Lady Gagas eigene Webcommunity – next step eines Social Media Erfolgs

Lady Gaga – ein Social Media Marketingerfolg

Blickt man im Social Web auf Lady Gaga sieht man einen der beeindruckendsten Social Media Erfolge. Zwei Zahlen zeigen die Dimensionen dieses Erfolges:

  • In Twitter folgen mehr als 20,5 Millionen Menschen den Tweeds von Lady Gaga.
  • Die Facebook Fanpage hat knapp 50 Millionen Fans. Das ist mehr als bekannte internationale Webcommunity nach einem gelungenen Start aufzuweisen haben.

Gleichzeitig steht eine eigene Gaga-Community mit Namen LittleMonsters.com vor ihrem öffentlichen Start. Dieser Schritt – der Aufbau einer eigenständigen Community – ausserhalb der eigenen Website und neben der vorhandenen enormen Reichweite in Facebook und Twitter ist interessant genug um einige Aspekte heraus zustellen, die auch für Unternehmen und Personen interessant sind, die in Social Media deutlich kleinere Brötchen backen.

LittleMonsters.com – die neue Webcommunity von Lady Gaga

Was macht die Gründung einer eigenen Webcommunity jenseits von Facebook und Twitter und zusätzlich zur eigenen Website sinnvoll? Wir kennen die Inhalte der neuen Webcommunity nicht in Detail.  Media beschreibt einige der Funktionen, die wir von der neuen Online Community zu erwarte haben. Hinter der Plattform steht The Backplane, ein Unternehmen, das vom Lady Gagas Manager mit begründet wurde und das weitere Themen- und personenzentrierte Webcommunitys an den Start bringen soll (Zitat Media). Little Monsters ist damit der Testballon, dem bei einem Erfolg weitere Online Communitys folgen werden.

Auf den ersten Blick ist nicht wirklich spektakuläres an Social Networking Features in der neuen Webcommunity zu finden. Warum sollte sie also ein Erfolg werden (wovon ich einigermaßen überzeugt bin)?

Der strategische Hintergrund und die Grundlage des Erfolgs von LittleMonsters und Co.

Der wichtigste Promoter von Online Communitys außerhalb von Facebook ist Facebook selbst. Der Social Media Gigant hat beim Community Building und Management so viele Defizite, das es für Stars wie Unternehmen durchaus Sinn macht, auf eine eigene Online Community (angebunden an Facebook) zu setzen.

Facebooks riskante strategische Schwäche im Community Business

Als Social Network Plattform ist Facebook derzeit nicht zu schlagen. Seine Reichweite und Anziehungskraft setzen Fakten, die nicht wegzudiskutieren sind. Um zu verstehen, worin Facebooks Schwäche begründet liegt, erinnern wir uns an die drei Ebenen, auf denen das Social Network Business stattfindet und die eine Folie aus einer unserer Social Media Seminare kurz beschreibt.

Social Media Basics

Facebooks Stärken liegen in seiner Grösse als Social Network Plattform und teilweise auch auf der Ebene der sozialen Netze (in den Tools, die die Plattform den Usern zur Pflege ihres sozialen Netzes zur Verfügung stellt).

In der Mitte des Social Network Business – bei den Communitys hat Facebook bis heute einen deutlichen Nachholbedarf – wie anderer Plattformen übrigens auch. Die Vernetzung von Usern mit gleichen Interessen innerhalb einer Gruppe (oder Fanpage) ist faktisch nicht gegeben. Damit ist das Community Building (für private wie kommerzielle Interessen) in Facebook (und anderen Social Network Plattformen) nur sehr unzureichend und wenig zufriedenstellend möglich. Wer in Facebook mittels einer Gruppe (nicht kommerziell) oder einer Fanpage (kommerziell) Communitys aufbauen will, wird von Facebook nicht ausreichend unterstützt.

Die Vernetzung von Usern mit gleichen Interessen (die nicht zu einem gemeinsamen sozialen Netz gehören) ist ein Kernstück des Community Buildings. Es ist ja Sinn einer Community Menschen zusammen zu führen, die z. B. ein gemeinsames Ziel eint. Diese Menschen nicht adäquat vernetzen zu können, verhindert faktisch den Aufbau einer aktiven, funktionierenden und damit attraktiven Community. Facebook hat hier seine Hausaufgaben definitiv noch nicht gemacht, steht damit aber auch nicht allein da.

Online Communitys sind Potenziale

Viele Online Communitys sind mehr als nur der lose Zusammenschluss von Menschen mit Gemeinsamkeiten. Sie sind Рoft, aber nicht immer Рauch interessante wirtschaftliche Potenziale. Wer im Zusammenhang mit Fancommunitys eines Musikers an die direkte Vermarktungsm̦glichkeit von digitalisierter Musik, Merchandising und Veranstaltungen denkt, liegt nicht falsch. Eine eigene Webcommunity bietet deutlich bessere und sichere Vermarktungsm̦glichkeiten als diese in Facebook realisierbar sind.

