Facebook vermarktet die Timeline seiner User

Ein kurzer Bericht in Golem beschreibt, wie Facebook die Timeline seiner User vermarktet. Dieser Zug von Facebook überrascht nicht wirklich. Letztlich ist dieses Angebot die Konsequenz aus der sich verbreitenden Erkenntnis in den Unternehmen, das Facebook Werbung nicht wirklich empfehlenswert ist.

Wer Social Network Marketing mit der Schaltung von Werbung verwechselt, montiert Holzräder auf einen Sportwagen.

Mit General Motors hat sich ein großes US Unternehmen sehr deutlich – und zu einem für Facebook recht unerfreulichen Zeitpunkt – aus der Werbung in Facebook verabschiedet. Das Facebook auf die Vermarktung der Timeline zurück greift, zeigt nur, wie weit der Netzwerkgigant hinter seinen Möglichkeiten zurück liegt.

Facebook vermarktet die Timeline

Die Vermarktung der Timeline durch hervorgehobene Posts von Unternehmen ist keine Ãœberraschung, denn Facebook braucht überzeugendere Marketingtools für seien Werbekunden. Ob die Nutzung der Timeline für hervorgehobene Posts hier die perfekte Lösung ist, bleibt fraglich. Die Timeline ist ein für die User besonderes sensibler Bereich, kommerzielle Eingriffe dort sind heikel. Die Notwendigkeit für Facebook mehr Geld zu verdienen ist sicher nachvollziehbar. Ãœber den Weg dorthin kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Facebook verfügt als Social Network Plattform eine ganze Reihe interessanter Monetarisierungsmöglichkeiten. Das man jetzt auf die Timeline zurückgreift und auch wie man das macht, legt – neben anderen – auch den Schluss nahe, das man in der Erschließung dieser Möglichkeiten noch weit hinter einer Marktreife zurückliegt und deshalb diesen heikleren Schritt unternimmt.

Facebooks Achillesferse Monetarisierung

Vorneweg zwei Hinweise:

  • Das Problem der Monetarisierung betrifft nicht nur Facebook. Es handelt sich um ein Problem der ganzen Social Network Branche. Facebook ist als prominenteste Plattform nur deutlich stärker im Blickwinkel der öffentlichen Wahrnehmung vertreten.
  • Monetarisierung ist genauso wenig die einzige Achillesferse des Plattformgiganten. Dies gefährdet Facebook aus einem Grund nicht: der Netzwerkeffekt sichert die Zukunft von Facebook solange, wie er im positiven Sinn – zu Gunsten von Facebook – wirkt. Das kann sich auch ändern.

Facebooks ungenutzte Chancen in der Monetarisierung sind beachtlich. Wir sollten allerdings nicht davon ausgehen, das diese Chancen auf Dauer ungenutzt bleiben. Wie viele andere Unternehmen, die extrem schnell sehr groß geworden sind, muss Facebook bei jeder Veränderung erst einmal sicher stellen, das sie technisch auch unter extremen Belastungen funktioniert. In einem früheren Beitrag habe ich die Ertragspotenziale von Facebook alternativ zur Werbung bereits skizziert. 

Mobile Vermarktung – Stunde der Wahrheit nicht nur für Facebook

Facebooks Chance aus einem derzeit eher schwächeren Bereich – der mobilen Nutzung – in dem sich die Zukunft mit entscheiden wird, eine Stärke in der Monetarisierung zu generieren, stehen nicht einmal schlecht.  Mit Places bewegt sich Facebook in die Ebene geografisch definierter Nutzung. Der Schritt danach, eine geografisch definierte Nutzung (location bases service) durch die Zusammenführung von Produkt- und Kaufinteressen mit realen Point of Sales vor Ort zu einem effizienten Marketingtool zu machen, wird allerdings nicht nur von Facebook angestrebt. Das Thema ist derzeit eines der heißesten, was Ertragsqualität und wirtschaftliche Bedeutung betrifft und hat eine pikante Note:

  • Facebooks Vorteil ist hier einen Netzwerkeffekt in Form seines Uservolumens ausspielen zu können.
  • Facebooks Nachteil ist exakt der gleiche. Jeder kompetente Anbieter kann das Uservolumen von Facebook für den gleichen Zweck nutzen.

