Wie Facebook sein wirtschaftliches Potenzial erschließt

Dieser Beitrag ist der zweite Teil eines Artikels, der sich mit den Potenzialen von Social Network Plattformen am Beispiel Facebook befasst. Den ersten Teil finden finden Sie hier.

Facebooks wirtschaftliches Potenzial – innovative Ertragsquellen

Dieser Abschnitt befasst sich mit innovativen und lukrativeren Ertragsquellen als Werbung. Wer hier an die Einführung von Mitgliedsbeiträgen denken sollte, liegt komplett falsch – ist aber trotzdem auf der richtigen Spur.

Mitgliedsbeiträge sind für Facebook kein Thema – auch für die meisten anderen Social Network Plattformen nicht. Das hätte ihr sensationelles Wachstum deutlich gedämpft.

Verstehen wir Facebook als große Gemeinschaft. Der Vergleich mit Nationen ist ja geläufig. Wie finanzieren sich Nationen? Über Steuern, wie wir alle mehr oder weniger leidvoll wissen.

Wie Facebook innovativ und diskret eine Art von Steuer einführt

Unserem geschätzten Finanzminister würden möglicherweise bei dem Gedanken das ein junges amerikanisches Unternehmen in Deutschland durch die Hintertüre und an ihm vorbei Steuern erheben kann, die Gesichtszüge entgleiten. Lassen wir unsere wertgeschätzten Berliner Politikdarsteller ruhig weiterhin über Googles Bilder und Dominanz als Suchmaschine sinnieren und bewundern wir derweilen die elegante wie leerreiche Vorgehensweise von Facebook.

Testmarkt Spiele: In Facebook gibt es eine ganze Reihe von Spielen mit kommerzieller Relevanz. Da wird – wie im Spielemarkt insgesamt – Geld verdient. Das stört Facebook nicht wirklich. Man will allerdings künftig diskret an den dabei generierten Umsätzen verdienen. Dafür hat sich Facebook einen hübschen Mechanismus einfallen lassen – die eigene Währung namens Credits.

Mit der eigenen Währung lässt sich elegant und diskret an anderen Umsätzen partizipieren. Die Methode ist eigentlich simpel und trotzdem genial. Stellen Sie sich vor:

  • Alle Spiele in Facebook dürfen nur noch über Credits abgerechnet werden.
  • Beim Umtausch von Credits in andere Währungen behält Facebook einen prozentualen Anteil ein.

Wer hier spontan an eine Art von Umsatzsteuer denkt, outet sich als volkswirtschaftlich vorbelastet. Wer dagegen an Apples App Store und den Umsatz mit Apps denkt, ist möglicherweise noch mehr auf der Höhe der Zeit als er denkt. Der Unterschied der beiden Assoziationen lässt sich übrigens genau beziffern. Er beträgt 11%. Unsere gesetzliche Umsatzsteuer liegt – noch – bei 19%. Apple bescheidet sich mit seinem Anteil bei den Apps mit 30%. Raten Sie welchem Vorbild Facebook folgen wird.

eCommerce in Facebook – die nächste Ertragsquelle wird bereits angebohrt

Die Integration von Shops in Facebook betrachten Sie jetzt aus einem anderen Blickwinkel? Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, zumindest was die Möglichkeit von Facebook betrifft in der gleichen Höhe am Ertrag von Shops in Facebook zu partizipieren. Ob und wann sich Facebook auch hier ein kleines Stück vom Kuchen abschneiden wird, ist nur eine Frage des Markterfolgs der Shops in Facebook.

Welche Methode Facebook für seine Partizipation nutzen wird, dürfte nicht weniger interessant sein. Wird man versuchen auch die Shops auf Credits umzupolen, sobald genügend Masse da ist oder wird man einen weiteren Mechanismus entwickeln? Ich weiß es leider nicht, bin aber sehr gespannt, wie sich die Facebook Shops entwickeln werden. In Deutschland wurden in 2010via eCommerce übrigens mehr als 23 Mrd. Euro umgesetzt. Tendenz steigend. Bei einem Erfolg der Facebook Shops dürfte ein – anfangs sicher bescheidener – Anteil davon über Facebook generiert werden. Nirgendwo ist ein Anbieter ja so nahe am Kunden – und kann so viel über dessen Bedürfnisse und Wünsche erfahren, wie in einer Social Network Plattform.

