Facebook Fanpages genauer betrachtet

Facebooks Fanpages erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Dafür gibt es einige Gründe. Ebenso gibt es gute Gründe sich ein paar weiter gehende Gedanken zum Thema Fanpages zu machen.

Netlog war früher dran

Facebook hat die Fanpages nicht erfunden, durch die schiere Größe des Netzwerks haben Fanpages ihre Bedeutung bei Facebook erhalten. Das Netlog dieses Marketinginstrument vor Facebook einsetzte, hat eher historische Bedeutung, zeigt aber, das es nicht mehr reicht innovativ zu sein, wenn die Reichweite fehlt, dieses Innovation zu nutzen. Dabei ist Netlog alles andere als klein. Immerhin sollen dort nach Netlogs Angaben 61 Millionen Europäer registriert sein. Allerdings wird Netlog überall von Facebook überrollt und ist nach Google Trends deutlich inaktiver.

Fanpages sind eigentlich eine Mogelpackung

Fanpages sind alles andere als Seiten, die die Fans erstellen. Fanpages sind Marketinginstrumente mit denen man Fans einer Marke, eines Unternehmens oder eines Produktes in Facebook ausfindig machen und direkt ansprechen kann. Die Fans gestalten daran recht wenig mit.  Das ist von Facebook so gewollt, wie seine Produktbeschreibung deutlich zeigt.

Was kann ich als Unternehmen eigentlich mit Fanpages machen?

Ich kann

  • Informationen auf der Wall veröffentlichen
  • dazu auch Streams einsetzen
  • Statusupdates einsetzen, die meine Fans erreichen sollen
  • der Diskussion der Fans einen Platz bieten
  • Fotos und Videos einstellen, die die Fans kommentieren können
  • den Fans erlauben eigene Fotos und Videos beizutragen
  • Events einstellen, bewerten und von Usern in deren Kalender übernehmen lassen
  • eigene Applikationen in die Fanpage einbinden

Letztlich kann die Facebook Fanpages fast so viel wie eine eigene Website. Nur eben das sie direkt in der Social Network Plattform ist.

Was bringen die Fanpages für Facebook?

Facebook lebt komplett von Werbung. Eigentlich macht ein Marketinginstrument für Facebook wenig Sinn, das es Firmen erlaubt, direkt auf den sozialen Graphen zuzugreifen – sofern der User einwilligt. Auf kurze Zeit gedacht, ersparen sich die Unternehmen mit Fanpages eigene Communitys und eine Menge nerviger Werbung.

Was die Fanpages nicht ermöglichen, ist der direkte Zugang zum Fan. Auch die direkte Ansprache ist so einfach nicht, wenn man mal von der Werbung via Fanpage als Kriterium absieht.

Facebook baut mit den Fanpages nicht nur ein Marketinginstrument für die Unternehmen auf. Die Unternehmen, die ihr Marketing stark auf solche Instrumente wie Fanpages aufsetzen machen sich damit von diesem Kanal abhängig. Diese Abhängigkeit lässt sich schnell finanziell nutzen, sobald nur genügend Unternehmen Facebooks Fanpage als Basis ihres Social Network Marketings nutzen. Natürlich scheint es einfacher über Fanpages eine Reichweite aufzubauen, als über eigene Plattformen. Das gilt für Kleinanbieter wie für Global Players. Ob es aber auf lange Sicht klüger und wirtschaftlich sinnvoller ist, kann bezweifelt werden. Auch in Facebook muss man in Zeit oder Geld investieren um Reichweite aufzubauen.

Was bringen Fanpages wirklich?

Was bei Fanpages zählt sind Reichweite und Aktivität. Betrachten wir die top 10 der global brands 2009 nach interbrand und ihre Fanpages bei Facebook.

  1. Coca Cola: 5,27 Mio Fans
  2. IBM: *
  3. Microsoft: **
  4. General Electric:***
  5. Nokia: 1 Mio ****
  6. MacDonalds: 215.Tsd *****
  7. Google: 614 Tsd+ ******
  8. Toyota: *******
  9. Intel: 69 Tsd. ********
  10. Disney: 3,3 Mio plus 1 Mio Pixxar

*einige Fanpages für bestimmte Produkte, Regionen und Organisationen mit kleiner Fanzahl

** Fanpages für Produkte und einige kleine Fanpages für das Unternehmen. Größte Fanzahl über 100.000

*** GE hat in den Rubriken Organisation, Produkte und Dienstleistungen wenige Fanpages mit Fans im unteren vierstelligen Bereich.

**** dazu kommen noch viele Nokia Produkt-Fanpages, meist im vier bis fünfstelligen Bereich

***** MacDonalds hat als Restaurant etwas mehr als 215 Tsd, Fans, die Kritik-Fanpages ist mehr als doppelt so groß.

****** Google:  neben den Fanpages der Website finden sich größere Fanpages für Funktionen wie Chrome (400 Tsd) und andere Funktionen.

******* Toyota: neben der Fanpage des Unternehmens (unter 100 Tsd Fans) finden sich viele Fanpages für einzelne Fahrzeuge und Organisationen.

********Intel: weitere kleine Fanpages

Fazit

Contra

Nach diesem ersten Eindruck gelingt es den Fanpages derzeit nicht, die schweigende Mehrzahl der Produktnutzer zu erschließen. Das Marketinginstrument Fanpages erreicht derzeit eher die hardcore Fans eines Produktes. Für Unternehmen, deren Produkte eher dem einfacheren täglichen Bedarf zuzurechnen sind, scheinen Fanpages nach diesem ersten Eindruck weniger wirksam. Auch große Marken bauen sich auf diesem Weg eine eher überschaubare Reichweite auf.

Damit die Wirkung über die eigentliche Zahl der Fans in deren privates social network ausstrahlt, ist entsprechende Investition in kreative Aktivität erforderlich. Bislang überzeugen mich die Fanpages nicht von der Alternative der eigenen Plattform mit einer Einbindung in den Sozialen Graph via Schnittstelle in die bestehenden Social Network Plattformen. Das dürfte auf längere Sicht effizienter und sicherer sein.

Pro

Ohne Facebook Fanpage wird auf absehbare Zeit kein Unternehmensmarketing auskommen. Die offene Frage ist lediglich ob es klug ist, sich ganz darauf zu verlassen oder ob es nicht besser ist dieses Instrument als Anlaufstelle innerhalb von Facebook zu nutzen und den Kern der Marketingleistungen auf sicherem Boden aufzusetzen.