Wettbewerbssituation der größeren regionalen Sozialen Netze

Über die Wettbewerbssituation zwischen den VZs, insbesondere StudiVZ und Facebook ist einiges geschrieben worden. Ähnlich ist es mit der Wettbewerbssituation zwischen den VZs und wer-kennt-wen.de.

Die Wettbewerbssituation der kleineren sozialen Plattformen in Deutschland, also von Lokalisten, Jappy und KWICK! wird weniger aufmerksam betrachtet. Das ist bedauerlich. Findet sich darin möglicherweise schneller die Frage auf die Antwort ob sich Netzwerke aufgrund einer regionalen Stärke gegen größere Netzwerke behaupten können, oder ob dieser Vorteil nicht ausreicht, um auf Dauer im Wettbwerb bestehen zu können. Unter diesem Aspekt ist die Wettbewerbssituation der regionalen Größen auch für die Wettbewerbssituation von WKW und VZs mit Facebook und MySpace nicht uninteressant.

Die Entwicklung der daily unique visitors von Lokalisten, Jappy und KWICK!

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Allen gemeinsam ist eine stetig rückläufige Entwicklung der daily unique visitors nach Google Trends. Betrachten wir die regionalen Schwerpunkte, die Google Trends ebenfalls auswirft.

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Jappy ist in Berlin und NRW stark vertreten. In Bayern oder Baden-Württemberg eher weniger repräsentiert.

Die Lokalisten sind vor allem in Bayern präsent, ein wenig auch in Baden-Württemberg und Hessen.

KWICK! ist in Baden-Württemberg stark repräsentiert, in den anderen Bundesländern nicht nennenswert präsent.

Das Ende des Wachstumsmotors der Startphase.

Insgesamt zeigt sich bei allen Netzen, das die Wachstumsphase vorbei ist und damit auch die Phase der geografischen Expansion beendet zu sein scheint. Man hat in der Vergangenheit die Märkte erschlossen, die innerhalb der eigenen Möglichkeiten zu erschließen waren. Das Wachstum der sozialen Netze in der Vergangenheit war vor allem von unerschlossenen Märkten geprägt, in denen kein oder minimaler Wettbewerb herrschte. Die Entwicklung der drei regionalen Größen zeigt, das in dieser Phase die pure Existenz und die virale Empfehlung als Wachstumstreiber ausreichend waren. In verteilten Märkten ist dieser Wachstumsmotor zwangsläufig abgestellt. Wachstum in einer echten Wettbewerbssituation muss durch mehr als durch die reine Anwesenheit erarbeitet werden.

Das Wachstum der regionalen Größen resultierte also aus einem lokalen und später regionalen Netzwerkeffekt. Wie entwickelt sich die Wettbewerbssituation, wenn jetzt Netzwerke mit einem insgesamt größeren Volumen auftreten, die aber in der jeweiligen regionalen Marktsituation weniger stark vertreten sind, als die regionalen Größen?

Die Wettbewerbssituation der Lokalisten

by1Als überregionale Wettbewerber der Lokalisten wurden Facebook, StudiVZ, SchülerVZ und wkw gewählt. Wir sehen bei allen Beteiligten mit Ausnahme von Facebook eine stagnierende oder rückläufige Entwicklung der daily unique visitors. Die Grafik gibt dabei die Entwicklung in Deutschland insgesamt wieder.

Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Situation im Kernland der Lokalisten – nach Bayern.

by2Facebook hat dort die Lokalisten  nach Googles daily unique visitors bereits eingeholt. StudiVZ, SchülerVZ und wkw liegen aber noch deutlich hinter den Lokalisten zurück. Aufgrund der rückläufigen Entwicklung der daily unque Visitors von StudiVZ, SchülerVZ und wkw ist nicht zu erwarten, das sie die Lokalisten in Bayern kurzfristig überholen werden. Dazu müsste deren Stagnation und rückläufige Entwicklung überwunden werden. MySpace und MeinVZ erreichen in Bayern ebenfalls nicht die Marktstellung der Lokalisten.

Fazit

Die Lokalisten haben ihre Marktführerschaft in Bayern knapp an Facebook abgegeben, konnten sich aber mit deutlichem Abstand von weiteren Verfolgern auf Platz 2 halten.

Die Wettbewerbssituation von Jappy

jappy3Die Gesamtentwicklung von Jappy ist  ebenfalls stetig rückläufig.

