstiger erstanden werden konnte.
Wer sein Glück trotzdem versuchen will – das Buch ist zwar für Internetverhältnisse schon steinalt, aber immer noch hilfreich.

Auch bei Amy Jo Kim findet sich der pragmatische amerikanische Ansatz, der sich mehr an der praktischen Umsetzung als an grundlegenden Theorien orientiert.

Als kleine Entscheidungshilfe ob es sich lohnt auf die Suche nach Ausgaben dieses Buches zu gehen, hier eine kurze Übersicht über das Inhaltsverzeichnis:

Neben einer sehr umfassenden Einführung findet der interessierte Leser einen nach meiner Meinung sehr praxisnah und vor allem an der realen Bedeutung orientiert gegliederten Inhalt

  1. Die Zielsetzung (24 Seiten)
  2. Treffpunkte: Menschen zusammenführen (42 Seiten)
  3. Profile: Lernen Sie Ihre Mitglieder kennen (31 Seiten)
  4. Rollen: Vom Neuling zum Senior (34 Seiten)
  5. Führung: Wer ist zuständig (39 Seiten)
  6. Etikette: Verhaltensregeln (28 Seiten)
  7. Events: Meetings. Aufführungen und Wettbewerbe (40 Seiten)
  8. Rituale: Handshakes, Feiertage und Zeremonielles (31 Seiten)
  9. Untergruppen: Clans, Clubs und Komitees (40 Seiten)

Die Beispiele im Buch sind längst Geschichte, was dem Inhalt aber qualitativ nicht abwertet. Es ist in meinen Augen immer noch das praktischste Buch zu den „Strategien für den Aufbau erfolgreicher Web-Communities“ wie auch der Untertitel des Buches lautet.

Der deutsche Verlag – Galileo Business – hat sich aus dem Thema Marketing zurückgezogen, so dass eine Wiederauflage vermutlich nicht so schnell zu erwarten ist. Dies ist sehr zu bedauern, weil empfehlenswerte Fachliteratur zu Aufbau und Management einer Web-Community oder social networks dünn gesät ist.

Open Social – Chancen und Risiken

Nach den ersten Diskussionen in November und Dezember über die Chancen und Risiken von Open Social für Google, die Betreiber von Social Networks und last but not least für die Nutzer von social networks ist jetzt zu diesem Thema Ruhe eingekehrt. Das Thema selbst ist aber so grundlegend, das es Sinn macht, Inhalte und mögliche Auswirkungen unter verschiedenen Blickwinkeln genauer wie gelassener zu betrachten. Der Artikel von Benedikt Köhler dazu ist besonders empfehlenswert.
Auf den ersten Blick geht es bei Open Social nur um einen Standard für APIs, der es ermöglicht Anwendungen über verschiedene social networks hin zu nutzen. Programmierer können damit Anwendungen entwickeln die in mehreren Networks eingebunden werden können. Dimension2K nennt dazu explizit den Zugriff über die API auf Profil-Informationen, Informationen über Kontakte und Aktivitäten.

Um zu verstehen was dies insgesamt bedeuten kann, macht es Sinn sich den Kontext dieser Initiative von Google genauer anzusehen. Google lebt primär von Werbung. Das Erfolgsmodell von Google beruht auf der kontextsensitiven Einblendung von Werbung passend zum content auf der diese Werbung eingebunden ist. Hier liegt die Achillesferse von Google, die durch das dynamische Wachstum der Social Networks deutlich wurde.

Qualitativ gesehen ist diese Methode nur eine Zwischenlösung, weil sich die Werbung inhaltlich am Content der Website orientiert und nicht an den Interessen des Besuchers dieser Website. Ein Werbetreibender richtet seine Botschaft aber an den Besucher einer Website und nicht an die Website. Die Einblendung von Werbung entsprechend den Interessen des Besuchers ist die bessere Alternative zu Googles kontextsensitiver Werbung.

Für die qualitativ hochwertigere Methode ist es erforderlich die Interessen der Websitebesucher zu kennen. In Social Networks ist dies der Fall. Werbung in Social Networks kann damit systembedingt effizienter sein, als Googles kontextsensitive Werbung. Für Google ist es entsprechend wichtig, sich diese Methode zu erschließen. Nachdem die Erfahrungen mit Orkut nicht für den Weg über ein eigenes globales Social Network sprechen und die Alternative der Identifizierung der Internetnutzer und der Verknüpfung von Verhaltensinformationen einen extremen Aufwand erfordern würden, stellt sich Open Social als sehr geschickter strategischer Schachzug zur indirekten Erschließung der Social Neworks dar. Das Heer externer Programmierer erstellt Anwendungen für Open Social, erschließt dabei die Informationen der Social Networks und Google partizipiert über die Vermarktung der Werbeflächen in den Anwendungen an dieser qualitativ hochwertigeren Methode der Werbeeinblendung.

Wird aus Open Social damit eine win-win-Situation für alle Beteiligten?

  • Google stellt sich damit deutlich besser. Es hat einen strategischen Zugang zur effizienteren Methode der Werbung und kann damit nicht über die Social Networks in eine nachteilige Wettbewerbssituation kommen.
  • die Programmierer erschliessen sich ein deutlich größeres Ertragspotenzial für ihre Anwendungen und erhalten über die Partnerschaft mit Google einen leistungsfähigen Vermarktungspartner, der es ihnen erlaubt sich ganz auf die Kernkompetenz – Entwicklung attraktiver Anwendungen – zu konzentrieren.
  • die Betreiber der Social Networks, die immer noch überwiegend von Werbung leben oder leben werden, sehen über die eingebundenen Anwendungen auch externe Werbung in ihren Seiten, auf die sie keinen Einfluss haben und von denen sie nicht profitieren. Sie verlieren einen Teil ihrer wirtschaftlichen Grundlage. Zugleich eröffnen sie über Open Social Externen einen direkten Zugriff auf die Daten ihrer Mitglieder. Dem stehen nicht nur die Versicherungen der Betreiber gegenüber ihren Mitgliedern entgegen, sondern auch massive Eigeninteressen.
  • die Mitglieder von Social Networks erhalten über Open Social die Möglichkeit eine Vielzahl von Anwendungen nutzen zu können, ohne sich gleich bei einer Vielzahl von Anbietern dafür anmelden zu müssen und können auf diesem Weg auch mit Mitgliedern anderer Networks kommunizieren. Wie weit sich diese Offenheit auf die Mitgliederbindung zu den Social Networks auswirkt, wird eine sehr interessante Erfahrung werden. Letztlich muss man damit eben nicht mehr Mitglied in einem Social Network werden, um mit den Freunden dort zu kommunizieren. Ãœber Anwendungen kann die Notwendigkeit des Networks als Platz der Information und Kommunikation ausgehebelt werden. Letztlich würde es ausreichen, sich beim Betreiber einer zentralen Kommunikations- und Informationsanwendung anzumelden.

Während also Google und die Programmiererseite großes Interesse an der Durchsetzung von Open Social haben dürften, sieht die Situation bei den Betreibern der Social Networks nicht ganz so positiv aus. Ãœber die Schnittstelle Open Social öffnen sie nicht nur die eigenen Networks, sie geben auch Ertragspotenziale aus der Hand und erlauben, wirtschaftlich wie funktional „ausgebeint“ zu werden.

Wie sehen die Handlungsalternativen von Betreibern aus?

  1. Schotten dicht und darauf vertrauen, das diesem Thema kein langes Leben vergönnt ist? Dies Option beinhaltet das Risiko der Abwanderung von Mitgliedern, wenn attraktive Anwendungen nicht selbst angeboten werden können.
  2. Selektion und Definition der funktionalen wie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Die Einbindung von Anwendungen über Open Social an inhaltliche wie vermarktungstechnische Voraussetzungen zu binden und hier die Zusammenarbeit selektiv und entsprechend der eigenen Interessen zu gestalten, erscheint mit den geringsten Risiken verbunden zu sein.
  3. Kooperation auf der Ebene der Social Networks um den Standard so weiter zu entwickeln, das er auch den Interessen der Betreiber der Social Networks Rechnung trägt.

