Facebook und StudiVZ – Wettbewerb der Strategien

In der FAZ wird der anstehende direkte Wettbewerb zwischen StudiVZ und Facebook bereits als das Duell des Jahres gehandelt. Interessant ist dieser Wettbewerb allemal und nicht nur im direkten Vergleich zwischen Orginal und Kopie. Während Facebook sich inhaltlich und in seinem Leistungsumfang dynamisch weiterentwickelt hat und durch seine Öffnung die Branche global beeinflußte, blieb StudiVZ auf dem gleichen Stand stehen und konzentrierte seine Energie komplett auf die Markterschließung im deutschsprachigen Raum.

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Leseempfehlung: never ending friending – a journey into social networking

Die als MySpace-Report bekannt gewordene Studie befasst sich mit

  • der Entwicklung der Welt der Social Networks und deren Nutzung aus Usersicht
  • den Aufbau von Marken in social networks
  • die Auswirkungen auf Marken und Agenturen

Auf 68 Seiten finden sich kompakt und sehr fokussiert Fakten zur Nutzung von social networks und zur Marketingrelevanz.
Auch wenn das Thema sehr an MySpace aufgehängt ist, geht die Bedeutung weit darüber hinaus.
a-journey-into-social-networking-1195041136151120-3.pdf

Wer braucht Open ID? – Stimmen und Meinungen aus der Blogosphäre

Open ID die zweite. Das Thema geisterte schon einmal durch die Medien. Vielleicht ein guter Anlass sich anzusehen, was die Blogosphäre dazu zu sagen hat.

One Open ID to rule them all

Robert Basics Headline zu diesem Thema erinnert dann schon an den Herrn der Ringe und was mit diesem Ring bezweckt wurde, dürfte bekannt sein, nachdem das Epos erst kürzlich durchs deutsche Pantoffelkino donnerte. Der nachfolgende Text zeigt deutliche Skepsis was die Sicherheit angeht.

Golem widmet dem Thema gleich ein Special. Sehr viel mehr über den konkreten Nutzen für den Endanwender findet sich dort auch nicht. Man kann sich dann eben mit einer ID bei verschiedenen Websites anmelden. Die Frage ob der User diese erweiterte Form von Transparenz wirklich will, wird nicht angesprochen.

Insomniaonline stellt die Frage ob dieser neue Standard sicher und nützlich ist und wirft dabei vor allem einen Blick auf das Thema Identitätsdiebstahl, der durch die zentrale Speicherung von Zugangsdaten quasi in vereinfachter Form – an einer Stelle – stattfinden kann. Hier wird der Frage nach der Datensicherheit auch unter dem Aspekt der Sicherheit des Anbieters – jeder kann Open-ID anbieten – sowie der Verlockung auf diesem Weg Bewegungsprofile anzulegen behandelt. Websitebetreiber sind auf jeden Fall darauf angewiesen, das der Anbieter und sein Verhalten safe ist. Insgesamt eher kritisch.

Doubleslash outet sich gleich zu Beginn als Verfechter der digitalen Identität und sieht den Start in die nächste Stufe des digitalen Business. Folglich wird das Thema erst mal unter eCommerce-Gesichtspunkten betrachtet. Im nächsten Beitrag geht es dann gleich um Open-ID-aber anonym und dieser Gegensatz hat Charme. Hier wird eine Methode vorgestellt, wie man ein Open-ID für Testzwecke erstellt. Womit im Prinzip das ganze Thema der digitalen Identität nach meinem Empfinden ein wenig absurd wird. Oder kommt dann der zentrale Anbieter, der meine Open-IDs verwaltet?

Blogage informiert seine Besucher erst mal darüber, das es Open-ID unterstützt und weißt weiter im Text ganz explizit darauf hin, das möglicherweise nicht jeder Anbieter dieses Services auch vertrauenswürdig ist oder entsprechend mit den Daten umgeht. Für einen Anbieter, der genau diesen Service unterstützt sehr löblich. Für einen Service der auf Vertrauen angewiesen ist, nicht wirklich förderlich.

Bei Neunetz finde ich einen älteren Artikel in dem das Thema gläserner Surfer im Vordergrund steht. Auch hier herrscht Skepsis und wenig Begeisterung.