Wer dürfte an dieser Option neben den Shopbetreibern wenig Freude haben? Richtig – die Affiliatemarketingbranche. Zanox, Affilinet und Co. entsteht auf diesem Weg ein Wettbewerber, gegen den sie auf konventionellem Weg relativ wenig ins Feld werden führen können. Ob man die Kompetenz für innovative Antworten auf diese Entwicklung hat, wird sich zeigen.

Der zweite dicke Fisch ist noch interessanter

Kennen Sie Groupon? Richtig, das sind die mit den Gutscheinen.  Und dieses Unternehmen soll bei einem Börsengang 15 Mrd. Dollar wert sein. Das klingt nicht nur teuer und nach neuer Blase, es hat auch einen simplen Grund. Offline wird immer noch deutlich mehr umgesetzt als online und die Methode der Wertschöpfung von Groupon ist schon recht heftig.

Behalten wir unter dem Blickwinkel der Bewertung von Facebook mit seinem gigantischen Nutzerpotenzial die Erkenntnis im Hinterkopf, das offline noch mehr Geld zu verdienen ist als online. Was läge da für Facebook näher als diese Erkenntnis in einen freundlichen Service umzusetzen. Gesagt getan – Facebook Deals heißt auch deutsche Nutzer willkommen.

LBS – nicht die Bausparkasse sondern location based services – heißt das Zauberwort. Wer sich als Facebook User via Mobile Phone an einer Location einloggt um seinen Freunden zu zeigen, wo er gerade ist, bekommt nun von Facebook gleich gesagt, wo in seiner direkten Umgebung er ein besonders interessantes Schnäppchen findet. Damit hat Facebook den ersten Schritt getan um sich den ganz normalen stationären Handel als Ertragsquelle zu erschließen. Künftig kann Otto Einzelhändler seine Sonderangebote nicht nur im Anzeigenblättchen vor Ort posten, sondern auch gleich bei Facebook eingeben, um die User die sich seinem Etablissement nähern dezent und präzise auf sein aktuelles Schnäppchen hinzuweisen. Wenn die schon mal da sind, können sie doch gleich bei ihm vorbeisehen und sich bitte auch dort einloggen um ihren Freunden zu zeigen, wo sie jetzt sind und was es da für ein tolles Angebot gibt.

Stellen Sie sich – einmal ohne Ironie – eine kleine Gruppe junger Damen auf Shoppingtour vor, die via Facebook den Kontakt zum Freundeskreis hält um ihn über ihre Entdeckungen und Käufe zu informieren oder deren Meinung einzuholen und sie gewinnen einen ersten Eindruck vom Potenzial dieser Methode.

Wem dürfte diese Entwicklung wenig Freude bereiten? Richtig – den Printmedien, insbesondere den regionalen Blättern, die für die Werbung lokaler Einzelhändler in der Vergangenheit nicht zu ersetzten waren und jetzt erneut Umsätze verlieben werden. Via Facebook bietet sich Händler künftig eine zunehmend interessante Alternative.

Damit nicht genug

Obama in Facebook

Das Potenzial von Social Network Plattformen hat nicht nur wirtschaftliche Aspekte. Um die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu erkennen und zu verstehen, wird gerne die Kandidatur von Barrack Obama zum Präsidenten der USA und der US Wahlkampf genutzt.

So richtig und beeindruckend dieses Beispiel auch ist, es deckt  nur einen kleinen Teil des Veränderungspotenzials von Social Network Plattformen ab.

Nicht weniger gewichtig sind die anderen Möglichkeiten und Auswirkungen, die ich in einem weiteren Beitrag zu dieser Serie beschreiben werde.

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Youtube – Googles verpasste Social Media Chance?

Youtube – der Mediengigant

Mit Youtube hat Google einen global player in Sachen Medien eingekauft. Wirft man einen Blick auf die Zugriffszahlen von Youtube in Deutschland zeigt sich, das die Videoplattform nur noch von Facebook übertroffen wurde.

Bedenkt man, wie viele Versuche Google unternahm, um selbst ein Bein in die Social Network Branche zu bekommen, erscheint die Vernachlässigung des Social Network Potenzials in Youtube um so erstaunlicher.

