2011 – Herausforderungen für Social Network Plattformen steigen

2011 – ein Jahr steigender Herausforderungen

Auch wenn in 2011 nichts unkalkulierbares passiert müssen sich die deutschen Plattformen auf ein Jahr steigender Anforderungen einstellen.

Der Wettbewerb wird härter, das Geschäftsumfeld schwieriger und die Anforderungen an Plattform und Unternehmen deutlich höher. Die wichtigsten, bereits erkennbaren Gründe dafür:

Wettbewerb

Facebook wird qualitativ und quantitativ weiter wachsen

Die Konsequenzen für die deutschen Plattformen aus einem qualitativen und quantitativen Wettbewerb werden 2011 noch stärker zu spüren sein:

  • weiter steigende Nutzerzahlen und eine hohe Aktivität wird zu einer weiteren Verlagerung der Useraktivität weg von ihren bisherigen Plattformen und hin zu Facebook führen. Ist der größere Anteil des sozialen Umfeld dann bei Facebook, wird diese Entwicklung noch einemal einen Schub erhalten, der die alten Plattformen schneller als bislang austrocknen wird.
  • den Usern werden die Werbegelder folgen. Bis sich die Erkenntnis vollends durchsetzt, das man sich auf eine Plattform – Facebook – fokussieren kann, ohne zu große Reichweitenverluste zu riskieren, gibt es noch eine kleine Schonfrist. Danach wird der Strom an Werbegeldern deutlich einbrechen.
  • Facebooks Verbesserung der Marketingmöglichkeiten und die Verlagerung der Budgets weg von Werbung und hin zu Social Network Marketing wird zu Lasten der klassischen Displaywerbung gehen und die andeeren Plattformen um so stärker treffen, je weniger sie in diesem Bereich an Reichweite und an Möglichkeiten anzubieten habenn.

Der Wettbewerb unter den deutschen Plattformen

Zwischen den deutschen Plattformen wird der Wettbewerb auf einem niederen Niveau weiter köcheln. Das liegt einerseits daran, das die regionalen Plattformen oft wenig direkte Marktüberschneidungen und wirksame Wettbewerbsstärken aufweisen, andererseits auch an der Innovationslethargie der größeren deutschsprachigen Plattformen, also den VZs und wkw.

Das Reichweitenproblem

In sehr absehbarer Zeit wird Facebook eine Reichweite unter den deutschen Internetnutzern erreicht haben, die es Unternehmen erlaubt, für ihr Social Network Marketing auf andere Plattformen komplett zu verzichten. Das hat nicht nur direkte Auswirkungen auf Werbebudgets, sondern auch auf die Attraktivität von Plattformen. Sobald Unternehmen für den User attraktive Marketingleistungen auf Facebook konzentrieren, leiden andere Plattformen entsprechend.

Ertragsstruktur und Ertragsqualität

Das Thema Werbung in Social Network Plattformen wird vermutlich schon ab 2011 an Bedeutung verlieren. In welchem Maß dies geschieht, hängt letztlich nur davon ab, wie schnell sich die Erkenntnis durchsetzt, das Werbung als Marketingtool in Social Networks ungeeignet ist.

Mit weiter geringer Ertragsqualität und sinkender Bereitschaft in Social Networks Werbung zu schalten, steigt naturgemäß der Druck auf die Betreiberunternehmen, andere Ertragsquellen zu erschliessen. Dafür sind sowohl Zeit als auch entsprechende Unternehmensressourcen und -kompetenzen erforderlich. Nicht jede Plattform wird über beides in ausreichendem Maß verfügen. Erfahrungsgemäß brechen Erlöse schneller weg, als sich neue Ertragsquellen aufbauen lassen.

Die Chance Verluste bei überregionalere Werbung durch regionale Werbung auszugleichen, reduziert sich in dem Maß, in dem regionale und lokale Werbetreibende

  • Facebook als potenziell zukunftsfähigere Plattform erkennen.
  • Social Network Marketing statt Werbung einsetzen.

Für die Plattformbetreiber bieten sich in diesem Fall die Alternativen über

  • direkte Vermarktungskonzepte – online und real life –
  • Dienstleistungen für Businesskunden (Agenturleistungen, Community Management, etc.)

die eigene Ertragsstruktur breiter aufzustellen.

Betreiberunternehmen

Das Geschäft der Plattformbetreiber wird mit 2011 nicht einfacher, sondern deutlich schwieriger. Auf der einen Seite wird der Anspruch an die Qualität der Plattform nicht geringer. Das erfordert weiterhin hohe Anstrengungen im Bereich Technik, die die Ressourcen der Plattformbetreiber faktisch schon ausreizen. Diese hohen Investitionen werden voraussichtlich – ohne das sie echte Innovationen bieten – zu keiner nachhaltigen Wachstumsentwicklung und damit Ertragserhöhung führen.