Fazit

Ein erster flüchtiger Überblick, sicher, aber mir fehlt nicht nur die Begeisterung, sondern vor allem auch das Argument das mich überzeugt. Natürlich, schon aus beruflichen Gründen bin ich bei elend vielen Seiten und social networks angemeldet und die meisten Zugänge verwaltet eh mein Browser aufs vorzüglichste. Und diejenigen, die ich so gar nicht nutze, könnte ich mir recht komfortabel neu zuschicken lassen. Auch im zweiten Anlauf durchgefallen, lautet mein persönliches Fazit zum Thema Open ID.

Community Marketing – mehr als nur Marketing in Communitys

Als Begriff beginnt sich Community Marketing langsam zu etablieren. Was dahinter zu verstehen ist, ist schon weniger klar. In Wikipedia findet sich dazu zumindest in der deutschsprachigen Ausgabe kein Hinweis.

In den Diskussionen wird der Begriff vielschichtig benutzt. Zum Einen wird damit das Marketing innerhalb von Communitys bezeichnet. Andererseits wird der Begriff auch für das Marketing mit Communitys benutzt.

Marketing in Communitys
Neben der Nutzung von Communitys als Kommunikationsplattformen für Werbung wird auch die Nutzung der Kommunikation von Mitgliedern durch als solche erkennbare, offene Aktionen wie durch verdeckte Kommunikation verstanden.
Im Fall offener Aktionen ist die Verbindung von Aktion zu Unternehmen, Marke oder Produkt sofort erkennbar. Im Fall verdeckter Aktion agiert der Anbieter unerkannt als Mitglied und versucht entweder eine Marke oder ein Produkt positiv darzustellen, aber auch Produkte und Marken von Wettbewerbern in ein schlechtes Licht zu setzen.

Marketing mit Communitys
Hier wird eine eigene Community für Marketingzwecke genutzt oder es werden strukturelle Leistungen fremder Communitys genutzt. Im Unterschied zum Marketing in Communitys werden dabei feste Strukturen in der Community etabliert oder genutzt. Das kann zum Beispiel so aussehen, das faktisch eine SubCommunity aufgebaut und genutzt wird. Dabei wird insbesondere die Leistungsfähigkeit von Communitys jenseits der Werbeeinblendungen als permanent aktives Marketinginstrument genutzt.

Neue Spekulationen um StudiVZ – die unendliche Geschichte geht weiter.

Was manchem Autor einer Seifenoper nach der dreißigsten Episode zunehmend schwer fällt – StudiVZ ist immer für eine Ãœberraschung gut. Allerdings ändert sich zunehmend die Art und Qualität des Anlasses.

Früher waren es die eigenen Entgleisungen die dafür sorgten, das dieses social network beständig in den Schlagzeilen blieb und damit kostenlose Werbung erhielt.

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Data Portability und Open Social

Die nächste Runde im Ringen um die social networks ist eingeläutet.
Neben Open Social heißt das Thema jetzt Data Portability und soll die Communitys vernetzen.
http://www.zdnet.de/news/tkomm/0,39023151,39160137,00.htm

Stellt sich die Frage wer vernetzt und wer wird vernetzt, oder – deutlicher formuliert – wer nutzt wessen Potenziale wofür und letztlich ist die Nutzenstiftung für das Mitglied vielleicht auch ein Danaergeschenk. Mitglieder entscheiden sich bewußt für ein social network. Die Möglichkeit mit noch mehr Menschen zu kommunizieren, ist vielleicht nicht so superinteressant.

Robert Basic beschreibt die Situation und das Problem dahinter ganz wunderbar, obwohl er für die Öffnung der social networks ist.

„Durch das Wachstum des eigenen Netzwerks nimmt die Interaktionshäufigkeit zu (1st degree = 10 Kontakte, 2nd degree = 1.000 Kontakte, 3rd degree… = na?), der User verlagert mehr und mehr Zeit fast schon gezwungenermaßen auf das SN.“

Einer der häufigsten Gründe weshalb ein Mitglied sein social network verlässt, ist das Zeitvolumen, das die Pflege des erweiterten persönlichen sozialen Netzes erfordert.
Das Zeitvolumen für die Pflege eines „explodierenden“ persönlichen sozialen Netzwerks wird ja nicht kleiner, wenn man plötzlich über die Grenzen der Communitys hinweg kommunizieren kann. Und auch so erreichbar ist.