Solange die Betreiber noch den Zugang zu dem entscheidenden Wert – den Informationen über ihre Mitglieder – allein in den Händen haben, solange sind sie noch sehr handlungsfähig und nicht unter großem Zugzwang. Und solange Open Social nicht den Interessen der Betreiber der Social Networks ausreichend Rechnung trägt, kann dieser Schachzug von Google immer noch scheitern. Hauptleidtragender in diesem Fall wäre natürlich Google. Aus dessen Perspektive wäre eine Ablehnung von Open Social durch die wichtigsten Social Networks unerfreulicher als eine Anpassung des Standards.

2007 – Jahr der social networks in Deutschland

de.internet.com zitiert die FAZ und deren Studie von Nielsen Online zum Wachstum der Web 2.0 Unternehmen. Youtube legte international enorm zu.
In Deutschland haben StudiVZ und dessen Ableger SchülerVZ noch einmal kräftig zugelegt. Mister Wong taucht auf Platz 2 der Wachstumsrangreihe auf, während eBay in Deutschland auf sehr hohem Niveau stagniert.

T-Community und was man aus diesem Fehlschlag lernen kann

Das social network T-Community verstarb still und leise. Eine Pressemitteilung sowie der Hinweis auf der Website, das die Community zum Jahresende eingestellt wird und das war es. Den Mitgliedern wird noch der Wechsel in die Fussball-Community fussball.de angeboten. Etwas Schadenfreude mag den einen oder anderen dabei befallen haben. Immerhin fiel da nicht irgendwer auf die Nase sondern eines der größeren Unternehmens Deutschland hat Grenzen aufgezeigt bekommen.

Aber war da nicht die Erkenntnis, das man von Fehlschlägen mehr lernen kann, als von Erfolgen? Und das es klüger ist aus den Fehlschlägen anderer zu lernen, als selbst diese Fehlschläge zu produzieren? Was könnten wir also vom „Fehlschlag T-Community“ wertvolles lernen?

Das führt zur Frage, woran die T-Community letztlich gescheitert ist. Es gab und gibt sicher weniger aktuelle und attraktive Communitysites, die trotzdem noch im Markt aktiv und mehr oder weniger erfolgreich sind. Auch ein Mangel an wichtigen Features kann man nicht als Hauptursache ausmachen.

Turi2 schreibt ganz plastisch dazu „Konzerne können es einfach nicht“.

Der Corporate Media Blog zitiert dazu noch den Telekom-Sprecher, nach dessen Angabe die T-Community insgesamt nur als Test zu verstehen gewesen sei aus dem man jetzt lernen und die nötigen Schlüsse ziehen wolle.

Das Zitat von Oliver Samwer bei Turi2 zeigt einen Grund für die Misere der Telekom. Wenn ein Konzern mit diesen Ressourcen und dem Kundenpotenzial keine Community auf die Beine stellen kann, muss der Grund für das Scheitern auf der Seite der Kunden liegen. Niemand scheint in einer Community der Telekom heimisch werden zu wollen.
Wer dazu den dezenten Hinweis aus dem Hause Telekom addiert, das das alles eh nur ein Test gewesen sei, wird sich möglicherweise darin bestätigt sehen, nicht in der T-Community aktiv gewesen zu sein. Wer seine Kunden nur als Verfügungsmasse versteht, die er mal hierhin mal dorthin rangieren kann, hat vermutlich einige Zeichen der Zeit übersehen. Zumindest sollte man als Unternehmen nicht erwarten als Partner ernst genommen zu werden, wenn man seine Kunden selbst nicht wirklich ernst nimmt. Dort, wo dem Käufer nicht genügend Optionen offen stehen, wird er akzeptieren, was gemeinhin als das geringere Übel bezeichnet wird. Hat er die freie Wahl entscheidet er nach eigenem Gusto. Und da war die T-Community eben nicht die Community der Telekom-Kunden.

Auch wer seine Kunden wirklich schätzt und sich um sie kümmert, wird trotzdem nicht automatisch zum perfekten Gastgeber einer Community. Die Erwartungshaltung an eine Community und das Image und die Erfahrung mit einem Unternehmen oder einer Marke müssen nicht immer kompatibel sein, auch wenn man mit Marke / Unternehmen nur gute Erfahrungen gemacht hat. Ich bezeichne das gern als das Buchhalterphänomen. Stellen Sie sich vor, Sie haben jemanden, der Ihre Buchhaltung perfekt macht. Ein pflegeleichter Mensch, ruhig, gelassen, extrem zuverlässig und penibelst genau. Ein Juwel in seinem Metier. Aber würden Sie diesen Menschen als perfekten Begleiter für eine rauschende Party sehen?
Es reicht eben nicht, die Mittel und das Potenzial zu haben, man benötigt auch noch den einen guten Grund für die Zielgruppe mitzumachen. Und die nötige Akzeptanz als Unternehmen für eben diesen neuen Unternehmenszweck. Und wenn dann noch die Unternehmenskultur passt könnte es Sinn machen, über eine eigene Community nachzudenken. Sofern da noch Luft im Markt ist.

So gesehen kann man den Versuch als Unternehmen eine eigene Community aufzubauen auch als Stunde der Wahrheit sehen. Daran, ob König Kunde sich für Marke / Unternehmen engagiert zeigt sich nicht weniger klar, wie wichtig dem Konsumenten die eine oder andere Marke wirklich ist. Da zeigt sich schonungslos, was der Markt wirklich vom Unternehmen oder der Marke hält.

Die Zahl der großen general interest Communitys wie die Zahl der special interest Communitys ist deutlich begrenzter, als die Zahl derjenigen, die langfristig gesehen dieses Instrument für Neukundengewinnung und Kundenbindung nutzen wollen. Niemand wird zugleich in vielen Communitys aktiv sein. Und nur belebte, hochaktive Communitys sind wirklich interessant. Je später man kommt, desto härter bestraft auch hier der Markt.

Entscheidet sich der Wettbewerb zwischen den Communitys über technische Features oder über Identitäten?

Die technische Seite der Entwicklung von Communitys kennen wir. Von der Kommunikation auf der Ebene der Foren wuchs die Kommunikation über Messenger hin zum Mobiltelefon, stieg die Information über die Mitglieder durch ausgefeilte Profile und umfassende Möglichkeiten der Selbstdarstellung und findet uns jetzt wieder auf der Ebene der uploads, wo wir uns gegenseitig mit bewegten und unbewegten Bildern unterhalten und vielleicht auch beeindrucken wollen.

Bei all diesem dynamischen Wachstum an Funktionen und Leistungen geraten grundsätzliche Fragen schnell unter die Räder des Fortschritts. Unterscheiden sich Communitys durch technische Inhalte, also dadurch, was sie ihren Nutzern technisch ermöglichen oder doch eher dadurch was ihre Nutzer daraus machen?
Ist es die gemeinsam geschaffene Identität die Menschen in einer Community hält und sie nicht dem Herdentrieb folgend auf der Suche nach einem virtuellen Zuhause weiter ziehen lässt?
Wenn dem so ist, sollten wir der Gestaltung der Identität einer Community nicht gleiche Aufmerksamkeit widmen, wie der Gestaltung einer Marke? Oder sollten wir die Entwicklung dieser Identität einfach der Community an sich überlassen?

Was meinen Sie?

Letztlich stellen sich in dem Thema Community grundsätzliche Fragen, die für mein Gefühl in der täglichen Dynamik zu leicht in den Hintergrund gedrängt werden, aber das Risiko beinhalten, dem Markt mit grosser Energie in eine Sackgasse zu enteilen.

Dilemma der Dating-Sites

Wikipedia sagt uns zum Dilemma folgendes:
Ein Dilemma (griechisch δί-λημμα: „zweigliedrige Annahme“, Plural: Dilemmas oder Dilemmata), auch Zwickmühle, bezeichnet eine Situation, die zwei Wahlmöglichkeiten bietet, welche jedoch beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Es wird durch seine Ausweglosigkeit als paradox empfunden. Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein.

Das Dilemma der Dating Sites liegt in deren Geschäftsmodell: Wer Mitglied in einer Flirt-Community oder einer anders bezeichneten Dating Site wird, erhofft sich dadurch einen Partner zu finden.

