swr3land – woran Communitys scheitern

Warum SWR3land in dieser Form nicht erfolgreich sein kann

SWR3 ist mein Sender. Weitere 4 Millionen Menschen hören täglich SWR3. Das ist nicht wirklich erstaunlich. Der Sender gehört zumindest zu den Besten in Deutschland. Ich höre ihn seit Jahrzehnten – tagtäglich.

SWR3land – die kostenlose Community von SWR3 – hat gerade mal etwas über 40 Tausend Mitglieder. Und das schon länger. Obwohl die Community immer wieder im Programm eingebunden wird funktioniert sie einfach nicht. Ich schätze diese Community trotzdem – aus rein beruflichen Gründen wohlgemerkt. An ihr läßt sich ganz wunderbar demonstrieren, warum bei einem erstklassigen Produkt und einer vorhandenen medialen Leistungsfähigkeit der Extraklasse eine Community floppt, obwohl sie doch eigentlich extrem erfolgreich sein müsste.

Ãœber den mangelnden Erfolg von SWR3land als Community des SWR3 habe ich bereits geschrieben.

Bevor ich auf die Gründe des Scheiterns eingehe – vorab noch ein Hinweis an alle anderen Fans von SWR3 : Es gibt noch schlechtere Beispiele im Medienbereich, aber es gibt kaum einen Sender der bessere Erfolgschancen für eine Community hat als SWR3.

Worauf der Erfolg einer Social Network Platform beruht

Die Antwort darauf ist einfach. Profile, Aktivität und Vernetzung. Es ist nur nicht ganz so einfach diese Erfolgsfaktoren auch erfolgreich zu gestalten.

Erfolgsfaktor Profile: Profile dienen der Selbstdarstellung. Je bunter, kreativer und beeindruckender diese Form der Selbstdarstellung sein kann, desto mehr Mühe geben sich die Nutzer um ihre Möglichkeiten auch auszureizen. Natürlich gibt es eine Grenze – die der Usability. Schwarze Schrift auf schwarzem Hintergrund beeinträchtigt die Aussagekraft eines Profils doch deutlich. Bevormundung oder ein möglichst enges Korsett in dem die Selbstdarstellung des Users – entsprechend der Kreativität des CommunityManagements – stattzufinden hat, sind nur auf den ersten Blick besser aus ein grafischer GAU bei Profilbau.

  • Profile, mit denen ich mich nicht frei ausdrücken kann, werde ich auch nicht ausfüllen oder gestalten.
  • halbleere Profile machen eine Plattform uninteressant
  • niemand ist an gleichförmigen Profilen interessiert, weil es nicht lohnt darin zu surfen.
  • Profile sind ein wichtiger Anstoß für die Kommunikation. Sofern sie Anlass dazu bieten.

Wenn die Anzahl der Profile in einer Community über längere Zeit stagniert, spricht das gegen die Attraktivität dieser Plattform. Das Beispiel SWR3land ist auch deshalb so interessant, weil das hinter der Plattform / Community stehende Produkt seine Attraktivität nicht gerade eingebüßt hat.

Erfolgsfaktor Aktivität: Aktivität braucht Anlässe. Die beliebtesten Aktivitäten in sozialen Netzen basieren auf den Profilen und hier ganz besonders auch dem optischen Reiz der Inhalte. Darunter sind entgegen landläufiger Meinung nicht nur leicht bekleidete Damen und Herrn zu verstehen, sondern die Bilder aus dem eigenen sozialen Umfeld. Bilder sind ein extrem wichtiges Instrument um vom eigenen Leben zu berichten, sich selbst zu inszenieren. Bilder machen aber auch Arbeit – nicht nur dem Systemoperator. Deshalb wird die Galerie vor allem dort gepflegt und aktualisiert wo dies Sinn macht. Wo der eigene Freundeskreis aktiv ist, oder wo sich feedback von interessanten Menschen findet. Wo man aktuelle Bilder vermisst und über leere und oder gleichförmige Profile stolpert, schwindet die Aktivität zwangsläufig. Nichts ist tödlicher für eine Plattform als dies.

Wenn bei über 40 Tausend Profilen nur gut zweieinhalb Tausend Fotoalben angelegt wurden, ist das ein klares Votum der Nutzer, gegen die Attraktivität der Plattform für die eigene Selbstdarstellung.

Erfolgsfaktor Vernetzung: Habe ich viele Freunde und Bekannte auf einer Plattform, kommuniziere ich öfter  mit diesen. Das fördert meine Aktivität auf der Plattform und generiert Aktivität bei anderen. Eine entscheidende Voraussetzung dafür ist eine funktionierende soziale Navigation. Soziale Navigation steht unter anderem dafür, zu sehen, wer von meinen Freunden und Bekannten gerade online ist. Diese soziale Navigation ist wie der Kompass des Steuermanns eines Schiffs. Er sollte immer im Auge behalten werden können. Bei SWR3land ist das nicht so. Das steuere ich meine soziale Kommunikation sozusagen im Blindflug mit entsprechend überschaubarem Ergebnis. Ich sehe nichts, habe keinen Grund länger als nötig zu  bleiben und auch nicht häufiger wieder zu kommen. Facebook hat diesen Punkt übrigens in seiner Plattform deutlich verbessert. Bei SWR3land ist das wohl noch nicht durchgedrungen. In SWR3land werden die Freunde, die online sind, da angezeigt, wo ich sie nicht sehe, wenn ich die Plattform aktiv nutze. Nicht wirklich logisch.