Ich frage mal, wem die zig Millionen Mitglieder in facebook oder myspace für die Kommunikation nicht reichen.
Wenn ein bestimmter Mensch eben nicht über diesen Weg erreichbar ist, habe ich noch eMail – ja das gibt es – Messenger wie icq – den gibt es auch noch – Telefon, Fax und den guten geschriebenen Brief um mit dieser Person zu kommunizieren.

Die Frage nach dem Nutzen und den Konsequenzen für den Einzelnen wird hier vielleicht zu vordergründig und auf den wirtschaftlichen Interessen basierend beantwortet.
Vielleicht vergessen wir zu sehr, das wir das ganze Thema social networks zum Nutzen von Menschen aufführen. Deren Bedürfnisse an Kommunikation und sozialen Kontakten sind nicht unendlich skalierbar. Und eigentlich wird man um so schneller satt, je mehr man davon zu sich nimmt.

Vielleicht sollten wir uns mehr auf Nutzenstiftung für die Mitglieder als um die Optimierung der Werbevolumen bemühen. Das könnte für alle Beteiligten auf Dauer gesünder sein.
Es bleibt interessant.

Ära Google

Von einer neuen Ära spricht man, wenn ein bedeutendes Ereignis oder eine Entdeckung oder Erfindung das bisherige Leben bzw. die Lebensumstände vieler oder gar aller Menschen nachhaltig verändert. Es beinhaltet grundsätzlich eine positive oder neutrale Bewertung dieses Zeitalters. (Wikipedia.de)