Youtube spielt als global player eine beachtliche Rolle und wird deutlich intensiver frequentiert als MySpace oder Orkut – die Social Network Hoffnung von Google, die nur in Brasilien und Indien erfolgreich ist.

Youtubes unterschätztes Social Network Potenzial

Youtube hat – auch wenn das auf den ersten Blick nicht auffällt, den Ansatz eines Social Networks. Es verfügt über Profile und Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Usern. Das beides bestenfalls rudimentär genutzt wird, liegt vor allem an der Qualität dieser Keyfeatures. Es macht nicht nur Mühe, die beiden Features zu finden – sie sind auch mehr als nur überholt, was Optik und Leistungsfähigkeit betrifft. Mit etwas mehr Sorgfalt gepflegt, hätte Youtubes Social Network Potenzial entwickelt werden können und sowohl das Wachstum der Videoplattform als auch den Einstieg von Google in Social Media deutlich beflügelt. Auch ohne die Entdeckung und Vitalisierung des Social Network Potenzials hat sich die Nutzung von Youtube weiter positiv entwickelt, fällt aber in der Wachstumsdynamik deutlich hinter Facebook zurück.

Youtube wurde von Google im Herbst 2006 übernommen. Das bei Google das Social Network Potenzial von heute knapp 150 Millionen täglicher Nutzer bis heute nicht erkannt und erschlossen wurde, zeigt, wie weit die Denkweise von Google vom Thema Social Network entfernt ist.

Die strategische Bedrohung

Facebook die neue Nr. 1 in Deutschland

Youtube kann als Abspielstation oder Storing-Website weiterhin erfolgreich sein. Seine Zukunft basiert aber nicht zuletzt darauf, das die Youtube-Nutzung sich als Gewohnheitsverhalten fest verankert. Die Gefahr für Youtube sind die Social Networks. Wenn

  • die Videonutzung stärker direkt in die Social Network Plattformen verlagert wird
  • die Impulse für die Videonutzung über den Freundeskreis stärker auf andere Plattformen führen

kann die bislang noch vorhandene Vormachtstellung von Youtube gefährdet, sein Wachstum begrenzt und die Nutzung reduziert werden. Beide Möglichkeiten liegen in der Hand von Facebook. Youtube kann unter den aktuellen Rahmenbedingungen nichts gegen diese Bedrohung unternehmen. Das bedeutet allerdings nicht, das es gegen diese Bedrohung keine Handlungsmöglichkeiten gibt.

Youtubes Handlungsmöglichkeiten

Youtubes Größe bietet ausreichend Ansätze, sich gegen diese Bedrohung zur Wehr zu setzen. Einige davon lohnt es sich genauer zu betrachten:

  • Die Festigung der habituellen Nutzung: Wenn der Medienkonsum via Youtube sich genauso als feste Gewohnheit etabliert wie der Medienkonsum über einen TV-Sender trägt dies zu einer Absicherung von Youtubs Zukunft bei. Individuell entwickelte Programme und Empfehlungen,die aktiv vorgeschlagen werden – auch bevor der User auf Youtube ist – sind ein Weg in diese Richtung. Ãœber die individuellen Nutzungsgewohnheiten lassen sich diese Vorschläge relativ einfach ableiten.
  • Der Zugriff auf den Freundeskreis: Der Weg Inhalte aktiv über den Freundeskreis zu verbreiten und damit den Medienkonsum via Youtube abzusichern, wirkt der Abhängigkeit von Social Network Plattformen entgegen. Um hier erfolgreich zu sein, ist ein Kanal in diese Freundeskreise und der Abgleich von Facebook Usern und deren Medienkonsum auf Youtube hilfreich.
  • Die Instrumentalisierung von Facebook: als offenes System lässt sich Facebook auch in einer Wettbewerbssituation konstruktiv nutzen. Ein Ansatz dazu ist die „Kanalisierung“ von wichtigen Themen innerhalb von Facebook – z. B. über die Öffnung von Facebook über Themenpages für den Content von Youtube. Dabei sollte nicht vergessen werden, den direkten Zugriff auf die Nutzer der jeweiligen Kanäle – und damit die Unabhängigkeit von Facebook – zu sichern.

