MySpace verkauft – die nächste Station im Absturz heißt Timberlake

MySpace verkauft – die nächste Station im Absturz heißt Timberlake

Im medialen Windschatten des Google+ Buzz wurde MySpace verkauft. Vor 6 Jahren für 580 Millionen US $ von der News Corp. als Marktführer erworben, gab man den einstigen Marktführer jetzt für deutlich bescheidenere 35 Millionen US $ ab. Das entspricht in etwa 1 US $ pro unique user. Käufer sind Specific Media LLC und Justin Timberlake. Letzter soll dazu beitragen, das sich MySpace als Unterhaltungsplattform behauptet.

Das der ehemalige Marktführer der Social Networks für gerade mal 6% des früheren Verkaufswertes abgestoßen wird, zeigt, wie man die Zukunftsaussichten des ehemaligen Juwels bei News Corp. einschätzt.

Unterhaltungsplattform als Zukunft?

Die neue Positionierung wurde schon länger verkündet. Ein erkennbarer Erfolg ist bislang aber ausgeblieben. Womit könnte sich MySpace gegen den Sog von Facebook behaupten? Unterhaltung gibt es auch dort. Bislang verbleiben MySpace nur im Bereich Musik Stärken, deren Zukunft aber fraglich ist. Warum soll ein Musikunternehmen in MySpace Zeit und Ressourcen investieren, um dort Fans zu binden wenn der Markt in Facebook stattfindet?

Von der Filmrolle in die Realität

Justin Timberlake soll es richten. Nachdem er einen Internetguro bereits im Film gegeben hat, soll ihm diese Rolle auch im realen Leben gelingen. Zuvor wird MySpace allerdings gewaltig abspecken müssen. Ob Tiberlake genug Zeit bleibt um neue Ideen zu entwickeln und als Angebote auf den Markt zu bringen? Dieses Drehbuch zu schreiben und zu realisieren, ist keine kleine Anstrengung. Aus eigener Kraft kann und wird es Timberlake auch mit guten Ideen nicht schaffen, den Turnaround bei MySpace zu schaffen. Das liegt nicht daran, das Timberlake dazu nicht in der Lage ist, sondern daran, das hier zwei unterschiedliche Strukturen in einem ungleichen Wettbewerb stehen.

Ein Systemwettbewerb der Ideen frisst

Angenommen Timberlake hätte interessante Ideen für MySpace, die durchaus in der Lage wären, den Ex-Giganten wieder attraktiver zu machen. Warum sollte Facebook nicht dazu in der Lage sein, diese Ideen schnellstens zu adaptieren? Eigentlich nur weil Facebook dies gar nicht selbst machen müsste. Als offenes System bietet es einer Vielzahl von Anbietern die Möglichkeit Angebote für die Plattform von Facebook zu entwickeln. Damit arbeiten deutlich mehr Entwickler daran Facebook mit attraktiven und unterhaltenden Leistungen zu füllen, als MySpace in seinen besten Zeiten zur Verfügung standen.

Jede wirklich Erfolg versprechende Idee, die auf MySpace zu erkennen ist, würde schnell ihren Weg zu Facebook finden.

MySpace als Konkurrent außer Konkurrenz?

Auch wenn Specific und Timberlake sicher nicht zu Unrecht der Meinung sind, das Facebook einen attraktiven Wettbewerber verdient hat, dürfte dieser nicht MySpace heissen. Ob dieser erste ernst zu nehmende neue Wettbewerber Google+ heisst, ist ebenso fraglich. Dort zumindest hat man nach einer Vielzahl von Fehlschlägen und Versuchen endlich einen Entwicklungsschritt in Richtung eines wettbewerbsfähigeren Angebots getan.

Wieso sollten User zu MySpace zurück oder von Facebook zu Google+?

Das User massenhaft abwandern können, gehört zum Erfahrungsschatz von MySpace. Das hat man dort Facebook eindeutig voraus. Die Antwort auf die Frage warum sie zurück kommen sollten, ist noch nicht gegeben. Auch Google hat noch keine gute Antwort darauf, warum die User Facebook den Rücken kehren und sich dort etablieren sollen.

Warum hat MySpace seine User verloren?

Die Antwort auf diese Frage ist nicht nur für MySpace, sondern auf für Facebook und Google+ nicht ohne Bedeutung. Es war zumindest nicht das attraktivere Unterhaltungsangebot, das die User zu Facebook brachte. MySpace wird durch Unterhaltung allein nicht erfolgreich sein, so wenig wie ein Plus an Usability für Google+ für den Erfolg ausreichen werden. Es sind die Fehler von Facebook, die entscheiden.

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht von

Wilfried Schock

ist seit 1980 im Marketing unterwegs und hat seit 2006 seinen Schwerpunkt in Social Media. Heute bildet er Social Media Manager aus, entwickelt Methoden rund um das Thema Social Media Strategie und digitale Geschäftsmodelle und berät Unternehmen in diesen Feldern.