Bitkoms Top 10 der Online Communitys

Bitkoms Top 10 der Online Communitys

Bitkom als Verband der Kommunikationsindustrie sollte es besser wissen. Eigentlich. Wer den Bundesverband der Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. nicht näher kennt, hier dessen Selbstdarstellung:

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. vertritt mehr als 1.600 Unternehmen, davon über 1.000 Direktmitglieder mit etwa 135 Milliarden Euro Umsatz und 700.000 Beschäftigten. Hierzu zählen Anbieter von Software & IT-Services, Telekommunikations- und Internetdiensten, Hersteller von Hardware und Consumer Electronics sowie Unternehmen der digitalen Medien. Der BITKOM setzt sich insbesondere für eine Modernisierung des Bildungssystems, eine innovationsorientierte Wirtschaftspolitik und eine zukunftsfähige Netzpolitik ein.

Als Ergebnis einer Umfrage der Forsa präsentiert die Bitkom in einer Pressemitteilung die Top 10 der Online Communitys grafisch hübsch aufbereitet.

Eine Runde Besserwissen: es ist zu verschmerzen, das es sich bei den hier aufgelisteten Netzwerkplattformen eben systembedingt nicht um  „Online Communitys“ sondern um Social Network Plattformen handelt. Das wird sich auch bei der Bitkom früher oder später herum sprechen.

Weniger amüsant ist die Vorgehensweise Rangreihen anhand von Mitgliederprofilen aufzustellen, auch wenn diese Information durch eine Befragung erstellt wird. Nicht genutzte Mitgliederprofile – branchenintern auch als Karteileichen bekannt – sind nicht wirklich geeignet, die aktuelle Bedeutung einer Social Network Plattform abzuleiten.

An belastbareren Daten herrscht wenig Mangel

Amüsanter Weise stehen der Bitkom alternative Daten zum Vergleich zur Verfügung. Wer der IVV nicht traut, kann immer noch auf die agof bauen. Dort wird zumindest durch der Besuch einer Website innerhalb von 30 Tagen eine Form von Aktivität vorausgesetzt.

Wer nur „auf die Schnelle“ einen realistischeren Blick auf die aktuelle Bedeutung verschiedener Social Network Plattformen werfen will, dem sei Googles Adplaner oder Trends for Websites empfohlen.

Der Einfachheit halber anbei ein kleiner Screenshot von Googles Trends for Websites mit dem Vergleich der daily unique visitors einiger aufgeführter Social Network Plattformen.

 

Google Trends for Websites und Bitkom Top 10

Jappy wird bei der Bitkom mit 3% der Internetnutzer als Schlusslicht unter den Top 10 geführt. MySpace, Lokalsten und Xing rangieren in der Bedeutung deutlich darüber.

Betrachten wir die aktive Nutzung anhand der täglichen Nutzung nach Google – der daily unique visitors – dreht sich das Bild:

Jappy zeigt ein mehrfaches an Leben als vor ihm aufgeführten Plattformen MySpace und Lokalsten und auch vor Xing.

Wer die Branche auch nur grob kennt, ist davon alles andere als überrascht. Solche verzerrenden Darstellungen können unter anderem dadurch entstehen, das man die regional unterschiedliche Verbreitung von Social Network Plattformen nicht im Blick hat oder kennt.

Mein persönliches Fazit

Ein Branchenverband, der unter anderem auch für die Neuen Medien sprechen will, sollte wichtige Teile dieser Branche etwas fundierter kennen. Eine kompetente Vertretung der Kommunikationsbranche nach außen ist unverzichtbar. Eine kompetente Information nach innen nicht weniger wichtig. Wer seine 1600 Mitgliedsunternehmen auf einem für die meisten Unternehmen neuen und heiklen Feld nicht ganz hilfreich informiert, trägt zur Verwirrung bei, statt verlässlich für Klarheit zu sorgen. Ein update der Social Media Kompetenz in der Bitkom wäre überdenkenswert.

Bitkom Studie: Internetnutzung Jugendliche und Kinder

Im Vorfeld der Veröffentlichung der Studie zur Internetnutzung von Jugendlichen und Kindern am 26. Januar wird SchülerVZ als beliebteste Community bei Teenagern bezeichnet. Facebook folgt in relativ geringem Abstand auf SchülerVZ.

Dieses Ergebnis der Studie wird in dieser Altersgruppe durch das unterschiedliche Mindestalters bei Facebook (13 Jahre = 6 Altersjahrgänge) im Vergleich zu SchülerVZ (12 Jahre = 7 Altersjahrgänge) relativiert.

Die Angaben über die Aktivität der Nutzung von Social Network Plattformen basieren auf den Ergebnissen der Frage: „Und welche dieser Internet-Gemeinschaften nutzt Du zumindest ab und zu auch aktiv?“ Die aktive Nutzung ist nach dieser Fragestellung qualitativ ähnlich wie die Nutzung der Plattformen nach unique users der agof einzuschätzen.

Nach den Ergebnissen dieser Studie hat Facebook eine höhere Aktivität bei den Teenagern als schülerspezifische Plattformen.

Leseempfehlung: Politische Meinungsbildung im Internet

Karsten Fuelhaas hat ein seinem Blog gestern einen lesenswerten Artikel über politische Meinungsbildung im Internet veröffentlicht. Der Artikel basiert auf einer Studie der Bitkom zur Meinungsbildung im Internet. Kernaussage: 44% der wahlberechtigten Deutschen sind der Meinung das eine Partei ohne den Einsatz des Internets keine Wahl gewinnen kann.

Interessant weil symptomatisch ist dabei das Beispiel SPD und Netzsperre. Lavieren und taktieren wird mit wachsender Bedeutung des Internets zunehmend schwerer.