  • Im Falle seines Erfolgs geht er der Dating Site als Kunde verloren.
  • Im Falle seines Misserfolgs ebenso.

Wenn das kein klassisches Dilemma ist.

Unddu.de?

Da kam jemand auf die Idee, zwei große Kundengruppen – die Nutzer der Mailaccounts von web.de und gmx in einem social network zu vereinen. Vielleicht zur Kundenbindung, um etwas mehr aus diesen Potenzialen zu erwirtschaften oder was auch immer der Sinn dieses Projekts war.

Nach 18 Monaten ging das Projekt online. Und man konnte sich mit seinen Zugangsdaten von web.de oder gmx einloggen und ein Profil anlegen. Wie diese Restriktion des Zugangs auch aufgefasst werden konnte zeigt dieser kurze Beitrag.

Was aber ist, wenn ich mich jetzt trotzdem mit meinen Zugangsdaten meines Mailaccounts von web.de bei unddu.de einlogge? Das klappt übrigens ganz wunderbar. Dann bin ich so nett und gebe meine Zugangsdaten meines Mailaccounts weiter, könnte ich jetzt denken. So was hat etwas von worst case, meinen Sie? Nicht wirklich. Die Daten aller gmx und web.de accounts sind doch schon in der Datenband von unddu.de hinterlegt. Müssen sie ja, sonst würde das nicht klappen.

Interessant. Da bin ich jetzt als gmx – Kunde automatisch Teil eines neuen Projekts geworden. Einfach so. Ohne das ich erst mal gefragt wurde. Zumindest kann ich mich daran nicht erinnern.

Und damit ich es recht bequem habe, war man bei gmx gleich so frei meine Zugangsdaten zu meinem Webmailaccount bei gmx in das Projekt mit einzubringen. Ist das nicht wirklich kundenfreundlich? Bleibt ja alles in der großen 1und1 Familie. Und wenn die morgen ein gemeinsames Projekt mit ALDI, Springer, ARAL oder der BAHN hochziehen, bin ich auch wieder sofort am Start dabei. Mit meinen Zugangsdaten versteht sich. Das wäre doch mal ein netter Slogan: „Wir bringen Sie immer in die Poolposition.“ Ãœberall. Und egal ob Sie überhaupt dabei sein wollen. Eben Unddu.de.

Erst jetzt verstehe ich den Namen dieses social networks erst richtig. Er erinnert mich spontan an meine Militärzeit. Als mein wertgeschätzter Feldwebel seinen prüfenden Blick über den angetretenen Haufen Rekruten warf und auswählte. „Du – Du und Du. Mitkommen.“

So gesehen wurde ich tatsächlich wieder ausgewählt. Wie in alten Zeiten.

Rühren und wegtreten.

Facebook entwickelt neues advertising system – eine Herausforderung für Adsense?.

Das Wallstreet Journal informiert am 23. des Monats darüber, das Facebook in aller Stille an einem neuen System für die Einblendung von Werbung arbeitet. Die Innovation dahinter ist eigentlich sehr simpel. Facebook will die Werbung nach den Interessen und Informationen seiner Mitglieder selektiert einblenden. Das Mitglied erhält also bevorzugt Werbung eingeblendet, die ihn aktuell interessiert oder aufgrund seiner Interessenlagen interessieren könnte.

Das klingt ein bißchen nach der Neuerfindung von Googles Adsense? Nicht ganz. Google analysiert die Website auf der die Werbung eingeblendet wird und sucht die passende Werbung nach den Inhalten der entsprechenden Website aus. Facebooks Ansatz ist nicht die Website sondern der Betrachter der Website. Facebook analysiert den Besucher der Website und zeigt ihm die für seine Interessen und Situation passende Werbung.

Der Unterschied ist einfach aber gravierend. Google orientiert sich an den Inhalten der Webseite, auf der die Werbung eingeblendet wird und spekuliert darauf, das der Besucher durch seinen Besuch der Website ähnliche Interessen hat und damit die nach den Inhalten der Webseite ausgewählte Werbung den Besucher ebenfalls anspricht. Facebook hat so viele Informationen über den Besucher das es in der Lage ist, Werbung ohne diesen Umweg direkt nach den individuellen Interessen einblenden zu können. In diesem Systemvergleich hat Facebook – systembedingt – die Nase vorn. Facebook erhält von seinen Mitgliedern direkt oder über deren Sitenutzung so viele Informationen das Google hier zwangsläufig hinterher hinkt. Wer spekuliert, das Google damit zurückfällt, könnte sich zu früh freuen.

Auch bei Google ist man sich dieses strategischen Nachteils bewußt. Letztendlich ist das sammeln und auswerten von Informationen die Stärke von Google. Der augenblickliche Nachteil von Google liegt in der Informationszuordnung zu einer Person. Über die Nutzung der eigenen Suchmaschine sowie über die per Adsense verbundenen Websites lassen sich reichlich Daten für ein stetig präziser werdendes Profiling sammeln. Letztlich würde dieses Profil Google genau das gleiche ermöglichen, was Facebook derzeit für die eigenen Mitglieder plant. Nur eben nicht nur bezogen auf eine eigene Community sondern auf die gesamte Internetnutzerschaft.

Bis ein solches System zufriedenstellend läuft, dauert es sicher noch einige Zeit. Bis dato könnte sich Facebook einen kleinen, zeitlich begrenzten Wettbewerbsvorteil bei der Vermarktung der eigenen Community erarbeitet haben. Interessant, was die Umsetzung des Community know hows betrifft. Für Google statt einer ernsten Herausforderung eher ein dezenter Hinweis nicht zu lange mit der Weiterentwicklung von Adsense zu warten.

Der Personaler und web2.0

Eigentlich ist es nur eine kleine Annekdote, aber sie nicht nur wahr, sie ist auch zu treffend um sie ungenutzt zu lassen. Schließlich zeigt sie, wie Communitys auch funktionieren.

Ich bin Mitglied bei Xing – früher openBC. In einem der vielen Foren ging es unter anderem auch um neue Jobs und ein headhunter listete auf, was für tolle Jobs er im Angebot hatte.

Die ersten Reaktionen darauf waren freundliche Begrüssungen anderer Mitglieder, die sich bereits einmal auf eine der vielen tollen Jobs beworben hatten und bislang nichts mehr von diesem headhunter gehört hatten. Nichts mehr bedeutete, das sie nicht einmal eine Absage erhalten hatten.

Sicher lag es nicht in der Absicht des headhunters sich bei den IT-Spezialisten dieses Forums als „Luftnummer“ zu profilieren. Vermutlich wollte er sich als das Gegenteil ins Gespräch bringen. Sein Problem war einfach nicht daran zu denken, das er in dieser grossen Community einige Menschen finden würde, die mit seinem Verhalten nicht ganz einverstanden waren und seinen Eintrag dazu nutzten, ihn für alle anderen Leser sichtbar daraufhin anzusprechen.

Communitys beinhalten mehr oder weniger zwangsläufig das Risiko, mit eigenen Fehlern konfrontiert zu werden. Natürlich macht jeder Mensch Fehler. Die eigenen Fehler einfach zu ignorieren und darauf angesprochen keine akzeptable Stellung zu beziehen kann man eigentlich nur durch einen rüden Gegenangriff toppen.

Communitys geben jedem einzelnen Mitglied eine Plattform und können dadurch Anbieter durchaus „zur Rechenschaft“ zwingen. Wer bislang gewohnt war Kritik einfach zu ignorieren oder auszusitzen wird jetzt zumindest damit rechnen müssen, das der Preis dieses Handelns ein deutlich höherer sein wird.  Dies bedeuted nicht, das nun jedes Unternehmen und jede Person schutzlos unbegründeten Vorwürfen ausgesetzt wird. Es lässt sich sehr wohl beobachten, das die Mitglieder einer Community hier unterscheiden können. Und das sie andere Mitglieder, die deutlich über das Ziel hinausschießen zur Ordnung rufen.

Wie verändern Communitys Märkte? Die neue Wirtschaftlichkeit.