Wenn die passive Marktbearbeitung – also über Vermarkter und Werbenetzwerke – an Ergebnissen rückläufig ist, werden die Betreiberunternehmen gezwungen, entweder die eigene Leistungsfähigkeit auf den Umfang des verbliebenen Ertragsvolumen herunter zu fahren, oder mit der aktiven Marktbearbeitung zu beginnen.

Eine aktive Marktbearbeitung um Werbegelder einzusammeln und Marketingdienstleistungen zu erbringen, erfordert entsprechende Unternehmensressourcen und -kompetenzen, die in den meisten Fällen nicht vorhanden sind und die aufzubauen Zeit und Mittel beanspruchen, die nicht in allen Plattformen vorausgesetzt werden können und wird zu Beginn deutlich mehr kosten, als sie an Umsätzen erlöst.  Die daraus resultierende Schere bei Kosten und Umsätzen führt schnell in eine existenzielle Bedrohung. Ein Verzicht auf die Investition in ergänzende Ertragspotenziale führt in den leisen, aber nicht zwingend schleichenden Untergang des Unternehmens.

Das Dilemma: ohne weitere Ertragsquellen wird sich bei einem Rückgang der Werbeeinnahmen auch die Qualität der Plattform nicht halten lassen.  Investitionen in weitere Ertragsquellen erfordern eine entsprechende Umstrukturierung der Betreiberunternehmen, die aufgrund der Ertragslage und Unternehmensstruktur ohne externe Mittel zwangsläufig zu Lasten der Technik / Entwicklung gehen müsste. Je länger die Suche nach weiteren, sicheren Ertragsquellen hinausgeschoben wird, desto schwieriger wird es einen zu erwartenden Ertragsrückgang auszugleichen. Die Gründe, die für einen Rückgang der reinen Werbefinanzierung sprechen, sind so stichhaltig und nachvollziehbar, das es ratsam ist, sich frühzeitig auf eine breitere Basis an Ertragsquellen zu stützen.

Hausaufgaben 2011

Jenseits der nicht vorhersehbaren Entwicklungen gibt es einige Punkte, die wir als Aufgaben und Herausforderungen für 2011 bereits heute sicher definieren können. Dazu gehören die nicht erledigten Hausaufgaben von 2010 die 2011 noch dringlicher werden. Neben den grundsätzlichen Problemen wie den angesprochenden Problemen aus

  • Ertragsstruktur und -qualität und dem
  • steigenden Wettbewerbsdruck

warten einige sehr konkrete Hausaufgaben schon länger auf eine zufriedenstellende Lösung:

  • Leistungsqualität Profile kommerziell: die Fähigkeit Angebote und Werbung mit dem daran interessierten Nutzer zusammen zu führen, erfordert präzisiere und wirtschaftlich relevantere Userprofile, die in vielen Plattformen nicht über einen ersten Entwicklungsansatz hinausgekommen und nur rudimentär verbreitet sind.
  • Leistungsqualität User – Nutzen: Die Existenzberechtigung der Plattform als Kommunikationstool reicht mittelfristig nicht aus. Ohne weitere, für den User relevante Nutzenstiftung, ist die Zukunft der Plattform ungesichert.
  • Community Management, Community building, Community Tools: jenseits der Kommunikationstools für den persönlichen Freundeskreis findest sich bei den Möglichkeiten des Community Buildings und des Community Managements bei den meisten Plattform eine technologische Wüste, die es den Usern eher erschwert Gruppen mit gleichen Interessen und Zielen erfolgreich aufzubauen und zu führen. Diese Thema – Gruppen = Communitys – ist für die Zukunftsgestaltung von Plattformen von grundsätzlicher Bedeutung. Nicht zuletzt finden sich hier auch Ansätze für Ertragsstrukturen jenseits der Werbung.

Fazit

Der Markt wird schwieriger, der Wettbewerb deutlich intensiver und die Rahmenbedingungen der Betreiberunternehmen werden sich deutlich anspruchsvoller entwickeln.

Neben der technisch weiter wachsenden Herausforderung eine aktuelle und attraktive Plattform anzubieten, stellt sich eine zweite, nicht geringere Anforderung in der Entwicklung und Vermarktung von Ertragspotenzialen. Viele Betreiberunternehmen sind aufgrund ihrer Standards, Ressourcen und Unternehmensstrukturen darauf nicht ausreichend eingestellt.

Dies wird – beginnend mit 2011 – zu einer stärkeren Marktbereinigung als in den Vorjahren führen. 2011 wird für einige Plattformen und deren Betreiber zu einer echten Bewährungsprobe werden.