Bescheidene erste Schritte

Es wäre unfair, die erkennbaren Versuche der Sozialisierung von Youtube zu verschweigen. Die Freunde der Youtube Nutzer sollen – nicht nur via Facebook – erschlossen werden um ein gemeinsames Nutzungserlebnis zu ermöglichen.

Dieser Ansatz wirkt noch etwas zögerlich und kann nur ein erster Schritt sein. Vor allem aber muss er in eine Gesamtstrategie eingebunden sein, die die Social Network Qualität von Youtube auf einen zeitgemäßen Standard anhebt und Youtube zugleich zukunftssicherer und unabhängiger machen kann. Das diese Gesamtstrategie noch nicht erkennbar ist, bedeutet nicht zwangsläufig, das sie nicht existent ist. Indiz für eine solche Strategie könnten Verbesserungen und Aktivitäten in die Richtung der erwähnten Handlungsmöglichkeiten von Youtube sein, also z. B. die Verbesserung der Youtube-Profile, möglichst in Verbindung mit angebundenen FB-Profilen, einer „individuellen Programmpolitik“ oder der aktiven Nutzung von Youtube-Themapages in Facebook um dort einen direkten Kanal für den Medienkonsum mit einem Zugriff auf den sozialen Feed und – bei elegantem Ansatz – auch auf die Nutzer selbst zu erhalten.

Fazit

Google wird weiterhin ein begehrliches Auge auf die Social Network Welt haben. Letztlich geht es darum, Potenziale zu sichern. Das Google beim Wettbewerb um die Vorherrschaft im Netz vorhandene Potenziale in der Größenordnung von Youtube nicht nutzen wird, ist eher unwahrscheinlich.

Dimensionen der Freundschaft in sozialen Netzwerken

Beschränkte Freundschaft ein Zeichen beschränkten Denkens?

Eine der Kritikpunkte an der Nutzung von Social Networks ist die Art der „Freundschaft“ in den Sozialen Netzwerken. Da man sich nicht persönlich – in der realen Welt – kennt, zählt diese Form von „Freundschaft“ in den Augen mancher Kritiker nicht, oder ist zumindest weniger wert. Das läßt befürchten, das bei einigen der gute alte Begriff der Brieffreundschaft bereits aus dem Bewußtsein verschwunden ist.

Natürlich gibt es Freundschaft die nicht an persönliche Bekanntschaft gebunden ist. In der Geschichte finden sich Beispiele der Freundschaft ohne persönliche Anwesenheit. Man schrieb sich Briefe und wenn es die Möglichkeit erlaubte, kam es in dem einen oder anderen Fall zum persönlichen Kennenlernen. Wollen wir wirklich über die Qualität oder Ernsthaftigkeit der Freundschaften von Goethe, Voltaire, Friedrich II und anderem zu philosophieren oder beruht deren besonderer Wert nur darauf, Federkiel, Tinte, Papier und Streusand statt einem Keyboard benutzt zu haben? In früheren Zeiten galt es als selbstverständlich – oder auch als Zeichen der Bildung – Freundschaften zu interessanten Zeitgenossen auch auf Distanz zu suchen und zu pflegen.

Der Aufruf eines National UnFriendday in den Staaten an dem man sich in den sozialen Netzen von allen trennen soll, mit denen man nicht persönlich befreundet ist, stellt eines der besonders bizarren Beispiele dieser Vorstellung dar.

Die Dimensionen sozialer Beziehung in den sozialen Netzen und ihre Bedeutung für das Marketing

Betrachten wir statt dessen die neue Realität der sozialen Beziehungen in den Social Networks und wir finden verschiedenen Ebenen von Beziehungen.

Die nahen Freunde РMenschen die man perșnlich kennt und mit denen man eine Freundschaft pflegt.

Nahe Bekannte РMenschen, die man perșnlich kennt, mit denen man aber nicht befreundet ist.

Entfernte Freunde РMenschen, die man als Freunde pflegt, aber mit denen man nicht perșnlich bekannt ist.

Nicht perșnlich Bekannte РMenschen, die man nicht perșnlich kennt und mit denen man keine Freundschaft pflegt.