Die mobile Vermarktung von Reichweite ist die Stunde der Wahrheit – nicht nur für Facebook sondern für alle Unternehmen die Social Media und insbesondere Social Networks nutzen. Wer hier noch auf einen Werbeansatz setzt, schraubt erneut am Holzrad für den Ferrari.

Wer in Facebook soziale Reichweite über seine Page aufbaut, sollte spätestens jetzt daran denken, wie er diese Reichweite auch wirtschaftlich nutzt. Wer sich um diesen Punkt zu spät bemüht, muss möglicherweise mit ansehen, wie sein Erfolg im Aufbau sozialer Reichweite von Facebook und anderen wirtschaftlich genutzt wird, anstatt selbst davon profitieren zu können. Wer sich noch fragt, warum die mobile Nutzung / Vermarktung – und hier ist bitte nicht Werbung gemeint – so wichtig ist, dem helfen zwei  Aspekte.

  • die mobile Nutzung des Internets  – und von Social Networks – überholt gerade die stationäre.
  • gekauft wird immer noch überwiegend in einem geografischen Kontext – sprich in Geschäften – die am besten durch mobiles Marketing erschlossen werden und agieren.

StudiVZ – doch nicht zu facebook?

Die Gerüchteküche brodelte – Szenarien über die Ãœbernahme zirkulierten durch die Blogosphäre und jetzt doch nichts? Netzwertig sprach mit dem Dr. Clemens Riedl, CEO StudiVZ, und Dr. Jochen Gutbrod, stv. Vorstandsvorsitzender bei Holtzbrinck und erhielt ein klares Dementi zu diesen Gerüchten.

2009 soll StudiVZ endlich schwarze Zahlen schreiben und 2010 will man bei einem Umsatz von 30 Mio Euro auch Gewinne verzeichnen. Bisher sind 10 Millionen Umsatz und ein genau so großer Verlust zu vermelden.

Clemens Riedl ist seit August 2008 als Vice President Sales bei StudiVZ für die Vermarktung verantwortlich und hat mit der Trennung von Markus Riecke die Aufgabe des CEO übernommen. Da das Schicksal des CEO bei den VZs nicht ganz unabhängig von den wirtschaftlichen Ergebnissen zu sehen bleibt, ist dies sicher auf den ersten Blick ein logischer Schritt. Eine Nähe zur Vermarktung ist zumindest durch die vorige Funktion als Geschäftsführer von Urban Media zu erwarten.

Das sich das Community Business doch in einigen Punkten – auch in der Vermarktung – von anderen Portalen unterscheidet, dürfte sein Vorgänger bestätigen können. Ob der Stallgeruch aus dem Hause Holtzbrinck, dem Riedl seit gut 10 Jahren angehört, die nötige Rückendeckung geben und die Erfahrung aus der Funktion als Geschäftsführer beim Vermarkter Urban Media ausreichen um diese Aufgabe zu stemmen, wird sich zeigen. Als Vermarkter erreicht Urban Media laut agof mit seinem Portfolio 2,24 Mio unique users. Die neue Funktion hat Clemens Riedl auch was die Reichweite nach agof angeht in eine neue Dimension katapultiert. Jetzt hat er – bevor er sich als Problemlöser in der Vermarktung beweisen konnte – als CEO Platz genommen. Das bedeutet, nicht  nur das Vermarktungsproblem lösen zu müssen, sondern auch die berüchtigten internen Strukturen geregelt zu bekommen.

Die agof testiert StudiVZ zwar stolze 5,73 Mio unique users, wenn wir aber Googles Trends for Websites glauben schenken, hat der Netzgigant an Aktivität gemessen an daily unique visitors deutlich verloren und steht seit Oktober 2008 auf einem level das in etwa dem September 2007 entspricht. Rückläufige Attraktivität war bislang kein Startvorteil für bessere Vermarktungsergebnisse, zumal man in der Vergangenheit keine glückliche Hand in der Vermarktungsstrategie bewiesen hat und StudiVZ zunehmend das Ziel von kommerzieller Unterwanderung zu werden droht.