Weitere Fragen und Empfehlungen zum Thema?

Naturgemäß konnte dieser Beitrag nicht alle Fragen zu diesem Thema umfassend behandeln. Wenn Sie für Ihre eigene  Plattform über Strategien zur Wettbewerbsgestaltung und Unternehmensentwicklung nachdenken oder zu einzelnen Punkte weitergehende Fragen haben, stehe ich Ihnen unter der links aufgeführten Telefonnummer gerne mit meinem Rat zur Verfüung. Auch wenn Sie weitere Informationen zur Entwicklung und Umsetzung einer Social Media Strategie suchen oder einfach meine Einschätzung zur Social Media Strategie Ihres Unternehmens insgesamt oder zur Umsetzung in konkreten Fällen suchen, bin ich für eine erste telefonische Beratung unter der links aufgeführten Telefonnummer während der üblichen Bürozeiten gerne für Sie da.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, das ich aufgrund von Beratungsterminen, Vorträgen und nicht zuletzt auch Seminarveranstaltungen nicht jeden Tag permanent telefonisch erreichbar bin.

Bei Interesse an Seminaren, Workshops oder unterstützenden Dienstleistungen – aber auch zum Thema Social Media Strategie insgesamt – erreichen Sie mich hier.

2010 – kein gutes Jahr für die deutschen Social Networks II

Die Hausaufgaben nicht gemacht

Die Qualität der Plattformen

Wenn uns Weihnachten wie immer so gegen den 24. 12 unerwartet überrascht, stellen wir auch fest, das darüber hinaus auch das Jahr unerwartet schnell vergangen ist. Betrachten wir die Branche, bleibt uns die Erkenntnis nicht erspart, das sich in 2010 in vielen Plattformen der Fokus auf der Sicherung des laufenden Betriebs und auf überschaubare Verbesserungen und Leistungsergänzungen gelegen hat. Der Eindruck, das man weitgehend damit beschäftigt war, Sand aus dem Getriebe zu pusten, trifft all zu oft zu. Ein runderer, ergonomischerer und stabilerer Betrieb der Plattformen hat allerdings nicht zu deren weiterer positiver Entwicklung beigetragen. Mit Selbstverständlichkeiten behauptet man sich im Wettbewerb nun mal eher selten.

Verbesserte Kommunikationstools oder eine leicht verbesserte Möglichkeit des Selbstdarstellung oder der Einbindung externen Contents sind nicht ausreichend, auch wenn sie notwendig waren um nicht weiter an Attraktivität zu verlieren.

Die wirklich wichtigen Hausaufgaben wurden quer durch die Branche nicht oder nur marginal angegangen. Stellvertretend seien dafür nur

  • intelligentere Vernetzungstools
  • Tools für Community building und Community Management (Gruppen, Clans )
  • Marketingtools für Unternehmen

genannt.

Usabilityprobleme, konzeptionelle Probleme, überholte Websitestrukturen, überholte Designs und strategische Defizite in der Positionierung der Plattformen sind bei einigen Plattformen als Ursachen für die nachlassende Nutzung anzuführen.

Wenn die pure Existenz der Plattform eben nicht mehr als Existenzberechtigung ausreicht – weil es neue und bessere Alternativen gibt – führt die fehlende Antwort auf die Frage, warum die User dann noch bleiben sollen zur Marktbereinigung. Der Zeitpunkt des Marktausscheidens hängt dabei nur noch vom Volumen der User und der Größe der eigenen Defizite ab. Das Problem trägt in diesen Fällen – und das ist eher die Mehrheit, als die Minderheit – nicht den Namen Facebook. Facebook profitiert lediglich davon, das viele Plattformen – oder besser deren Betreiber – nicht in der Lage sind, die anstehenden Herausforderungen konstruktiv und kreativ zu bewältigen.

Die Ertragsstruktur

Mit für das Dilemma vieler Betreiber verantwortlich ist die geringe Ertragsqualität der Plattformen. Man würde gerne eine bessere, stabilere und vor allem attraktivere Plattform anbieten, kann aber die dafür nötigen Investitionen nicht aus den Erträgen der Plattform finanzieren. Damit ist die Abwärtsentwicklung gesichert. Die geringe Ertragsqualität der Plattformen ist nicht zuletzt die Folge der

  • einseitig auf Werbung ausgerichteten Ertragsstruktur.
  • unzureichenden Leistungsqualität der Plattformen in Sachen Werbung.