Communitys die auf Volunteers aufbauen können geniessen nachhaltige wirtschaftliche Wettbewerbsvorteile die sie als strategische Waffe einsetzen können.

  • Zum Beispiel in dem sie personal-intensive Leistungen kostenlos oder günstiger anbieten können.
  • Oder indem sie auf dieser Basis neue Geschäftsmodelle umsetzen können.

Wir erinnern uns an die ewige Diskussion über das Problem der Schwarzarbeit für die Bauwirtschaft. Da wird jenseits der Sozialsysteme Leistung erbracht, entsprechend günstiger angeboten und möglicherweise der eine oder andere Anbieter aus dem Markt gedrängt.

Was hat das mit Communitys und Volunteers zu tun? Die neue Wirtschaftlichkeit die sich ein wirtschaftlich aktives Unternehmen über den Einsatz von Volunteers erschließt, geht eben weit über den Vorteil aus der Schattenwirtschaft der Schwarzarbeit hinaus. Volunteers arbeiten komplett entgeltfrei. Damit ermöglichen sie es Communitys auch umfassende und hochwertige Leistungen komplett kostenlos anzubieten und nur über Werbung zu finanzieren. Ein Unternehmen, das als Community nicht auf Volunteers aufbauen kann, aber mit volunteerbasierten Geschäftsmodellen konkurrieren muß, startet mit einem strategischen Kostennachteil.

Diese neue Form von Wirtschaftlichkeit hat das Potenzial Branchen und deren Marketing zu verändern. Stellen Sie sich einfach vor, Ihr Unternehmen hätte die Notwendigkeit einer Community erkannt und plant deren Aufbau. Im Markt befindet sich eine weitere Community die volunteerbasiert ist und hochwertige Leistungen durch den Einsatz von Volunteers kostenlos anbieten kann, die in Ihrem Unternehmen teuer produziert werden müssen. In dem Fall wird das Communityprojekt Ihres Unternehmens schnell zu einem festen Kostenblock.

Wenn Ihnen das zu theoretisch klingt, werfen Sie doch einen Blick in die Strukturen der AARP. Dort sind sogar die Mitglieder des Boards ehrenamtlich aktiv. Einem sehr, sehr kleinen Stamm an bezahlten Mitarbeitern steht eine kleine Armee qualifizierter, berufserfahrener und motivierter Ehrenamtlicher gegenüber, die es dieser Organisation erlaubt, in jeder grösseren Stadt der USA Büros mit einem breiten Leistungsspektrum für die eigenen Mitglieder zu unterhalten. Und da diese Mitglieder auch noch Mitgliedsgebühren bezahlen, steht dem „Unternehmen“ AARP ein Milliardenbudget zur Verfügung.

Bislang kennen wir die Arbeit mit Volunteerstrukturen nur aus dem Vereinsleben. Für Wirtschaftsunternehmen ist dieses Thema neu. Die AARP hat hier mit dem ADAC eine Gemeinsamkeit. Beide stammen aus einer anderen Zeit. Und beide sind als Vereine gegründet und dürfen eigentlich keinen Profit machen. Diese Schranke bremst Unternehmen, die eben keine Vereine sind, aber trotzdem auf Volunteerarbeit aufbauen, nicht mehr.

Natürlich ist dies nicht das Ende des klassischen Unternehmens mit bezahlten Arbeitsplätzen. Es ist nur ein ungleicher Wettbewerb. Wer nicht in gleichem Maß auf Volunteers aufbauen kann, muß eben auf Dauer mehr Geld in die Hand nehmen um vergleichbare Wirkung zu erzielen. Oder in seiner Leistung um so viel besser sein, wie er teurer sein muß.

Wie verändern Communitys Märkte? Die Medienlandschaft

Communitys sind keine Medienunternehmen. Sie sind neben vielem anderen auch Marktzugänge mit eigenen strategischen Interessen. In einer Zeit in der Printmedien insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunehmend an Boden verlieren, in der Radio und jetzt auch TV in der Nutzung vom Internet überholt werden, gewinnt das Thema Community auch für den Medienbereich besonders an Bedeutung.

Weil das Zeitbudget für den Konsum von Medien nicht im gleichen Maß wie die Medienlandschaft wächst. Wenn ein komplett neues Medien hinzukommt, leiden naturgemäß die bestehenden Medien darunter. Nun ist das Internet nicht nur ein weiteres Medium. Es ist zudem auch ein Medium, das die Beteiligung des Empfängers ermöglicht. Wer dies unterschätzt und auch im Internet in alter Manier kommuniziert, wird bald mit Liebesentzug bestraft. Wer als Unternehmen die eigenen Kunden aus einer echten – zweigleisigen – Kommunikation ausschließt, sollte sich nicht wundern, wenn diese nicht mehr mit diesem Unternehmen kommunizieren und sich lieber andersweitig informieren und bedienen.

KWICK! bietet für die mediale Chance der Communitys ein interessantes Beispiel. Ursprünglich war das Projekt ein Internetmagazin für die Region Stuttgart. Aus Ressourcengründen – und hier ist insbesondere der Aufwand an Redaktion und Contentproduktion zu nennen – wurde eine Community daraus. Als Community wiederum ist KWICK! so erfolgreich, das für und von der Community jetzt ein eigenes Onlinemagazin produziert werden kann. Das jetzt – weil es auf der Basis einer großen und kommunikativen Community von und für dies prodziert wird – auf Anhieb nach Page Impressions in der Nähe der Onlineausgaben etablierter Zielgruppenmedien aus dem Printbereich gestartet ist.
Communitys können also die Medienlandschaft bereichern und beeinflussen in dem sie neue Medien schaffen und alte durch Wettbewerbsdruck verändern. Ihr Vorteil dabei ist, das die Leserschaft gleichsam Teil des Projektes ist, das jeweilige Medium eben nicht von außen an die Leser herangetragen wird sondern direkt aus ihrer Mitte – und von ihnen getragen und produziert – entsteht.

Googles Unified Social Network

Auf Golem las ich gerade von Googles Plan des Unified Social Networks. Damit werden Kontakte und Inhalte von mehreren Social Networks zusammengefasst, damit der User sie übersichtlich von einem Punkt aus – via Google versteht sich – bedienen kann. Und damit immer auf dem laufenden ist, was sich in den verschiedenen Netzwerken tut, in denen er angemeldet ist.
Da zeigt sich wieder mal, wie smart Google ist. Statt nach seinem nicht ganz glücklichen Versuch mit Orkut noch mal eine eigene Community aufzubauen, macht es aus Googles Sicht mehr Sinn, die bestehenden Communitys anzuzapfen um so von deren know how und Kundenprofilen zu profitieren.

Damit das nicht zu offensichtlich ist, verpackt man diese Massnahme in ein nützliches Tool und indem man alle wichtigen Communitys über ein Tool vernetzt, gibt Google dem User die Übersicht über seine Kommunikation und seine sozialen Beziehungen in den einzelnen Communitys. Damit hätte Google quasi über Nacht die grösste Community aus dem Hut gezaubert und könnte auf eine genial einfache Weise auf das Wissen über die Mitglieder der jeweiligen Community zurückgreifen, weil ihm ja die Profile und das Verhalten aller Mitglieder offen ständen. Ein Wettbewerbsvorsprung den der Wettbewerb schwerlich so schnell nachvollziehen kann. Google könnte damit die qualitativ bessere weil präzisere und wirtschaftlich erfolgreichere Werbung im Internet anbieten.

Wenn die Communitys da mitspielen.

