Social Media Analyse – Amica.de

Medienmarken und -häuser sind von Social Media stärker betroffen als viele andere Unternehmen und Branchen. Um so wesentlicher erscheint es, das sich diese Branche besonders intensiv mit Social Media auseinandersetzt, um nicht nur unter den Risiken zu leiden, sondern auch die Chancen von Social Media zu nutzen.

Um ein Bild der Qualität der Social Media Nutzung für Medienobjekt wie Magazine und Zeitungen zu erhalten nutzen wir eine eigene betont auf wesentliches fokussierte Checkliste. Anhand dieser Checkliste beleuchten wir die Social Media Nutzung in den Bereichen Website, Facebook, Blogs, Community Management und Geschäftsmodell(e).

Ein Hinweis in turi auf einen Artikel von Meedia über die Wiederbelebung der Ex-Print Marke amica als Applikation für den iPad gab den Ausschlag die Inhalte eines Social Media orientierten Blicks auf Amica.de zu veröffentlichen. Ziel dieser Betrachtung war nicht die App von Amica sondern die Social Media Aktivitäten auf Website, Facebook, Blogs und im Community Management. Hier wollten wir sehen, wie weit dort die Chancen von Social Media ausgereizt werden.

Social Media für Online Medienobjekte mit erfolgsentscheidend

Die Betrachtung der Social Media Aktivitäten und Qualität der Medienhäuser und ihrer Marke ist nicht zuletzt deshalb besonders interessant weil man hier nicht nur die Nutzung von redaktionellem Content und user generated Content parallel betrachten kann. Weiterhin zeigt eine unterschiedliche intensive Nutzung von redaktionellem Content als dem wirtschaftlich hochwertigeren Werbeumfeld bei einer intensiveren Verflechtung von Community- und Contentbereichen nicht zuletzt beachtliche wirtschaftliche Potenziale auf.

Bei Amica sind aufgrund der IVW-Erfassung leider keine Daten für die Nutzung von redaktionellem und user generated Content verfügbar.

Die Reichweite von Amica im Web

Amica erreicht im Web nach agof 140 Tsd. aktuell (2011/4) unique users. In der IVW wird Amica mit Focus gemeinsam erhoben. Die interne Ausweisung ergibt nach den Mediendaten von Amica knapp 320.000 visits und 2,12 Mio PIs für Juni 2011.

Ergebnis der Betrachtung der Social Media Aktivitäten

Die Website

  • Die Checkliste für die Betrachtung der Social Media Aktivitäten auf einer Medienwebsite mit eigenem Communityansatz umfasst  18 Prüfpunkte.
  • Bei Amica.de sind von diesen 18 Prüfpunkten bei 11 Punkten Inhalte, Leistungen oder Angebote vorhanden.

Das ist deutlich besser, als es auf den ersten Blick aussieht, aber auch ohne Berücksichtigung von qualitativen Aspekten auch genauso deutlich ausbaufähig.

Facebook

Für Amica besteht eine Fanpage in Facebook.

  • Die Checkliste für die Social Media Aktivitäten in Facebook umfasst 23 Prüfpunkte.
  • Für Amica sind bei 2 Prüfpunkten positive Ergebnisse bzw. Inhalte erkennbar.

Blogs

Blogs können durch die Generierung von Visits zur wirtschaftlichen Nutzung von Content beitragen. Die durchschnittlich 5 wichtigsten Suchbegriffe aus den Themenbereiche von Amica ergeben bei der Betrachtung des Nachfragevolumens nach Suchbegriffen (Google Keyword Tool) ein monatliches Volumen von 45 Mio. lokalen Suchabfragen.

Bei einer in allen einbezogenen Suchbegiffen erfolgreichen Nutzung von Blogs für die Generierung von Visits entspricht dies je nach Erfolgsgrad einem Potenzial von 2,25 bis 15,75 Mio visits/ Monat. Aktuell verzeichnet Amica 320 Tsd Visits im Monat.

Community Management

Ein funktionierendes Community Management ist für die erfolgreiche Nutzung von Social Media unverzichtbar.

  • Zur Einschätzung des Community Managements verwenden wir 33 Prüfpunkte.
  • Bei Amica sind in 2 Punkten Inhalte oder Leistungen erkennbar.

Fazit Amica.de

Die Belebung von Amica durch eine Applikation für das iPad ist sicher eine gute Idee.

Das ungenutzte Potenzial, das Social Media für eine Belebung der Nutzung von Amica.de noch bietet, dürfte jedoch auch von einer noch so erfolgreichen Applikation nicht so schnell übertroffen werden.

Auch wenn Amica quantitativ mehr Social Media als mancher Wettbewerber beinhaltet, bleiben erhebliche wirtschaftliche Potenziale nicht ausgeschöpft, die die Anzahl der Visits und der PIs um ein mehrfaches erhöhen können.

