Social Media und Politik: Facebook – Informationsquelle mit eingebautem Risiko

Haben Sie die letzte Bitkom Studie zur Nutzung von sozialen Netzwerken gelesen? Vermutlich nicht oder möglicherweise nicht ganz akribisch. Die Ergebnisse sehen auch alles andere als spektakulär aus. Alles im erwarteten Rahmen. Es sei denn man blickt etwas genauer hin und macht sich Gedanken darüber, was diese Fakten auch aussagen. Sehen Sie sich doch einfach mal die folgenden Ergebnisse der repräsentativen Studie der Bitkom an.

 

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Facebook als Informationsquelle?

Analysieren wir die Informationen aus der Studie auf das Thema mediale Bedeutung als Nachrichtenquelle, erkennen wir in der letzten der 3 Grafiken das die Information über das Tagesgeschehen (Nachrichten) für die Social Media User wichtiger ist als zum Beispiel die Information über Unternehmen, Marken oder Produkte.

Relevanz

Wenn 38% der 25 Mio Facebook Nutzer sich via Facebook über das Tagesgeschehen informieren, ist Facebook eine wichtige Informationsquelle über das Tagesgeschehen – und damit auch über politisch relevante Inhalte –  für knapp 10 Mio. Menschen in Deutschland.  Als intensiv genutzte Informationsplattform ist Facebook damit sehr relevant wenn es um Meinungsbildung geht. Betrachten wir die Nutzung von Facebook in der Altersgruppe der 14 – 29 jährigen dürfte dort die Bedeutung von Facebook als Anlaufstelle für Informationen zum Tagesgeschehen am höchsten sein.

Facebooks Manipulation hat Potenzial

Facebook manipuliert bereits heute unseren Informationsstrom – den Newsfeed. Dies soll dafür sorgen, das gut vernetzte User nicht von einem Informationsoverkill überflutet und verprellt werden. Die Selektion der Inhalte, die direkt wahrgenommen werden können – also im Newsfeed direkt stehen – findet nach facebook anhand unseres Verhaltens statt. Beachten wir Informationen aus einer bestimmten Quelle einfach nicht – d. h. reagieren wir nicht auf sie – werden Informationen dieser Quelle aus den Hauptmeldungen ausgelagert und sind dann nur noch über den kleinen Reiter „sortieren“ im Newsfeed erreichbar.

Was individuell klappt, dürfte auch für Gruppen, Regionen und ähnliches realsierbar sein. Wie lange wird es wohl dauern, bis unsere lieben NSAläuse – Auchtung: vorweihnachtliches Wortspiel mit Nikolaus – auf diese Idee verfallen. Der besondere Charme daran – Facebook hat die technische Grundlage ja schon geschaffen und NSA den Zugang zu den Daten.

NSA 2.0

Wie charmant ist denn die Idee die Jugend der Welt / einer Region Ihres Misstrauens auf diesem Weg zu infiltrieren? Aber im Ernst, das ist doch auch eine Form von Social Media:

  • aufmerksam zuhören und
  • Inhalt entsprechend verpackt bereitstellen über die geredet werden soll.

Betrachtet man ein Risikopotenzial dieser Qualität und wie unsere politische Führung schon mit einem deutlich weniger heiklen Fall wie dem NSA Abhörskandal umgeht, bleibt eigentlich nur noch die Flucht in die Satire.

Also liebe Mitbürger und Social Media Kollegen. Die NSA hört uns nicht ab um uns auszuspionieren. Nein, die wollen nur wissen, was sie uns wie als Inhalt servieren müssen, damit wir uns in die Richtung orientieren, die sie uns als Mehrheitsmeinung und Realität aufzeigen.

Was sagte Tucholsky so treffend: Satire darf alles. Anmerkung meinerseits dazu: nur nicht Realität werden.

Ein letzter Scherz zum Schluss: Kennen Sie den Unterschied zwischen BILD und Facebook. Nein, nicht die Reichweite. Bei BILD wissen wir sicher wer uns sagt, was wir als die Realität verstehen sollen.

Frohes Fest und eine fröhlichere Bescherung.

 

[info]Hinweis auf das Seminar Social Media in der Poltik[/info]

 

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.