Ein grober Fehler bei einem dieser Erfolgskriterien ist riskant. In allen Punkten deutlich daneben zu liegen ist die Garantie für einen Flopp.

Die internen Ursachen von Social Media Flopps

Die meisten Social Media Flopps haben ihre Wurzeln im Unternehmen. Was wir aus SWR3land sehr deutlich lernen können ist, das eine auch noch so hohe mediale Kompetenz ist nicht automatisch Social Media Kompetenz beinhaltet. Diese Fehleinschätzung ist kein Einzelfall. GMX und Web.de demonstrierten mit ihrem Projekt „Unddu.de“ genau das gleiche Verhalten. Beide Unternehmen sind fraglos erfolgreiche Internetunternehmen und verfügen mit einem hohen Kundenstamm eigentlich über eine perfekte Ausgangssituation für Community Building.

Wenn dann klar absehbar ist, daß das Projekt hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt, ist umsteuern gefragt. Das wiederum erfordert zusätzliche Kompetenz und Ressourcen, die aufzubringen eine Frage der Möglichkeiten und des Willens ist. Oft sagt man sich, das man ja eigentlich alles getan habe, um erfolgreich zu sein, der Markt aber dafür noch nicht bereit oder schon zu besetzt ist. Oder man gibt – frei nach dem Prinzip Hoffnung – dem jungen Pflänzchen Zeit zu wachsen, auch wenn schon kein nennenswertes Wachstum mehr erkennbar ist.

Quo vadis – wohin driftet SWR3land?

Faktisch hat man bei SWR3 drei Alternativen:

  • Einen Neustart oder Relaunch mit einer Plattform, die einen Erfolg überhaupt möglich macht. Das ist mit einiger Arbeit verbunden und man muss dem Projekt SWR3land entsprechende Prioritäten einräumen. Social Networks dienen bei Medienhäusern üblicherweise dafür Marktpotenziale die man anderweitig erschlossen hat, zu sichern und in ergänzender Weise zu nutzen oder Marktpotenziale zu erschließen, die man mit den anderen Instrumenten nicht erreicht, für das Medienhaus zu erschließen. Gemessen an diesen grundsätzlichen Zielen ist SWR3land ein ausgemacht prächtiger Flopp. Mit der Frage nach der Zukunft von SWR3land verbindet sich aber auch die Frage nach der Kundenbindung und nicht zuletzt auch danach ob der Sender eine Zukunft in Social Media – einer Kernfunktions des Internets – haben will.
  • Deckel drauf und SWR3land ist Vergangenheit. Damit verärgert man ein paar wenige Hörer, erspart sich einen doch blamablen Flopp weiter mit zu schleppen und verzichtet darauf ein Bein in einem Wachstumsbereich aufzubauen, der für die Zukunft der Medien alles andere als unerheblich ist. Selbst die gute  ZDF Nachrichtensendung baut ihre Internetplattform mit zunehmender Beständigkeit ins Programm ein. Ein derartiges Eingeständnis medialer Inkompetenz scheint zu schmerzhaft zu sein.
  • Der letzte macht das Licht aus. Die klassische Methode „weiter so“, bis niemand mehr da ist. Oder das letzte Häuflein unentwegte sich vollends zu Facebook verzogen hat und dort SWR3 Community spielt. Das ist nicht besser als die Alternative davor, nur erfordert sie weniger Mut zur Wahrheit.

Besser machen – aber wie?

Wer vor einer ähnlichen Situation steht, wie SWR3 mit dem SWR3land, also für eine brand community oder die Community eines Medienhauses zuständig ist und mit deren Erfolg nicht zufrieden sein kann, ist in keiner beneidenswerten Lage. Aussichtslos ist sie aber keinesfalls. Besser machen ist gar nicht so schwer. Zumindest kann man in einem ersten Schritt darauf verzichten, die gröbsten Fehler zu machen, an denen andere schon mal gescheitert sind. Wer es selbst nicht besser weiß, kann sich externen Rat holen. Oder sich die nötige Social Media Kompetenz aneignen. Dafür gibt es speziell für Medienhäuser Seminare. Alternativ bietet sich ein workshop an, um das Thema im Unternehmen oder in der Abteilung auf eine gemeinsame, stabile Basis zu stellen. Egal was Sie in diesem Fall machen – nichts tun ist definitiv die schlechtere Alternative. Und sollte Ihnen gar keine praktikable Lösung einfallen, kann ich Ihnen sicher weiter helfen. Sie erreichen mich hier.

Lesenswert: Facebooks zunehmendes Vertrauensproblem

Martin Weigert schreibt in netzwertig über den neuesten Vorstoß von Facebook in der Nutzung der Daten seiner User.

Unter dem Strich läuft das – so der Artikel – darauf hinaus, das Facebook ohne Einverständnis des Mitglieds Informationen über diesen an andere Websites herausgeben können will.

Zitat:“ Facebook möchte sich das Recht einräumen, ausgewählten externen Sites mit Facebook Connect-Integration generelle Informationen über den Nutzer zu übermitteln, ohne dass dieser sich aktiv mit der jeweiligen Site über Facebook Connect verbunden hat.“

Stück für Stück wird die verbliebene Freiheit des Users, selbst über seine Daten zu bestimmen, beendet. Auch wenn Facebook in ein paar Monaten fünfhundert Millionen Mitglieder haben sollte, können sich diese jeden Tag überlegen, ob sie noch länger ihre sozialen Kontakte auf dieser Plattform pflegen wollen. Die schiere Größe täuscht manchmal auch Stabilität und Sicherheit vor.