123wir.org – Social Network der Welthungerhilfe

Social Networks verändern die Welt. Das Beispiel der arabischen Revolution und Facebooks Beitrag zur Information und Koordination sind neue Beispiele dafür. Deshalb liegt es auch nahe, Social Media und spezielle Social Networks als Werkzeug für andere, nicht weniger wichtige Ziele zu verwenden.

Die Welthungerhilfe hat mit 123wir.org eine Website mit Community entwickeln lassen, mit deren Hilfe sie über die Projekte der Welthungerhilfe informieren und neue Unterstützer gewinnen will. Die Plattform wurde von der Virtual Identity AG in Freiburg entwickelt. Das Unternehmen unterstützt die Welthungerhilfe auch im Aufbau der Community.

Soziale Ziele für Social Media…..

So naheliegend die Nutzung von Social Media und Social Networks für ein so wichtiges und wertvolles soziales Ziel wie die Bekämpfung des Hungers in der Welt ist, so wünschenswert ist auch der Erfolg dieser Website und Community Plattform. Und dieser Wunsch führt zur Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, diese Community nicht „standalone“ zu etablieren, sondern zumindest stärker an bestehende Social Network Plattformen anzubinden.

Betrachtet man den Aufwand und das Engagement, die nötig sind, um Interessenten für eine Community zu erreichen und als Mitglieder zu gewinnen, wäre eine intelligentere Social Media Strategie wünschenswert gewesen. Eine Standalone Community in Zeiten Facebooks und anderer Social Network Plattformen zu etablieren, erfordert Ressourcen die der Welthungerhilfe anderweitig fehlen. Davon abgesehen ist das Erfolgsrisiko alles andere als gering.

Das zugleich darauf verzichtet wurde, die Möglichkeiten der Anbindung an die sozialen Freundeskreise in bestehenden Social Network Plattformen zu nutzen, ist nicht einfach nachvollziehbar. Der Verzicht auf diese Möglichkeiten erschwert den Aufbau einer Community immens. Wenn schon Interessenten für die Welthungerhilfe gewonnen werden können, läge es doch nahe, die Freundeskreise dieser Interessenten über vorhandene Tools zu erschliessen.

….erfordern nicht weniger Social Media Kompetenz

Virtual Identity nennt Social Media als eines der Geschäftsfelder des Unternehmens. Zudem hat das Unternehmen mit knallgrau in Wien eine Agentur die sich auf Social Media spezialisiert hat. Damit sollte Virtual Identity über die nötige Kompetenz für Social Media verfügen. Sowohl der Ansatz als standalone Plattform als auch die Umsetzung lässt vermuten, das man dieses Projekt nicht mit der Aufmerksamkeit behandelt hat, die wünschenswert gewesen wäre.

Wo der Verzicht auf eine Integration in Facebook oder zumindest eine Anbindung an bestehende soziale Netze schon eine schwere Hypothek für den Start einer Community sind, wird ein solches Projekt durch lieblos entwickelte Profile vollends gefährdet. Wenn dazu noch simple Standards wie ein Einladungstool für Freunde fehlt, werden die Chancen für eine wachsende Community noch einmal deutlich reduziert. Fehlt auch noch ein erkennbarer Ansatz zur Unterstützung der Vernetzung von neuen Mitgliedern, wächst nur noch das Fragezeichen hinter der Social Media Kompetenz derjenigen, die dieses Projekt betreut haben.

Das die Website auf der technischen Basis des kostenlosen WordPress umgesetzt wurde, muss kein Nachteil sein. WordPress ist zwar eine simple, doch auch leistungsfähige Plattform für kleine Projekte und Sites. Schade nur, wenn die vorhandene Leistungsfähigkeit dieser Plattform sowohl in Social Media wie in SEO nicht genutzt wird.

Trauriges Fazit

Auch wenn es sich hier vermutlich um ein Projekt ohne Bezahlung handelt, ist  jenseits des Designs eine Lieblosigkeit erkennbar, die das Thema gewiss nicht verdient hat und die dem Unternehmen, das für diese Leistung seinen Namen gab, kaum gerecht wird. Hätte man dieses Projekt engagierten Studenten der Wirtschaftsinformatik übertragen, wäre das Ergebnis sicher besser ausgefallen

Social Media Strategie: Facebook statt Website?

Das Männerlifestyleblatt „FHM“  gab seine Website unter fhm-online.de auf und zog in Facebook ein. Der Betrieb einer Website sei kein Geschäftsmodell mehr, war bei Kress und anderen Medienbeobachtern als Begründung für diesen Schritt zu lesen. Dieser Schritt ist interessant genug, um ihn näher zu betrachten.

Ein Blick in die Vergangenheit

Sucht man Informationen über die Reichweite und Nutzung von fhm-online.de – z. B. bei Google Trends für Websites oder AdPlanner – wird schnell eine Motivation dieser Entscheidung deutlich.

