Tourismus in der Krise: Urlaub goes internet

Surfer sind reisefreudiger und optimistischer

Reisen ist der Deutschen liebstes Hobby. Auch in Zeiten der Krise. Nach Studien der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) wollen 81% der Internetnutzer trotz der Krise verreisen. Dieser Wert liegt 13% höher als bei der Gesamtbevölkerung. Ähnlich ist es mit der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage. Auch hier sind die Surfer optimistischer das sich die Lage nicht verschlechtern wird.

Urlaub goes internet

Die Verhaltensänderung der Deutschen ist mehr als signifikant. Zwei Fakten machen dies eindringlich deutlich. Von 2006 auf 2009 – also nur innerhalb von 3 Jahren – hat sich die Anzahl derjenigen

  • die sich im Internet über Reisen informierten um über 55% erhöht (von 15,3 Mio. auf 23,8 Mio Menschen).
  • die im Internet Reisen buchen um 90% erhöht (von 5,17 auf 9,81 Millionen Menschen).

Der Informationsweg Internet ist damit unverzichtbar – sowohl für Kunden wie für Anbieter. Gleiches gilt für den Vertriebsweg Internet. Diese Zahlen entstammen den Studien der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung agof.

Die repräsentative BITKOM Studie von 2008 gibt noch höhere Werte aus. Danach haben sich

  • 47% der Internetnutzer im Internet über Reisen informiert und
  • 24% auch im Internet gebucht.
  • 28% der Internetuser haben sich aufgrund von Empfehlungen anderer Internetnutzer für eine Reise entschieden und
  • 19% der Internetnutzer haben aufgrund von Empfehlungen ihre Reisepläne geändert.

Online Reisemarkt

2008 wurden 24% der Umsätze des deutschen Reisemarktes gebucht.

Umsatz_Deutschl_PhW_2009

Zusammenfassung

Das Internet ist auf dem Weg zum zentralen Informationsmedium wie zum wichtigsten Vertriebsweg. Soziale Medien nehmen nachhaltig und in wachsendem Umfang Einfluss auf Reiseentscheidungen.

Konsequenzen

Ohne eine durchgängige Internet- und  Social Media Strategie wird ein dauerhafter Erfolg im Reisemarkt unwahrscheinlich.

Chancen und Risiken

Die Reisebranche „entdeckt“ zwar zunehmend die Internetnutzung, Social Media ist aber überwiegend unentdecktes Terrain. Die „technische Präsenz“ ist zwar eine Grundvoraussetzung, für den Erfolg dieser Präsenz ist die richtige Nutzung von Social Media entscheidend. Damit lassen sich strategische Wettbewerbsvorteile aufbauen. Aber auch hier gilt: des einen Vorteile sind die Nachteile des anderen.

Springers falscher iPhone Zug: blockieren um zu kassieren

Über Martin Weigerts Artikel in netzwertig.com bin ich auf das bemerkenswerte Vorhaben gestoßen, mit dem der Axel Springer Verlag seine kostenpflichtige iPhone App für BILD und WELT Online in den Markt drücken will. Quelle dieser Information ist der Axel Springer Verlag selbst, der dieses Vorhaben gegenüber DWDL bestätigt hat. Die Hoffnung, das es sich dabei also um einen Scherz oder einen Fake handelt, schwindet damit deutlich.

Blockieren um kassieren

Die Methode ist so neu nicht. Früher nannte man das Wegezoll. Die Überlegung, den eigenen Lesern, die ein  iPhone nutzen den Zugang zu blockieren, um sie zum bezahlen zu zwingen, ist einfach toll, weil sie viel über das Verständnis des Netzes und das Verhältnis des Verlags zu seinen Lesern aussagt. Als Unternehmen muss man entweder verzweifelt, anmaßend oder ignorant sein, wenn man sich direkt gegen seine eigenen Kunden stellt.

Gutes Beispiel für ein schlechtes Beispiel

Statt dieses Vorhaben nur kopfschüttelnd zu ignorieren, macht es Sinn das gute Beispiel eines schlechten Beispiels genauer zu betrachten. Lernen wir doch von Fehlern oftmals mehr, als von Erfolgen. So gesehen darf man dem Axel Springer Verlag gratulieren. Er hat einen sehr wertvollen Lernprozess vor sich.

