Googles Unified Social Network

Auf Golem las ich gerade von Googles Plan des Unified Social Networks. Damit werden Kontakte und Inhalte von mehreren Social Networks zusammengefasst, damit der User sie übersichtlich von einem Punkt aus – via Google versteht sich – bedienen kann. Und damit immer auf dem laufenden ist, was sich in den verschiedenen Netzwerken tut, in denen er angemeldet ist.
Da zeigt sich wieder mal, wie smart Google ist. Statt nach seinem nicht ganz glücklichen Versuch mit Orkut noch mal eine eigene Community aufzubauen, macht es aus Googles Sicht mehr Sinn, die bestehenden Communitys anzuzapfen um so von deren know how und Kundenprofilen zu profitieren.

Damit das nicht zu offensichtlich ist, verpackt man diese Massnahme in ein nützliches Tool und indem man alle wichtigen Communitys über ein Tool vernetzt, gibt Google dem User die Übersicht über seine Kommunikation und seine sozialen Beziehungen in den einzelnen Communitys. Damit hätte Google quasi über Nacht die grösste Community aus dem Hut gezaubert und könnte auf eine genial einfache Weise auf das Wissen über die Mitglieder der jeweiligen Community zurückgreifen, weil ihm ja die Profile und das Verhalten aller Mitglieder offen ständen. Ein Wettbewerbsvorsprung den der Wettbewerb schwerlich so schnell nachvollziehen kann. Google könnte damit die qualitativ bessere weil präzisere und wirtschaftlich erfolgreichere Werbung im Internet anbieten.

Wenn die Communitys da mitspielen.

Je nachdem wie das Tool gestaltet ist, muss der Besuch der Community eigentlich nicht mehr nötig sein um direkt an ihr teilzunehmen. Schlecht für alle werbefinanzierten social networks. Und wer Beiträge nehmen will, steht dann – im direkten Vergleich – noch schlechter da. Auch wenn Googles Unified Social Network gar nicht so weit gehen wird, schwebt diese Möglichkeit als Damoklesschwert von da an über den social networks.  Sobald die Mitglieder sich erst einmal daran gewöhnt haben, ihre Kommunikation in ihren networks über ein Google Tool abzuwickeln, kann dieses Tool leicht erweitert werden. Die Inhalte der Profile, die sozialen Beziehungen, all das liesse sich möglicherweise ja schon mal duplizieren, so daß das Mitglied in seinem Datenbestand und damit in seinem sozialen Netzwerk bleibt, auch wenn dieses jetzt bei Google deponiert ist. Natürlich stehen dem Urheber-, Namens- und Designrechte entgegen, aber wie Google damit umzugehen bereit ist, zeigt sich ja an Youtube und an der Idee alle Bücher unabhängig von den bestehenden Rechten zu digitalisieren und ins Netz zu stellen. Ein simpler Passus bei den Nutzungsbedingungen von Googles Unified Social Network könnte dafür ausreichen, das das Mitglied einer Community mit der Nutzung des Tools auch bereit ist, sein Profil und seine Communitydaten zugleich bei Google zu deponieren.

Letztendlich liegt es an den Communitys, ob sie dieses mögliche trojanische Pferd in ihre Community einziehen lassen.

War der Wahlspruch von Google nicht mal „Don’t be evil“?

Das Potenzial und die Qualität von Googles Unified Social Network zeigt, das man bei Google mit diesem Schachzug nicht mehr all zu weit davon entfernt ist, das „Don’t“ ersatzlos zu streichen.

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.