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Jappy hat seine geografische Stärken in den Regionen Berlin und Nordrhein-Westfalen. In Nordrhein-Westfalen wurde Jappy von Facebook, StudiVZ, SchülerVZ  und wkw bereits deutlich überholt. Auch MySpace und MeinVZ, die in dieser Grafik nicht aufgeführt sind, haben Jappy in NRW deutlich überholt.

Berlin ist das zweite geografische Zentrum von Jappy. Hier liegt Facebook und StudiVZ vor Jappy, aber SchülerVZ und wkw rangieren noch hinter Jappy. MySpace hat Jappy in Berlin überholt, während MeinVZ dies noch nicht gelungen ist.

Fazit

Jappy spielt in seiner nach dem Potenzial gesehen größten Kernregion NRW keine wichtige Rolle mehr. In seiner zweiten Kernregion Berlin liegt Jappy jetzt hinter Facebook, StudiVZ und MySpace auf einem vierten Platz.

Die Wettbewerbssituation von KWICK!

k1KWICK! weißt bei den daily unique visitors nach Google Trends einen stetigen Rückgang auf, der allerdings nicht so deutlich ausfällt wie bei den anderen Wettbewerbern, ausgenommen Facebook. Das Ende der Wachstumsphase ist aber nach dieser Entwicklung Fakt.

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In seinem Kernland Baden-Württemberg wurde KWICK! von Facebook, StudiVZ, SchülerVZ und wer-kennt-wen.de überholt.

MySpace liegt noch knapp hinter KWICK!, das auch vor MeinVZ einen größeren Vorsprung hat. MySpace und MeinVZ sind aus Darstellungsgründen nicht in dieser Grafik enthalten. Die Wettbewerbssituation von KWICK! mit diesen

Fazit

KWICK! hat sich im Wettbewerb mit Facebook, den VZs, wkw und MySpace in seinem Kerngebiet bislang auf Platz 5 behauptet und ist damit von einer regionalen Marktführerschaft in seinem Kernmarkt weit entfernt. Eine positive Veränderung dieser Situation ist nur durch deutliche Rückgänge oder Einbrüche in den daily unique visitors der Wettbewerber zu erwarten, eigene Stabilität in der Entwicklung vorausgesetzt.

Gesamterkenntnisse

Quantitative Wettbewerbssituation: Die regionalen Größen, durch Lokalisten, Jappy und KWICK! vertreten, haben in ihren Kerngebieten die Marktführerschaft abgegeben. Facebook ist zwar nicht in allen Regionen Marktführer, aber aufgrund seines ungebremsten Wachstums und der rückläufigen Entwicklung seiner Wettbewerber hat der Netzwerkgigant dazu das Potenzial. Da Deutschland zu den europäischen Märkten zählt, in denen die Communitylandschaft sich mit etwas Verzögerung entwickelt hat und Facebook hier noch leichter Marktpotenzial erschließen kann, ist davon auszugehen, das Facebook sich noch stärker etablieren wird.

Qualitative Wettbewerbssituation: Facebook ist als letzter in den Markt gestartet und in den meisten Märkte auf bereits etablierte Wettbewerber gestoßen. Im Gegensatz zu seinen Wettbewerbern wächst Facebook noch in Deutschland, hat also die Kraft sich gegen Wettbewerber durchzusetzen. Diese Kraft fehlt den anderen großen Anbietern in Deutschland erkennbar. Sie sind in einer wettbewerbsfreien oder wettbewerbsarmen Phase gewachsen und erleben mit zunehmendem Wettbewerb einen deutlichen Rückgang an aktiver Nutzung. Dieser Unterschied an Wettbewerbsfähigkeit der großen deutschen Anbieter spricht für ein fortgesetztes Wachstum von Facebook in Deutschland.

Veränderungsgeschwindigkeit und Veränderungspotenzial: Die sozialen Plattformen haben sich binnen weniger Jahre etabliert. Facebook ist in noch kürzerer Zeit auf dem Weg zum Marktführer. Das Veränderungspotenzial im Wettbewerb beruht derzeit noch ausschließlich auf technischer Leistungsfähigkeit.

Treiber der Veränderung: Technik als Treiber der Veränderung ist in jungen Märkten üblich. Mit zunehmender Annäherung der technischen Standards der im Markt verbliebenen Anbieter verliert sie an Bedeutung für die Wettbewerbsgestaltung. Die ausserordentliche Dynamik der Branche lässt einen schnellen Reifeprozess mit der Folge erwarten, das auf stetig wachsenden hohem technischen Niveau der Wettbewerb zunehmend über andere Kriterien wie konkreter Nutzenstiftung und Positionierung ausgetragen wird.