Die klassische Motivation erweiterter sozialer Reichweite

Unter der erweiterten sozialen Reichweite verstehe ich die Anzahl der Freunde  – oder Kontakte – die nicht aus dem persönlichen Umfeld resultieren. Die Motiviation, solche Kontakte aufzubauen oder zu akzeptieren ist vielfältig. Hier einige klassische Motivationsansätze dafür, ohne das diese Auflistung den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:

  • Interesse an interessanten Menschen: Das können z. B. Menschen sein, deren Ansichten, Äusserungen oder Aktivitäten uns gefallen oder ganz allgemein interessieren.
  • Austausch mit Gleichgesinnten, also Menschen mit gleichen Ansichten, Vorlieben oder Hobbys.
  • Steigerung des Horizonts: nicht nur Reisen erweitert den eigenen Horizont. Auch die Kommunikation mit Menschen jenseits des eigenen Umfelds kann neue Perspektiven  aufzeigen und Ein- und Ansichten vermitteln.
  • Gefühlte Steigerung der eigenen Bedeutung: viele Leute kennen mich, ich bin dadurch bekannter und damit fühle ich mich wichtiger.
  • Praktische Vorteile: wer viele kennt, erfährt viel oder manches früher und kann dadurch profitieren. Soziales Networking ist nun mal so alt wie die Menschheit.

Neue Motivationen für eine erweiterte soziale Reichweite

Durch die Technik in den sozialen Netzen (hier sind die Social Network Plattformen gemeint) bedingt, sind neue Motivationen für eine erweiterte soziale Reichweite entstanden oder im entstehen, deren Bedeutung, sowohl wirtschaftlich wie gesellschaftlich sehr viel weiter geht, als die der traditionellen Gründe.

  • sozialer Informationsfilter: wir kennen die permanente Informationsüberflutung, deren Ende kaum abzusehen ist. Der soziale Informationsfilter hilft uns dabei, die Informationen zu erhalten, die uns interessieren und andere abzublocken. Die Methode dahinter ist einfach: ich suche nicht nach wichtigen Informationen, statt dessen kommen diese Informationen zu mir – sofern ich entsprechend vernetzt bin. Stellen Sie sich vor, Sie müssten auf 3 dynamischen Interessengebieten auf dem Laufenden bleiben. Das kann stressig sein. Wenn sie in jedem dieser Interessengebiete qualitativ und quantitativ vernetzt sind, werden Informationen durch dieses soziale Netz gefiltert. Das ist als ob sie eine oder zwei Handvoll Spezialisten hätten, die die Informationsflut für Sie durcharbeiten und ihnen die relevanten Inhalte weiterempfehlen.
  • know how Erweiterung: man muss nicht alles selbst können. Es reicht oft zu wissen, wen man wirklich um Rat fragen kann. Der Aufbau einer erweiterten sozialen Reichweite erlaubt auch den Aufbau eines Expertenpools für Themen, die man selbst nicht bearbeiten oder bewältigen kann und will. Zusätzlich ermöglicht das soziale feedback eine Qualitätskontrolle für die einzelnen Experten.
  • sozialer Erfahrungsschatz: Sofern ich entsprechend vernetzt bin, kann ich auf einen für mich relevanten Erfahrungsschatz zurückgreifen, der ansonsten nur mit größerem Aufwand und Unsicherheit zu erschließen wäre. Xing als Beispiel nutzt einen ähnlichen Ansatz in Form der Applikation „Xing-Mitglieder fragen“.

Die Bedeutung erweiterter sozialer Reichweiten

Wer die neuen Leistungen eines erweiterten sozialen Netzes gezielt nutzt erhält gefilterte Informationen, möglicherweise um eine Einschätzung ergänzt, kann neben Google auf auf ihm bekannte, einschätzbare Expertise zurückgreifen, wann immer sie benötigt wird und kann vom Erfahrungsschatz einer Vielzahl anderer Nutzer profitieren.

Auch wenn diese bewußte Nutzung des erweiterten privaten sozialen Netzes erst am Anfang steht, hat sie Auswirkungen, auf die sich Unternehmen, Gesellschaft und Politik einstellen sollten.