Je nachdem wie das Tool gestaltet ist, muss der Besuch der Community eigentlich nicht mehr nötig sein um direkt an ihr teilzunehmen. Schlecht für alle werbefinanzierten social networks. Und wer Beiträge nehmen will, steht dann – im direkten Vergleich – noch schlechter da. Auch wenn Googles Unified Social Network gar nicht so weit gehen wird, schwebt diese Möglichkeit als Damoklesschwert von da an über den social networks.  Sobald die Mitglieder sich erst einmal daran gewöhnt haben, ihre Kommunikation in ihren networks über ein Google Tool abzuwickeln, kann dieses Tool leicht erweitert werden. Die Inhalte der Profile, die sozialen Beziehungen, all das liesse sich möglicherweise ja schon mal duplizieren, so daß das Mitglied in seinem Datenbestand und damit in seinem sozialen Netzwerk bleibt, auch wenn dieses jetzt bei Google deponiert ist. Natürlich stehen dem Urheber-, Namens- und Designrechte entgegen, aber wie Google damit umzugehen bereit ist, zeigt sich ja an Youtube und an der Idee alle Bücher unabhängig von den bestehenden Rechten zu digitalisieren und ins Netz zu stellen. Ein simpler Passus bei den Nutzungsbedingungen von Googles Unified Social Network könnte dafür ausreichen, das das Mitglied einer Community mit der Nutzung des Tools auch bereit ist, sein Profil und seine Communitydaten zugleich bei Google zu deponieren.

Letztendlich liegt es an den Communitys, ob sie dieses mögliche trojanische Pferd in ihre Community einziehen lassen.

War der Wahlspruch von Google nicht mal „Don’t be evil“?

Das Potenzial und die Qualität von Googles Unified Social Network zeigt, das man bei Google mit diesem Schachzug nicht mehr all zu weit davon entfernt ist, das „Don’t“ ersatzlos zu streichen.

Beliebte Irrtümer 3: Communitys sind Seifenblasen ohne wirtschaftlichen Wert

Dieser Irrtum ist einfach zu widerlegen. Sie müssen dafür nicht Rupert Murdoch fragen. Der Mann ist alles andere als ein verträumter Romantiker, der sich in verspielten Projekten tummelt. Der Kauf von MySpace für mehr als eine halbe Milliarde Dollar hat sich für ihn schon gerechnet. Das Geld kommt allein über den Deal mit Google wieder rein. Googles Kauf von YouTube für 1,6 Milliarden $ klingt da schon spekulativer. Und die Übernahme von Doubleclick für mehr als 3 Milliarden $ zeigt auch das es sich nicht mehr um die Spielwiesen von Studys handelt. Wobei für die Spielwiese StudiVZ auch gute 80 Millionen bezahlt wurden.

Okay, es wird viel bezahlt. Aber wird damit auch viel verdient werden, mögen Sie sich jetzt fragen. Es wird. Nicht von jedem. Und nicht immer gleich ganz dicke Summen, aber letztendlich erklärt sich der ganze Hype wenn Sie ein paar Begriffe austauschen selbst.

Streichen Sie einfach mal das Wort Community und ersetzen es als Markt. Communitys sind nichts anderes als Märkte. Mit einem permanenten wie extrem wirtschaftlichen Zugang, mit einer intensiven Kenntnis der potentiellen Kunden.

Oder mit anderen Worten. Mit einer Community haben Sie ein Stück Marktzugang exclusiv. Mit besseren Kommunikationstools als in jedem anderen Instrument. Mit eingebauter Marktforschung. Mit permanenter Kundenbindung. Mit höherer Wirtschaftlichkeit und automatisierten Prozessen. Und der Chance auch an Produkten und Kommunikation anderer Anbieter zu partizipieren.

Oder sie haben diese Chance eben nicht. Und müssen dafür um so mehr investieren um diesen Nachteil wenigstens teilweise ausgleichen zu können.

Wilfried Schock

Community allerorten. Mogelpackungen inklusive

Wer sich wie ich berufsbedingt mit Communitys beschäftigt, wird es kennen. Das Stöhnen bei jeder Pressemitteilung über die neue und künftig marktführende Community. Nein, nicht noch eine. Oder das Augen rollen, beim Besuch einer neuen Community, die aus wenig mehr als einem schlichten Forum besteht, das mehr oder weniger sporadisch befüllt wird.

Nein, ich übertreibe nicht. Und es sind auch nicht nur die Klitschen um die Ecke, die das Etikett Community auf irgend eine Website aufklatschen, weil es hipp klingt und man damit möglicherweise besser wahrgenommen wird.

Heute habe ich zum Beispiel ein Communitybaby von Lycos besucht und mich angemeldet. Wenn wir davon ausgehen, das Design Geschmackssache ist, bleibt immer noch das merkwürdige Gefühl übrig, das man in dieser Community einfach nur Mails verschicken und empfangen kann, sowie Daten mit anderen Menschen austauschen. Natürlich sind wir alle irgendwo Community. Die der Internetnutzer. Die der Sandalenträger. Die der Erdbewohner. Und natürlich auch die der Lycosbenutzer. Und Lycos macht keine halben Sachen. Da hat man nun schon mal eine Community, also verbreitet man diese auch quer durch europäische und amerikanische Lande. Es ist ja egal was wirklich drin ist, solange nur Community drauf steht, wird sich irgendwer anmelden. Menschen wie ich zum Beispiel, die das aus professioneller Neugier ab und an zu tun gezwungen sind.

Bevor ich hier mit allzu negativem ende, jetzt die gute Nachricht. Es gibt auch hier Hoffnung. Wer auf dem Portal Lycos surft, findet diese Community nicht. Da sag einer, das sich Lycos nicht um seine User sorgt. Diese Community wird einem dort dankbarer Weise erspart. Das ist jetzt wirklich mal ein Grund zu jubilieren. Wenn Jubii als Community kein Anlass zur Freude bereitet, dann eben der Umgang von Lycos mit diesem neuen Baby. Wird wohl ein Waisenkind werden.

Beliebte Irrtümer 2: Communitys sind keine Jugendveranstaltung

Es liegt wohl an der Häufigkeit, mit der Communitys für Jugendliche gegründet und promotet werden, das wir sie als „Jugendveranstaltung“ verstehen. Wobei MySpace als das globale Aushängeschild der Communitys eher einem selbstverstandenen Jugendkult frönt als eine Jugendcommunity zu sein. Eine Community wird auf das getrimmt, was man selbst als cool und jugendlich versteht. Aber das ist ein anderes Thema und MySpace ist fraglich erfolgreich, auch wenn der Lack derzeit zu bröckeln beginnt.

Ein hübsches Beispiel dafür, das Communitys eben keine Jugendveranstaltung sind, findet sich in der AARP. Zu besichtigen unter aarp.org. Jeder zweite US-Bürger ab 50 ist dort zahlendes Mitglied. Die AARP nimmt mehr als eine Millarde US $ an Beiträgen und Gebühren ein und wurde 1957 gegründet. Drei grosse US Printmagazine mit Auflagen jenseits der 20 Millionen sind die ursprüngliche Kommunikationsleistung der AARP. Heute ist man ausgesprochen internetaffin.

Weitere, nicht weniger eindrucksvolle Beispiele für die Behauptung, das Communitys keine Veranstaltung für die Kids sind, liefert der US Präsidentschaftswahlkampf. Besuchen Sie die Sites der Kandidaten. Sie werden keine finden, die nicht teilweise eine Communitysite ist. Obama Barrack stützt seinen Wahlkampf komplett auf das Instrument Community. Letztendlich hat kein Kandidat eine Chance auf das mächtigste Amt der USA – und wohl auch weltweit – ohne die Unterstützung einer gut funktionierenden Community vertrauen kann.

Bedarf es weiterer Belege dafür, das das Thema Community ein sehr erwachsenes ist? Ich denke nicht.

Wilfried Schock

Beliebte Irrtümer 1: Communitys sind Kinder des Internets

Eines der hartnäckigsten Irrtümer zum Thema Community ist sie als Kinder des Internets und damit vor allem als virtuelle Gebilde zu sehen.
Dieser Irrtum ist mehr als verständlich. Letztlich steht der Begriff der Community meist im Zusammenhang mit Web-Communitys in den Medien.

Das es zuvor auch schon Communitys gab, ist weniger bekannt, weil diese Gebilde auch als Ausnahmen gehandelt werden. Communitys sind durch das Internet lediglich in eine andere Wirtschaftlichkeit und damit auch Realisierbarkeit katapultiert worden. Wie andere Strukturen übrigens auch. Durch die neue Wirtschaftlichkeit schiessen sie aus dem Boden wie die Pilze. Ohne die wirtschaftlichen Vorteile des Internets für die Kommunikation wären Communitys auf Print und Telefon, auf Mailings und TV angewiesen und die meisten Geschäftsmodelle für Communitys unter diesen Umständen nicht realisierbar. Nicht zuletzt gäbe es auch keine Investoren, die in Communitys Risikokapital pumpen würden.