Warum der Alex Springer Verlag mit dieser Vorgehensweise scheitern wird.

In kurzen Worten hier die aus meiner Sicht wichtigsten Gründe, warum der Axel Springer Verlag mit dieser Vorgehensweise Schiffbruch erleiden wird.

Nachrichten sind kein knappes Gut im Netz

Nachrichten sind im Netz kostenlos vorhanden. Nachrichten erreichen uns auch im Fernsehen ohne Zusatzkosten, ebenso im Radio. Um eigene Nachrichten wertvoller zu machen, muss man sie veredeln. Es ist kaum möglich dieses Gut künstlich zu verknappen, noch durch eine Zugangsbegrenzung den Preis in die Höhe zu treiben, wenn es rechts und links vom eigenen Angebot ähnliches in ausreichender Qualität kostenlos gibt.

Dieses Vorgehen erinnert an den Versuch ein paar Quadratmeter Sand in der Sahara abzuschotten um den Sand dann teuer zu verkaufen.

Gegen die eigenen Kunden ist kein Geschäft zu machen.

Es ist als Methode nun mal Erfolg versprechender den Kunden einzuschließen, als ihn auszugrenzen. Wie die Geschichte zeigt, hat die Methode eine Mauer zu bauen, um das eigene Ertragspotenzial einzugrenzen auch bei Staaten keinen dauerhaften Erfolg. Nun stelle man sich vor, was passiert wäre, wenn die DDR ihre Mauer tatsächlich gebaut hätte, um die Einwanderung in die DDR zu regulieren, die Ausreise aber problemlos möglich gewesen wäre. Das man bei der BILD daraus keine Lehren zieht, und sich mit einer (Blockade-) Mauer gegen die eigenen Kunden abschottet, um Eintritt nehmen zu können, ist schon amüsant.

Community building einmal anders

Wie kann man auch eine Gemeinschaft bilden? Durch Druck von außen, einen gemeinsamen Gegner hätte man zu Zeiten des alten Bismarck sicher als sinnvollen Weg bezeichnet. An Bismarck erinnert viele nicht mal der gleichnamige Hering mehr. Wie wird man dem iPhone-Kunden gegenüber begründen, das man ihn zur Kasse bittet – Nokia-Nutzer aber eben nicht? Du bist anders? Du hast mehr Kohle? Dich können wir leichter zur Kasse bitten? Damit schafft man bestenfalls das Gefühl einer Gemeinsamkeit, die sich als Gemeinschaft gegen eine Diskriminierung wehren muss. Oder ein Achselzucken, mit dem Axel Springer als Anbieter eben für einen erledigt ist.

Geschäftsmodell verzweifelt gesucht

Auch wenn nur wenige Mitgefühl mit dem Axel Springer Verlag und seiner Suche nach einem Geschäftsmodell im Internet aufbringen werden, so soll nicht unerwähnt bleiben, das es bessere Ansätze für erfolgsversprechendere Geschäftsmodelle als diese gibt. Der Weg dorthin führt über die Nützlichkeit der eigenen Leistung für die potenziellen Nutzer als Orientierung. Diskriminierung und simpel gestrickte Versuche der Wegelagerei funktionieren dagegen bestenfalls als Statement der eigenen Unverständnis.

Gestern sah ich übrigens in der ZEIT einen Versuch über Versteigerung von Produkten ein zusätzliches Geschäftsmodell im Internet zu testen. Das ist zwar alles andere als innovativ und immer noch nicht auf der Höhe der Zeit, aber schon Welten besser als das was BILD und WELT mit ihrem Amoklauf veranstalten.

Link zur Diskussion über dieses Thema

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Auf 68 Seiten zeigt Ben Kelly die wesentlichen Grundzüge dafür auf, wie Unternehmen mit Ihren Kunden in Zeiten des Web 2.0 den Dialog aufbauen und halten können und sollten.

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