Die Werbefalle

Jeder Plattformbetreiber weiss, das Displaywerbung die am wenigsten wirksame Methode ist, um Menschen via Social Networks zu erreichen. Trotzdem stellt diese Methode die wichtigste Einnahmequelle der meisten Plattformen dar. Ich kenne keine Plattform, die 2010 erfolgreich versucht hätte, alternative Ertragsquellen aufzubauen. Dies nicht getan zu haben, wird sich ab 2011 ausgesprochen nachteilig auswirken und den Ertragsdruck auf die Plattformbetreiber deutlich erhöhen. Die Gründe dafür führe ich in einem weiteren Beitrag auf.

Das Profildilemma

Profile sind das Herzstück einer Social Network Plattform. Das ist eine Grunderkenntnis, der alle Betreiber einer Social Network Plattform ohne Zögern zustimmen können. Die wirtschaftlich relevante Qualität der Profile hängt bei den allermeisten Plattformen deutlich hinter deren Bedeutung zurück und ist mit eine der Ursachen für die miserable Ertragsqualität der Werbung in Social Network Plattformen.

Mit relevanten Profilinformationen wären Social Network Plattformen in der Lage Werbung sehr viel erfolgreicher einzublenden, als sie das derzeit sind. Aktuell fehlt es den meisten Plattformen an der entsprechenden Informationsstruktur und an Anreizen und Methoden diese Informationen breit zu ermitteln und zu nutzen.

Der Verzicht auf weitere Ertragsquellen

Insbesondere Plattformen mit regionalen und lokalen Nutzerschwerpunkten bieten sich ergänzende Ertragsmöglichkeiten z. B. in Form von

  • Real Life Aktivitäten wie Events
  • regionalen Vermarktungsaktivitäten
  • Dienstleistungen für die regionale Wirtschaft

die für sich gesehen jeweils deutlich ertragsstärker sind als der aktuelle Ertragsschwerpunkt Werbung. Um diese Ertragsquellen zu nutzen, ist allerdings die entsprechende Kompetenz in der Vermarktung wie ein Mindestmaß an Unternehmensressourcen erforderlich. Nicht zuletzt ist hier einiges an Aufbauarbeit zu leisten und ein Spagat zwischen der Unternehmenskultur der Plattform und der Geschäftskunden erforderlich.

Regionale Wettbewerbsvorteile ungenutzt

Jenseits der großen Anbieter finden sich vor allem Plattformen mit einem regionalen Schwerpunkt. In diesem Schwerpunkt kann eine Grundlage für den Erfolg der Plattform liegen, der eben nicht nur in der intensiven Nutzung der Kommunikationstools durch die regionalen User liegt. Die Bindekraft des Sozialen Graphs sollte realistischer gesehen werden. Sobald genügend Freunde bei einer attraktiveren oder eben „aktuelleren“ Plattform sind, kippt die Attraktivität der alten Plattform weg. Mangelnde bis sporadische Nutzung sind die Folge. Diese gelegentlichen Nutzer mögen für die Zählung als unique user ausreichen, für Ertrag und  Zukunftssicherung der Plattform reicht diese Form der Aktivität nicht mehr.

Die Vorteile regionalen Contents werden in der Branche immer gern genannt, wenn es um die verbliebenen Chancen gegenüber Facebook geht. Dieser Vorteil wurden von vielen Netzwerken in 2010 nicht ernsthaft ausgebaut. Dieses Defizit wird sich in 2011 nachteilig auswirken. Das Thema regionaler Content verdient dabei einen genaueren Blick.

Regionaler Content, der die Qualität eines Wettbewerbsvorteils hat, muss unique sein und nicht beliebig im Netz vorhanden. Veranstaltungshinweise, die überall eingebaut werden können, taugen nur eingeschränkt als Wettbewerbsvorteil.

Facebook wird automatisch regionaler

Facebook als Plattform wird sich nicht die Mühe machen, überhaupt nach diese Content oder dessen Integration Ausschau zu halten. Dies werden lokale Interessenten – seien es Veranstalter, seien es Community builder – für Facebook unternehmen. Dadurch das Facebook für lokale Anbieter zunehmen interessant geworden ist, wird lokaler Content automatisch seinen Weg in Facebook finden.

Als nachhaltiger Wettbewerbsvorteil bleibt den Plattformbetreibern nur noch regionaler Content, der in seiner Natur unique ist und möglichst eine zusätzliche Nutzenstiftung für den User hat. Dieser Content ist nicht beliebig und nicht kostenlos verfügbar und dafür bedarf es konzeptioneller Überlegungen, Ressourcen und nicht zuletzt Zeit Angebote zu entwickeln und in den Markt zu bringen. Nicht alle Plattformen werden diese Zeit noch haben.

Herausforderungen in 2011

Lesen Sie im nächsten Artikel dieser Serie über die Herausforderungen die das Jahr 2011 für Plattformen und Betreiberunternehmen mit sich bringt.