50plus im Netz – Senioren Communitys nicht gefragt.

Das Internet ist längst keine Spielwiese von Freaks noch der Tummelplatz der Jugend. Das Netz ist selbstverständlicher Teil des Alltags geworden. Auch für die Zielgruppe jenseits der 49 Jahre.  Senioren im NetzDie agof ermittelt nicht nur die Reichweite verschiedender Werbeträger sondern auch die Nutzung des Internets durch verschiedene Altersgruppen. Die Altersgruppen 50+ sind rein quantitativ zu einer beachtlichen Nutzergruppe geworden. Bedenkt man die Kaufkraft dieser Zielgruppen, sollte dies zusätzlichen Schub für das Online Marketing geben. Erinnert man sich allerdings daran, wie lange diese Zielgruppen von der Werbung ignoriert wurden und werden, dämpft das diese Erwartung doch beachtlich.

Das wirklich interessante ist weniger das auch etwas ältere Menschen das Internet nutzen, sondern eher wie sie dieses junge Medium nutzen. Natürlich gibt es längst für Senioren gedachte Internetangebote, insbesondere was die Social Networks betrifft. Hier tummelt sich schon eine Anzahl von Anbietern. Bekanntere Namen sind

Ãœber die Nutzung der Seniorensites gibt Google Trends folgendes Bild.

Google Trends for Websites über Seniorensites

Während die Anzahl der Internetnutzer 50+ wächst, liefert Google Trends für die Seniorensites ein Bild das eher vom Gegenteil spricht. Die daily unique visitors scheinen bestenfalls zu stagnieren oder deutlich rückläufig zu sein. Wenn die Senioren Communitys stagnieren oder rückläufige Nutzung verzeichnen, stellt sich die Frage, welche Sites dann von älteren Internetnutzern vorgezogen werden.

Die Top Ten der Websites der Altersgruppen 50+ nach agof zeigt ein nicht sehr überraschendes

Senioren im Netz.003

Bild. Vergleicht man diese Websites mit der Nutzung der alle Internetnutzer kommt man auf ein sehr ähnliches Bild. T-Online führt, gefolgt von Web.de und MSN, Yahoo und GMX.

Wo bei den Top 10 aller Internetnutzer jetzt

– wer-kennt-wen
-  Chip online
-  ProSieben
-  MyVideo und

-  Spiegel Online

folgen, bevorzugen die älteren Internetnutzer statt dessen

  • Telefonbuch
  • Spiegel
  • Ciao
  • BILD
  • Das Örtliche (Telefonbuch).

Auch wenn der Spiegel in beiden Fällen präsent ist, weicht diese Nutzung etwas ab auch wenn BILD und Ciao bei der Gesamtnutzerschaft nur knapp hinter den Top 10 rangieren.

Deutlich interessanter ist das Nutzungsverhalten der Zielgruppe 50+ in Sachen Social Networks. Agof 2009/I zeigt uns hier ein teilweise überraschendes Bild.

Social Networks nach Reichweite bei 50+

Unter den von den Altersgruppen 50+ am meisten genutzten Social Networks findet sich keine einzige Senioren Community, dafür aber einige Namen, die man mit Senioren nicht in Verbindung bringt, sondern wohl eher mit deren Enkeln.

Das SchülerVZ und Knuddels von den Internetnutzern ab 50 als attraktiver empfunden werden als Platinnetz kann schon überraschen. Vielleicht ist das auch nur ein Indiz dafür, wie diese Senioren zum social networking gekommen sind. Die hohe Reichweite von wkw und stayfriends lassen sich aber damit weniger erklären. Letztlich rangieren die „typischen“ Seniorencommunitys weit abgeschlagen. Die fokussierte Ausrichtung scheint hier nicht zu überzeugen, der special interest Bonus eher ein Malus zu sein.

Dieses Ergebnis sollte nicht als Beleg dafür gesehen werden, das die Positionierung General Interest erfolgreicher ist als special interest. Letztlich kann für dieses konkrete Ergebnis genauso gut ausschlaggebend sein, das die Altersgruppe 50+ von den Anbietern nicht verstanden wurde oder sich gar nicht als „Senioren“ im Sinn der Anbieter behandeln lassen will.

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.

6 Gedanken zu „50plus im Netz – Senioren Communitys nicht gefragt.“

  1. Richtig, man muss einfach nur googeln. Da kommt als erstes Angebot unter dem Stichwort „Senioren“ bereits unter den ersten drei Treffern eine Senioren-Community („Forum für Senioren“ http://www.forum-fuer-senioren.de). Und wer möchte bezweifeln, dass der Google-Algorithmus die Popularität eines Angebotes spiegelt. Ob man sich bei solchen Angeboten einbringen möchte, hängt letztlich wohl vom persönlichen Lebensstil am.

  2. Da würde ich die Senioren nicht unterschätzen. Die können googlen. Meines Erachtens zeigt sich hier auch was man aus anderen Produktwelten kennt – niemand will als Senior angesprochen werden.

  3. Senioren Communitys nicht gefragt.- wen wunderts? Schon allein der Name weckt in unserer heutigen Zeit negative Assoziationen und vermittelt ein biederes und langweiliges Dasein. Niemand zählt sich gern zum alten Eisen oder möchte sich in solche überholten Raster pressen lassen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die “typischen” Seniorencommunitys weit abgeschlagen auf den Plätzen rangieren.

  4. Ich selbst (58) habe absolut kein Interesse, einer Senioren-community anzugehören. Was soll ich dort? Ich stehe im Berufsleben und muss mich über alle aktuellen Entwicklungen informieren. Das erfahre ich in den communities mit gemischtem Publikum doch viel besser. Ich frage mich eh´, welches Bild von Senioren in unserer Gesellschaft herrscht, wenn ich mich mit 50 laut Zeitungswerbung um einen Platz im Altenheim kümmern soll. Heißt das, dass ich mit meinen Eltern zusammen im Seniorenheim meine Rentnerzeit verbringen muss? Ne, da tummele ich mich lieber bei den jungen Internetnutzern und schaue, dass ich die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verschlafe.

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