ICQs deutsches Wunder – eine Chance für die Lokalisten?

ICQ

Wer erinnert sich noch an ICQ, den Chat, der die lustigen Schreibmaschinengeräusche von sich gab, wenn man tippte?

Ja, lang ist es her, ich weiß. Bevor wir aber vollends nostalgisch werden, wartet ein interessantes kleines Wunder auf seine Würdigung.

ICQ lebt.

Gerade und insbesondere in Deutschland. Wer sich jetzt ebenfalls erstaunt die facebookmüden Augen reibt, werfe einen prüfenden Blick auf die folgende Grafik von Googles Trends for Websites.

ICQs daily unique visitors in Deutschland

Google sagt uns, das dieser Veteran der Chats in Deutschland immer noch deutlich über 1,5 Million daily unique visitors hat. Global gibt Google für icq.com immer noch mehr als 2 Millionen daily unique visitors an.

1,5 Mio daily unique visitors sind für Deutschland nicht gerade eine Kleinigkeit. Um so verwunderter, das niemand diese kleine deutsche Wunder zu würdigen scheint, stammen doch ca. 2/3 der unentwegten ICQ-Nutzer aus unserem Social Media Reservoir.

Vergleicht man die daily unique visitors von Google mit den bekannteren Größen, wird die Bedeutung dieses kleinen Wunders deutlicher.

ICQ liegt in der Nutzung immer noch deutlich über Jappy, auch eine unterschätzte deutsche Social Network Plattform. Dieses interessante kleine deutsche Wunder von icq wirft auch die Frage auf, wie es denn dazu kommen konnte, das sich dieser Dienst so lange gehalten hat.

Das deutsche Wunder von icq

Technische Features dürften wohl eher weniger dafür verantwortlich sein, das icq als Dienst in Deutschland immer noch genutzt wird. Wenn es nicht die ausgefeilte Technik war, bleiben noch das Gegenteil – die Einfachheit – und die Einbindung von Content oder die mediale Nutzung dieser Plattform.Wäre die Einfachheit des Dienstes, würde Deutschland sicher nicht allein so stark unter den Nutzern vertreten sein. Einfachheit ist nicht unbedingt die nationale Eigenart unserer Social Media Nutzer. Sonst wäre z. B. Facebook nicht in Deutschland erfolgreich.

Wenn es aber nicht die Einfachheit allein ist, auf die sich diese Sondersituation stützt, dann bleibt kaum mehr als Antworkt als die besondere die Content- und Einbindungssitutation von icq in Deutschland.

Ein Blick auf die Startseite von icq zeigt eine mögliche Erklärung.

ICQ ist als social media tool von Pro7Sat1 eingebunden. Die junge Zielgruppe wird damit anscheinend nicht all zu schlecht erreicht. Interessanter Weise liegen die daily unique visitors von icq deutlich über denen der anderen Social Network Plattform aus dem Hause Pro7Sat1.

Die Lokalisten – derzeit nicht mit einem Wachstumsboom beschäftigt – liegen nach Google Trends für Websites deutlich unter ICQ, knapp auf halber Höhe des Social Media Veterans. Natürlich ist dieser direkt Vergleich von Lokalisten und ICQ nicht ganz fair. Immerhin sind die Lokalisten vor allem eine bayerische Angelegenheit, ICQ im Windschatten der Senderreichweite dagegen nicht auf den weißblauen Himmel Bayerns beschränkt.

Zum Glück – für die Lokalisten – sind die Positionierungen von ICQ und Lokalisten weit genug auseinander um im Rahmen von Sparmaßnahmen zu Gedankenspielen zu Lasten der Lokalisten zu verleiten.

ICQ nach Regionen in D

Verpasste Chance für die Lokalisten?

Ein interessanteres wäre doch in diesem Zusammenhang, wie man die innerhalb von Deutschland deutlich breiter aufgestellte Reichweite von icq für die Lokalisten und deren Expansion nützen kann.

Vielleicht lässt sich ja auf diese Weg ein Wachstumsschub für die Grünen aus München erzielen. Es bliebe ja faktisch in der Familie und würde dem ungesteuerten „herausaltern“ der doch überwiegend jüngeren User aus ICQ heraus ein Richtung geben.