Der Stern und das Ende von Tausend Reporter

Stern beendet nach 2 Jahren die News Community Tausend Reporter. Als Begründung wird gegenüber Kress das zu niedrige Qualitätslevel der Beiträge genannt. Ein Argument, das genauere Betrachtung verdient.

Was immer man sich von den Tausend Reportern erhofft hatte, journalistischen Qualitätsstandard zu erwarten war sicher nicht realistisch. Wäre diese Qualität zu Tage getreten, was hätte das über den Standard des Qualitätsjournalismus und die Notwendigkeit echte Journalisten zu beschäftigen ausgesagt?

Tausend Reporter war als Nachrichtenseite – meiner subjektiven Meinung nach – weder spannend noch unterhaltsam, weder neu, noch innovativ. tausendLetztendlich waren die etwa 2300 Reporter, die auf der Site aufgeführt waren, damit beschäftigt, Content aus anderen journalistischen Quellen einzusammeln und einzustellen. Sozusagen copy/paste-Journalismus. Leider nicht bei den richtig hochwertigen Quellen, wenn man die Begründung für das Ende der Tausend Reporter ernst nimmt.

Ob das der richtige Ansatz für eine Community war, ist eine Frage wert. Ein gut eingebauter Feed wäre möglicher Weise nicht weniger effizient, hätte aber der Zustimmung der Quelle bedurft. Gut, man kann sagen, das der Content durch die menschliche Auswahl von der Community bestimmt wurde, also eine Art redaktionelle Auswahl der Community stattfand. Leider scheint es der Community nicht gelungen zu sein, die Orginalbeiträge entsprechend qualitativ wertvoll umzuschreiben oder zu kürzen, um den Ansprüchen des Sterns zu genügen.

Sollte man nicht die gleich hohen Ansprüche an das Konzept der Tausend Reporter stellen und sich fragen, wo hier der Qualitätsanspruch, die mediale Innovation ist? Man kann sich streiten, wie viel journalistische Qualität von Bürgerreportern erwartet werden kann. Genauso darf man sich auch fragen, wie viel konzeptionelle Qualität ein journalistisches Konzept des Sterns noch hat.

Es ist immer heikel, ehrenamtlich Mitwirkenden mangelnde Qualität auf einem für sie neuen und nicht ganz anspruchslosen Gebiet vorzuwerfen. Peinlich wird es, wenn das eigene Konzept  weder wirklich innovativ oder zumindest medial bemerkenswert ist.

Ärmlich ist nur, wie das Scheitern begründet wurde. Die Qualität der Umsetzung durch die Community hat nicht geklappt. Das klingt mir zu sehr nach der altbekannten Begründung, das der Markt wieder mal so gar nichts verstanden hat. Das wiederum ist nicht einmal traurig wie es auch nicht neu ist. Ein mutiges Bekenntnis zu einem Experiment und darin enthaltener eigener Fehleinschätzung hätte Tatkraft demonstriert. Leider schimmert manch alter Stern eben nur noch matt, bevor er leise verlöscht.

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.