Die Bedeutung der Vernetzung für viral wirkende Kommunikation und das bekannte word-of-mouth wird zwar zunehmend erkannt und genutzt. Der Grad der Vernetzung steht nur für den möglichen quantitativen Wirkungsgrad dieser Methoden. Die qualitative Wirkung der Vernetzung ist nicht weniger bedeutsam:

„Ich persönlich weiss zwar nicht mehr, aber ich kenne viele die für mich in der Summe sehr viel mehr wissen.“

steht als Situationsbeschreibung über eine der Wirkungen des erweiterten sozialen Umfelds. Diese qualitative Wirkung begründet einen neuen Qualitätsanspruch an die Kommunikation von Unternehmen und Politik. Diese Konsequenzen aus der Entwicklung der erweiterten privaten sozialen Netze ist sind nicht immer klar. Deshalb hier zwei Beispiele für die Wirkungsweise:

  • Desinformation, Falschinformation oder Informationsdefizite werden im Filter der erweiterten sozialen Netze sehr viel schneller erkennt und als solche entlarvt. Das kann nahezu realtime passieren. Bei den Schlichtungsgesprächen zu Stuttgart21 wurde sehr schnell auf einzelne Aussagen reagiert und entsprechende Gegeninformationen bereitgestellt.
  • Wertlose Information bleibt im Filter hängen. Was als Information keinen konkreten Nutzen stiftet ist nicht bemerkenswert, bleibt im sozialen Filter hängen und dem Empfänger erspart.

Eine hohe erweiterte soziale Reichweite schafft Einflussmöglichkeiten

Jenseits der Wirkung für das eigene Ego kann eine hohe soziale Reichweite auch konkreten Einfluss begründen, der dem Einzelnen eine bessere Position in der kritischen Auseinandersetzung mit Unternehmen und Institutionen verschafft. Konnte ein Unternehmen die Kritik eines Einzelnen in der Vergangenheit leichter ignorieren, ist dies in Zeiten vernetzter Konsumenten deutlich riskanter. Die Kritik findet ihren Weg vom sozialen Freundeskreis des Einzelnen in weitere Freundeskreise und darüber hinaus auch in andere Formen sozialer Medien und bei entsprechender Verbreitung auch in die traditionellen Medien. Die Beispiele dafür sind vielfältig. Ähnliches gilt für den Widerspruch auf eine nicht oder nicht ganz zutreffende Information.

Fazit

In der ergänzten sozialen Reichweite – den Freunden und Bekannten, die man eben nicht persönlich kennt – und den technischen Kommunikationsleistungen der Social Network Plattformen liegt der Zündstoff für weitgehende Veränderungen. Diese „Freundschaften“ können in vielen Fällen weder Freundschaften sein, noch den Vorstellungen loser Bekanntschaft genügen, sind deshalb aber alles andere als wirkungslos. Auf sie zu verzichten, bedeutet auf eine der möglichen Kernwirkungen neuer sozialer Kommunikation zu verzichten, die in ihrer Bedeutung erst an ihrem Anfang steht. Erst wenn die Methoden des sozialen Filters und ihrer Nutzung zum täglichen Alltag des Einzelnen gehören, wird sich die ganze Bedeutung dieser Veränderung wirklich zeigen.

Es läge im ureigensten Interesse der Betreiber der Social Network Plattformen diesen Prozess stärker zu unterstützen. Nicht zuletzt lässt sich dadurch über einen gewissen Zeitraum auch ein plattformspezifischer Wettbewerbsvorteil aufbauen.

Badoo – smartes Wachstum im Schatten von Facebook

Auch wenn immer wieder zu hören ist, das Facebook alles an sich reissen oder begraben wird, was nach Community oder Social Network Plattform aussieht, zeigt die Realität ein anderes Gesicht. Wachstum im Schatten des Giganten ist nicht nur möglich. Es findet statt. Wenn auch – wie das im Schatten meist so ist – unter geringerer Anteilnahme der professionellen Öffentlichkeit.

Badoo ist so ein Pflänzchen. 2006 in UK ins Leben getreten, wächst Badoo vor allem in Frankreich, Spanien – und anderen spanisch sprechenden Ländern wie Mexiko, etwas schwächer auch in den USA und im mit Social Network Plattformen dicht besetzten Deutschland. In Italien verharrt Badoo auf dem gleichen Level.