Von StudiVZ waren wir in dessen Anfangs – oder sollte man besser sagen Flegel- jahren auch schon einiges gewohnt. Facebook scheint jetzt mit der Brechstange in eine Richtung der Monetarisierung zu gehen, die mir fragwürdig erscheint. Natürlich hat jeder das Recht den Ast abzusägen, auf dem er sitzt, solange es sein eigener ist. Klug ist dieses Verhalten keinesfalls. Ist das Vertrauen weg, ist es auch bald das Mitglied.

Facebook Fanpages genauer betrachtet

Facebooks Fanpages erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Dafür gibt es einige Gründe. Ebenso gibt es gute Gründe sich ein paar weiter gehende Gedanken zum Thema Fanpages zu machen.

Netlog war früher dran

Facebook hat die Fanpages nicht erfunden, durch die schiere Größe des Netzwerks haben Fanpages ihre Bedeutung bei Facebook erhalten. Das Netlog dieses Marketinginstrument vor Facebook einsetzte, hat eher historische Bedeutung, zeigt aber, das es nicht mehr reicht innovativ zu sein, wenn die Reichweite fehlt, dieses Innovation zu nutzen. Dabei ist Netlog alles andere als klein. Immerhin sollen dort nach Netlogs Angaben 61 Millionen Europäer registriert sein. Allerdings wird Netlog überall von Facebook überrollt und ist nach Google Trends deutlich inaktiver.

Fanpages sind eigentlich eine Mogelpackung

Fanpages sind alles andere als Seiten, die die Fans erstellen. Fanpages sind Marketinginstrumente mit denen man Fans einer Marke, eines Unternehmens oder eines Produktes in Facebook ausfindig machen und direkt ansprechen kann. Die Fans gestalten daran recht wenig mit.  Das ist von Facebook so gewollt, wie seine Produktbeschreibung deutlich zeigt.

Was kann ich als Unternehmen eigentlich mit Fanpages machen?

Ich kann

  • Informationen auf der Wall veröffentlichen
  • dazu auch Streams einsetzen
  • Statusupdates einsetzen, die meine Fans erreichen sollen
  • der Diskussion der Fans einen Platz bieten
  • Fotos und Videos einstellen, die die Fans kommentieren können
  • den Fans erlauben eigene Fotos und Videos beizutragen
  • Events einstellen, bewerten und von Usern in deren Kalender übernehmen lassen
  • eigene Applikationen in die Fanpage einbinden

Letztlich kann die Facebook Fanpages fast so viel wie eine eigene Website. Nur eben das sie direkt in der Social Network Plattform ist.

Was bringen die Fanpages für Facebook?

Facebook lebt komplett von Werbung. Eigentlich macht ein Marketinginstrument für Facebook wenig Sinn, das es Firmen erlaubt, direkt auf den sozialen Graphen zuzugreifen – sofern der User einwilligt. Auf kurze Zeit gedacht, ersparen sich die Unternehmen mit Fanpages eigene Communitys und eine Menge nerviger Werbung.

Was die Fanpages nicht ermöglichen, ist der direkte Zugang zum Fan. Auch die direkte Ansprache ist so einfach nicht, wenn man mal von der Werbung via Fanpage als Kriterium absieht.

Facebook baut mit den Fanpages nicht nur ein Marketinginstrument für die Unternehmen auf. Die Unternehmen, die ihr Marketing stark auf solche Instrumente wie Fanpages aufsetzen machen sich damit von diesem Kanal abhängig. Diese Abhängigkeit lässt sich schnell finanziell nutzen, sobald nur genügend Unternehmen Facebooks Fanpage als Basis ihres Social Network Marketings nutzen. Natürlich scheint es einfacher über Fanpages eine Reichweite aufzubauen, als über eigene Plattformen. Das gilt für Kleinanbieter wie für Global Players. Ob es aber auf lange Sicht klüger und wirtschaftlich sinnvoller ist, kann bezweifelt werden. Auch in Facebook muss man in Zeit oder Geld investieren um Reichweite aufzubauen.

Was bringen Fanpages wirklich?

Was bei Fanpages zählt sind Reichweite und Aktivität. Betrachten wir die top 10 der global brands 2009 nach interbrand und ihre Fanpages bei Facebook.

  1. Coca Cola: 5,27 Mio Fans
  2. IBM: *
  3. Microsoft: **
  4. General Electric:***
  5. Nokia: 1 Mio ****
  6. MacDonalds: 215.Tsd *****
  7. Google: 614 Tsd+ ******
  8. Toyota: *******
  9. Intel: 69 Tsd. ********
  10. Disney: 3,3 Mio plus 1 Mio Pixxar

*einige Fanpages für bestimmte Produkte, Regionen und Organisationen mit kleiner Fanzahl

** Fanpages für Produkte und einige kleine Fanpages für das Unternehmen. Größte Fanzahl über 100.000

*** GE hat in den Rubriken Organisation, Produkte und Dienstleistungen wenige Fanpages mit Fans im unteren vierstelligen Bereich.

**** dazu kommen noch viele Nokia Produkt-Fanpages, meist im vier bis fünfstelligen Bereich

***** MacDonalds hat als Restaurant etwas mehr als 215 Tsd, Fans, die Kritik-Fanpages ist mehr als doppelt so groß.

****** Google:  neben den Fanpages der Website finden sich größere Fanpages für Funktionen wie Chrome (400 Tsd) und andere Funktionen.