Eigentlich wollte ich nur die Reste der Weihnachtsdekoration entsorgen. Dabei kommen mir zwangsläufig Assoziationen. Nahe liegender Weise über das Vergehen allen Irdischen, also die Endlichkeit allen Seins. Aber was kommt danach fragt man sich bei solchen Gedanken unwillkürlich und schnippelt dabei weiter verblichene Reste einer Nordmanntanne in die Grüne Tonne. Selbst Sonnen entstehen und verglühen. Alles nur eine Frage der Zeit. Das macht schon nachdenklich.
Google zum Beispiel ist so eine Sonne, überstrahlt hell alles was zuvor und daneben am Suchmaschinenhimmel leuchtet und scheint unvergänglich, unvermeidbar und ewig das zentrale Gestirn zu sein. Aber wie um Himmels Willen sollte Googles Sonne schwächer werden? Wann immer darüber gesprochen wird, was ein neuer Wettbewerber leisten müsste, fällt der Hinweis auf das enorme Volumen an Daten, das Google in seinem kurzen Strahlen zusammengesammelt hat. Jeder Wettbewerber bräuchte Jahre um vergleichbares zu leisten.
Ich neige gelegentlich zum Widerspruch, deshalb frage ich mich ob ein Wettbewerber wirklich dieses Datenvolumen braucht. Gut, er müsste schon Abermilliarden Websites crawlen, um vergleichbar viel an Volumen in der Datenbank zu haben. Aber brauche ich als User von Google wirklich eine Trefferliste in Millionengrösse die nach der vierten, fünften oder sechsten Seite eh nicht mehr zu gebrauchen ist? Mehr als drei Seiten sieht sich doch eh niemand an und ich bin eigentlich hoch zufrieden, wenn da etwas verwendbares dabei ist. Wenn nicht, gibt es eine neue Suche.
Ist Google also unverwundbar? Schließlich trotzt der Suchmaschinengigant den Manipulationsversuche immer noch ganz ordentlich. Wenn man sich da an Altavista zurückerinnert …. Gut, man muss Google nicht manipulieren. Es geht auch ohne. Während ich diese Zeilen schreibe steht dieser Blog bei der internationalen Abfrage marketing social network bei mehr als 30 Millionen Treffern auf der ersten Seite der Trefferliste und ich habe da nix gemauschelt und ganz wenig geschraubt. Und die Seite steht das schon mehr als einen Tag. Auch das ist – neben allem Balsam auf die persönliche Eitelkeit – doch auch bedenklich, weil ich nicht glaube, das mein gelegentlich gepflegter Blog ein international herausragendes Werk ist.
Kann die Google Ära also genau so schnell zu Ende sein, wie sie begonnen hat? Möglicherweise. Vielleicht kommt aber auch die Gefahr von Google aus einer ganz anderen Ecke. Social Networks könnten das längere Ende im Wettstreit um die effizientere Werbung in der Hand haben. Das Open Social diesen Vorteil ausgleichen könnte, ist ja noch sehr fraglich und hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie sich die social networks entwickeln und verhalten. Letztlich ist das eigentliche Kapital von Google eben nicht eine grosse Datenbank in der die unendlichen Weiten des WWW abgebildet sind sondern eben die Fähigkeit Werbung etwas gezielter einzublenden, weil sie dem Inhalt der Website angepasst ist. Die Fähigkeit der Communitys liegt darin Werbung etwas gezielter auf den Betrachter auszurichten. Was tatsächlich das längere Ende des Seils im Tauziehen um die Werbemilliarden darstellen dürfte.
Womit wir – neben der Frage um die Vergänglichkeit allen Seins auch zur zweiten grossen Frage unserer Zeit kommen: Ist das Internet wirklich nur als Abspielplattform für Werbung zu verstehen? Kann Marketing nicht tatsächlich mehr als nur Werbung zu verbreiten? Welches mehr wird sich mancher fragen und an die Interaktivität und Dialogfähigkeit des Mediums erinnert werden müssen. Blendet der Internetnutzer nicht zunehmend Werbung aus – entweder durch technische Hilfen oder durch gezieltes weg sehen? Und wenn dies alles so sein sollte – wo bleibt da dann Google?
In der Tonne neben meinem Grüngut sicher nicht. Die ist jetzt voll. Als Vermarkter der Kommunikationsleistung der Communitys wäre sicher eine lukrative Nische zu finden, aber liegt das künftige wirtschaftliche Heil der Communitys tatsächlich nur in der Einblendung von Werbung? Das würde dem Medium Internet und den Fähigkeiten einer Community nicht gerecht. Ausserdem – vom Sonnengott der Suchmaschinen zum Nischenanbieter ist ein weiter Abstieg. Vielleicht sollte man in Mountain View mal einen prüfenderen Blick auf die Länge des eigenen Seils werfen. Nach dem entsorgen der botanischen Ãœberbleibsel von Weihnachten steht jetzt der Rest eines leckeren Stollens auf dem Plan. Anschliessend wartet die Arbeit an einem kleinen Vortrag zum Thema Web 2.0 und Engagement Marketing für den Management Circle auf mich. Möge mir der restliche Stollen Kraft und Inspiration liefern. Gott sei Dank ist morgen wieder Montag.

Max: Print ist tot – es lebe das Internet

So ketzerisch könnte man die Entscheidung von Hubert Burda Media zusammenfassen. Mit sofortiger Wirkung wurde die Printausgabe eingestellt. In Horizont.de ist dazu kurz und knapp zu lesen:

„Obwohl der Verlag in den vergangenen Jahren erheblich in das hochwertige Lifestyle-Magazin investierte, konnte „Max“ in einem sehr schwierigen Marktumfeld nicht das notwendige Erlösniveau erzielen“, begründete der Verlag die Entscheidung. Die Doppelnummer Januar/Februar wird die letzte Ausgabe sein. Die Auflage lag im 3. Quartal 2007 bei rund 150.000 verkauften Exemplaren.

Die Marke wird aber nicht komplett vom Markt verschwinden, sondern soll im Internet und in Print in Form der „Max-City-Guide-Editionen“ sowie „Max-Spezial-Ausgaben“ für die Werbe- und Kommunikationsbranche weiter bestehen.“

Max.de soll also richten, was Max in Printform nicht mehr leisten konnte. Ein betriebswirtschaftlich nachvollziehbarer Gedankengang, aber wenn wir daran denken, welch glückliche Hand Printmedien in der Contentvermarktung online bislang aufzuweisen hatten, zeigt sich des Pudels Kern. Hier droht ein steiler Absturz in zwei Teilen. Zuerst Print, dann online. Wie ich dazu komme?
Sehen wir uns zuerst einmal die Situation bei Max.de an.

