Community Manager

Ein neues Berufsbild zeichnet sich ab. Der Community Manager tritt als Mischung aus Redakteur, Content Manager, Developer und Coach an um mit subtilen Mitteln eine Community ins Leben zu rufen und aktiv zu halten. Des weiteren geht es auch darum, geeigneten Content zu finden, Mitglieder zu aktivieren und zu animieren. Das dabei – je nach Zielsetzung – auch die „richtigen'“ Themen ins rechte Licht gerückt werden sollen, hängt zumindest bei Brand Communitys mit dem Zweck der Veranstaltung zusammen. In einigen aufschlussreichen Stellenanzeigen wird der Community auch als Agent der Marke in externen Communitys aktiv, tritt dort mehr oder weniger deutlich als deren Vertreter auf und dient als Ansprechpartner, Contentlieferant und Meinungsbilder.

Letztendlich ist die Funktion des Community Managers nicht ohne Logik. Wenn Marken und deren Images den Unternehmen zunehmend aus der Hand gleiten und die Meinung darüber sich in Communitys bildet, macht es Sinn auf diese Meinungsbildung direkt Einfluss zu nehmen. Nichts anderes versucht ja Werbung.

Ob sich eine Community managen lässt und ob dies durch einen vorgegebenen Vertreter eines Unternehmens der Fall ist, wird sich immer erst im Einzelfall erweisen. Das Terrain auf dem sich ein Community Manager bewegt ist zumindest kein einfaches. Die Community ist nun mal ein flüchtiges Wesen. Fühlt sie sich missbraucht oder missverstanden, straft sie mit Missachtung und – noch schlimmer – mit publizierter Kritik. Sei es in der Community, in der dies der Fall ist, sei es an ganz anderer Stelle.

Das sich Unternehmen mit Communitys auseinandersetzen, ist in Ordnung wie sinnvoll. Ob der Community Manager in vielen Fällen nichts anderes ist als ein PR-Vertreter mit spezieller Ausrichtung, wird sich auch wieder im Einzelfall erweisen.

Brand Communitys – nah am Fehlgriff gebaut.

Eigentlich ist nichts zwangsläufiger und verständlicher, als das sich Freunde einer guten Marke an dieser Gemeinsamkeit erkennen wollen und sich darin bestätigen. Drückt man dadurch das man sich bekennt nicht zuletzt auch aus, das man sich auskennt, möglicherweise einen bestimmten Status in Anspruch nimmt, sich zumindest aber in seiner individuellen Kennerschaft als Teil einer Gruppe fühlt? Schon haben wir die Basis einer stabilen Community, könnte man damit meinen.

Natürlich ist nicht jeder dessen Schlüsselbund auf dem Kneipentresen von einem plakativen Anhänger einer Sportwagenmarke mehr oder weniger geziert wird, gleich der perfekte Markenbotschafter. Fan ist er auf jeden Fall, egal was er tatsächlich für ein Fahrzeug fährt. Und in seinem Umfeld wird er die Marke hochhalten, soweit es ihm eben möglich ist.

Wie stark diese Identifikation mit der Marke wirklich ist haben gerade die Gralshüter der automobilen Nobelmarken vom Markt lernen dürfen. Die Kunden schlossen sich zusammen, ohne das sie dabei auf den Segen der Hersteller warteten. So kam es, das es zum Beispiel weltweit Porscheclubs gibt, in der die Enthusiasten sich in ihrer Entscheidung bestärken, das Marketing des Herstellers aber bestenfalls gelegentlich zu Gast sein darf. Dies ging nicht nur Porsche so, auch alle anderen Marken haben diese Entwicklung mehr oder weniger konsequent verschlafen. Natürlich weiss man heute in Herstellerkreisen, welch Schatz eine treue und gepflegte Community für die eigene Marke und nicht zuletzt für Image und Absatz sein können. Man ist allerdings mit den eigenen Versuchen durch die Existenz bestehender Communitys heftig gebremst.