  • Die Website gehörte nicht wirklich zu den gut besuchten, auch wenn die Inhalte die Männerherzen hätten höher schlagen lassen sollen.
  • Mit der Website war – das ist wiederum eine Vermutung, basierend auf deren Nutzung – nicht wirklich gut zu verdienen.

Der Schritt weg von der eigenen Website und hin zu einer Präsenz in Facebook ist kaum anders zu verstehen, als die logische Konsequenz aus der Notwendigkeit Kosten einzusparen und dem Versuch online wenigstens Vermarktung der Printausgabe zu unterstützen.

FHM in Facebook

FHM hat in Facebook  knapp 23.500 Fans gewonnen. Den geneigten Leser erwarten auf den FHM Seiten in Facebook auf der

  • Pinnwand fleißige Einträge und Hinweise, die sich um Heftinhalte und Hinweise um neue Hefte drehen und reichlich kommentiert wird und eine
  • Seite mit Fotos aus den jeweiligen Heften.
  • Die Veranstaltungshinweise sind eher mager und pflegebedürftig, der
  • Einsatz von Gewinnspielen zeugt nicht von überragender Kreativität.
  • Immerhin findet sich ein großformatiges Bild des aktuellen Covers.
  • Einige kurze Videos komplettieren das Angebot.

Ein Blick auf die strategischen Konsequenzen dieses Schritts

Wenn es primär darum geht die Kosten zu minimieren und dort Verkaufsförderung für Print zu betreiben, wo man die meisten Kunden vermutet, ist die Entscheidung von FHM nachvollziehbar.

Der Schritt – Verzicht auf eigene Website zugunsten einer Facebook Präsenz – steht für mehr:

  • Aus unternehmerischer Sicht ist dieser Schritt auch das Eingeständnis, das man mit seinem Content online kein tragfähiges Geschäftsmodell finden oder realisieren konnte.
  • Facebook bietet jetzt der Hoffnung Heimat hier preiswert Verkaufsförderung betreiben und die Kunden bei Laune halten zu können. Ob diese Hoffnung auch wirtschaftlich trägt wird sich zeigen. Wer auf der eigenen Website nicht erfolgreich war, wird dies nicht automatisch durch den Wechsel in Social Media.

So spezifisch die Situation von FHM ist, sie bietet Anlass sich über eine grundsätzliche Frage Gedanken zu machen, die im Hype um Facebook und die Nutzung von Social Network Plattformen bestenfalls beiläufig beachtet wird.

Social Media Strategie und Plattformabhängigkeit

Wo Social Media für Marktzugang und Kundenbindung steht – wie das auch bei FHM der Fall ist – ist die Abhängigkeit von einer Plattform immer ein strukturelles Risiko, insbesondere, wenn diese Abhängigkeit nicht durch ein backup gemindert wird.

  • Gerät die Plattform in Probleme, trifft das den Marktzugang des Unternehmens.

In einem so dynamischen Umfeld wie Social Network Plattformen, in dem sich innerhalb von wenigen Jahren Marktgiganten bilden, aber auch wieder schrumpfen, ist die Absicherung von Kundenkommunikation und Marktzugang unverzichtbar. Die Plattformen selbst stellen dafür aber keine Lösungen zur Verfügung. Das nutzende Unternehmen ist dabei auf sich selbst gestellt.

  • Diese Absicherung sollte von Beginn an, Teil der Social Media Strategie eines Unternehmens sein.

Welche Vorgehensweise für ein social media backup gewählt wird hängt nicht zuletzt davon ab, ob man sich mehrerer Plattformen bedient und welche technischen Möglichkeiten die einzelnen Plattformen zur Verfügung stellen. Hier sei nur erwähnt, das es auch für den Fall Lösungen gibt, in denen einzelne Plattformen keinerlei Schnittstellen bieten.

Mein persönliches Fazit

Ich halte eine aktive Präsenz in Facebook für mehr als sinnvoll. Den eigenen Marktzugang aber ganz dem goodwill von Facebook anzuvertrauen halte ich für leichtfertig. Deshalb spreche ich diesen Punkt und seine Lösungsmöglichkeiten in meinen Social Media Seminaren auch gezielt an.

Sie würden sich gerne intensiver mit Social Media befassen?

Für diesen Fall empfehle ich Ihnen an einem Seminar zu diesem Thema teilzunehmen oder einen firmeninternen Workshop abzuhalten. Für den Aufbau von Social Media Kompetenz ist das Seminar Social Media für Unternehmen ein guter Einstieg.

Falls Sie Ihr Produkt / Ihr Unternehmen in Social Media auf eine breitere, zukunftsfähigere Basis stellen wollen – fragen Sie mich. Meine Kontaktdaten finden Sie hier oder in der rechten Spalte ganz unten.