Marktaustritt eines Social Networks: Timeshot verabschiedet sich

Das Ende eines Social Networks…

Um die Information im letzten Newsletter an die Mitglieder zu zitieren: nach 2057 Tagen ist Timeshot als eigenständige Community Geschichte.

Timeshot in wenigen Zahlen

  • 1.176.522 (1,2 Mio) Bilder,
  • 10.133.599 (10,1 Mio.) Gästebucheinträge,
  • 16.245 besuchte Events,
  • 179.425 registrierte User
  • zum Höhepunkt über 12 Mio. IVW-geprüfte Seitenaufrufe im Monat (PageImpressions)

und die Geschichte dahinter

Timeshot ist von einer Einzelperson gegründet worden und mit enormem Engagement in der Region aufgebaut worden. In der Gründungsphase der Social Network Plattformen explodierte auch Timeshot erfolgreich ein einen aufnehmebereiten, unbesetzten Markt hinein. Nachdem das lokale Marktpotenzial ausgeschöpft war suchte man seinen Weg in einer strukturell zunehmend schwieriger werdenden Situation. Das Marktpotenzial der Region Augsburg ist überschaubar. Ein weiteres Wachstum in die nächsten Regionen wurde durch dort vorhandene Wettbewerber verbaut

  • aus Richtung München expandierten die Lokalisten
  • in Ulm war Team Ulm fest verankert
  • aus der Region um Stuttgart kommen wuchs KWICK! an Bayerns Grenzen heran und darüber hinaus.
  • das zusätzliche aufkommen von Facebook erleichterte die Situation auch nicht.

Die Versuche sich zu behaupten führten in eine Beteiligung der Augsburger Allgemeinen, die von kurzer Dauer war. Die Unternehmenskulturen einer etablierten Tageszeitung und die eines jungen Startups bieten systembedingt schnell mehr Reibungspunkte als Synergieeffekte, wenn an dieser unterschiedlichen Beziehung nicht von beiden Seiten intensiv gearbeitet wird. Der Versuch über ein Printmagazin im Internet (eMag) auf die Erfolgsschiene zurück zu kommen, scheiterte ebenfalls. In der gesamten Zeit ruhten zu viele Aufgaben auf zu wenigen Schultern und die Kombination aus Geschäftsmodell und Marktpotenzial verhinderten aufgrund der damit zu erzielenden Erträge den Aufbau professioneller Organisationsstrukturen.

Das Kernproblem ist interessant und aktuell

Social Network Plattformen mit eng begrenztem Marktpotenzial sind schon deshalb besonders interessant und aktuell, weil es noch eine ganze Reihe von Social Network Plattformen in ähnlicher Größendimension in Deutschland gibt und auch weil die grundsätzliche Problematik auch größere Plattformen betrifft.

Die wichtigsten Probleme

Ein Wettbewerb auf technischer Ebene ist für eine kleine regionale Social Network Plattform schnell verloren. Wenn die Nutzenstiftung dann nicht ausreicht, um gegenüber den Feature-Giganten zu bestehen, wird es früher oder später eng.

Insbesondere bei so eng begrenztem Marktpotenzial wie Timeshot es hatte, ist das konventionelle Geschäftsmodell Werbung schnell an seinen Grenzen und erlaubt weder den Aufbau tragfähiger Organisationsstrukturen noch eine ausreichende technische Weiterentwicklung, zumal wenn die Erlöse in nennenswertem Umfang aus überregionale Werbung stammen.

Die Entwicklung von Ertragsstrukturen jenseits der klassischen Werbebannerschaltung erfordert neben Kreativität auch die nötigen Ressourcen und Kompetenz um diese Angebote zu entwickeln und im Markt zu vertreiben. Hier ist bei vielen kleinen Social Network Plattformen schnell das Ende der Möglichkeiten erreicht. Die Erfolgreichen unter den „Kleinen“ überleben bislang durch höher vergütete regionale Online Werbung.

Ãœberleben in Facebook?

Der Hoffnung, die Community in Facebook weiter zu betreiben, sollte eine ausreichende Nutzenstiftung für die Timeshot Community folgen. Die Chance, die höher entwickelte Technik der Social Network Plattform Facebook für ein weiterbestehen von Timeshot nutzen zu können, erscheint eher trügerisch. Auch wenn dieser Ansatz nicht per se illusorisch sein muss, erfordert er neben einer überzeugenden Nutzenstiftung – die Timeshot zuletzt fehlte – auch eine durchdachte Vorgehensweise mit längerer Vorbereitungs- und Umgewöhnungsphase. Timeshots bringt es in Facebook Stand heute auf 582 Fans.

Zukunftsperspektiven

Timeshots Beispiel ist einerseits symptomatisch, dabei aber nicht unvermeidbar. Die Frage der Nutzenstiftung und Marktpositionierung / Wettbewerbsstrategie muss allerdings in einem so dynamischen Markt möglichst frühzeitig und konsequent beantwortet werden. Timeshots Nachbar Team-Ulm beispielsweise hat sich längere Zeit mit seiner Positionierung recht erfolgreich in seinem Markt behauptet, auch wenn sich erste vorsichtige „Ermüdungserscheinungen“ in Google Trends und in Adplaner andeuten.