Im Internet steht Max nach IVW wie folgt da: 0,15 Mio unique users produzierten im Oktober 546 Tsd Visits und 5,5 Mio PIs.

Wenn wir uns dann in Erinnerung rufen, das die wesentlichen Einnahmen eines Lifestyle-Magazins mit Werbung erwirtschaftet werden und Werbung im Internet – undankbarer Weise – sehr viel weniger einbringt als bei Print und Printmedien Verkaufserlöse erzielen, sehen wir das die Aufgabe des Printmagazins zwar schnelle Kosteneinsparung mit sich bringt, die Produktion hochwertigen Contents jetzt aber wirtschaftlich vom Internet-Magazin getragen werden müsste, das bei etwa gleicher Kundenzahl jetzt deutlich geringere Erträge leisten kann. Ob diese Rechnung aufgeht und der redaktionelle Standard bei Max.de gehalten werden kann, wenn die Printversion keinen wirtschaftlichen Beitrag zur Contentproduktion leistet, wird sich zeigen. Die Zeichen sehen eher danach aus, das Max.de mit dem Wegfall der Printausgabe „dünner“ werden wird.

Das man sich von Max in Printform trennt und ganz auf das Internet konzentriert, könnte man auch als mutigen Schritt und aktive Zukunftsgestaltung bezeichnen, wenn denn die Verlagshäuser eine glücklichere Hand mit der Vermarktung von Inhalten im Internet aufweisen könnten oder dahinter ein innovatives Konzept für Max.de stehen würde. So sieht das doch zu sehr nach einer betriebswirtschaftlich bedingten Verzweiflungstat aus, die das Ende unseres Heroen nur auf zwei Akte verteilt und Max langsam dahinsiechen lässt.

Wo die Fähigkeit Leser im Printbereich zu halten schwindet, wächst nicht automatisch die Fähigkeit User im Internet zu binden. Im Gegenteil. Das Internet bringt es nun mal – systembedingt – mit sich, das der User dort noch flüchtiger ist als im Printbereich und noch weniger bereit für Content zu bezahlen.
Mit den alten Methoden im neuen Medium das Ruder herum reissen zu wollen, ist eher ein sicheres Ticket in den zweiten finalen Akt von Max als Max.de als ein hoffnungsfroher Ansatz. Es würde mich trotzdem mehr freuen, wenn ich mich irren würde.

Empfehlenswerte Fachbücher: Community Building von Amy Jo Kim

Wie gut ein Fachbuch wirklich ist, zeigt sich gelegentlich auch auf recht skurrile Weise. Community Building von Amy Jo Kim ist in der deutschsprachigen Ausgabe schon seit längerem Vergriffen und wird von Amazon.de auch nicht in gebrauchter Form angeboten. Das heisst, wer sich diese Buch rechtzeitig gesichert hat, gibt es nicht wieder her. Zu dieser egoistischen Spezies zähle ich mich. Ein Blick in die amerikanische Ausgabe von Amazon – amazon.com – zeigt noch einmal erstaunliches. Da werden 5 gebrauchte Exemplare ab US$ 95 angeboten. Das ist nicht schlecht für ein Buch das 2000 als paperback erschien und auch in der gebundenen deutschsprachigen Ausgabe neuwertig sehr viel preisgünstiger erstanden werden konnte.
Wer sein Glück trotzdem versuchen will – das Buch ist zwar für Internetverhältnisse schon steinalt, aber immer noch hilfreich.

Auch bei Amy Jo Kim findet sich der pragmatische amerikanische Ansatz, der sich mehr an der praktischen Umsetzung als an grundlegenden Theorien orientiert.