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.

7 Gedanken zu „Wettbewerbssituation der größeren regionalen Sozialen Netze“

  1. Die reine Trendverlängerung stellt Google Trends for Websites auch nicht dar. Es zeigt, wie sich die Größe der daily unique visitors nach Googles Messung – also die von Google gemessene tägliche Mitgliederaktivität in Form von unique visitors – entwickeln. Diese Aktivität ist letztlich die Summe aller Einflußfaktoren – sowohl der persönlichen der Besucher, als auch der Aktivitäten der jeweiligen Betreiber wie nicht zuletzt auch der Wettbewerbssituation.

  2. Letztlich hängt das auch davon ab, wie sich die Geschäftsmodelle der regionalen Communitys entwickeln, was die Großen auf diesem Feld machen und auch von anderen Faktoren.
    Eine reine Trendverlängerung macht für eine vernünftige Aussage zu wenig Sinn.

  3. Hallo Wilfried,

    das ist natürlich ein interessanter Ansatz, den ich so nicht noch nicht beachtet hatte.

    Aber wenn ich es mit meinem privaten Verhalten auf Studivz vergleiche, war es ähnlich. Zu Beginn zig neue Freunde gesucht, alles abgesucht und mittlerweile logge ich mich wöchentlich ein, um nach neuen Nachrichten zu schauen und gehe wieder.

    Aber es waren mal viele PIs.

    lg Sebastian

  4. Hallo Sebastian,

    das lässt sich so – mit dieser Hintergrundinformation – nicht ganz ohne weiteres sagen.
    Eine Ursache liegt hier in den unterschiedlichen Größen – also daily unique visitors und visits. Das allein – so vermute ich – muss es aber auch nicht sein.
    Es gibt zwei parallel verlaufenden Entwicklungen – die des Wachstums an Mitgliedern und die der Normalisierung der Nutzung.
    Da muss ich jetzt kurz ausholen. Ein neues Mitglied hat am Anfang mehr zu tun. Es muss ein Profil einrichten, Bilder hochladen, Freunde finden / einladen, Content einstellen, etc. Bis das alles erledigt ist, ist die Nutzung etwas höher. Ist alles eingerichtet, geht die Nutzung auf einen normalen Umfang zurück.
    Stell Dir die Zeitachse der Mitgliedergewinnung vor. Die Mitglieder die früh Mitglied wurden, sind auch die ersten die in die Phase normale Nutzung kommen.

    Wenn der Zuwachs an neuen Mitgliedern – mit deren höheren Nutzung – höher ist, als die Reduzierung der Nutzung der älteren Mitglieder dann wachsen auch Deine daily unique visitors mit. Wenn die Neumitgliederentwicklung gleich oder geringer ist als das Volumen etablierter Mitglieder, die in die normale Nutzung übergehen, stagnieren oder sinken die daily unique visitors.

  5. Wenn ich das so genau sagen könnte. Letztlich hängt das auch davon ab, wie sich die Geschäftsmodelle der regionalen Communitys entwickeln, was die Großen auf diesem Feld machen und auch von anderen Faktoren.
    Eine reine Trendverlängerung macht für eine vernünftige Aussage zu wenig Sinn.

  6. Hallo Wilfried,

    vielen Dank für den interessanten Artikel. Ich selbst habe auch einige Seiten und die Google Analytics Zahlen zeigen absolut eine deutliche Steigerung der Pageimpressions und Visits.
    Dennoch zeigt Google Trends rückläufige Werte an.
    Ich kann mir das nur durch eine überproportionale Steigerung der gesamt PIs erklären und dass somit weniger Anteil auf die einzelnen Seiten fällt und daher Google Trends rückläufig ist.

    Kannst du die Theorie bestätigen? Gibt es vergleichswerte?

    vielen Dank
    Sebastian von http://www.ednetz.de

  7. Hallo Herr Schock,

    Sehr interessante Fakten – Glauben Sie, dass die regionalen Communities über die nächsten Jahre evtl. gar komplett vom Markt verschwinden werden bzw. finanziell nicht mehr tragbar werden aufgrund von schwindenden Nutzerzahlen?

    Viele Grüße,
    Frederik

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