Jenseits der Welt der Automobile finden wir nicht weniger interessante und beachtete Marken. Allein die Tabakindustrie hat über die Jahrzehnte Unsummen in die Zugkraft ihrer Marken gesteckt. Wer kennt sie nicht – den Marlboroughman, die beiden goldenen Bögen die für den Fastfoodtempel stehen oder diesen simplen Haken, der allen möglichen Produkten Sportlichkeit verleiht. Ganz zu schweigen von der braunen Brause aus Atlanta. Bildeten sich dafür Consumercommunitys? Eher nicht. Und wenn von Seiten der Industrie etwas in Sachen Communitys unternommen wird, dann bleibt es meist ein Gag, eine Eintagsfliege wie eben die Möglichkeit sich mit einer Codenummer im Kronkorken einer Coca Cola Flasche zu registrieren, um damit möglicherweise irgendwelche give-aways zu erhalten. Gibt es ein schöneres Beispiel dafür, wie der König Kunde wirklich gesehen wird? Nicht als ernstgenommener Partner von dessen Entscheidung man lebt sondern als Empfänger von Gimmicks – den modernen Almosen sparsamer Marketingmanager. Gut, das solche Massnahmen eh nur als Aktion gedacht sind und dem entsprechend schnell klang- und sanglos aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden. Es wäre letztendlich doch schade, wenn eine gute Marke durch solch gedankenloses Handeln Schaden nehmen würde.

Wilfried Schock

Communities und Medienhäuser – das unverstandene Objekt der Begierde

Blättert man durch die einschlägigen Jobbörsen, ist kaum zu übersehen, das die Medienhäuser zunehmend auf der Suche nach Fachkräften für den Ausbau ihrer Onlinepräsenzen sind. Welches Printmedium hat denn heute noch keine Website, fragt man sich unwillkürlich und wirft neugierig einen Blick auf die Onlinepräsenzen, die neuen Schwung benötigen.

Dem ersten Blick folgt Erstaunen. Leistungsfähigen Printmagazine stehen – wenn man die Integration der Leser über die Website als Mass nimmt – eher kümmerliche Resultate gegenüber. Flagschiffe der Zielgruppenmedienlandschaft wie Bravo oder Brigitte erweisen sich mehr oder weniger als Fehlanzeige, wenn es darum geht, die mediale Kompetenz im Print in Kundenbindung online umzusetzen.

Da zumindest in den jüngeren Konsumentengruppen Printmedien zunehmend als weniger attraktiv empfunden werden (JIM Studie 2006), die Zahl der Leser durch den bekannten Geburtenrückgang eh schon drastisch zurückgegangen ist, ist dies keine sehr erfreuliche Perspektive. Dafür eben um so erstaunlicher. Onlinecommunitys ohne den Startvorteil einer vor Content strotzenden Printpublikation boomen, während Websites die nicht an Contentmangel leiden, vor sich hindümpeln.

Woran liegt dies, fragt man sich und wirft einen weiteren Blick auf das, was dem geneigten Leser als Communitycontent geboten wird. Schuster, bleib bei Deinen Leisten, forumuliert sich darauf die Antwort. Was über Jahrzehnte sich an redaktioneller Qualität in den Verlagen angesammelt hat, scheint nicht wirklich kommunikationsfähig zu sein. Content wird wohl als Kommunikation in Form der berühmten Einbahnstrasse verstanden. Und wenn man dem Leser dann eine klitzekleine Möglichkeit gibt, sich zu artikulieren, dann bitte doch nur dort, wo es erwünscht ist und zu den Themen die vorgegeben werden. Warum nicht gleich abgefragt wird, ob der Leser auch alles brav gelesen und so verstanden hat, wie es gemeint war, ist offen. Das sich auf dieser Ebene keine Community bilden wird, leuchtet zumindest denen ein, die sich etwas intensiver mit dem Thema befassen. Die Standards dessen, was ein User erwartet, bevor er sich überhaupt Gedanken darüber macht, ob er Mitglied wird, haben sich online schneller entwickelt als dies den Kollegen im Printbereich bewusst scheint.

Gutenbergs Nachfahren scheinen den Draht zu ihren Lesern verloren zu haben.

 

Nielsen Netrating Average Web Usage

Nielsens Web Usage zeigt Monat für Monat an, wie intensiv ein Internetnutzer das Web von zuhause aus nutzt.