Als kleine Entscheidungshilfe ob es sich lohnt auf die Suche nach Ausgaben dieses Buches zu gehen, hier eine kurze Übersicht über das Inhaltsverzeichnis:

Neben einer sehr umfassenden Einführung findet der interessierte Leser einen nach meiner Meinung sehr praxisnah und vor allem an der realen Bedeutung orientiert gegliederten Inhalt

  1. Die Zielsetzung (24 Seiten)
  2. Treffpunkte: Menschen zusammenführen (42 Seiten)
  3. Profile: Lernen Sie Ihre Mitglieder kennen (31 Seiten)
  4. Rollen: Vom Neuling zum Senior (34 Seiten)
  5. Führung: Wer ist zuständig (39 Seiten)
  6. Etikette: Verhaltensregeln (28 Seiten)
  7. Events: Meetings. Aufführungen und Wettbewerbe (40 Seiten)
  8. Rituale: Handshakes, Feiertage und Zeremonielles (31 Seiten)
  9. Untergruppen: Clans, Clubs und Komitees (40 Seiten)

Die Beispiele im Buch sind längst Geschichte, was dem Inhalt aber qualitativ nicht abwertet. Es ist in meinen Augen immer noch das praktischste Buch zu den „Strategien für den Aufbau erfolgreicher Web-Communities“ wie auch der Untertitel des Buches lautet.

Der deutsche Verlag – Galileo Business – hat sich aus dem Thema Marketing zurückgezogen, so dass eine Wiederauflage vermutlich nicht so schnell zu erwarten ist. Dies ist sehr zu bedauern, weil empfehlenswerte Fachliteratur zu Aufbau und Management einer Web-Community oder social networks dünn gesät ist.

Open Social – Chancen und Risiken

Nach den ersten Diskussionen in November und Dezember über die Chancen und Risiken von Open Social für Google, die Betreiber von Social Networks und last but not least für die Nutzer von social networks ist jetzt zu diesem Thema Ruhe eingekehrt. Das Thema selbst ist aber so grundlegend, das es Sinn macht, Inhalte und mögliche Auswirkungen unter verschiedenen Blickwinkeln genauer wie gelassener zu betrachten. Der Artikel von Benedikt Köhler dazu ist besonders empfehlenswert.
Auf den ersten Blick geht es bei Open Social nur um einen Standard für APIs, der es ermöglicht Anwendungen über verschiedene social networks hin zu nutzen. Programmierer können damit Anwendungen entwickeln die in mehreren Networks eingebunden werden können. Dimension2K nennt dazu explizit den Zugriff über die API auf Profil-Informationen, Informationen über Kontakte und Aktivitäten.

Um zu verstehen was dies insgesamt bedeuten kann, macht es Sinn sich den Kontext dieser Initiative von Google genauer anzusehen. Google lebt primär von Werbung. Das Erfolgsmodell von Google beruht auf der kontextsensitiven Einblendung von Werbung passend zum content auf der diese Werbung eingebunden ist. Hier liegt die Achillesferse von Google, die durch das dynamische Wachstum der Social Networks deutlich wurde.

Qualitativ gesehen ist diese Methode nur eine Zwischenlösung, weil sich die Werbung inhaltlich am Content der Website orientiert und nicht an den Interessen des Besuchers dieser Website. Ein Werbetreibender richtet seine Botschaft aber an den Besucher einer Website und nicht an die Website. Die Einblendung von Werbung entsprechend den Interessen des Besuchers ist die bessere Alternative zu Googles kontextsensitiver Werbung.

Für die qualitativ hochwertigere Methode ist es erforderlich die Interessen der Websitebesucher zu kennen. In Social Networks ist dies der Fall. Werbung in Social Networks kann damit systembedingt effizienter sein, als Googles kontextsensitive Werbung. Für Google ist es entsprechend wichtig, sich diese Methode zu erschließen. Nachdem die Erfahrungen mit Orkut nicht für den Weg über ein eigenes globales Social Network sprechen und die Alternative der Identifizierung der Internetnutzer und der Verknüpfung von Verhaltensinformationen einen extremen Aufwand erfordern würden, stellt sich Open Social als sehr geschickter strategischer Schachzug zur indirekten Erschließung der Social Neworks dar. Das Heer externer Programmierer erstellt Anwendungen für Open Social, erschließt dabei die Informationen der Social Networks und Google partizipiert über die Vermarktung der Werbeflächen in den Anwendungen an dieser qualitativ hochwertigeren Methode der Werbeeinblendung.