******* Toyota: neben der Fanpage des Unternehmens (unter 100 Tsd Fans) finden sich viele Fanpages für einzelne Fahrzeuge und Organisationen.

********Intel: weitere kleine Fanpages

Fazit

Contra

Nach diesem ersten Eindruck gelingt es den Fanpages derzeit nicht, die schweigende Mehrzahl der Produktnutzer zu erschließen. Das Marketinginstrument Fanpages erreicht derzeit eher die hardcore Fans eines Produktes. Für Unternehmen, deren Produkte eher dem einfacheren täglichen Bedarf zuzurechnen sind, scheinen Fanpages nach diesem ersten Eindruck weniger wirksam. Auch große Marken bauen sich auf diesem Weg eine eher überschaubare Reichweite auf.

Damit die Wirkung über die eigentliche Zahl der Fans in deren privates social network ausstrahlt, ist entsprechende Investition in kreative Aktivität erforderlich. Bislang überzeugen mich die Fanpages nicht von der Alternative der eigenen Plattform mit einer Einbindung in den Sozialen Graph via Schnittstelle in die bestehenden Social Network Plattformen. Das dürfte auf längere Sicht effizienter und sicherer sein.

Pro

Ohne Facebook Fanpage wird auf absehbare Zeit kein Unternehmensmarketing auskommen. Die offene Frage ist lediglich ob es klug ist, sich ganz darauf zu verlassen oder ob es nicht besser ist dieses Instrument als Anlaufstelle innerhalb von Facebook zu nutzen und den Kern der Marketingleistungen auf sicherem Boden aufzusetzen.

agof if 2009/IV – die Entwicklung der Social Network Plattformen

Die Internetfacts der agof für das 4. Quartal 2009 sind veröffentlicht und zeigen einige interessante Entwicklungen, die nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen.

Die agof und ihre Reichweite bei den wichtigsten Social Network Plattformen

Zu den größeren Social Network Plattformen in der agof zählen

  • die VZs
  • wer-kennt-wen
  • Stayfriends
  • MySpace
  • Lokalisten
  • KWICK!
  • Knuddels
  • Netlog
  • Netmoms

Marktanteile der größeren Social Network Plattformen in der agof

Marktanteile in % der Internetnutzer

Die Grafik zeigt die Marktanteile der jeweiligen Social Network Plattformen gemessen in unique users nach agof  in % der Internetnutzer in Deutschland.

Die Marktanteile im Einzelnen

  • StayFriends 16,6%
  • wer-kennt-wen 15,7%
  • meinVZ 12,2%
  • MySpace 11%
  • SchülerVZ 11%
  • StudiVZ 11%
  • Lokalisten 4,2%
  • KWICK!  2,9%
  • Knuddels 2,7%
  • Netlog 1,7%
  • Netmoms 1,7%

Da Facebook nicht in der agof aufgeführt sind und von den in Deutschland wichtigen, größeren Social Networks Jappy ebenfalls fehlt, spiegelt diese Marktanteilsstruktur den Markt nicht komplett wieder, gibt aber Auskunft über die Marktstellung der Social Network Plattformen in der agof.

Veränderungen gegenüber 2008/IV

Verglichen mit den Vorjahresergebnissen ergaben sich einige interessante Veränderungen:

  • Stayfrieds hat den Marktführer des Vorjahres (wkw) abgelöst.
  • StudiVZ hat mehr Marktanteile eingebüßt als MySpace.
  • KWICK! hat sowohl Netlog als auch Knuddels überholt.

Wachstumsdynamik

Nimmt man die Ergebnisse der if 2008/IV als Vergleichsbasis zeigt sich bei der Betrachtung der Wachstumsdynamik ein interessantes Bild. Gemessen wurde die Veränderung des Marktanteils mit den Werten der if 2008/IV als 100.

Das größte Wachstum im Marktanteil entfällt wenig überraschend auf die Netmoms, die erst relativ kurz auf dem Markt sind und beachtliche Zuwächse aufweisen.

Mit KWICK! ist als Plattform mit der zweitstärksten Wachstumsdynamik schon einiges länger als Social Network Plattform aktiv – weißt aber immer noch ein sehr dynamisches Wachstum auf. Natürlich kann man jetzt argumentieren, das diese Wachstumsdynamik bei einer kleinen Ausgangsgröße im Marktanteil leicht zu erreichen ist. Die Entwicklung von Netlog, Knuddels und Lokalisten – die ebenfalls zu den kleineren unter den Großen gehören – untermauert dieses Argument jedoch nicht: MySpace, Netlog und Knuddels schrumpfen, die Lokalisten erzielten ein deutlich moderateres Wachstum als KWICK!, dessen Wachstumsdynamik die Plattform auch knapp vor meinVZ setzte.

Bei den VZs wächst nur noch meinVZ. SchülerVZ hat in 2009 stagniert, StudiVZ schrumpfte.

Interessantes aus der Marktanteilsentwicklung

14-19Jährige

MySpace fiel im Jahresvergleich um 0,8%Punkte im Marktanteil von 11,8% auf 11%. Der Einbruch beim Gesamtmarktanteil ist vor allem durch Verluste bei jüngeren Nutzern entstanden. Ein Rückgang von 2,1% Punkten bei den 14-19 jährigen ist ein deutliches Signal.