Gegen die Vermarktung in Facebook sprechen zwei gewichtige Argumente: 

  • Wer in den Aufbau eines Marktpotenzials investiert, ist gut beraten, dieses auch absichern zu können. In Facebook gibt es dafür keine Möglichkeiten. Die Möglichkeiten der Fanpages können jederzeit verändert werden oder das Tool Fanpage gar komplett gestrichen werden. Ein Backup der eigenen Reichweite wird von Facebook nicht angeboten.
  • Das Beispiel der Spieleanbieter in Facebook erinnert daran, das Facebook jederzeit an den Ergebnissen einer Vermarktung innerhalb seiner Plattform partizipieren kann. Spieleanbieter müssen in Credits abrechnen, bei deren Umtausch Facebook kräftig am Umsatz der Anbieter partizipiert.

Wer langfristig denkt, was beim Aufbau von Potenzialen selbstverständlich sein sollte, kommt kaum darum herum, über Alternativen nachzudenken. Natürlich ist eine so enorme Popularität wie die von Lady Gaga in Social Media eine besonders privilegierte Ausgangsposition. Jenseits dieser besonderen Ausgangssituation stehen ganz normale Unternehmen vor der Frage, wie sie ihre Social Media Architektur gestalten und welche Risiken sie einzugehen bereit sind. Aus meiner Sicht ist eine Fanpage in Facebook ohne entsprechende Einbindung in eine nachhaltige Social Media Architektur so verantwortungsvoll wie der Betrieb eines Rechenzentrums ohne Backuplösung.

Eine weitere verpasste Chance der Musikindustrie

Keine Wettbewerbssituation für Facebook?

Meedia beschreibt dieses Projekt richtig nicht als Versuch Facebook Konkurrenz zu machen. Das wäre unsinnig und ist auch völlig unnötig. Facebook wird auch von dieser Webcommunity durch eine entsprechende Anbindung genutzt werden. Trotzdem setzt die neue Webcommunity von Lady Gaga für Facebook einen Meilenstein. LittleMonsters macht deutlich, wo der Netzwerkgigant seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Das dies in einem wichtigen und wirtschaftlich sehr relevanten Bereich der Fall ist, macht die Notwendigkeit zu reagieren für Facebook nicht geringer.

Der Wettbewerb um die Zeit – und damit auch um die möglichen Werbeeinblendungen – die User auf Facebook verbringen, wird durch eine neue Generation reiner Online Communitys verändert werden. Je zahlreicher und erfolgreicher diese Online Communitys sein werden, desto mehr wird Facebook für seine bisherigen Versäumnisse den Preis bezahlen.

Die Musikindustrie rutscht weiter ins Abseits

Online Communitys ermöglichen Musikern die Direktvermarktung in umfassender und effizienter Form. Damit werden sie wieder ein Stück weit weniger auf die „Musikindustrie“ angewiesen sein. Das sieche diese Branche sukzessive vom alles entscheidenden Player hin zum Convinience Dienstleister entwickelt, ist absehbar.

Ein weiteres Versäumnis – das Potenzial von Online Communitys nicht richtig erkannt und genutzt zu haben – wird in seinen Konsequenzen Schritt für Schritt zu einem weiteren Verlust an Bedeutung und Umsatz führen. Die Zeit, durch Innovation dieser Entwicklung entgegen zu steuern, wird wieder ein Stück knapper. LittleMonsters wir auch dafür ein Meilenstein in der Abwärtsentwicklung der Musikindustrie.

Mehr als iTunes

Eine Fancommunity kann für ihre User deutlich mehr an Möglichkeiten und Identifikation bieten, als iTunes. Das ermöglicht ein Stück weit Unabhängigkeit von zentralen Musikvermarktungsplattformen und die Chance sich ein größeres Stück vom Umsatz zu sichern. Durch eine Generation erfolgreicher Online Communitys wird iTunes und Co sicher nicht sofort das Wasser abgegraben, aber einige Umsatzströme werden an diesen Plattformen vorbei gehen können.

Fazit

Verfolgen wir wie erfolgreich sich diese Webcommunity etabliert. Die Ausgangsbedingungen sind eigentlich so gut, das nur durch eigene grundsätzliche Fehler ein Erfolg verhindert werden kann.

Interessant wird, ob und wie Facebook auf diese Entwicklung reagieren wird und ob sich die Musikindustrie noch zu einer Nutzung der Chancen von Online Communitys für ihre Zukunftssicherung aufraffen kann.

Wenn Sie sich für Chancen und Risiken von Social Media für bestehende Geschäftsmodelle interessieren, empfehle ich Ihnen entweder eines meiner Seminare zu besuchen oder sich in einem Einzelcoaching fit machen zu lassen. Sprechen Sie mich bei Interesse einfach darauf an.