Frühe Formen der Communitys waren von einer spärlichen Form der Kommunikation zwischen den Mitgliedern geprägt. Weil es dafür die passenden Tools nicht gab. Dafür war die reale Orientierung deutlich höher. Weil der virtuelle Raum noch nicht existierte.

Vereine zum Beispiel sind nicht anderes als Communitys. Menschen arbeiten zusammen, tauschen sich aus, lernen voneinander und verfolgen ein gemeinsames Ziel, finden eine gemeinsame Identität.

Betrachten wir den ADAC als Beispiel für diese frühe Form erkennen wir auch, worin die Schwachstellen solcher Organisationen liegen, wenn sie die Chancen des Internets nicht schnell verstehen. Sie wirken versteinert im Selbstverständnis der eigenen Unsterblichkeit. Dies wird sich frühestens dann ändern, wenn das Geschäftsmodell des ADAC von aggressiveren und kommunikativeren Alternativen unter Druck gesetzt wird. Die Zeit dafür wäre reif. Die Strukturen dafür sind zumindest vorhanden. Wie heftig ehemalige Monopolisten unter Druck geraten können, zeigt uns das Beispiel der Telekom.

Wilfried Schock

Artenvielfalt

Wenn wir von Communitys sprechen, sprechen wir all zu oft nicht wirklich vom gleichen Inhalt. Wikipedia liefert zwar eine Definition dessen was aktuell als Community verstanden wird, aber die wird in der Praxis eher selten als Messlatte für die Verwendung dieses Begriffs verstanden.

Die Artenvielfalt in der uns das junge Pflänzchen Community begegnet ist zumindest schon mal beachtlich und lässt auf eine kräftige Ausbreitung hoffen.

Wir kennen Expertencommunitys. Hier klärt der Begriff den Inhalt.

Online Communitys oder virtuelle Communitys sind als Begriff ebenfalls häufig anzutreffen. Beiden Begriffen ist zumindest gemeinsam, das sie ausschliesslich im virtuellen Raum stattfinden, also auf das Internet begrenzt sind.

Special Interest Communitys treten ebenfalls zunehmend häufiger in Erscheinung. Diese Gattung erkennt man wie der Begriff schon sagt, das sie rund um ein bestimmtes Thema herum entstanden sind und sich auch ganz überwiegend damit befassen. Eigentlich können Special Interest Communitys sowohl Online Communitys als auch reale Communitys sein.

Reale Communitys oder Offline Communitys erkennt man daran, das sie sich vor allem auf Aktivitäten ausserhalb des virtuellen Raumes konzentrieren. Sie suchen ihre Verankerung im realen Leben ihrer Mitglieder.

Wenn es Special Interest Communitys gibt, sollte es auch General Interest Communitys geben. Im Gegensatz zu den Spezialisten widmen sich die Generalisten einer breiten Vielzahl an Themen- und Interessengebieten.

Damit nicht genug, fügen wir der Kategorisierung der Communitys eine weitere Dimension hinzu. Independent Communitys zeichnen sich dadurch aus, das sie unabhängig sind – wie der Name schon sagt – und damit Selbstzweck. Mit anderen Worten, diese Communitys dienen keinem externen Zweck.

Das Gegenteil von Independent Communitys sind Branded Communitys. Darunter fasst man alle Communitys zusammen, die einem Marken- oder Unternehmenszweck dienen. Sei es als Community aller Harley Biker oder als Freunde amerikanischer Limonade, hier dreht sich alles um die Marke und was man daraus macht oder davon hat.

Falls Ihnen das Thema noch nicht komplex genug ist, füge ich sicherheitshalber noch den Terminus Social Network bei. Darunter werden Communitys subsummiert, die sich als soziale Netzwerke verstehen.

Für die ganz peniblen bleibt noch die feingliedrige Unterscheidung zwischen Social Network und Social Network Tool. Letzteres sieht zwar genauso aus wie das Social Network, ist aber eigentlich nur ein Werkzeug um eine Community aufzubauen und zu betreiben.

Wilfried Schock

Mitgliederintegration

Heute hier, morgen dort, übermorgen fort. Die Gefahr droht jeder Community, der es nicht gelingt ihre Mitglieder fester an sich zu binden. Als Marketingpartner, der darüber nachdenkt eine Community für die eigene Kundenbindung zu nutzen, ist es sicher nicht uninteressant zu erkennen, wie weit diese Community in der Lage ist, die eigenen Mitglieder an sich zu binden.

Woran aber erkennt man, ob eine Community in der Lage ist ihre Mitglieder an sich zu binden?

Das hängt nicht zuletzt auch von der Art der Community ab. Nehmen wir zum Beispiel eine klassische General Interest Community. Da geht es thematisch um alles und um nichts.

  • Wenn ich als Mitglied alle zwei Monate mal vorbeisehe, bin ich eher nicht wirklich in das aktuelle Leben integriert.
  • Wenn ich als Mitglied täglich zweimal reinsehe und aktiv bin, lebe ich faktisch in dieser Community.

Wenn ich eine General Interest Community als Teil meines sozialen Netwerks sehe, diese Community also nutze um meine sozialen Kontakte zu pflegen, sollte ich schon etwas öfter als einmal im Monat reinblinzeln. Oder ich nutze diese Community eben nicht wirklich zu diesem Zweck. Natürlich könnte es auch sein, das ich ganz allgemein keine intensiveren sozialen Kontakte pflege, dann wäre das monatliche reinblinzeln für mich schon beachtlich.

Für den potenziellen Marketingpartner – der weiss, welche Menschen er über eine Community ansprechen und möglicherweise auch in der Kundenbindung fester an Marke oder Unternehmen binden will – fällt es leichter, eine Community als Partner einzuschätzen, wenn ihm entsprechende Informationen – wie z.B. Anzahl der täglichen Logins, Sitzungsdauer – zur Verfügung gestellt werden. Wenn dies nicht der Fall ist, kann man sich auch seinen Gedanken darüber machen.

Wilfried Schock

Volunteers

Gibt man in Wikipedia den Begriff Volunteer ein, landet man direkt beim deutschen Ehrenamt. Eigentlich war der Begriff Ehrenamt nur für wirkliche Ämter vorbehalten, die man ehrenhalber unentgeltlich ausfüllte. Seit einigen Jahren versteht sich Ehrenamt nach Wikipedia generell als unentgeltliches Handeln im gemeinnützigen Bereich und heißt zunehmend auch „Freiwilligenarbeit“, „bürgerschaftliches Engagement“ oder „zivilgesellschaftliches Engagement“.

Im Zusammenhang mit Communitys begegnen wir Volunteers in Form von freiwillig und unentgeltlich am Aufbau und Betrieb der Community mitarbeitenden Mitgliedern.

Communitys, die auf Volunteers zurückgreifen können, haben wirtschaftliche Vorteile gegenüber Communitys, die dies nicht können. Die Arbeit mit Ehrenamtlichen erfordert demgegenüber allerdings auch mehr an Aufmerksam und Betreuung, als die Arbeit mit festangestellten, eingearbeiteten und planbaren, vor allem aber weisungsgebundenen Mitarbeitern.

Letztendlich ist es eine Frage des Selbstverständnisses, des Budgets und der Fähigkeit des Communitybetreiber, ob Volunteers einen Teil der Aufgaben innerhalb einer Community übernehmen. Mit Hilfe von Volunteers lassen sich allerdings Geschäftsmodelle realisieren, die ansonsten eher an wirtschaftlichen Gegebenheiten scheitern würden. Oder eine Community gewinnt mit dem Einsatz von Volunteers einen deutliche grösseren wirtschaftlichen Spielraum, der es zum Beispiel ermöglicht bestimmte – oder alle – Leistungen kostenlos anbieten zu können.