SchülerVZ hat bei den 14-19jährigen dafür noch einmal kräftig zugelegt – von 52,1% auf 54,7% Marktanteil. Dem stehen herbe Einbrüche von StudiVZ in der gleichen Altersgruppe gegenüber – von 19,9% auf 14,7% Marktanteil. MeinVZ hat dagegen bei den 14-19jährigen von 9,3% auf 15,4% Marktanteil kräftig zugelegt. Unterm Strich hat die VZ Gruppe in dieser Altersgruppe aufgrund des Wachstums von meinVZ zugelegt.

Das Stayfriends seinen Anteil bei den 14-19jährigen im Verlauf von 2009 5,8% auf 10,5% erhöht hat, ist erstaunlich. Damit hat Stayfriends in dieser Altersgruppe den höchsten Marktanteilszuwachs erzielt. SchülerVZ hat im gleichen Zeitraum nur um 2,6% zugelegt.

20-29jährige

In seiner Kernzielgruppe schwächelt StudiVZ: Der Marktanteil fiel gegenüber dem Vorjahresergebnis von 35,2% auf 31,6%. Das meinVZ in dieser gleichen Altersgruppe geradezu explosiv wuchs – von 21,8% auf 30,4% mag zwar beruhigend klingen, ist aber für StudiVZ nicht weniger als ein Offenbarungseid. MeinVZ bietet nun mal nicht deutlich mehr. Es ist das gleiche Angebot, nur das eben nicht StudiVZ drauf steht. Ob diejenigen, die StudiVZ den Rücken gekehrt haben, bei meinVZ geblieben sind, oder sich für ein anderes Netzwerk entschieden haben, wäre eine interessante Frage, die aber unbeantwortet bleiben wird.

Das stärkste relative Wachstum – bezogen auf den Ausgangsmarktanteil in 2008/IV – entfällt auf Netmoms. Das ist nicht erstaunlich. In dieser Altersgruppe befindet sich die Kernzielgruppe dieser Plattform. An zweiter Stelle liegt beim relativen Wachstum in der Altersgruppe der 20-29jährigen KWICK!.

Geschrumpft sind in dieser Altersgruppe MySpace, Netlog und StudiVZ. Die Lokalisten blieben auf gleicher Höhe.

30-39jährige

Bei den 30-39jährigen entfiel der größte Marktanteilszuwachs auf meinVZ (+7,2% Punkte), gefolgt von StayFriends (+3,5%-Punkte). An dritter Stelle fällt KWICK! mit +1,2% auf, gleichauf folgen die Lokalisten und Netmoms mit je +1,1%Punkten Marktanteilswachstum. Wkws Wachstum bei den 30-39jährigen fällt vergleichsweise moderat aus. In dieser Altersgruppe konnte sich StayFriends im Verlauf von 2009 als Marktführer unter den agof Social Network Plattformen etablieren.

40-49jährige

Stayfriends hat sich in dieser Altersgruppe mit einem Zuwachs von 5,1% Punkten auf 19,9% noch einmal deutlich von wkw abgesetzt das um 2,2%Punkte auf 16,8% Marktanteil wuchs.

MeinVZ wuchs in dieser Altersgruppe um 2,1%Punkte auf 5,4% und liegt damit noch hinter SchülerVZ das um 0,1%Punkte auf einen Marktanteil von 6,6% schrumpfte. KWICK! wuchs bei den 40-49jährigen um +1,4%Punkte auf 2,3% Marktanteil. Die Lokalisten legten +1,3%Punkte auf 3,5% Marktanteil zu.

MySpace hielt sich mit -0,2%Punkt und einem Marktanteil von 8,3% auf Platz 3 innerhalb der agof Social Network Plattformen.

50-59jährige

Innerhalb dieser Altersgruppe zeigt sich ein ähnliches Bild wie in der vorigen. Stayfriends (+5,0%Punkte auf 15,6%) setzte sich deutlich von wkw (+1,9%Punkte auf 12% Marktanteil) ab. MySpace folgt mit geringen Verlusten (-0,2%Punkte auf 5,9% Marktanteil) auf Platz 3.

StudiVZ (-0,2%Punkte auf 5,3% Marktanteil) wird von meinVZ (+1,6%Punkte auf 3,9% Marktanteil) und SchülerVZ (+0,2%Punkte auf 3% Marktanteil) gefolgt. Die Lokalisten legten um 1,1% Punkte auf 2,6% Marktanteil zu. KWICK! verdoppelte seinen Marktanteil von 0,7% auf 1,5%.

60+

Hier hat Stayfriends mit einem Wachstum von +4,8%Punkte auf 11,7% Marktanteil besonders kräftig zugeschlagen. Bedenkt man die relativ geringe Nutzung von Social Network Plattformen in dieser Altersgruppe bahnt sich hier eine klare Weichenstellung an.  WKW wuchs verhältnismäßig moderat um +1,1%Punkte auf 6% Marktanteil, gefolgt von MySpace (+0,2%Punkte auf 3,6% Marktanteil).

MeinVZ verdoppelte sich mit +0,7%Punkten auf 1,3% Marktanteil, wurde aber von den Lokalisten  abgefangen (+0,9% auf 1,5%). SchülerVZ spielt auch in dieser Altersgruppe eine leicht abnehmende Rolle (-0,2%Punkt auf 1,5% Marktanteil).

Die beiden Seniorennetze Feierabend und Platinnetz befinden sich weiter auf dem Sturz in die Bedeutungslosigkeit.

