Like-Button: Facebook kündigt den Open Graph an

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Facebook die neue Nr. 1 in Deutschland

Mit dem von Zuckerberg auf der f8 Developer Konferenz so bezeichneten Open Graph – abgeleitet von Social Graph- will Facebook seine Reichweite ins Netz hinein erweitern. Weitere Informationen dazu.

Die Strategie dahinter macht durchaus Sinn. Schon eBay hat große Teile seines Umsatzes nicht über die eigene Site erzielt sondern über die Einbindung in externe Sites. Die Erweiterung der Reichweite von Facebook über andere Sites folgt also einem erfolgreichen Beispiel.

Welche Nutzenstiftung für wen?

Die Business Ebene: Erfolg scheint für dieses Vorhaben insgesamt vorprogrammiert zu sein. Die Nutzer von Facebook werden bei ihren Reisen quer durch das Netz ein sehr viel feineres und vielseitigeres Profil ihrer Vorlieben produzieren, als das dies innerhalb einer Social Network Plattform möglich sein wird.  Das Web ist eben immer noch vielseitiger als eine einzelne Plattform. Vor allem aber werden die kommerziellen Nutzer von Facebook – also Unternehmen, die Facebook als Plattform für ihr Marketing nutzen – sehr viel mehr von ihrem Marketing in Facebook hinein transportieren können, wenn die Aktivitäten von Facebook-Nutzern auf externen Websites in den sozialen Graphen dieser Nutzer einfließen. Wenn man den Ankündigungen Glauben schenkt, erwartet den Facebook-Nutzer auch bei seinem ersten Besuch einer externen Site ein auf ihn abgestimmtes Angebot – abgeleitet durch die Vorlieben, die sein sozialer Graph liefert. Zitat des Chefentwicklers: „A user should be able to show up and never having visited the site before have the site personalized for them based on their social preferences.“ Zuckerberg versichert das man zwar keine individuellen Daten über einzelne User liefern würde, aber aggregierte Daten.

User-Ebene: Nun erfahre ich also, was meine Facebook-Freunde alles im Netz für gut finden. Das kann bei einigen sehr interessant sein. Mit zunehmender Anzahl – und vor allem auch mit einer zunehmenden Anzahl von Freunden, die gar keine Freunde sind – wird daraus eine Informationslawine, die auch die wenigen interessanten Informationen von Wert überdeckt.

Transparenz: Gleichzeitig sollte ich mich – sofern ich den Like-Button benutze – fragen, ob ich diese Information allen Menschen mitteile, mit denen ich in Facebook connected bin – befreundet beschreibt die Situation einfach nicht mehr. Dazu eine interessante Information vom Entwickler:

To access his personal friends, you can download /btaylor/friends, and downloading /btaylor/likes will access all the connections he has in the open graph. (There isn’t any word on how a user can block this from happening.)

Damit habe ich dann Zugriff auf ein Interessenprofi meiner Freunde und diese auf meines.

Social Bookmarks: Mit dem Like Button wird auch das Thema social bookmarks neu gestaltet. Facebook bezieht hier – wie bei Twitter – die Funktion in seine Plattform ein. Das ist keine gute Nachricht für Bookmark-Sites.

Spambooster: Wenn ich als Marketer über den Likebutton in meiner eigenen Website Informationen im Sinn von Produktempfehlungen in den sozialen Graphen aller Facebookuser einspielen kann, mit denen ich connected bin, ist das ziemlich verlockend. Ich würde eher nicht von einer dezenten und bescheidenen Nutzung dieser Möglichkeit ausgehen. Das wird den selektiven Umgang mit Facebook-Freundschaften deutlich befördern.

Desinformation durch Informationsflut: Ich werde damit Auslöser der Informationsflut, die ich selbst nicht über mich hereinbrechen lassen will. Oder ich vermittle ein Bild, das nicht wirklich zutreffend ist. Wer automatisierte Angebote im Netz auf der Basis der Vorlieben seines Freundeskreis erhält, könnte möglicher Weise die eine oder andere Überraschung erleben. Vor allem wenn es dazu eine Rückkoppelung in seinen Graphen gibt, die er nicht kontrollieren kann.

Rückwirkung: Allzu oft führt Überfluss zum Überdruss und Völlerei in die Diät. Zu viel an Informationen, die mich so ganz und gar nicht interessieren, erfordern entweder einen sehr smarten Filter, den ich verstehen und steuern kann, oder ich blende diesen ganzen Overkill aus Selbstschutz aus. Das geht zu Lasten der Nutzungsqualität von Facebook. Gleichzeitig werde ich mich mit dieser neuen Qualität der Vernetzung fragen, welche Kontakte ich wie benötige und pflege. Weniger ist mehr oder spezieller ist besser.

Expansion per Kommunikation: Kommunikation über Facebook hinaus soll die Integration von Kommunikationstools in externe Sites ermöglichen. Das würde bedeuten, das ich den Facebook Chat nutzen kann, wenn ich auf der Seite XY bin. Für viele ist das sicher cool. Sie haben etwas interessantes entdeckt und können darüber direkt mit ihren Facebook-Freunden plaudern, ohne dafür zurück zu Facebook zu müssen. Das kann auch für das weitere Wachstum von Facebook einen neuen Schub geben, wenn dieser Dienst Nicht-Nutzern von Facebook die Möglichkeit bietet, nachzusehen, wer von ihren Freunden in Facebook gerade online ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sie sich allerdings trotzdem bei Facebook anmelden müssen, um dann mit ihnen zu chatten.

Risiko Overkill: Facebook ist ein Gigant. Weil er Menschen die Möglichkeit gegeben hat, auf einfache Art miteinander in Kontakt zu bleiben. Das ist etwas sehr sinnvolles. Dafür sind viele auch bereit Werbung in Kauf zu nehmen. Ob diese Form der bislang nie gekannten Transparenz und der Verzicht auf Privatsphäre, verbunden mit einer zunehmenden Informationsflut, die genau zu Lasten des Grundnutzens von Facebook geht, noch viel mit dem Facebook zu tun haben, bei dem sich die Nutzer angemeldet haben, wird sich zeigen.

Metrics: Facebook wird sicher weiter wachsen, was die Anzahl der Profile betrifft. Ob dieser neue Schritt den Erfolg wirklich beflügelt oder ihn bremst, wird sich über die Intensität der Nutzung zeigen. Wir kennen dieses Phänomen nicht zuletzt von StudiVZ. Dort hat zuerst die Nutzungszeit deutlich nachgelassen, dann erst bröselten die Nutzerzahlen. Die Angaben zu den Online Minuten sind bei Facebook sehr unterschiedlich. Nach den Angaben auf der Site loggen sich 50% der 400 Mio. User täglich ein. Insgesamt verbringen die Facebook User mehr als 500 Mrd. Online Minuten monatlich auf der Website. Das würde pro täglichem User mehr als 2500 Onlineminuten monatlich bedeuten.  Jeder Besucher von Facebook verbringt durchschnittlich 6 Stunden und 28 Minuten im Monat auf der Plattform.

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.

3 Gedanken zu „Like-Button: Facebook kündigt den Open Graph an“

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