Ende der Kataloge? – Otto und Neckermann steigen sukzessive aus

Alles2null meldete es: Otto und Quelle – die beiden Flagschiffe im deutschen Versandhandel steigen sukzessive aus der Katalogproduktion aus. 

Während Otto den Ausstieg aus dem Print-Katalog in England und Holland beginnt, startet der Rückzug aus dem gedruckten Warenverzeichnis bei Neckermann in der Schweiz. Printkataloge sind teuer und unflexibel

Die Welt des Versandhandels ist schon länger in Bewegung. Die Kosten für Onlineshops erleichtern den Markteintritt und die Markterschließung über Affiliate Marketing erleichtert die Neukundengewinnung. Kataloge sind dagegen ein deutlicher Kostenfaktor in der Produktion und zunehmend eine Bremse für die Flexibilität im Sortiment. Der Preiswettbewerb wird durch Preissuchmaschinen verschärft und die klassischen Versender sehen sich einer neuen Situation gegenüber: in der Vergangenheit definierten die Preise in den Katalogen die Preisstandards im Einzelhandel durch ihre Präsenz in nahezu allen Haushalten. Diese Funktion haben heute Preissuchmaschinen und Preisvergleiche. Dem gedruckten Katalog fehlt die Flexibilität auf Preis- wie Sortimentsanpassungen schnell genug reagieren zu können.

Das Ende von Print verschärft die Wettbewerbssituation

Der Ausstieg aus dem Printkatalog ist zugleich ein Einstieg in die stärkere Vergleichbarkeit. Die Entscheidung für den Ausstieg aus dem Katalog mag derzeit nur Testcharakter haben, aber sie steht für zwei Konsequenzen, die im Versandhandel die Qualität einer Gezeitenwende haben können.

Mit dem Ende des Katalogs endet auch ein Wettbewerbsvorteil der klassischen Versender, auch wenn dieser nicht mehr wirklich genutzt werden konnte. Die physische Präsenz im Wohnzimmer des Kunden wird aufgegeben. Künftig schlägt man sich mit allen anderen Anbietern um die Aufmerksamkeit des Kunden am Monitor – stets im Wettbewerb mit dem billigsten Angebot. 

Die großen Versender waren nicht in der Lage Sortiment so attraktiv zu gestalten und mit allen Möglichkeiten des Prints zu präsentieren, das sie auf diesem Weg gegen die eingeschränkte Qualität der Darstellung am Bildschirm mithalten konnten. Das ist ein hausgemachtes Problem, dessen Ursachen tiefer gehen. Wer seine Kunden gut kennt sollte ihnen immer das bessere Angebot machen können.

Letztlich ist der Katalog nicht nur der mangelnden Flexibilität des Printproduktes zum Opfer gefallen, sondern zumindest auch der mangelnden Flexibilität des Unternehmens. Ob das eine gute Ausgangsbasis ist, um sich im Web durchzusetzen, wird sich zeigen.

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.