Generationentauglichkeit als Zukunftsfrage der Plattformen

Wachstum wird sich für die Plattformen in den jüngeren Altersgruppen nur über einen Verdrängungswettbewerb erzielen lassen. Der ist dort besonders schwierig, wo Menschen mit ihrem sozialen Netz fest auf einer Plattform verankert sind.

In den Altersgruppen ab Mitte 30 ist die Internetnutzung bereits täglicher Alltag oder dabei sich als solcher zu etablieren. Die Potenziale für neue Mitglieder sind dort noch vorhanden. SchülerVZ und StudiVZ fällt es von ihrer Positionierung her schwerer sich dort glaubwürdig zu platzieren. MeinVZ ist dieser Schritt noch nicht wirklich ausreichend gelungen. Stayfriends hat in den höheren Altersgruppen eine starke Marktposition erreicht und ist dabei diese auszubauen, gefolgt von wkw und MySpace.

In diesem Zusammenhang ist bei der Entwicklung der Plattformen mit einem regionalen Schwerpunkt – also die Lokalisten und KWICK! erwähnenswert, das diese in Sachen Wachstum bezogen auf ihre geringere Ausgangsbasis nicht zurückfallen sondern ihre regionale Stärke eher zu ihrem Vorteil nutzen konnten.

Download der Marktanteilsentwickung als Grafiken (.pdf Dateien)

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Suchtgefahr Social Media und praktische Hilfe von Blinklife

How to Help Social Network Addicts ist ein unterhaltsames Video mit nicht ganz zu unterschätzendem realen Hintergrund. Social Media hat tatsächlich bei übertriebener Nutzung einen Suchtfaktor. Blinklife beschreibt praktische Hilfsmaßnahmen. Das Video zeigt den Weg zurück ins real life und seine Risiken und Gefahren. Viel Vergnügen.

ICQs deutsches Wunder – eine Chance für die Lokalisten?

ICQ

Wer erinnert sich noch an ICQ, den Chat, der die lustigen Schreibmaschinengeräusche von sich gab, wenn man tippte?

Ja, lang ist es her, ich weiß. Bevor wir aber vollends nostalgisch werden, wartet ein interessantes kleines Wunder auf seine Würdigung.

ICQ lebt.

Gerade und insbesondere in Deutschland. Wer sich jetzt ebenfalls erstaunt die facebookmüden Augen reibt, werfe einen prüfenden Blick auf die folgende Grafik von Googles Trends for Websites.

ICQs daily unique visitors in Deutschland

Google sagt uns, das dieser Veteran der Chats in Deutschland immer noch deutlich über 1,5 Million daily unique visitors hat. Global gibt Google für icq.com immer noch mehr als 2 Millionen daily unique visitors an.

1,5 Mio daily unique visitors sind für Deutschland nicht gerade eine Kleinigkeit. Um so verwunderter, das niemand diese kleine deutsche Wunder zu würdigen scheint, stammen doch ca. 2/3 der unentwegten ICQ-Nutzer aus unserem Social Media Reservoir.

Vergleicht man die daily unique visitors von Google mit den bekannteren Größen, wird die Bedeutung dieses kleinen Wunders deutlicher.

ICQ liegt in der Nutzung immer noch deutlich über Jappy, auch eine unterschätzte deutsche Social Network Plattform. Dieses interessante kleine deutsche Wunder von icq wirft auch die Frage auf, wie es denn dazu kommen konnte, das sich dieser Dienst so lange gehalten hat.

Das deutsche Wunder von icq

Technische Features dürften wohl eher weniger dafür verantwortlich sein, das icq als Dienst in Deutschland immer noch genutzt wird. Wenn es nicht die ausgefeilte Technik war, bleiben noch das Gegenteil – die Einfachheit – und die Einbindung von Content oder die mediale Nutzung dieser Plattform.Wäre die Einfachheit des Dienstes, würde Deutschland sicher nicht allein so stark unter den Nutzern vertreten sein. Einfachheit ist nicht unbedingt die nationale Eigenart unserer Social Media Nutzer. Sonst wäre z. B. Facebook nicht in Deutschland erfolgreich.

Wenn es aber nicht die Einfachheit allein ist, auf die sich diese Sondersituation stützt, dann bleibt kaum mehr als Antworkt als die besondere die Content- und Einbindungssitutation von icq in Deutschland.

Ein Blick auf die Startseite von icq zeigt eine mögliche Erklärung.

ICQ ist als social media tool von Pro7Sat1 eingebunden. Die junge Zielgruppe wird damit anscheinend nicht all zu schlecht erreicht. Interessanter Weise liegen die daily unique visitors von icq deutlich über denen der anderen Social Network Plattform aus dem Hause Pro7Sat1.

Die Lokalisten – derzeit nicht mit einem Wachstumsboom beschäftigt – liegen nach Google Trends für Websites deutlich unter ICQ, knapp auf halber Höhe des Social Media Veterans. Natürlich ist dieser direkt Vergleich von Lokalisten und ICQ nicht ganz fair. Immerhin sind die Lokalisten vor allem eine bayerische Angelegenheit, ICQ im Windschatten der Senderreichweite dagegen nicht auf den weißblauen Himmel Bayerns beschränkt.

Zum Glück – für die Lokalisten – sind die Positionierungen von ICQ und Lokalisten weit genug auseinander um im Rahmen von Sparmaßnahmen zu Gedankenspielen zu Lasten der Lokalisten zu verleiten.