Wird aus Open Social damit eine win-win-Situation für alle Beteiligten?

  • Google stellt sich damit deutlich besser. Es hat einen strategischen Zugang zur effizienteren Methode der Werbung und kann damit nicht über die Social Networks in eine nachteilige Wettbewerbssituation kommen.
  • die Programmierer erschliessen sich ein deutlich größeres Ertragspotenzial für ihre Anwendungen und erhalten über die Partnerschaft mit Google einen leistungsfähigen Vermarktungspartner, der es ihnen erlaubt sich ganz auf die Kernkompetenz – Entwicklung attraktiver Anwendungen – zu konzentrieren.
  • die Betreiber der Social Networks, die immer noch überwiegend von Werbung leben oder leben werden, sehen über die eingebundenen Anwendungen auch externe Werbung in ihren Seiten, auf die sie keinen Einfluss haben und von denen sie nicht profitieren. Sie verlieren einen Teil ihrer wirtschaftlichen Grundlage. Zugleich eröffnen sie über Open Social Externen einen direkten Zugriff auf die Daten ihrer Mitglieder. Dem stehen nicht nur die Versicherungen der Betreiber gegenüber ihren Mitgliedern entgegen, sondern auch massive Eigeninteressen.
  • die Mitglieder von Social Networks erhalten über Open Social die Möglichkeit eine Vielzahl von Anwendungen nutzen zu können, ohne sich gleich bei einer Vielzahl von Anbietern dafür anmelden zu müssen und können auf diesem Weg auch mit Mitgliedern anderer Networks kommunizieren. Wie weit sich diese Offenheit auf die Mitgliederbindung zu den Social Networks auswirkt, wird eine sehr interessante Erfahrung werden. Letztlich muss man damit eben nicht mehr Mitglied in einem Social Network werden, um mit den Freunden dort zu kommunizieren. Ãœber Anwendungen kann die Notwendigkeit des Networks als Platz der Information und Kommunikation ausgehebelt werden. Letztlich würde es ausreichen, sich beim Betreiber einer zentralen Kommunikations- und Informationsanwendung anzumelden.

Während also Google und die Programmiererseite großes Interesse an der Durchsetzung von Open Social haben dürften, sieht die Situation bei den Betreibern der Social Networks nicht ganz so positiv aus. Ãœber die Schnittstelle Open Social öffnen sie nicht nur die eigenen Networks, sie geben auch Ertragspotenziale aus der Hand und erlauben, wirtschaftlich wie funktional „ausgebeint“ zu werden.

Wie sehen die Handlungsalternativen von Betreibern aus?

  1. Schotten dicht und darauf vertrauen, das diesem Thema kein langes Leben vergönnt ist? Dies Option beinhaltet das Risiko der Abwanderung von Mitgliedern, wenn attraktive Anwendungen nicht selbst angeboten werden können.
  2. Selektion und Definition der funktionalen wie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: Die Einbindung von Anwendungen über Open Social an inhaltliche wie vermarktungstechnische Voraussetzungen zu binden und hier die Zusammenarbeit selektiv und entsprechend der eigenen Interessen zu gestalten, erscheint mit den geringsten Risiken verbunden zu sein.
  3. Kooperation auf der Ebene der Social Networks um den Standard so weiter zu entwickeln, das er auch den Interessen der Betreiber der Social Networks Rechnung trägt.

Solange die Betreiber noch den Zugang zu dem entscheidenden Wert – den Informationen über ihre Mitglieder – allein in den Händen haben, solange sind sie noch sehr handlungsfähig und nicht unter großem Zugzwang. Und solange Open Social nicht den Interessen der Betreiber der Social Networks ausreichend Rechnung trägt, kann dieser Schachzug von Google immer noch scheitern. Hauptleidtragender in diesem Fall wäre natürlich Google. Aus dessen Perspektive wäre eine Ablehnung von Open Social durch die wichtigsten Social Networks unerfreulicher als eine Anpassung des Standards.