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Was Badoo besonders erwähnenswert macht

Visuelle Prägung. Badoo ist stärker visuell geprägt als andere Social Network Plattformen. Das betrifft nicht nur das Design, sondern vor allem auch die Selbstdarstellung der Nutzer, die vor allem auf Fotos und Videos setzt. Die Benutzung wirkt einfacher, ergonomischer und übersichtlicher als in vielen anderen Plattformen. Attraktive Mitgliederbilder an prominenter Stelle unterstützen diese Wirkung.

Kommunikationshilfe: Badoo erleichtert seinen Mitgliedern die Kommunikation mit fremden Mitgliedern durch die Anzeige von Mitgliedern die online sind und entsprechend einem internen Algorhythmus interessant sein könnten.

Videochat: Badoo bietet Twister an, einen Videochat, bei dem der User einen Chatpartner angeboten bekommt. Die Ausblendung anstößiger Inhalte ist durch ein Häkchen bereits vorgesetzt, könnte aber deutlich besser funktionieren. Wen der Anblick fröhlich masturbierender Herren nicht wirklich beglückt, hat die Wahl sich einen neuen Videochat Partner anzeigen zu lassen, oder den Chat gleich zuzumachen.

Volltreffer Volltreffer? Unter dem Navigationspunkt Volltreffer bietet Badoo ein Matching von Mitgliedern, die an realen Treffen interessiert sind. Die Funktion ist einfach zu bedienen. Man stellt ein ob man Mann oder Frau treffen will und an welcher Altersgruppe man interessiert ist. Dann werden in einer Art Slideshow Bilder von Mitgliedern gezeigt, die ebenfalls an realen Treffen interessiert sind und man entscheidet sich anhand dreier Alternativen ob man an einem Treffen interessiert ist, oder nicht, oder vielleicht doch. Die angezeigten Bilder stammen aus dem geografischen Umfeld des suchenden Mitglieds. Dieses Feature hat definitiv Potenzial.

Mitgliederstruktur: Badoo ist in Deutschland eindeutig was für die Älteren. Sagt zumindest Google Adplaner. Dort werden für Deutschland die grössten Nutzergruppen bei den 45-54jährigen (28%) und bei den 35-44jährigen (21%) aufgeführt. Das passt recht gut zum Datingpotenzial der Site. Internetdating für die Printgeneration – leicht gemacht.

Refinanzierung – ohne Werbung geht es auch

Badoo verzichtet komplett auf Werbung. Statt dessen refinanziert sich der Dienst über die Eitelkeit seiner Mitglieder. Via kostenpflichtiger SMS kann man an prominenter Stelle auf das eigene Profil hinweisen, also Werbung in eigener Sache betreiben. Siehe Headerbildleiste „Ich will auch“. In Ländern, in denen Badoo noch nicht stark etabliert ist, wird diese Funktion kostenlos angeboten.

Das ist aber nicht alles. Datingfunktionen bieten über sogenannte Superfeatures – also Premiumangebote – eine weitere Refinanzierungsquelle. Besonders effizient erscheint hier die Einbindung in Volltreffer. Das Mitglied erhält in seiner sozialen Navigation die Anzahl derjenigen angezeigt, die an einem realen Treffen interessiert sind. Um die Mitglieder selbst angezeigt zu bekommen, müssen die Superfeatures per SMS kostenpflichtig freigeschaltet werden. Dahinter steht ein Abonnement mit €2,38 pro Woche, sprich €9,52 monatlich. Dieses Abonnement kann jederzeit wieder per SMS gekündigt werden. Wenn durchschnittlich jedes Mitglied nur für eine Woche dieses Abonnement nutzt, würde Badoo damit die Ertragqualität von Werbung schon erreicht haben, wären da nicht die horrenden Paymentkosten. Ein interessanter Ansatz ist diese Methode allemal.

Die Schwachstellen von Badoo

Das eine Plattform nur mit einer sehr rudimentären Form von sozialer Navigation erfolgreich sein kann, zeigt Badoo. Vernetzung steht bislang nicht wirklich im Zentrum des Community Building. Badoo entwickelt sich mit seinen neuen Features mehr in Richtung Datingseite mit Communityfeatures. Das diese Kombination durchaus Sinn macht zeigt auch der Erfolg von Jappy. Hier steht die Community im Vordergrund, wirbt aber mit dem Datingthema.