Global weisst Nielsen aus, das der durchschnittliche Webnutzer im Januar 07 das Internet 35 mal genutzt hatte (Sessions), dabei 73 Domains aufrief und in diesem Monat insgesamt 1547 Webseiten abrief. Dafür investierte diese Person 32Stunden18Minuten31Sekunden ihrer Zeit. Pro Session war der Durchschnittsuser 55 Minuten und 37 Sekunden online.
Für die BRD gibt Nielsen folgende Informationen: 37 Sessions, 90 besuchte Domains und 35Stunden52Minuten02Sekunden Zeit, die online verbracht wurden.

In einer aktiven und kommunikationsstarken deutschen Community loggen sich die jüngeren Mitglieder durchschnittlich mehr als einmal täglich in ihre Community ein und verbringen dort durchschnittlich etwas mehr als 20 Minuten pro Session. Die älteren Mitglieder loggen sich etwas weniger oft ein, bleiben dafür aber etwas länger in der Community aktiv. Am Beispiel Stuttgart schwanken die Logins/Tag zwischen 1,25 bei den U20jährigen bis 0,81 Logins/Tag bei den 30-40jährigen.

Diese intensive Nutzung gibt eine erste Vermutung, wie sehr eine Community Menschen binden – man kann auch sagen integrieren – kann. Oder wo die Internetnutzer, die Teil einer Community sind, ihre Internetzeit verbringen.

Wilfried Schock

Communityhype 2.0

Der zweite Schub an Kaufrausch ist wiederum daran zu erkennen, das der Preis für eine Community in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu dem Wert steht, das diese Community erwirtschaftet oder erwirtschaften kann. YouTube z. B. wurde für umgerechnet 1,28 Mrd. Euro an Google verkauft, ohne das diese Plattform je Erträge erwirtschaftet hätte oder das sie über ein Geschäftsmodell verfügt, mit dem Erträge erwirtschaftet werden sollten. MySpace dagegen hat seinen Kaufpreis durch den Googledeal binnen dreier Jahre mehr als erwirtschaftet.

Holtzbrinck hat StudiVZ für angeblich mehr als 80 Millionen Euro übernommen, ohne das diese Community über ein wirtschaftliches Geschäftsmodell verfügte. Wenn an dieses Investment die gleichen Ansprüche an Rendite gelegte werden würden, wie dies derzeit üblich ist, sollten aus diesen Profilen jährlich deutlich mehr als zehn Millionen Euro Ertrag erwirtschaftet werden. Bei knapp zweieinhalb Millionen Profile müssten damit allein vier Euro pro Profil und Jahr für den Kapitaldienst erwirtschaftet werden. Davon dürfte man auch mit einem funktionierenden Geschäftsmodell zur Deckung der Betriebskosten noch sehr lange entfernt sein.
Wilfried Schock

Communitys und Marketing

Wenig im Marketing wird so sehr unterschätzt, wie dies bei Communitys der Fall ist. Und wenig wird das Marketing so sehr verändern, als dies Communitys in der Lage zu tun sind. Diese Website befasst sich aus dem Blickwinkel von Unternehmen und hier insbesondere des Marketings mit dem Thema Community.

Natürlich geht es dabei auch um die berühmten amerikanischen Vorbilder und deren mehr oder weniger geglückten deutschsprachigen Clones. Es geht aber auch um die weniger bekannten – oder sollte man besser sagen, im Windschatten des Hypes 2.0 wirtschaftlich erfolgreich agierenden Phänomene.

Ich bringe dazu – neben einem recht lang anhaltenden Interesse an diesen Phänomenen und dem Internet – Erfahrung aus gut zwei Jahrzehnten Marketing und Communityphänomenen mit. Wer jetzt aufmerkt und daran denkt, das das Internet nicht ganz so alt ist, liegt natürlich richtig. Und hat erkannt, das es sich bei dem Thema Community nicht um ein Kind des Internets handelt. Dieses Medium hat sich durch die wirtschaftliche Form der Kommunikation und seine Interaktion lediglich als Geburtshelfer und Beschleuniger für Communitys erwiesen.

Jetzt hoffe ich, das Sie die eine oder andere nützliche Information und Anregung finden und lade Sie dazu ein Ihre – gerne gegensätzliche – Meinung mit in eine Diskussion einzubringen.

Ihr

Wilfried Schock