Eine kommerzielle Community oder die Communty einer Marke kann es naturgemäss schwerer haben, auf die Unterstützung durch Volunteers aufzubauen, als eine Communty, die reiner Selbstzweck ist. Natürlich ist es nicht unmöglich eine Markencommunity mit Unterstützung von Volunteers zu betreiben. Es ist dabei allerdings zu berücksichtigen, das die Arbeit mit Volunteers etwas grundsätzlich anderes ist, als die Arbeit mit angestellten Mitarbeitern. Und das Volunteers als Gegenleistung für ihre Mitarbeit erwarten, das ihre Vorstellung von der Communty berücksichtigt wird.

Grundsätzlich ist zu beachten, das der Einsatz von Volunteers Geschäftsmodelle ermöglicht, deren Wirtschaftlichkeit ohne Volunteers nicht gegeben ist. Mit anderen Worten – Communitys die auf umfangreiche Leistungen ihrer Volunteers aufbauen können, haben einen wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil, der es ihnen erlauben kann, vergleichbare oder gleiche Leistungen in einer anderen Preisklasse oder komplett kostenlos anzubieten.

Wilfried Schock

dead or alive?

Stand diese Alternative früher nicht auf Steckbriefen? Egal, auch wenn es im Communityhype 2.0 ein wenig nach Wildwest aussieht, geht es diesmal nicht um eine Fahndung nach Bösewichtern sondern lediglich darum ob eine Community nicht nur aus mehr oder weniger schönem Schein besteht.

Wir reden davon ob eine Community lebendig und aktiv ist, oder ob sie sich auf dem absteigenden Ast befindet und real nur noch ein Schatten dessen ist, was sie darzustellen versucht.

Für das Marketing geht es letztendlich darum ob man in den Kontakt zu Karteileichen investiert oder eher in eine hochaktive Gemeinschaft. Natürlich – Werbung wird immer noch per view oder click abgerechnet, aber die reine Werbebotschaft ist in Sachen Community eben nur eine Seite der Medaille. Schliesslich schätzen wir Communitys eben nicht nur als Plattform für Webebotschaften sondern auch wegen ihrer Fähigkeit in den Feldern Kundenbindung und Neukundengewinnung. Und da ist es nicht ganz unerheblich ob eine Community hochaktiv ist oder einem sanften Dämmerzustand entgegenschwebt.

Da auch jeder Euro nur einmal investiert werden kann, sollte er nun mal dort investiert werden, wo die Gesamtwirkung am vielversprechendsten ist.

Woran aber erkennt man, ob eine Community wirklich aktiv ist?

An der Nutzung, lautet die einfache Anwort, auf eine gar nicht so einfache Frage. An der Nutzung im Verhältnis zum Potenzial bestehend aus den Mitgliederprofilen, um ganz genau zu sein. Dazu sollten Sie einfach die Zahl der Mitglieder einer Community kennen und sie mit der Anzahl der zeitgleich aktiven Mitglieder vergleichen. Möglichst über einen oder mehrere Tage und im Vergleich der Alternativen, die Sie überprüfen wollen.

Das klingt jetzt komplizierter und ist doch einfacher. Sie haben die Angaben von Community A und von Community B. Dann vergleichen Sie einfach wieviele Mitglieder in % zum Bestand sagen wir um 15.00 Uhr bei beiden Communities online sind und wieviele beispielsweise um 19.00 Uhr. Und das praktischerweise an unterschiedlichen Wochentagen. Dann bekommen Sie sehr schnell ein Gefühl dafür womit Sie es in diesen beiden Fällen wirklich zu tun haben.

Das beliebte Kriterium Seitenabrufe oder Page Impressions verliert mit der Nutzung von Ajaxx zunehmend an Bedeutung. Durch Ajaxx werden in einer bestehenden Seite eben nur Inhalte aktualisiert oder individuell ergänzt, ohne das dadurch ein komplett neuer Seitenabruf entsteht. Die Nutzung in Form von Seitenabrufen wird damit zunehmend ungenauer.

Wilfried Schock

Community Manager

Ein neues Berufsbild zeichnet sich ab. Der Community Manager tritt als Mischung aus Redakteur, Content Manager, Developer und Coach an um mit subtilen Mitteln eine Community ins Leben zu rufen und aktiv zu halten. Des weiteren geht es auch darum, geeigneten Content zu finden, Mitglieder zu aktivieren und zu animieren. Das dabei – je nach Zielsetzung – auch die „richtigen'“ Themen ins rechte Licht gerückt werden sollen, hängt zumindest bei Brand Communitys mit dem Zweck der Veranstaltung zusammen. In einigen aufschlussreichen Stellenanzeigen wird der Community auch als Agent der Marke in externen Communitys aktiv, tritt dort mehr oder weniger deutlich als deren Vertreter auf und dient als Ansprechpartner, Contentlieferant und Meinungsbilder.

Letztendlich ist die Funktion des Community Managers nicht ohne Logik. Wenn Marken und deren Images den Unternehmen zunehmend aus der Hand gleiten und die Meinung darüber sich in Communitys bildet, macht es Sinn auf diese Meinungsbildung direkt Einfluss zu nehmen. Nichts anderes versucht ja Werbung.

Ob sich eine Community managen lässt und ob dies durch einen vorgegebenen Vertreter eines Unternehmens der Fall ist, wird sich immer erst im Einzelfall erweisen. Das Terrain auf dem sich ein Community Manager bewegt ist zumindest kein einfaches. Die Community ist nun mal ein flüchtiges Wesen. Fühlt sie sich missbraucht oder missverstanden, straft sie mit Missachtung und – noch schlimmer – mit publizierter Kritik. Sei es in der Community, in der dies der Fall ist, sei es an ganz anderer Stelle.

Das sich Unternehmen mit Communitys auseinandersetzen, ist in Ordnung wie sinnvoll. Ob der Community Manager in vielen Fällen nichts anderes ist als ein PR-Vertreter mit spezieller Ausrichtung, wird sich auch wieder im Einzelfall erweisen.

Brand Communitys – nah am Fehlgriff gebaut.

Eigentlich ist nichts zwangsläufiger und verständlicher, als das sich Freunde einer guten Marke an dieser Gemeinsamkeit erkennen wollen und sich darin bestätigen. Drückt man dadurch das man sich bekennt nicht zuletzt auch aus, das man sich auskennt, möglicherweise einen bestimmten Status in Anspruch nimmt, sich zumindest aber in seiner individuellen Kennerschaft als Teil einer Gruppe fühlt? Schon haben wir die Basis einer stabilen Community, könnte man damit meinen.

Natürlich ist nicht jeder dessen Schlüsselbund auf dem Kneipentresen von einem plakativen Anhänger einer Sportwagenmarke mehr oder weniger geziert wird, gleich der perfekte Markenbotschafter. Fan ist er auf jeden Fall, egal was er tatsächlich für ein Fahrzeug fährt. Und in seinem Umfeld wird er die Marke hochhalten, soweit es ihm eben möglich ist.

Wie stark diese Identifikation mit der Marke wirklich ist haben gerade die Gralshüter der automobilen Nobelmarken vom Markt lernen dürfen. Die Kunden schlossen sich zusammen, ohne das sie dabei auf den Segen der Hersteller warteten. So kam es, das es zum Beispiel weltweit Porscheclubs gibt, in der die Enthusiasten sich in ihrer Entscheidung bestärken, das Marketing des Herstellers aber bestenfalls gelegentlich zu Gast sein darf. Dies ging nicht nur Porsche so, auch alle anderen Marken haben diese Entwicklung mehr oder weniger konsequent verschlafen. Natürlich weiss man heute in Herstellerkreisen, welch Schatz eine treue und gepflegte Community für die eigene Marke und nicht zuletzt für Image und Absatz sein können. Man ist allerdings mit den eigenen Versuchen durch die Existenz bestehender Communitys heftig gebremst.