ICQ nach Regionen in D

Verpasste Chance für die Lokalisten?

Ein interessanteres wäre doch in diesem Zusammenhang, wie man die innerhalb von Deutschland deutlich breiter aufgestellte Reichweite von icq für die Lokalisten und deren Expansion nützen kann.

Vielleicht lässt sich ja auf diese Weg ein Wachstumsschub für die Grünen aus München erzielen. Es bliebe ja faktisch in der Familie und würde dem ungesteuerten „herausaltern“ der doch überwiegend jüngeren User aus ICQ heraus ein Richtung geben.


Unser Star für Oslo – die Social Media Panne dahinter

Deutschland hat mit Satellite ein Lied und mit  der Sängerin Lena Meyer-Landrut auch ein Talent für den Grand Prix de la Chanson in Oslo. Ganz subjektiv gesagt – es hätte deutlich schlechter kommen können. Mit Lena Meyer-Landrut wurde ein Talent entdeckt, das hoffentlich auch jenseits dies Mega-Events seinen Weg gehen wird.

Martin Weigert schreibt in netzwertig einen sehr lesenswerten Artikel über die Onlineseite dieser Talentsuche und über eine verpasste Chance, die zeigt, das nicht jeder der erkennbar erfolgreich crowdsourcing via Talentshow betreibt auch Social Media richtig einzuschätzen weiss. Das die Website unser star für oslo.de der Nachfrage nicht standhielt und man zugleich youtube verhindern wollte, spricht für einen Nachholbedarf im Umgang mit Social Media. Es reicht halt doch noch nicht, in facebook oder den VZs mit Gruppen und Pages vertreten zu sein, um Social Media zu betreiben.

Die gute Nachricht: heute gab es zumindest den Song Satellite wieder auf Youtube zu hören.

IVW Visits für Social Networks – auch Zahlen wollen verstanden sein

In Meedia – das ich sehr schätze – bin ich heute über eine Meldung gestoßen, nach der die meisten Social Networks im Februar deutliche oder spürbare Rückgänge bei ihren Visits aufzuweisen haben.

Hoppla, dachte ich. Selbst KWICK! hat miese. Was läuft denn da schief? Und schon wirft man einen genaueren Blick auf die Werte und bedenkt dabei, das der Februar nun mal nur 28 Tage vorzuweisen hat, während der Januar stolz mit 31 Tagen protzt.

Will man nun zwei Werte miteinander vergleichen ist es angebracht, darauf zu achten, das sie auch wirklich vergleichbar sind. In diesem Fall empfiehlt es sich – um ein realistischeres Bild zu bekommen – die unterschiedliche Anzahl der Tage eines Monats über den Durchschnittswert auszugleichen. Man teilt also die Januarvisits durch 31 und die des Februars durch 28.

Und siehe da – das Bild ist schon ein anderes.

Wkw wurde im Februar noch stärker besucht als im Januar.

StudiVZ hat in der täglichen Nutzung im Februar gegenüber dem Januar ein kleines moderates Minus aufzuweisen.

SchülerVZ dagegen hat an täglichen Visits zugelegt.

Mein VZ wurde ebenfalls stärker besucht und auch MySpace hat sich gehalten. Die Lokalisten haben eine kleine Einbuße in der Nutzung von Januar auf Februar und KWICK! hat leicht zugelegt.

Social Media Kampagnen- ein Widerspruch in sich

Mit dem Begriff Social Media Kampagne werde ich immer wieder konfrontiert und kann mich um so weniger anfreunden, je beliebter er wird. Nicht zuletzt deshalb weil Social Media Kampagnen ein Widerspruch in sich sind. Natürlich können mediale Kampagnen durch die Einbindung von Social Media Elementen optisch gewinnen, aber das macht daraus alles andere als erfolgreiches Social Media Marketing.

Warum Social Media und Kampagne nicht zusammenpassen

Es handelt sich bei Social Media und bei Kampagne einfach um ganz unterschiedliche Ansätze, die nicht harmonieren können. Um den Unterschied mal mit Beispielen zugespitzt darzustellen:

Die zivile Beispielsversion:

  • Mit Kampagnen lässt man bunte Drachen steigen, um die Aufmerksamkeit auf ein Thema zu richten und eine Information zu verteilen.
  • Mit Social Media baut man Flughäfen auf denen Fluggeräte starten und landen.

Das nicht ganz so zivile Beispiel für Anglophile:

  • Kampagnen zählen mehr zur Kategorie „fire and forget.“
  • Social Media passt besser in die Schublade „seed and raise“.

Social Media ist mehr als Blog PR

Social Media ist eben mehr als Blogger dazu zu animieren, über ein bestimmtes Thema zu schreiben und es so weiter zu verbreiten und zum Thema der „Community“ zu machen.

Ich schreibe das Wort Community hier sehr bewußt in Anführungszeichen. Das halte ich immer für angebracht, wenn ganz allgemein über „die Community“ geredet wird, ohne das dabei klar wird ob es sich um die Gemeinde Wolfenbüttel, einen Verein zur Förderung sorbischen Volkstanzes, die Vereinigung der Harley-Davidson Fahrer von XYZ oder die Fangruppe „Nordkurve“ handelt. Facebook ist übrigens keine Community.