Mitgliederbindung ist auch bei Badoo ein Problem. Badoo gibt knapp 64 Millionen Mitgliederprofile an. Dem stehen nach Google Trends etwa 3,8 Mio daily unique visitors gegenüber, also knapp 6% der Profile. Bei Facebook sind etwa die Hälfte der Mitglieder daily unique visitor nach Google Trends. Das sich Mitgliederbindung auch dann auszahlt, wenn man keine Werbung schaltet, ist selbstredend. Je aktiver die Plattform, desto reizvoller das Datingthema. Und desto interessanter ist es sich selbst zu inszenieren. Da Badoo schon innovativer in der Refinanzierung ist, wird man vermutlich auch eher in der Lage die anderen vorhandenen Refinanzierungsquellen jenseits der Werbung zu erschließen.

Fazit

Eine noch konsequentere Umsetzung der Kombination aus Community und Datingplattform wäre mit dem eleganten visuellen Ansatz der Seite noch interessanter. In dieser Plattform ist noch deutlich Entwicklungspotenzial enthalten. Via Dating Mitglieder generieren und durch bessere Communityfunktionen und Community Management in der Plattform halten, könnte in Verbindung mit der visuellen Qualität der Plattform ein sehr beachtliches Erfolgsrezept werden.

Warten wir ab, ob da nicht bald ein deutscher Clone auftaucht. Facebook Kopien gibt es ja genügend.

Jappy – das größte unabhängige deutschsprachige Social Network ist weitgehend unbekannt

jappyIn der Branche kennen Jappy nur die Insider und natürlich die Nutzer von Jappy. Dabei ist die Plattform im 9. Jahr auf dem Markt, eine komplette Eigenentwicklung, ausgesprochen erfolgreich und dann auch noch wirtschaftlich unabhängig.

Die relative Unbekanntheit dieser mittelgroßen Plattform hat ihre größte Ursachen darin, das Jappy weder in der IVW noch bei agof zu finden ist. Wer in 94051 Hauzenberg residiert, ist zudem nicht ganz so sehr im Blickfeld der Medien.

Marktführer bei den mittelgroßen Plattformen

Wie alle mittelgroßen Plattformen hat auch Jappy regionale Schwerpunkte (Berlin & Brandenburg, Köln, Sachsen-Anhalt, Ruhrgebiet und Hamburg). Nach Google Trends for Websites hat Jappy sowohl die Lokalisten als auch KWICK! bereits hinter sich gelassen und ist auf dem Weg in die nächste Liga. MySpace wurde in Deutschland bei den daily unique visitors nach Google Trends bereits eingeholt.

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Jappy bei der Aktivität führend

PageImpressions sind als Kriterium für die Aktivität Vergangenheit. Jappy hat mit 4,8 Mrd. PIs pro Monat (Google AdPlaner) hier eine beachtliche Größe, seine eigentliche Stärke hat das Netz aber in der Aktivität seiner Nutzer. Sowohl bei den avg visits als auch der time on site hat Jappy einen Spitzenplatz, deutlich vor Facebook, den VZs oder wkw.

Eigenständig und unabhängig

Jappy ist eine eigenständige Entwicklung, gegründet von Matthias Vogl und Christian Wimmer und ist m. W. das größte wirtschaftlich unabhängige deutschsprachige soziale Netzwerk Deutschlands.

  • VZs = Holtzbrinckgruppe
  • WKW = RTL
  • Lokalisten = Pro7Sat1

Jappy ist keine Jugendveranstaltung

Die Plattform fällt – nach Google AdPlanner – durch eine Stärke auch bei älteren Altersgrupen auf:

  • 58% der User sind 35Jahre und älter.
  • 38% sind 45 Jahre und älter.

Werbung via Google Adwords und schlanke Unternehmensstruktur

Jappy basiert wie andere auf der Einnahmequelle Werbung, hat aber hier einen eigenen Weg eingeschlagen und nutzt innerhalb der Plattform Google Adwords. Berücksichtigt man die stärkere Kaufkraft älterer Altersgruppen wartet hier noch ein beachtliches Ertragspotenzial zur Nutzung.

Ein 16köpfiges Team steht nicht nur für eine schlanke Unternehmensstruktur sondern auch einen niederen Break Even.

Weitere Social Network Plattformen finden Sie hier.