Jenseits der Welt der Automobile finden wir nicht weniger interessante und beachtete Marken. Allein die Tabakindustrie hat über die Jahrzehnte Unsummen in die Zugkraft ihrer Marken gesteckt. Wer kennt sie nicht – den Marlboroughman, die beiden goldenen Bögen die für den Fastfoodtempel stehen oder diesen simplen Haken, der allen möglichen Produkten Sportlichkeit verleiht. Ganz zu schweigen von der braunen Brause aus Atlanta. Bildeten sich dafür Consumercommunitys? Eher nicht. Und wenn von Seiten der Industrie etwas in Sachen Communitys unternommen wird, dann bleibt es meist ein Gag, eine Eintagsfliege wie eben die Möglichkeit sich mit einer Codenummer im Kronkorken einer Coca Cola Flasche zu registrieren, um damit möglicherweise irgendwelche give-aways zu erhalten. Gibt es ein schöneres Beispiel dafür, wie der König Kunde wirklich gesehen wird? Nicht als ernstgenommener Partner von dessen Entscheidung man lebt sondern als Empfänger von Gimmicks – den modernen Almosen sparsamer Marketingmanager. Gut, das solche Massnahmen eh nur als Aktion gedacht sind und dem entsprechend schnell klang- und sanglos aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden. Es wäre letztendlich doch schade, wenn eine gute Marke durch solch gedankenloses Handeln Schaden nehmen würde.

Wilfried Schock

Communities und Medienhäuser – das unverstandene Objekt der Begierde

Blättert man durch die einschlägigen Jobbörsen, ist kaum zu übersehen, das die Medienhäuser zunehmend auf der Suche nach Fachkräften für den Ausbau ihrer Onlinepräsenzen sind. Welches Printmedium hat denn heute noch keine Website, fragt man sich unwillkürlich und wirft neugierig einen Blick auf die Onlinepräsenzen, die neuen Schwung benötigen.

Dem ersten Blick folgt Erstaunen. Leistungsfähigen Printmagazine stehen – wenn man die Integration der Leser über die Website als Mass nimmt – eher kümmerliche Resultate gegenüber. Flagschiffe der Zielgruppenmedienlandschaft wie Bravo oder Brigitte erweisen sich mehr oder weniger als Fehlanzeige, wenn es darum geht, die mediale Kompetenz im Print in Kundenbindung online umzusetzen.

Da zumindest in den jüngeren Konsumentengruppen Printmedien zunehmend als weniger attraktiv empfunden werden (JIM Studie 2006), die Zahl der Leser durch den bekannten Geburtenrückgang eh schon drastisch zurückgegangen ist, ist dies keine sehr erfreuliche Perspektive. Dafür eben um so erstaunlicher. Onlinecommunitys ohne den Startvorteil einer vor Content strotzenden Printpublikation boomen, während Websites die nicht an Contentmangel leiden, vor sich hindümpeln.

Woran liegt dies, fragt man sich und wirft einen weiteren Blick auf das, was dem geneigten Leser als Communitycontent geboten wird. Schuster, bleib bei Deinen Leisten, forumuliert sich darauf die Antwort. Was über Jahrzehnte sich an redaktioneller Qualität in den Verlagen angesammelt hat, scheint nicht wirklich kommunikationsfähig zu sein. Content wird wohl als Kommunikation in Form der berühmten Einbahnstrasse verstanden. Und wenn man dem Leser dann eine klitzekleine Möglichkeit gibt, sich zu artikulieren, dann bitte doch nur dort, wo es erwünscht ist und zu den Themen die vorgegeben werden. Warum nicht gleich abgefragt wird, ob der Leser auch alles brav gelesen und so verstanden hat, wie es gemeint war, ist offen. Das sich auf dieser Ebene keine Community bilden wird, leuchtet zumindest denen ein, die sich etwas intensiver mit dem Thema befassen. Die Standards dessen, was ein User erwartet, bevor er sich überhaupt Gedanken darüber macht, ob er Mitglied wird, haben sich online schneller entwickelt als dies den Kollegen im Printbereich bewusst scheint.

Gutenbergs Nachfahren scheinen den Draht zu ihren Lesern verloren zu haben.

 

Nielsen Netrating Average Web Usage

Nielsens Web Usage zeigt Monat für Monat an, wie intensiv ein Internetnutzer das Web von zuhause aus nutzt.

Global weisst Nielsen aus, das der durchschnittliche Webnutzer im Januar 07 das Internet 35 mal genutzt hatte (Sessions), dabei 73 Domains aufrief und in diesem Monat insgesamt 1547 Webseiten abrief. Dafür investierte diese Person 32Stunden18Minuten31Sekunden ihrer Zeit. Pro Session war der Durchschnittsuser 55 Minuten und 37 Sekunden online.
Für die BRD gibt Nielsen folgende Informationen: 37 Sessions, 90 besuchte Domains und 35Stunden52Minuten02Sekunden Zeit, die online verbracht wurden.

In einer aktiven und kommunikationsstarken deutschen Community loggen sich die jüngeren Mitglieder durchschnittlich mehr als einmal täglich in ihre Community ein und verbringen dort durchschnittlich etwas mehr als 20 Minuten pro Session. Die älteren Mitglieder loggen sich etwas weniger oft ein, bleiben dafür aber etwas länger in der Community aktiv. Am Beispiel Stuttgart schwanken die Logins/Tag zwischen 1,25 bei den U20jährigen bis 0,81 Logins/Tag bei den 30-40jährigen.

Diese intensive Nutzung gibt eine erste Vermutung, wie sehr eine Community Menschen binden – man kann auch sagen integrieren – kann. Oder wo die Internetnutzer, die Teil einer Community sind, ihre Internetzeit verbringen.

Wilfried Schock

Communityhype 2.0

Der zweite Schub an Kaufrausch ist wiederum daran zu erkennen, das der Preis für eine Community in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu dem Wert steht, das diese Community erwirtschaftet oder erwirtschaften kann. YouTube z. B. wurde für umgerechnet 1,28 Mrd. Euro an Google verkauft, ohne das diese Plattform je Erträge erwirtschaftet hätte oder das sie über ein Geschäftsmodell verfügt, mit dem Erträge erwirtschaftet werden sollten. MySpace dagegen hat seinen Kaufpreis durch den Googledeal binnen dreier Jahre mehr als erwirtschaftet.

Holtzbrinck hat StudiVZ für angeblich mehr als 80 Millionen Euro übernommen, ohne das diese Community über ein wirtschaftliches Geschäftsmodell verfügte. Wenn an dieses Investment die gleichen Ansprüche an Rendite gelegte werden würden, wie dies derzeit üblich ist, sollten aus diesen Profilen jährlich deutlich mehr als zehn Millionen Euro Ertrag erwirtschaftet werden. Bei knapp zweieinhalb Millionen Profile müssten damit allein vier Euro pro Profil und Jahr für den Kapitaldienst erwirtschaftet werden. Davon dürfte man auch mit einem funktionierenden Geschäftsmodell zur Deckung der Betriebskosten noch sehr lange entfernt sein.
Wilfried Schock

Communitys und Marketing

Wenig im Marketing wird so sehr unterschätzt, wie dies bei Communitys der Fall ist. Und wenig wird das Marketing so sehr verändern, als dies Communitys in der Lage zu tun sind. Diese Website befasst sich aus dem Blickwinkel von Unternehmen und hier insbesondere des Marketings mit dem Thema Community.

Natürlich geht es dabei auch um die berühmten amerikanischen Vorbilder und deren mehr oder weniger geglückten deutschsprachigen Clones. Es geht aber auch um die weniger bekannten – oder sollte man besser sagen, im Windschatten des Hypes 2.0 wirtschaftlich erfolgreich agierenden Phänomene.

Ich bringe dazu – neben einem recht lang anhaltenden Interesse an diesen Phänomenen und dem Internet – Erfahrung aus gut zwei Jahrzehnten Marketing und Communityphänomenen mit. Wer jetzt aufmerkt und daran denkt, das das Internet nicht ganz so alt ist, liegt natürlich richtig. Und hat erkannt, das es sich bei dem Thema Community nicht um ein Kind des Internets handelt. Dieses Medium hat sich durch die wirtschaftliche Form der Kommunikation und seine Interaktion lediglich als Geburtshelfer und Beschleuniger für Communitys erwiesen.

Jetzt hoffe ich, das Sie die eine oder andere nützliche Information und Anregung finden und lade Sie dazu ein Ihre – gerne gegensätzliche – Meinung mit in eine Diskussion einzubringen.

Ihr

Wilfried Schock