Erinnern wir uns – Social Media ist nicht zuletzt durch den Dialog auf Augenhöhe gekennzeichnet. Bei Blogs fällt dieser Dialog auch dann nicht ganz so intensiv aus, wenn die Augenhöhe stimmt. Blogs sind nun mal mehr Sender als Empfänger. Dialog besteht aus beidem.

Wenn wir von Social Media reden, kommen wir gar nicht um Communitys, Soziale Netze und Social Network Plattformen herum.

Social Network Plattformen: Technische Plattformen, wie Facebook, wer-kennt-wen, etc.

Communitys: Gruppen mit gemeinsamen Interessen, Zielen, Werten.

Soziale Netze: im Einzelfall persönliche Freundes-/ Bekanntenkreise, in der Mehrzahl die Anhäufung davon.

Und bei Werbekampagnen in Social Network Plattformen denken wir immer an die wirklich geringe Resonanz, die uns vor gaugelt, das Werbung in diesen Plattformen schlichtweg nicht  wirken kann. Kann sie auch nicht. Dort hat es der Werbeempfänger leichter die Plattform zu nutzen, ohne das er die Werbung wahrnehmen muss. Dazu braucht er nicht mal technische Hilfsmittel. Er kann sich einfach daran gewöhnen bestimmte Bereiche in der Wahrnehmung als Belästigung einfach auszublenden. Das schön daran – das geht schnell und wie von selbst.

Das Audience – Problem bei Social Media

Die meisten Marketer sind klassisch geprägt. Das heißt, sie sind gewohnt, das ihnen das Medium, das sie benutzen auch gleichzeitig die Audience liefert. Audience steht für eine Zuhörerschaft, die für eine Information zwangsläufig aufnahmebereit ist. Wer ins Fernsehgerät sieht, bekommt die Werbung mehr oder weniger zwangsläufig mit, wer Radio hört, den Spot, wer Zeitung liest, die Anzeige. Zumindest in den Social Network Plattformen können wir nicht mehr automatisch davon ausgehen, auf eine Audience zu stoßen. Die Leute dort sind nun mal aus einem ganz anderen Grund dort, als Werbung wahrzunehmen.

Natürlich sehe ich nicht fern um Werbung zu sehen. Allerdings sehe ich auch nicht schnell genug weg um sie nicht wahr zu nehmen. Anzeigen kann ich überblättern, wenn mich die Botschaft nicht direkt erwischt. Da wir immer ein bißchen besser darin werden, Abwehrmechanismen gegen Zwänge zu entwickeln, wird es für die Zwangsbewerber zunehmend aufwändiger ihre Botschaften auf diesem Web zu vermitteln.

Bei Social Media muss diese Audience erst erarbeitet werden. Dialog und Ãœberzeugung sind hier das Nadelöhr, durch das die Botschaft muss. Das ist auch nicht ohne Aufwand zu bewerkstelligen. Im Unterschied zu den klassischen Medien resultiert der Aufwand eben nicht in den hohen Kosten der Nutzung einer Medienplattform, sondern – verkürzt, vereinfacht und grob dargestellt, ich weiß – darin das für die Botschaft erst eine eigene Audience geschaffen werden muss.

Das Beispiel Brücke als Eselsbrücke

Ich muss mich für den Begriff Eselsbrücke entschuldigen. Er ist defintiv nicht political correct. Das Beispiel dahinter ist hoffentlich praktisch hilfreich.

Stellen Sie sich vor, ein Mann baut eine Brücke, um einen Sack über einen Bach zu befördern. Das Vorhaben gelingt. Die Brücke steht, der Sack wird über den Bach getragen und anschließend wird die Brücke wieder abgebaut.

Wäre das nicht ein schönes Beispiel für einen  Schildbürgerstreich? So funktionieren in etwa so genannte Social Media Kampagnen. Wir bauen mehr oder weniger erfolgreich eine Audience auf, fahren dann einen Informationsmonolog ab und lassen eine Audience zurück, der wir einen Dialog versprochen haben. In der nächsten Kampagne ködern wir unsere Audience mit einem coolen Gimmick odeer suchen uns eine neue.

Tröstliche Worte zum Schluß

Auch wenn dies vielleicht ein wenig zynisch klingt, aber es gibt tatsächlich Trost für all jene, die für teures Geld Social Media Kampagnen gebucht haben und damit erfolglos waren: Es hätte deutlich schlimmer kommen können.

Social Media Kampagnen worst case

Social Media beruht auf dem Angebot einen Dialog auf Augenhöhe zu führen. Man stelle sich vor, ein Konsumgüterhersteller hätte eine Kommunikationsagentur mit einer Kampagne in Social Media beauftragt und viele Kunden hätten dieses Angebot freudig angenommen, weil sie Unternehmen und Produkte hoch schätzen, den Dialog von ihrer Seite aus gestartet und wären ins Leere gelaufen. Weil weder die Agentur noch die Marketingabteilung des Unternehmens darauf eingestellt waren, einen echten Dialog mit vielen Kunden aufrecht zu erhalten. Wie viele Kunden wären frustriert, wie viele hätten sich wohl nicht ernst genommen gefühlt, oder schlimmeres?

So gesehen ist es für den einen oder anderen doch eher ein großes Glück, wenn seine Social Media Kampagne ein gesunder Flop war.

Und wenn man Ihnen eine Social Media Kampagne verkaufen will, bleiben Sie ruhig und lächeln Sie freundlich. Ihr Gegenüber weiß es vielleicht wirklich nicht besser. Halten Sie ihm also zu Gute das er ganz fraglos Ihr bestes will.